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Papa ruft an

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Maman«, sagte Jean und stand langsam auf. Seine Finger umklammerten das Handy. Sein Herz sank. Panik rauschte durch seine Glieder und ließ Nats Zimmer verschwimmen. »Geht es dir gut?«

»Natürlich geht es mir gut.« Sie lachte glockenhell. So lachte sie nicht. Nie. Trotz ihrer zarten Gestalt war wenig Verletzliches an ihr. Doch gerade klang seine Mutter wie eine verdammte Elfenprinzessin. Er fror.

Aeron, dachte er. Er schloss die Augen. Das ist Aeron.

»Ich habe einen alten Bekannten getroffen«, flötete sie. »Moment, ich reiche dich weiter.«

Ein Moment der Stille, kaum lang genug, um eine Tasse fallen zu lassen. Jean atmete ein. Sein Mund schmeckte nach Galle. Nats Augen musterten ihn.

»Hallo, Söhnchen.« Arrogant. Widerlich. So klang dieser Dreckskerl. So hatte er geklungen, als Jean seine Stimme zum ersten Mal gehört hatte, damals, als die Sau ihn nicht einmal erkannt hatte. Sein Leben lang hatte er davon geträumt, dass er seinem Erzeuger begegnen würde … und als es endlich geschehen war, war Jean gefesselt gewesen und der Mistkerl hatte ihn kaum eines Blickes gewürdigt.

Bei ihrer zweiten Begegnung hatte Jean nichts mitbekommen, weil ein Körperdieb ihn gesteuert hatte.

Er hatte so sehr gehofft, dass ihre dritte Begegnung anders laufen würde. Dass er ein verdammtes Schwert haben würde, dass er Aeron als ebenbürtiger Gegner gegenüberstehen würde, stark genug, um ihm die Rübe abzuhauen …

Tat er nicht. Wieder hatte die Arschkrampe alle Karten in der Hand.

»Lass sie in Ruhe, du …«, begann Jean und hätte fast gekotzt.

»Meine Mitarbeiterin holt dich gleich ab«, sagte Aeron von Thrane und legte auf.

Nein. Hilflos sah er Nat an, der ebenfalls das Handy in der Hand hatte. Der Vampir runzelte die Stirn.

»Ich wollte in der Zentrale anrufen, aber der Empfang ist weg«, sagte er. »Was ist passiert? Ich … ich habe gesehen, dass es etwas Übles ist, deshalb dachte ich, dass es besser wäre, wenn …«

»Aeron«, sagte Jean. Er war seltsam ruhig, nun, da das Schlimmste passiert war, das er sich vorstellen konnte. Sein Blick wanderte über Nats besorgtes Gesicht. »Er hat Maman und …«

Es klingelte. Der Laut schrillte durch das Zimmer, ein Misston, der perfekt zu Jeans Innenleben passte. Ihm war schlecht.

»Er hat gesagt, dass seine Mitarbeiterin mich abholt.«, sagte er und ging zur Tür. Es fühlte sich an, als würde er durch einen Traum schlurfen.

»Hast du noch etwas gehört?«, fragte Nat, der noch blasser war als sonst. »Hintergrundgeräusche? Irgendetwas?«

Jean zögerte. »Nein. Nichts. Ich …« Er überlegte. »Nichts. Ich muss gehen. Versteckt euch.«

»Wir folgen dir.« Einen Moment lang berührte Nats Hand seine. »Keine Angst. Wir verfolgen euch. Wir finden dich.« Ein schiefes, ängstliches Lächeln. Es war noch schöner, weil Jean wusste, dass Nats Angst ihm galt. Er zwang sich, ebenfalls zu lächeln, nur für ihn.

»Danke.« Er schnaubte kläglich. »Mein Held.«

Nat lachte ebenso kläglich. »Wir holen euch.«

»Ich muss los.«

Sie stolperten in die Küche. Vivi sah auf. Sofie kam gerade zurück. Anscheinend hatte sie den Summer gedrückt.

»Das Internet ist aus«, beschwerte Vivi sich, im gleichen Moment, in dem Sofie sprach.

»Das war aber eine kurze Besprechung«, sagte sie und wirkte besorgt. »Ich dachte, wir sehen euch vor morgen früh nicht …«

»Versteckt euch«, befahl Nat. »Aeron hat angerufen. Er will Jean mitnehmen. Vivi, unter das Sofa. Sofie, auf den Balkon. Schnell.«

»Ich habe Aeron reingelassen?!« Sofies Augen wurden rund.

»Auf den Balkon!«, zischte Nat und sie zuckte zusammen. Einen Moment später hatten sie sich alle verborgen. Sofie auf dem Balkon, unsichtbar hinter den Vorhängen, Vivi unter dem Sofa und Nat hinter der Tür. Zwei Momente später klopfte es an der Tür. Jean öffnete sie.

Eine schöne Frau stand im Türrahmen. Schwarze Haare flossen über weiße Schultern, ein graues Kleid mit dünnen Trägern schmiegte sich um ihre Kurven und ihr roter Mund verzog sich zu einem Lächeln.

Ein Monster, dachte Jean.

Ein Succubus. Sie roch süß wie frische Zuckerwatte und sah mindestens so appetitlich aus. Augenblicklich zog er seine Schutzmauern hoch.

»Kleiner. Versuch nicht, mich zu verführen.« Ihre Zähne blitzten. »Denk daran, dass wir deine Mutter haben.«

Jean nickte. Er wollte durch die Tür gehen, als ein zweites Monster erschien. Ein unglaublich attraktiver Mann, kaum älter als er selbst, mit langen braunen Locken, die ihn ein wenig an Nats erinnerten. Aber seinem Lächeln fehlte jede Ehrlichkeit.

»Wir nehmen deine Freunde mit«, sagte der Mann. »Befehl vom Meister.«

»Dein Meister ist ein Arschloch«, krächzte Jean. Scheiße. Niemand würde ihn retten. Schlimm genug, dass er ständig gerettet werden musste wie eine verkackte Prinzessin, jetzt würden sie …

»Hier ist niemand«, knurrte er und versperrte den Weg.

»Sicher.« Der Succubus lachte. »Wir haben euch reingehen sehen. Bleib schön hier stehen.« Sie drehte ihre Kraft voll auf. »Bitte, Süßer.«

Jean dachte an seine Mutter. Er dachte an Nat, der sicher verborgen war. Noch. Er hasste es, denken zu müssen. Sich entscheiden zu müssen, und dieser Hass führte ihn zu einem Gefühl, mit dem er umgehen konnte: Wut.

»Süße«, knurrte er. »Versuch nicht, mich mit deinen popeligen Kräften zu lenken. Ich könnte dich dazu bringen, aus dem Fenster zu hüpfen, wenn ich Lust dazu hätte.«

Sie wirkte leicht irritiert. »Nicht schlecht. Aber denk daran, dass wir deine Mutter haben.«

»Daran denk ich gerade.« Er ballte die Fäuste. »Haut ab oder ich schlag euch zu Brei.«

»Komm her«, sagte der zweite Incubus, ebenfalls lächelnd. Nicht zu ihm. »Schlag ihn K. O.«

Jean fuhr herum. Ballte die Fäuste, bereit, als Erster zuzuschlagen. Sah Nats Faust auf sich zurasen. Sah die hellen Locken und die schief sitzende Brille und schaffte es nicht, die Hände zu heben. Schmerz explodierte in seinem Kinn. Der Raum drehte sich und dann sah er die Decke hinter tausend blitzenden Lichtern und dann … nichts mehr.

Die Wächter von Magow - Band 11: Incubus-Intrigen

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