Читать книгу Das Verzaubern - Rebekah Lewis - Страница 8
Kapitel Eins
ОглавлениеDer silberne, kunstvolle Rahmen um den lebensgroßen Spiegel gehörte in einen Horrorfilm. Gotisch, antik und verdreht, enthüllten die verknoteten Schnörkel nie ein erkennbares Design. Es war höchst wahrscheinlich das ursprüngliche Glas, das daran befestigt war, das Alter hatte braune und lilafarbene Flecken hinterlassen, welche eine bereits kitschige Antiquität mit sogar noch hässlicheren Farben trübten. Eine Menge Restauration wäre nötig, um den Spiegel zu verkaufen, außer ein Käufer suchte speziell nach diesem Objekt, was noch immer sein plötzliches Auftauchen an der markantesten Stelle des Ausstellungsraum nicht erklären würde, selbst wenn jemand das hätte. Hoffentlich würde der Gegenstand nicht lange im Geschäft bleiben.
»Du lässt Fliegen hinein. Schließ die Tür!«
April Evans ließ ihren offenen Mund zuklappen und trat vollkommen in den Antiquitätenladen, die kleine Glocke an der Tür bimmelte bei der Bewegung. Sie arbeitete dort an den Wochenenden, wenn sie keine Kurse an dem kleinen Community College in der nächsten Stadt hatte. Da sie nicht für immer mit Studentendarlehen belastet sein wollte, tat sie das Beste, das sie konnte.
Die Ladenbesitzerin, eine Ms. Matilda Scarlet, bedeutete ihr näherzukommen. Ihre langen schwarzen Haare waren in einem glatten, hohen Pferdeschwanz zurückgezogen und Staub hatte graue Streifen über ihren zarten Wangenknochen hinterlassen. Sie lächelte den Spiegel an – ein volles, die Zähne zeigendes, wahnsinniges Grinsen – und drehte sich dann, um sie anzusehen. »Ich habe nach diesem Spiegel gejagt, seit ich an diesem verdammten Ort angekommen bin«, sagte sie, als April sich neben sie bewegte. »Ist er nicht wundervoll?«
Äh … wohl eher abscheulich. April nickte. »Sicher.« Kein Grund mit ihrer Chefin zu streiten. Ms. Scarlet schätzte keinerlei Uneinigkeiten, eine Lektion, die sie in der Vergangenheit schnell gelernt und verstanden hatte. Also wählte April jetzt ihre Schlachten. Wenn es das nicht wert war zu streiten, dann machte sie sich nicht die Mühe. Machte das Leben einfacher. Die Frau bezahlte ihr bedeutend mehr als den Mindestlohn für nur zwei Tage die Woche und deswegen zu bluffen, ob sie hier und da eine Antiquität mochte oder nicht, war es wert.
Ms. Scarlet schlenderte hinter die Kassenzeile, lehnte sich herunter und zog dann ein ledergebundenes Skizzenbuch heraus, in dem sie oft kritzelte, wenn der Kundenstrom träge war, was in einer kleinen Stadt oftmals passierte. Die Wochenenden waren am geschäftigsten, wenn Touristen durchfuhren und anhielten, um einzukaufen, nachdem sie die Schilder in der Nähe des Highways gesehen haben.
April fuhr mit ihrem Finger über die aufwendigen Schnörkel des Rahmens. »Haben Sie für einen Klienten nach diesem Spiegel gesucht?« Ihre Neugier gewann die Oberhand und etwas daran schien … etwas voranzukündigen. Vielleicht war er gefallen und hatte eine Person zerquetscht, der ihn jetzt heimsuchte. Der Spiegel sah absolut heimgesucht aus.
Ms. Scarlet schüttelte ihren Kopf und blätterte durch die Seiten, als April neben sie rückte. »Nein. Das ist ein persönliches Stück.« Interessante Wahl, da Ms. Scarlet zu simpel und elegant neigte. Mit einer Menge Dunkelrot. Dies schien mehr Horror-Show-extravagant als schick.
