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Ricky

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Die Party endete. Endlich. Der Himmel über der Villa hatte von Dunkelblau zu Hellgrau gewechselt, als Gesundheitsminister Maleficum die Hände hob und allen für ihre Anwesenheit dankte.

Die Luft duftete nach Popcorn und teurem Parfüm. Die eisige Luft. Wessen Scheißidee war es gewesen, die Party draußen zu veranstalten? Rickys Nacken war steif von dem Wechsel aus Winterkälte und Heizstrahlerhitze. Stunden lockeren Geplauders hatten ihn heiser gemacht und sein verdammtes Knie machte sich auch bemerkbar.

Alt zu sein war eine Plage. Wurde Zeit für die Unsterblichkeit, bevor sein Körper ganz den Geist aufgab.

Er wartete auf dem plattgetrampelten Rasen und wechselte belanglose Abschiedsfloskeln, bis die letzten Gäste sich endlich verzogen hatten. Dann schlenderte er zum Gesundheitsminister und seiner Frau hinüber. Seinen lieben Freunden Rufulino und Faye. Schwach, aber nützlich.

»Ihr Lieben«, sagte er und freute sich, dass sie genauso müde aussahen wie er selbst. Rufulinos Anzug war so zerknittert wie Fayes Mundwinkel. »Es tut mir leid, dass ich euch so spät noch um einen Gefallen bitten muss.«

»Alles für dich, Ricky.« Faye lächelte. Echte Wärme zeigte sich in ihren Augen. Nun, er hatte ihren größten Wunsch erfüllt, gleich drei Mal. Diskret und zuverlässig. Kein Wunder, dass sie ihn mochte.

All seine Freunde schätzten seine Verschwiegenheit. Er hatte seine Parteikollegen mit allem versorgt, was ihre Herzen begehrten, ob legal oder illegal. Er hatte ihre Fehler ausgebügelt und ihre Opfer verschwinden lassen. Es gab nur wenige Wesen in Magows Oberschicht, die Ricky Scholle keinen Gefallen schuldeten.

Sie waren so dankbar, dass sie sogar großzügig übersahen, dass er keiner von ihnen war.

Nun, sie übersahen, dass er aus der Mittelschicht stammte. Dass er kein magisches Wesen war, wusste niemand. Glücklicherweise hatte er auch dafür eine Lösung gefunden.

Er spürte das Amulett auf seiner Brust. Es schien immer wenige Grad wärmer zu sein als sein Körper. Manchmal dachte er an den Wasserspeier, der dafür gestorben war. Ob es dessen Wärme war, die durch das Amulett pulsierte? Adina hatte ihm nie verraten, wer es gewesen war.

Die Zusammenarbeit mit Adina war riskant, aber er gewann mehr, als er verlor.

Flügel.

Das höchste politische Amt von Magow.

Unsterblichkeit.

Schon morgen, wenn alles gut ging.

Manchmal gruselte er sich vor dem Amulett. Ab und zu, wenn er wach lag, glaubte er, einen schwachen Puls zu fühlen. Aber wer immer für sein Amulett gestorben war, würde nicht der Letzte sein, der für Rickys Karriere abkratzte. Und ganz sicher war er nicht der Erste.

Ricky dachte an die Frau, die ihm seinen Namen geschenkt hatte. An seinen besten Freund, der zu viel gewusst hatte. An all die Wesen, die über seine Machenschaften gestolpert waren und sich das Genick gebrochen hatten. Nun, bis auf einen. Aber der würde morgen ohnehin sterben. Und er hatte es nicht geschafft, Ricky aufzuhalten.

Sein Herz schlug etwas schneller, als er Maleficum und seiner Frau in die Villa folgte. Als er erklärte, was er brauchte.

»Es ist nur für einen Tag«, sagte er, als er die Sorge in den Gesichtern der beiden sah. »Ich brauche ein paar Hexen für ein harmloses Experiment. Sehr mächtige Hexen.«

»Nimm uns.« Faye lächelte unsicher. In ihrem Designerkleid sah sie hinreißend aus. »Wir helfen dir gern, bei was auch immer.«

»Es tut mir leid.« Er kratzte sich im Nacken und grinste entschuldigend. »Aber ich brauche jemanden mit wirklich großer Macht. Mehr als ihr bieten könnt. Eure Kinder sind vermutlich die stärksten Hexen in Magow, also, abgesehen von Adina Caligaris Tochter. Aber die ist, nun …«

»Unter Menschen aufgewachsen.« Rufulinos Miene war verächtlich. »Natürlich ist sie ungeeignet. Ich habe sie einmal getroffen und ihr fehlt jegliches Feingefühl.« Er räusperte sich. »Aber Mariella und Milanea wollten gerade schlafen gehen und, nun, Elwin ist schon lange im Bett …«

»Weck ihn auf.« Ricky hielt seinem Blick stand. Er lachte trocken. »Keine Sorge, du bekommst sie morgen Abend zurück. Unversehrt und höchstens ein bisschen müde. Ich verspreche es.« Er hob drei Finger zum Pfadfinderschwur. »Sie werden Spaß haben. Ich brauche sie nur für ein absolut sicheres Experiment.«

Faye legte ihre Hand auf den Arm ihres Mannes. »Ricky hat uns nie belogen. Er ist doch der Grund, aus dem wir die drei überhaupt …« Sie schluckte.

Rufulino nahm ihre Hand. »Ich weiß.« Er seufzte. »Wecken wir Elwin auf. Und du erklärst den Mädchen, warum sie nach dieser Nacht auch noch einen Job für den Bürgermeister erledigen müssen.«

Die Aussicht schien Faye nicht zu erfreuen. Aber sie tat es.

Kurz darauf war Ricky auf dem Weg zurück zu seiner Villa. Obwohl sie nebenan lag, nahm er den Jaguar. Man wusste ja nie, wer einen sah.

Mariella neben ihm gähnte vorwurfsvoll. Die beiden anderen hingen mit geschlossenen Augen auf dem Rücksitz.

»Ich hoffe, es dauert nicht zu lange«, sagte sie. »Ich habe morgen ein Sondertraining für das Tennisturnier nächste Woche. Und ich will gewinnen.«

»Das verstehe ich.« Er lachte. »Aber tu nicht so, als würdest du das Training brauchen. Onkel Ricky kennt dich schließlich, seit du ein Stöpsel warst. Du bist die geborene Siegerin, Mariella.«

Ein kleines Lächeln schlich sich in ihre vorwurfsvolle Miene. Im schwachen Schein der Laternen sah sie ihrer Mutter einen Moment lang richtig ähnlich.

Die Wächter von Magow - Band 11: Incubus-Intrigen

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