Читать книгу Schungit - Stein der Lebensenergie - Regina Martino - Страница 8
Der Schungit in der Geschichte
ОглавлениеObwohl der Schungit sich in Westeuropa gerade erst zu verbreiten beginnt, sollte man ihn nicht als unverhoffte Entdeckung voller Magie bezeichnen, mit deren Hilfe man fähig ist, alle Lebewesen auf diesem Planeten zu retten. Mir erscheint es angebrachter, gleich einen Blick auf die Geschichte Russlands zu werfen und einfach zu akzeptieren, dass man in den westlichen Ländern schlicht nichts über den Nutzen von Schungit weiß, während dieser in Karelien seit Jahrhunderten bekannt und auch anerkannt ist. Die Tatsache, dass die Fullerene aufgrund von Experimenten in Weltraumlaboren entdeckt wurden, sollte nicht als Rechtfertigung für eine wie auch immer geartete Aneignung durch den Westen herhalten. Die Bewohner Kareliens nutzen die Fullerene seit Jahrhunderten, ohne zu wissen, dass es sich dabei um Fullerene handelt.
Unsere Vorfahren haben schließlich auch und bereits seit vielen Generationen die heilenden Eigenschaften von Kräutern, Quellen und Mineralien genutzt, ohne wissenschaftlich fundierte Kenntnisse in Pharmakologie, Biochemie oder über atomare und molekulare Strukturen zu haben. Aber viele der intuitiven Entdeckungen der Vergangenheit – sogar einer weit zurückliegenden Vergangenheit – haben die gewaltigen Fortschritte der heutigen, wissenschaftlich geprägten Medizin erst ermöglicht.
Das Mineral Schungit ist vor Milliarden von Jahren entstanden, und seit Tausenden von Jahren ist es der Bevölkerung rund um den Onegasee (im russischen Teil von Karelien) bekannt.
Archäologische Grabungen haben Spuren von zahlreichen, sehr alten menschlichen Siedlungen in dieser Region zutage gefördert. Die Menschen sind dem zurückweichenden Eis der letzten Eiszeit gefolgt (um 9 000 v. Chr.). Die Nomadenstämme der Jäger und Sammler haben sich nach und nach in Karelien angesiedelt. Diese Menschen haben 4 000 bis 6 000 Jahre alte Felsritzungen und Felsmalereien hinterlassen. Die Darstellungen sind in vielen Fällen noch immer rätselhaft. Die Felsgravuren vom Onegasee, die aus der Jungsteinzeit stammen, stellen hauptsächlich mythologische Szenen dar, die im direkten Zusammenhang mit der Natur, den Elementen und den Jahreszeiten stehen. Manche Motive erinnern an Wasservögel, ihre Bedeutung aber bleibt offen: Sind es mythische Gottheiten, stellen sie den Ablauf der Jahreszeiten oder den Rhythmus der Zugvögel dar, die Wanderung der Seelen ... Der göttliche Elan, der menschliche Elan und die große Mutter tauchen ebenfalls in den Petroglyphen auf, von denen die meisten am Ostufer des Sees zu finden sind, wo sich die reichsten Fundorte mit finnisch-ugrischen Felsgravuren befinden.
Bei den archäologischen Ausgrabungen kamen rund um den See Wohnstätten und Kultorte wie Labyrinthe, heilige Steine und Grabfelder zum Vorschein, die auf 6 000 vor Christi Geburt datiert wurden. Für die Schamanen der Sami ist der Onegasee heilig, er ist ein Kraftort, dessen sehr reines Wasser stiller Zeuge ihrer geheimen Zeremonien ist.
Sehr viel später – ab dem 14. Jahrhundert – wurden in dieser Region zahlreiche Kirchen und orthodoxe Klöster gebaut. Unter ihnen befindet sich auch das architektonische Ensemble der Museumsinsel Kischi Pogost (16. Jahrhundert) mit der Verklärungskirche (1714), die ohne einen einzigen Nagel und gänzlich ohne Metall errichtet wurde und zum Unesco-Weltkulturerbe gehört.
Wie in Westeuropa wurden diese Kirchen nicht zufällig dort errichtet. Abgesehen davon, dass sie an alten Handelsrouten und an ausgesprochen schönen Plätzen stehen, profitieren sie auch von den heiligen Plätzen, welche die Vorfahren aufgrund ihrer energetischen Eigenschaften ausgewählt hatten.
Russische Chroniken aus dem 17. und 18. Jahrhundert zeugen bereits von der Verwendung des Schungits zu Heilzwecken.
Die erste offizielle und schriftliche Erwähnung der Heilkraft des Schungits reicht zurück bis in die Epoche Iwans des Schrecklichen und seines Sohnes Fjodor I., mit dem auch die Dynastie der Rurikiden endete. Der Schungit war damals nicht unter diesem Namen bekannt, sondern wurde als eine lokale »Schieferart« angesehen. Bekannt war er hauptsächlich wegen einer sehr reinen Quelle, die aus diesem schwarzen Gestein entsprang.