»Warum haben Sie ihn dann hierhergebracht? Werden die Leute nicht daran interessiert sein ihn zu kaufen?« Bitte, lass jemand ihn kaufen. Wie lange würde sie auf einen solch unschönen Anblick schauen müssen?
Hierbei schnaubte ihre Chefin. »Wenn irgendjemand wüsste, was das ist, würden sie ihr Erstgeborenes verkaufen, für die Chance eine solch einzigartige Vorrichtung zu besitzen.«
Vorrichtung? April schaute auf den Spiegel und zurück zu Ms. Scarlet. Was entging ihr? »Ein wirklich alter Spiegel wäre ein so großes Ding? Wer hat ihn besessen, der Papst?«
»Es ist nicht nur ein Spiegel.« Ihr Tonfall war jetzt schärfer. Die Befragung muss sie verärgert haben, also musste April vorsichtig vorgehen, um sie in einer angenehmen Stimmung zu halten. Ms. Scarlet hielt das Skizzenbuch hoch und zeigte auf eine Zeichnung eines Spiegels mit einem ähnlichen Rahmen, der von Dornensträuchern und knospenden Rosen an einer Steinwand umgeben war. Wenn Antiquitäten für die Frau nicht genug Kohle brachten, könnte nebenbei ihre Kunstfertigkeit die Rechnungen bezahlen. »Es ist der Spiegel, nun ja … einer von ihnen. Das ist der, der von diesem verfluchten, unausstehlichen kleinen Schwachkopf benutzt wurde, Alice.«
Alice? Ihre Verwirrung wuchs exponentiell, da die einzige für eine Verbindung zu einem Spiegel bekannte Alice ein fiktionaler Charakter war. Sicherlich meinte sie nicht, dass es der Spiegel aus Hinter den Spiegeln war. Ms. Scarlet schien nicht der Typ zu sein, der an Flüchte der Einbildungskraft glaubte. »Okay, aber gehörte er jemand Wichtigem?«
Ms. Scarlet klatschte das Buch zu und rammte es schmollend auf den Tisch. Nippes auf dem Regal hinter ihr bebte durch die Vibration. »Dieser Spiegel gehörte der Familie Liddell, welche ihn erstanden haben, kurz bevor sie 1856 nach Oxford gezogen waren.«
April blinzelte.
Ms. Scarlet schien eine andere Reaktion zu erwarten, und als keine kam, atmete sie schnaubend aus und rollte mit ihren Augen und begann zu erklären, ohne zu versuchen ihre Ungeduld zu verschleiern: »Charles Dodgson, den du vielleicht als Lewis Carroll kennst, wollte ihn von Alice Liddells Eltern kaufen, aber sie weigerten sich, beabsichtigten ihn als ein Familiengeheimnis zu wahren. Keiner der anderen Geschwister war in der Lage gewesen ihn zu benutzen, verstehst du.«
April verstand nicht, aber sie nickte.
»Später, als Alice und ihre Schwestern, Edith und Lorna, gemeinsam eine Reise durch Europa machten, war Prinz Leopold ziemlich von Edith angetan. Sie hatte versucht ihn zu beeindrucken, indem sie ihm das Familiengeheimnis erzählte. Dies machte Alice sehr interessant für ihn und er hatte sie ebenfalls beeindrucken wollen, aber sie sah durch seine Machenschaften hindurch. Kurz hiernach verschwand der Spiegel spurlos aus dem Zuhause der Liddells.«
Na ja, das war in der Tat interessant. April genoss es immer die Geschichte hinter den Antiquitäten zu erfahren, obwohl bei diesem hier ein bisschen Fiktion in die Fakten verflochten war. »Hat Leopold ihn gestohlen?«
»Selbstverständlich hat er das, ihn in einer privaten Sammlung behalten – dessen Standort war nie entdeckt worden.«
»Wie haben Sie ihn also zufällig gefunden?«
