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Heidelberg

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Papa hat mir erlaubt, dass ich Hannah und Johannes in Heidelberg besuche. Hannah gehört irgendwie schon zu unserer Familie. Vielleicht kann sie mich aufmuntern. Bei Papa hat das ja vor drei Jahren auch geklappt.

Nach der Fahrt mit der S-Bahn steige ich am Darmstädter Hauptbahnhof in den Interregio nach Heidelberg. Mit der Straßenbahn geht es anschließend zum Bismarckplatz. Das Haus in der Fußgängerzone mit der Eisdiele im Erdgeschoss finde ich schnell. Ich läute. Mit einem Surren öffnet sich die Tür. Es riecht nach Bohnerwachs. Ich schaue im Treppenhaus nach oben. Johannes schaut aus dem zweiten Stock zu mir herab. Er winkt. Nach wenigen Momenten bin ich bei ihm. Er begrüßt mich herzlich.

Und dann kommt auch Hannah an die Tür. Mitte oder Ende siebzig muss Hannah nun wohl schon sein. Aber ihr ganzes Wesen ist jugendlich und frisch. „Komm rein, Lars.“

Wir nehmen im Wohnzimmer Platz. Es gibt Kakao und Eiscreme. Besser geht es nicht.

„Hannah, ich komme gleich zur Sache, um keine Zeit zu verlieren. Ich habe Liebeskummer. Wegen Lisa. Sie hat jetzt einen Freund. Sie sagt aber, ich sei ihr bester Freund. Und damit komme ich gar nicht klar.“

„Ich finde es sehr mutig, dass du mir das so offen erzählst. Du hast schon viele schöne Momente mit Lisa erlebt, oder?“

„Ja, Hannah. Ich kenne sie schon mein ganzes Leben. Ich kann mir das Leben ohne sie gar nicht vorstellen. Und ich sehne mich so sehr zurück – nach der Zeit, bevor sie diesen Brian kennengelernt hat und ich sie noch für mich allein hatte.“

„Ja, Lars. Manchmal ist das so, dass sich Erinnerung und Sehnsucht zu einem tiefen Schmerz vermischen. Das erlebst du jetzt. Und ich werde jetzt nicht sagen, dass die Zeit alle Wunden heilt. Denn das ist nicht wahr. Die Zeit kann manche, aber nicht alle Wunden heilen.“

„Wie kann mein Liebeskummer geheilt werden, Hannah?“

„Durch eine neue Liebe.“

„Was? Wie könnte ich ein anderes Mädchen lieben? Alle anderen Mädchen sind ganz fahl und grau gegen Lisa. Keine ist mit ihr zu vergleichen.“

„Kein Mensch ist mit einem anderen Menschen zu vergleichen, Lars. Jeder hat seine eigene besondere Art. Und irgendwann wirst du ein Mädchen kennenlernen, das eine eigene Art hat, die du lieben wirst.“

„Glaubst du, Hannah? Ist das möglich? Ich bin doch schon 14. Was soll da noch kommen?“

„Das Leben, Lars. Das Leben kommt noch. Auch wenn man schon 14 Jahre alt ist.“ Jetzt lacht Hannah herzlich. Und wir essen gemeinsam unser Eis auf und trinken unseren Kakao.

Heidelberg ist schön. Und bei Hannah und Johannes ist es auch schön. Das ist heute ein wunderbarer Ausflug für mich. Und ich fühle mich schon besser. Vielleicht hat Hannah ja Recht.

Lars' Diary

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