Boris Godunow (Regent und Schwager von Fjodor I.) lässt sich 1598 zum Zaren wählen. Um die Legitimität seines Thronanspruchs nicht infrage zu stellen (er war ja nur ein gewählter Zar), versuchte er, den Einfluss der Familie Romanow einzudämmen. Er schickte die Familie des einzigen noch lebenden Rurikiden, Fjodor Nikititsch Romanow, seine Frau Xenia Romanowa und ihren jungen Sohn Michael ins Exil und zwang sie, ins Kloster zu gehen. Fjodor Romanow wurde nach Polen geschickt, wo er den Ordensnamen Philaret annahm. Xenia Romanowa lebte als Nonne Marfa zurückgezogen in einer Einsiedelei am Nordufer des Onegasees in Tolvuya. Ausgezehrt von den Entbehrungen und der Kälte war sie bald dem Tode nah. Als Boris Godunow 1605 starb, wurden ihre Haftbedingungen gemildert. Die ortsansässigen Bauern erbarmten sich ihrer und behandelten sie mit dem Wasser aus jener Quelle voller wunderbarer Eigenschaften, der Schungit-Quelle. Sobald sie wieder gesund war, machte Marfa/Xenia sich auf den Weg zu ihrem Sohn Michael, von dem sie viele Jahre getrennt war. Anschließend kehrte dieser nach Moskau zurück, um den seit acht Jahren andauernden politischen Unruhen ein Ende zu setzen und sich anstelle der vorangehenden Usurpatoren zum Zar krönen zu lassen.
Michael I. war der erste Zar der Romanow-Dynastie, deren Herrschaft fast 300 Jahre lang währte, bis zur Revolution von 1917. Die Anekdote mit dem Schungit ist bis zu uns vorgedrungen, weil der Tod Xenias/Marfas bedeutende Folgen für die Geschichte Russlands gehabt hätte. Zur Erinnerung an die Genesung der adligen Dame Xenia wurde die Quelle »Frühling der Prinzessin« genannt. Dennoch vergaß man sie in Moskau schnell, und das Wunderwasser kehrte in die Anonymität zurück. Fortan galt es wieder nur als eine Quelle, die allein den Bewohnern der umliegenden Dörfer Hilfe und Heilung bot.
Erst als die Regierungszeit Peters des Großen angebrochen war, tauchte der Schungit wieder in den Annalen der Geschichte auf.
Peter der Große ließ in der Nähe des Onegasees im Jahre 1714 eine Kupferhütte errichten. Die Legende besagt, dass Arbeiter, die aufgrund der Erze aus der Mine an Vergiftungen litten und schwer erkrankten, sich innerhalb von drei Tagen mit »lebendem Wasser« aus einer Quelle in der Nachbarschaft kurierten. Peter der Große ordnete daraufhin an, diese Quelle zu untersuchen, die aus einem Schungit-Depot entsprang. Die Untersuchungen zeigten, wie außerordentlich wirksam das Wasser war, wenn es darum ging, Krankheiten wie Skorbut, Leberleiden oder andere Erkrankungen zu heilen.
Nach einem Kuraufenthalt im belgischen Spa, zu dem ihm sein Berater und Vertrauter, der Arzt Robert Areskin, geraten hatte, ordnete der Zar die Errichtung des ersten russischen »Spas« in Konchezero an. Das liegt am Ufer eines kleinen Sees in der Nähe des Onegasees.
So entstand der Kurort Marzialnyje Wody (deutsch: »Marzialwässer«). Drei Paläste aus Holz (die 1780 abbrannten) wurden für den Zaren, seine Familie und den Hofstaat errichtet, des Weiteren Häuser und Hotels für Patienten und Personal. Außerdem ließ der Zar 1720/21 die Apostel-Petrus-Kirche errichten.
In diesen Jahren wurde ein Artikel mit dem Titel »Untersuchung über die wahre Wirkung der Marzialwässer in Konchezero« publiziert. Er enthält kurze Zusammenfassungen von neun Krankheiten, die mit dem Wasser dieser Quelle behandelt wurden. In den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts hat sich Peter I. viele Male mit seiner Familie zur Kur bei den »Marzialwässern« aufgehalten. Nachdem die antiseptischen Eigenschaften des Wassers, das in Kontakt mit diesem schwarzen Stein gekommen war, bekannt geworden waren, und nachdem es jedem, der davon trank, eine große Vitalität verlieh, kam von Peter dem Großen der Erlass, jeder seiner Soldaten möge ein Stück Schungit (dieser Name tauchte erst später auf, damals nannte man ihn noch Schieferstein) in seinem Marschgepäck mitführen, und zwar in seiner Feldflasche, damit er immer reines, desinfiziertes Wasser bei sich habe, um sich vor der Ruhr zu schützen, die zur damaligen Zeit in der Armee sehr verbreitet war.
Nach dem Tod Peters des Großen wurde der Betrieb des Kurortes eingestellt, er geriet wieder in Vergessenheit und nur die Einheimischen erinnerten sich an seine Heilkräfte.
Erst nach 1930 kam es erneut zu wissenschaftlichen Untersuchungen. Sie zeigten vor allem, dass der Gehalt an Eisenoxid (79,7 mg/l) den vergleichbarer, weltbekannter Heilquellen wie Spa, Marienbad oder Bad Karlsbrunn überstieg. Aber der Zweite Weltkrieg machte alle Projekte zur Wiederbelebung des Kurbetriebs zunichte.
In den sechziger Jahren wuchs das Interesse am Schungit dann wieder, es kam zur Errichtung eines neuen Heilbades und zu weiteren klinischen Forschungen, aber diese blieben erneut im regionalen Rahmen. Die Untersuchungen haben erst mit der Entdeckung der Fullerene im Schungit ein größeres Echo ausgelöst. In dem Kapitel »Der Schungit und seine Eigenschaften« (S 45ff.) werden die Ergebnisse der neuesten Untersuchungen vorgestellt. Sie belegen die Stärken des Schungits auf wissenschaftliche Weise.
Der russische Zar Peter der Große.