Ms. Scarlet stand aufrecht hin, ein arrogantes Kippen ihres Kinns ließ sie größer als gewöhnlich scheinen. »Ich habe einst seinen Zwilling besessen. Ich hatte ihn in einer Kammer in meinem Schloss hängen gehabt, weggeschlossen, so dass niemand ohne mein Wissen durch ihn eintrat.« Ein glasiger, ferner Blick erschien in ihren Augen. »Die Reben meiner roten Rosen erklommen die Turmmauern, kletterten in den Raum mit dem Spiegel. Sie verschlangen sich mit dem Rahmen, hielten ihn fest an der Wand. Hielten Wache.«
Ah, das Schloss. April konnte nie sagen, ob Ms. Scarlet die Wahrheit sagte, dass sie früher in ihrem Leben in einem Schloss gelebt hatte, oder ob sie vielleicht nur aus einer wohlhabenden Familie kam und sie ihre Villa als solches bezeichneten. Sie war aus einem anderen Land, oder ihre Eltern waren es. Wahrscheinlich England, ihrem Akzent nach zu urteilen, aber April hatte niemals herumgeschnüffelt, denn Ms. Scarlets Vergangenheit schien sie irrational launenhaft werden zu lassen, wenn sie danach gefragt wurde. Dann kehrten ihre Gedanken zum Spiegel und der Vorstellung zurück, dass dieser wirklich einen Zwilling hatte. »Es gibt mehr als einen?« April erschauderte bei dem Gedanken.
»Selbstverständlich gibt es mehr als einen! Pass auf. Er ist der Spiegel, du dummes Mädchen. Mit diesem Spiegel kann man ins Wunderland reisen.« Ihr Tonfall deutete an, dass nur ein Dummkopf das nicht erkennen würde.
»Wunderland?« April prustete. »So wie sprechende Raupen und die Herzkönigin? Sie erwarten von mir, dass ich glaube, dass dieser Spiegel …«, April gestikulierte wild auf den unschönen Anblick, »… ein Eingang zu einer fiktionalen Welt ist?«
Ms. Scarlet nahm den bemerkenswerten Farbton ihres eigenen Namens an, Scharlachrot. »Wie kommt es, dass Wilhelmina und ihr Faible für Enthauptungen diejenige ist, an die sich oft erinnert wird, doch ich nicht?« Sie nahm einen langen, tiefen Atemzug und legte eine Hand über das Spiegelglas. Vielleicht spielte die Beleuchtung Streiche, und vielleicht war es nicht die beste Entscheidung gewesen bis drei Uhr morgens wach zu bleiben, um ein Essay über Sturmhöhe zu schreiben, aber das Glas schien unter der Hand der Frau leicht zu wogen.
Glaub die Fantasien nicht. April hatte in einem jungen Alter gelernt, dass die Realität gegenüber Magie und Märchen niemals nachgab. Es gibt nichts Derartiges wie das Wunderland. Ms. Scarlet war eine Spinnerin, nichts weiter. Möglicherweise war dies das Schicksal von jedem, der seine ganze Zeit umringt von alten Objekten verbrachte, so dass sie sich danach sehnte die Geschichten dahinter zu erfahren. Für einen solch beeindruckenden Spiegel war es nicht schwer sich vorzustellen, dass er der Eingang zu einer Fantasiewelt war. Unglücklicherweise geschahen Dinge wie diese nicht im realen Leben. April wandte sich in Richtung des Hinterzimmers, da sie bemerkte, dass sie noch nicht einmal ihre Tasche weggestellt und eingestempelt hatte, und stieß gegen einen Tisch, auf dem ein antik aussehendes Schachbrett lag. Die Figuren kippten um, manche verteilten sich auf dem Fußboden. Sie ging schnell herunter, um sie einzusammeln.
»Ich kann dich dorthin schicken«, flüsterte Ms. Scarlet.
