Читать книгу Sylt mit Stil - Regina Stahl - Страница 12

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Regelmäßig zog es das Ehepaar Lammert im Winter auf die Insel, um dort ein paar erholsame Tage zu verbringen. „Für viele mag es verrückt klingen, dass wir nur im Winter auf die Insel gereist sind. Aber wir waren begeisterte Segler und haben die Sommer auf unserem Boot auf dem holländischen IJsselmeer verbracht.“ Nach diversen Sylt-Aufenthalten im Keitumer Bene-Diken-Hof beschlossen die beiden schließlich, sich ein eigenes Domizil zu kaufen. Fündig wurden sie im Winter des Jahres 2000. Wie gewohnt fuhren sie vor ihrer Abreise zur Bäckerei Ingwersen nach Morsum. Auf dem Weg dorthin bemerkten sie eine große Baustelle mit Blick aufs Watt. Bauherr war der durch viele Projekte bekannte Makler Karl Hermann Karbig. „Da wir noch genug Zeit bis zu unserem Abflug hatten, haben wir ihn sofort angerufen, denn Morsum gefiel uns, weil es noch so ursprünglich war. Tourismus schien hier nicht stattzufinden.“ Man traf sich an der Baustelle, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht mehr als eine ausgeschachtete Fläche war. Und spontan wurde eine Entscheidung gefällt: Das zukünftige Haus würde in der sogenannten ersten Reihe stehen, mit einem herrlichen Weitblick über die Rasenfläche, das Schilf, die Heide und das Wattenmeer. „Wir freuten uns schon darauf, morgens aufzuwachen und die Aussicht genießen zu können. Fast das ganze Panorama der Insel.“

Zusammen mit Karbigs Architektin Sigrid Rothbart, die seit seinem Tod 2011 das Bauunternehmen leitet, wurden Pläne geschmiedet. „Wir haben uns immer sehr für Architektur interessiert und wussten genau, was wir wollten“, erzählt Margret Lammert, die mittlerweile verwitwet ist und das Haus allein bzw. mit ihren vier Kindern und fünf Enkeln bewohnt. „Wir schätzten zwar Herrn Karbigs Sinn für Gemütlichkeit, wünschten uns aber alles etwas purer. Zum Beispiel gibt es bei uns keine gefliesten Wände, sondern als Reverenz an die Friesentradition jeweils nur eine Kachel in der Küche und im Obergeschoss im Flur.“ Auch der Kamin blieb schlicht und weiß, eher wie ein offener Kubus. „Als Herr Karbig uns später mal besuchte, nickte er wohlwollend, meinte aber, dass wir uns darüber im Klaren sein müssten, dass wir dieses Haus nie weiterverkaufen könnten“, erinnert sich die Hausherrin. „Aber das kam für uns auch nicht infrage, und daran hat sich bis heute nichts geändert.“

Die Inneneinrichtung entstand in Zusammenarbeit mit einem engen Freund der Familie, dem Produktdesigner und Künstler Dieter Sieger. „Die meisten Möbel wurden nach seinen Ideen von einem Tischler in Warendorf angefertigt. Die beiden waren ein langjähriges Team.“ Statt einer offenen Garderobe gibt es im Entree einen von außen verspiegelten Apothekerschrank, in dem Mäntel und Jacken verschwinden können. Im Wohnzimmer stehen von Ettore Sottsass entworfene Sofas, die vor ein paar Jahren mit einem filzartigen Wollstoff in leuchtendem Lila bezogen wurden. Akzente setzen zudem Keramikskulpturen des Designers, der zu den Mitbegründern der Memphis-Gruppe gehört, sowie Glasdesign des tschechischen Künstlers Bořek Šípek.

Besonders stolz ist die Hausherrin auf das Badezimmer im ersten Stock. „Von der Wanne aus sollte man aufs Watt sehen können. Die ganze Familie hat auf den Steinen Probe gelegen“, lacht Margret Lammert. Am liebsten jedoch sitzt sie auf einer der gemütlichen Bänke unter den Gaubenfenstern im Schlafzimmer und genießt den Panoramablick, der von hieraus vor allem im Winter fantastisch ist. „Das Licht und die Farben haben dann eine ganz andere Wirkung. Wenn die Dämmerung einfällt und das Watt gefroren ist, entsteht eine fast märchenhafte Stimmung.“

TIPPS

LIEBLINGSRESTAURANT

Mit der Familie und Freunden gehe ich gern zu Johannes King am Keitumer Kreisel. Sein Genuss-Shop ist lässig und unkompliziert mit ausgezeichnetem Essen. Mein Favorit ist Tatar, egal, ob vom Rind oder Lachs. Außerdem kann man da Geschenke finden, über die sich jeder freut, zum Beispiel unterschiedlich gewürztes Salz, Öle und Vinaigrettes – und natürlich seinen hausgemachten Eierlikör Liebelei.

LIEBLINGSBROT

Nach wie vor kaufe ich das Friesenbrot, das meinem Mann und mir per Zufall zu unserem Haus verholfen hat, in der Bäckerei Ingwersen in Morsum.

LIEBLINGSFAHRRADTOUR

Ich radle gern durch Morsum am Deich entlang und zwischen den Feldern – man trifft wenig Menschen und hat das Gefühl, die Insel gehört einem allein. In anderen Orten ist das ja mittlerweile nicht so, da gibt es fast mehr Radler als Autofahrer.

LIEBLINGSPFLANZEN

Wir sind ja viel in Holland gesegelt. Dort war das Neeltje Pater unser bevorzugtes Restaurant. Da gab es herrliche Hortensienhecken, sodass ich beschloss: Irgendwann möchte ich so was auch im Garten haben. Nun ist es so, und ich freue mich jedes Jahr darüber, denn durch die Nähe zum Meer gedeihen Hortensien auf Sylt genauso prächtig wie in Holland.



Hinter den mit lilafarbenem Wollstoff bezogenen Sofas von Ettore Sottsass steht ein Schrank, den Dieter Sieger entworfen hat. An der Wand neben dem Kubuskamin hängt ein Bild der Hamburger Fotografin Gabriele Geike.


Typisch für den Stil von Karl Hermann Karbig: die rund gestaltete Fensterfront, davor ein Stuhl mit passendem Hocker von Flexform, vor der Wand Keramikskulpturen von Ettore Sottsass.


Wenn man auf der Terrasse sitzt, kann man den Blick bis zum Wattenmeer genießen. Die Tischplatte wurde von dem dänischen Künstler Bjørn Wiinblad gestaltet.


Die roten Stühle im Schlafzimmer sind von Harry Bertoia. Die kugelförmigen Lampen am Boden hat Margret Lammert bei Ose Franzen in Westerland entdeckt.



Ein bisschen Blau muss sein, auch wenn es nicht der typische Friesenfarbton ist, sondern ein Blau in drei unterschiedlichen Nuancen. Blickfang auf der Marmorplatte des Esstischs ist ein Designobjekt des tschechischen Künstlers Bořek Šípek.


Ein charmantes Karbig-Detail: das unterteilte Rundbogenfenster mit Fensterläden.


Zu Beginn war die Skizze. Aber von Anfang an stand fest, dass verschiedene Abstufungen von Blau ins Spiel kommen sollten, um die Farbgebung interessanter zu gestalten.


Zwischen dem Esstisch und dem Küchenbereich steht ein Schrank für Gläser und Geschirr, der wie so vieles in diesem Haus von Dieter Sieger entworfen wurde.


Sylt mit Stil

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