Читать книгу Sylt mit Stil - Regina Stahl - Страница 15
Оглавление„Dieses Haus hat viele fröhliche Stunden erlebt“, erzählt Jane Smith, eine der drei Töchter von Anne und Sam Smith, die viele Jahrzehnte lang die beliebteste Pension in Kampen betrieben haben. Während in anderen Häusern bis maximal 10 Uhr gefrühstückt werden durfte, konnten Gäste wie Curt Jürgens, Liselotte Pulver, Fritz Wepper oder Gunter Sachs bei schönem Wetter bis High Noon im Rosengarten ihr Rührei mit Schinken oder Räucherlachs genießen. Anne Smith, geborene Baumann, ist eine echte Insulanerin, ihre Eltern führten in Westerland das bis zu den 60er-Jahren sehr populäre Lokal Baumannshöhle. Unter Insidern hieß es Club der Matratzenschoner, da viele hier ihre Urlaubsnächte zum Tag machten …
Sam Smith, dessen Familie in dem kleinen Ort Hinchley Wood in der Nähe von London eine Pension besaß, die kurioserweise Westerland hieß, kam während des Krieges nach Sylt und lernte Anne kennen und lieben – der Rest ist Insel-Geschichte. Langjährige Kampianer erinnern sich noch daran, dass Sam Smith, obwohl er der deutschen Sprache mächtig war, ausschließlich Englisch sprach, die Wände der Pension mit seinen selbst gemalten Bildern schmückte, liebevoll die heute noch legendären Rosen im Garten des Hauses pflegte und sehnsüchtig auf die Rückkehr seines Airdaleterriers Eddy wartete, der in Kampen sein eigenes Wegerecht hatte.
Der heutige Besitzer reiste mit seinen Eltern 1967 zum ersten Mal nach Sylt. „Damals haben wir in einer Pension am Wenningstedter Dorfteich gewohnt. Später verbrachte ich dann wie so viele Hamburger Schüler die Ferien in dem Erholungsheim Puan Klent in der Nähe von Rantum. Ab Mitte der 70er-Jahre kamen wir regelmäßig nach Sylt, erst als Kinder, dann mit Partnern und jetzt mit eigenen Kindern.“ Nach und nach festigte sich der Wunsch nach einem eigenen Haus auf der Insel. Groß sollte es sein, um genug Platz für die Familie zu bieten. „Der Makler Ralph Justus Maus erwarb die Pension von den Töchtern der mittlerweile verstorbenen Eheleute Smith, baute sie um und verkaufte sie 2014 an uns. So wurde aus der verwinkelten Pension ein modern konzipiertes Einfamilienhaus, bei dem lediglich die historische Fassade aus rotem Backstein sowie die Gaube mit Spitzdach, die alte Eingangstür und die Sprossenfenster erhalten blieben.“ Durch seine Dachkonstruktion aus Schiefer und Kupfer hebt sich Hinchley Wood von den meisten reetgedeckten Häusern in Kampen ab. „Dadurch wirkt es nicht so geduckt, sondern luftiger.“ Das Haus ist wie die meisten historischen Gebäude nicht unterkellert, bietet aber auf einer insgesamt über 200 Quadratmeter großen Wohnfläche Platz für ein großzügiges Entree, sieben Zimmer, vier Bäder, eine Gästetoilette, eine Küche und einen Hauswirtschaftsraum. Absolutes Highlight ist die sogenannte Orangerie mit raumhohen Sprossenfenstern zum Garten hin. „Im Sommer wehen oft Rosenblätter herein. Aber das ist Jammern auf höchstem Niveau“, lacht der Hausherr.
Im Gegensatz zu früher wurde beim Interieur bewusst auf friesische Elemente verzichtet. „Meinen 50. Geburtstag haben wir auf einem Schloss in Schottland gefeiert, das nach einem Brand neu und völlig modern wiedererrichtet worden war. Das war unsere Inspiration.“ Möbel im Stil der 50er- und 60er-Jahre, zeitlose Bauhaus-Elemente, an den Wänden Kunst des 20. Jahrhunderts, zum Beispiel Bilder von Otto Piene und anderen ZERO-Künstlern. Mittelpunkt der Küche ist ein Herd von La Cornue, der nicht nur dekorativ ist, sondern tatsächlich auch oft genutzt wird. Im Hinchley Wood wird gern gefeiert, denn wie schon unter der Ägide der Smith-Family schätzen die Gäste die guten Gespräche genauso wie die kulinarischen Köstlichkeiten.
TIPPS
ÜBERBACKENE AUSTERN
Zutaten
frische Austern (Menge nach Belieben) wahlweise Kräuterbutter, Sauce hollandaise oder Pernodbutter
Zubereitung
Backofen auf 180 °C Oberhitze vorheizen.
Einen Topf mit etwas Wasser füllen. Austern hineingeben und mit geschlossenem Deckel ca. 5 Minuten dämpfen. Sobald sie sich öffnen, die oberen Schalen abnehmen. Die unteren mit Austernfleisch gefüllten Schalen auf einem Backblech verteilen und nach Belieben mit Kräuterbutter, Sauce hollandaise oder Pernodbutter bestreichen.
Ca. 5 Minuten überbacken.
LIEBLINGSRESTAURANT
Ich esse immer gern Meeresfrüchte – früher am liebsten bei Fisch-Fiete in Keitum. Aber seitdem das Restaurant nicht mehr existiert, habe ich im Sylter Royal in List einen guten Ersatz gefunden. Dort bestelle ich sehr gern die überbackenen Austern, die ich zu Hause auch für meine Gäste zubereite.
LIEBLINGSSPAZIERGANG
Ich laufe gern durch die Braderuper Heide. Man hat immer einen tollen Blick auf die Landschaft und das Wattenmeer. Außerdem ist das Gebiet von unserem Haus zu Fuß erreichbar. Ab und zu begleitet mich ein „Adoptivhund“ aus dem Freundeskreis.
Hinter einer Couch im Wohnzimmer hängt ein Werk von Peter Brüning, der in den 50er- und 60er-Jahren einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Informel war.
Die Rosen am Eingang zum Hinchley Wood zählen wie in den frühen Jahren zur Signature des Hauses.
Der Blickfang im Esszimmer: ein Bild des Leipziger Fotografen Erasmus Schröter.
Früher führte die Treppe zu den Pensionszimmern, heute geht es hier zum Arbeitszimmer und zum privaten Schlafbereich.
Einst war es ein Hobby von Pensionswirt Sam Smith, heute kümmert sich der Gärtner Krystoph liebevoll um die Rosen im Garten des Hinchley Wood.