Sie hielt an, spähte über ihre Schulter auf ihre Chefin, die nicht bemerkt hatte, dass April ein Chaos aus dem Schachspiel gemacht hatte, oder wenn sie das hatte – kümmerte es sie nicht. Ms. Scarlet streichelte über die verunstaltete Oberfläche des Spiegels. Das verzerrte Glas ließ es scheinen, als ob es bei der Berührung erbebte, aber das war höchst wahrscheinlich nur ihre wilde Fantasie. »Ich denke, nein danke.« Sie stellte das Schachbrett wieder richtig, richtete die roten und weißen Figuren aus und runzelte die Stirn. Ihr fehlte eine. April ging in die Hocke, um unter dem Tisch zu suchen, zu sehen, wohin sie gerollt war, aber der weiße König konnte nirgendwo gefunden werden. Sie tat es mit einem Achselzucken ab, wollte später danach suchen, stand auf und ging dann in das Hinterzimmer und Büro, stellte ihre Tasche in den kleinen Spind mit ihrem Namen darauf. Es gab keine Schlösser an der Tür, aber niemand kam jemals hier hinein und sie war die einzige Wochenendangestellte.
»Denk darüber nach.« Die Worte schwebten in das Hinterzimmer. Offensichtlich würde die Frau diesen Unsinn nicht fallen lassen. Wie lange würde sie es beibehalten, wenn April niemals darauf hereinfiel? »Morgen, wenn du nicht wünschst zu gehen und es selbst zu sehen, werde ich den Spiegel zu meinem Apartment bringen und du wirst ihn niemals wieder sehen müssen.«
Und auf Nimmerwiedersehen.
Marchy rollte sich auf seinen Rücken und seufzte zufrieden, als die Frau bei ihm im Bett kicherte und sich das Haar aus ihren Augen strich. Er genoss immer einen Besuch in einem der Schlösser. Es war wahr, wenn er bei einer Frau liegend entdeckt werden würde, wäre er gezwungen zu heiraten, aber Diskretion war seine Spezialität. Er wusste auch, welche Frauen er um jeden Preis meiden sollte, und wählte seine Eroberungen mit Sorgfalt aus.
»Das war exquisit, Harold«, sagte die Frau und seine gute Laune schwand. Er verachtete seinen Namen. Obwohl, um fair zu sein, er hatte ihren vollkommen vergessen. Sie lehnte sich nach oben, ließ ihr Gesicht in ihrer Hand ruhen und starrte ihn mit strahlenden bernsteinfarbenen Augen und einem Durcheinander goldener Wellen an.
Er hatte sie nicht angewiesen seinen Spitznamen zu benutzen. Es war das Beste, wenn sie seinen formellen Namen benutzte, da es weitaus weniger intim war, trotz dem, was sie vor Momenten getan hatten. Er hatte ein volles Leben und brauchte kein Ehebündnis. Es war schlimm genug, dass der Hutmacher losgezogen ist und sich eine Braut gesucht hat, die immer auf deren Tee und Geplauder bestand. Marchy versuchte sich noch immer an ihre Anwesenheit zu akklimatisieren und musste nicht mit einer neuen Ergänzung umgehen, die mehr als ein Besucher wäre. Er hatte genug Stress.
Eine Reihe aufgeregter Piepser brach die Stille und plötzlich kam eine kleine braune Haselmaus an der Seite des Betts nach oben geprescht, um auf seiner Brust zu ruhen, und piepste nur noch mehr. Seine Bettgefährtin kroch weg, quietschte, und Marchy seufzte einmal mehr, dieses Mal vor Erleichterung. Hawthorn war sein Haustier und seine Wache. Er war darauf trainiert jede unangenehme Unterhaltung oder Kuschel-Sitzung aufzulösen, um Marchy vor Entdeckung zu behüten, oder schlimmer – davor Bindungen zu formen.
»Nun ja, Liebste, es scheint, dass wir Gefahr laufen erwischt zu werden.« Dem war nicht so. Hawthorn war diskreter, für den Fall, dass seine Anwesenheit eine Frau dazu brachte laut panisch zu werden. Dies war eine reine Routinerettung, er sei gesegnet.
»Da ist eine Maus!«, schrie die Frau.
Er seufzte noch einmal und tätschelte den Kopf der Haselmaus. »Hawthorn würde es vorziehen, wenn du deine Stimme gesenkt hieltest, wenn ich bitten darf.« Marchy setzte sich auf und die kleine Kreatur hüpfte auf den kurzen Bettpfosten hinter ihm und setzte sich, schaute zu, wie die Frau hastig ihr Kleid wieder anzog.
Sie ging Momente später ohne auch nur eine Verabschiedung, und das war Marchy ganz recht. »Danke«, sagte er zur Haselmaus. Die Kreatur fiepte ihn an, als ob er sagen wollte, dass es das Mindeste war, das er tun konnte.
Für den Fall, dass die Frau eine der entschlosseneren Art war, diejenigen, die dachten, dass sie ihn trotz ihrer Abneigung gegen Hawthorn in ein Ehebündnis zwingen konnten, zog Marchy sich rasch an und brachte das Bett in Ordnung. Er schöpfte die Haselmaus auf, setzte ihn in der Tasche seines Jacketts ab und warf einen Blick in den Spiegel, um mit seinen Fingern durch seine schulterlangen, dunklen, welligen Haare zu fahren, bevor er seinen Zylinder aufsetzte. Zwei lange Hasenohren ragten aus den Seiten des Huts heraus, welchen der Hutmacher auf eine Weise gestaltet hatte, dass er für diese nicht unbequem war. Sie hatten einen weichen braunen Farbton, ähnlich seiner Hautfarbe. Sie waren außerdem sein rettendes Element, dass er noch nicht in der Ehefalle gefangen wurde, so hatte er das Gefühl.
Viele Frauen mieden die Halblinge allesamt, obwohl seine Erscheinung nicht so befremdlich war wie andere seiner Spezies. Seine Kinder könnten mit Kiemen oder Schnauzen enden, vielleicht Krallen oder einem Schnabel. Halblinge waren ein Spiel, mit dem sich viele Frauen nicht aufhielten, da sie jeder ein vereinzeltes tierisches Attribut annahmen, und in vielen Fällen eine Hautfarbe, die zu diesem Teil passte. Er hatte Glück, dass er letztendlich nur ein Paar seltsamer Ohren und sein gutes Aussehen hatte, ansonsten hätte er längere Zeitspannen ohne Bettsport.
Marchy verschwendete keine weitere Minute damit untätig zu sein und machte sich zum Thronsaal auf. Der Hutmacher wäre wahrscheinlich mit seiner Ehefrau dort, die ihre Schwester, die Rote Königin, besuchte. Er hatte noch immer keine Ahnung, wie lange von ihm erwartet wurde ein Gast im Roten Königreich zu sein, bevor er nach Hause zurückkehrte. Wenn Melody ihre Schwester besuchen wollte, folgte der Hutmacher. Was bedeutete, dass Marchy folgte. Die Weiße Königin hatte ihn damals, als sie jung waren, damit beauftragt nach dem Hutmacher zu sehen, und er vertraute Melody nicht recht dies allein zu tun. Sie war immerhin ein Findling und gegenüber dieser Welt noch immer unwissend, trotz dass sie seit ein paar Jahren hier war.
Als die frühere Rote Königin im Schloss gelebt hatte, war der Thronsaal ohne viel Dekoration gewesen. Die schwarzen Steine waren dunkel und imposant gewesen, mit ein paar wenigen Gegenständen in Rot, um ihm Farbe zu verleihen. Jetzt, als er den gewaltigen Raum betrat, ging er vorbei an eingetopften roten Rosen entlang der Wände, Statuen und viel mehr Bannern, von welchen das Größte das neue Wappen der königlichen Familie zur Schau stellte, was einen grinsenden Boojum, einen winzigen Borogoven und einen grimmigen Greifen aufwies.
»Ah, Marchy, so schön von dir dich schließlich zu uns zu gesellen.« Die neue Königin war in der Mitte des Raums mit ihrer Schwester gestanden, mit ihrer beider Ehemänner an ihren Seiten. Sie hatte einen Borogoven auf ihrer Schulter, der mit seinem türkisfarbenen gefederten Schwanz zuckte. Die kleine Kreatur trug seinen liebsten Zweispitz, Schärpe und Schwertgürtel und hüpfte auf den Fußboden in seine Richtung.
Hawthorn streckte seinen Kopf aus Marchys Tasche und fiepte, rannte an seinem Bein hinab, um sich zu der anderen Kreatur zu gesellen, bevor sie beide unter den nächsten Tisch starteten. Wahrscheinlich um Ränke zu spinnen oder etwas Ähnliches. Diese beiden waren wie Pech und Schwefel, wann auch immer sie zusammen kamen, und es verhieß oft nichts Gutes für Devrel.
Apropos …
»Wo ist diese verflixte Katze heute?« Der Boojum sah wie eine Katze mit einem Grinsen aus, aber er konnte ein Ärgernis höchsten Grades sein. Ein Gauner durch und durch.
»Devrel ist im Cottage mit Sunny und den Kätzchen«, begann Melody. »Du bist heute sicher vor ihm, aber ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass er morgen während der Festlichkeiten nicht auf einen Sprung vorbeikommt.«
Jedes Jahr wurde ein Maskenball abgehalten, um den Jahrestag der Hochzeit von Königin Cadence und König Gareth zu kennzeichnen. Devrel würde es nicht verpassen, da er Gareths engster Freund war. Was bedeutete, dass er ein Auge auf Hawthorn und diesen federarschigen Anstifter haben musste, bevor zwischen beiden Parteien ein Krieg der Trickserei ausbrach. An manchen Tagen vermisste Marchy es, als Hawthorn Devrel komplett gemieden hatte. Einfachere Zeiten waren das.
Er scheute die Frage, die er sich zu stellen verpflichtet fühlte, und sagte: »Gibt es irgendetwas, das ich für euch tun kann, um bei den Vorbereitungen für den Ball zu helfen?«
Gareth grinste und Marchy konnte nur annehmen, dass der Mann wusste, was auch immer die Antwort war, es würde dem mit Geringschätzung begegnet werden.
»Ich bin so froh, dass du fragst«, sagte Cadence in einem allzu süßen Ton unechter Unschuld. »Der Hutmacher wollte helfen, aber er ändert ein paar Roben meiner Damen für den Ball ab. Würde es dir etwas ausmachen Gareth dabei zu unterstützen ein paar von Matildas Lagerkammern auszuräumen? Sie war ein bisschen sammelwütig, befürchte ich, und ich schicke Dinge zurück zu Adelaide, um zu sehen, ob sie diese will oder ob sie diese aufmuntern könnten, da sie in letzter Zeit eher zurückgezogen ist. Oder vielleicht können wir es spenden oder eine königliche Auktion abhalten. Wenn du irgendetwas siehst, das du willst, lass es mich wissen. Wenn es nicht für Adelaide ist, gehört es als Bezahlung dir.«
Er funkelte Gareth an, der mit den Schultern zuckte. »Selbstverständlich, Eure Majestät«, sagte Marchy gedehnt, »ich würde es außerordentlich lieben dein Gerümpel aufzuräumen.«
Cadence schnaubte und winkte ihn weg. »Du bist für jemanden, der nicht ganz so raffiniert mit seinen Eroberungen ist wie er denkt, immer so mürrisch. Eines Tages wirst du tatsächlich nach einer Nummer in guter Stimmung sein.«
Obwohl er sich an Cadences Direktheit gewöhnt hatte, scheiterte es nie ihn zu überraschen. Er sah prüfend über seine Schulter, um zu sehen, ob sie fünf allein waren.
Cadence lachte laut auf. »Dein Geheimnis ist sicher bei mir, Marchy. Ich werde dir keine Heirat aufzwingen, wenn du es nicht wirklich willst. Davon kommt nichts Gutes.«
»Nun ja«, sagte er und glättete sein Jackett mit ruckhaften Bewegungen, während sich die Haut in seinem Nacken beträchtlich erwärmte. »Ich danke dir für deine Diskretion.« Er wandte sich an den König und fügte hinzu: »Wollen wir?«
Gareth nickte und die beiden steuerten zusammen davon, um welchem Chaos auch immer, das Matilda für sie hinterlassen hatte, entgegenzutreten, bei dem Cadence es in fünf Jahren nicht für nötig hielt es durchzusortieren.