Читать книгу Arbeiten in der Tagesschule (E-Book) - Regula Windlinger - Страница 4
1.1 Empirie in der schulergänzenden Bildung und Betreuung
ОглавлениеForschungsergebnisse aus dem Bereich der vorschulischen und schulergänzenden Bildung und Betreuung in der Schweiz und in Deutschland (für einen Überblick siehe Windlinger & Züger, 2020, Kapitel 3) zeigen, dass die meisten Mitarbeitenden ihren Job als bedeutsam erleben und die Arbeit mit den Kindern sie motiviert. Essenziell sind dabei die Qualität der Führung und Teamwork. Viele Betreuungspersonen erleben im Arbeitsalltag Belastungen wie Zeitdruck, fehlende Pausen, zu grosse Gruppen oder beeinträchtigende Umgebungsfaktoren wie Lärm. Diese Belastungen können sich negativ auf die Zufriedenheit und Gesundheit der Mitarbeitenden auswirken. Studien konnten aufzeigen, dass das Erleben der Arbeit von verschiedenen Faktoren abhängig ist. Erwähnenswert sind beispielsweise der Betreuungsschlüssel, das pädagogische Konzept einer Einrichtung, die Infrastruktur oder die Einteilung der Arbeitszeit. Günstige Faktoren können die Mitarbeitenden entlasten, negativ wahrgenommene Faktoren führen zu Belastungen.
Um mehr über das Personal in den Tagesschulen, Tagesstrukturen oder Mittagstischen herauszufinden und um zu untersuchen, inwiefern diese Befunde auch für die SEBB in drei Kantonen der Schweiz zutreffen, führten wir an der Pädagogischen Hochschule Bern (PHBern) das Forschungsprojekt «Arbeitsplatz Tagesschule» durch. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts befragten wir Leitungspersonen und Mitarbeitende in der schulergänzenden Bildung und Betreuung in den Kantonen Aargau, Bern und Solothurn. Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse zum Personal und dessen Anstellungs- und Arbeitsbedingungen, zu den Belastungen und Ressourcen in der Arbeit, dem Beanspruchungserleben und der Motivation sowie zu Gesundheit, Arbeitsfähigkeit und arbeitsbezogenen Einstellungen ist im Buch «Arbeitsplatz Tagesschule. Zur Situation in Einrichtungen der schulergänzenden Bildung und Betreuung» vorzufinden (Windlinger & Züger, 2020). Insgesamt bestätigen die Ergebnisse dieses Projekts die angesprochenen Erkenntnisse aus früherer Forschung. Sie zeigen zudem, dass für die meisten Mitarbeitenden derzeit die Belastungen noch in einem angemessenen Verhältnis zu den Ressourcen bei der Arbeit stehen. Diese Einschätzungen sind jedoch abhängig von der Qualifikation und dem Arbeitspensum. Mitarbeitende mit höheren Arbeitspensen sind stärker belastet und erleben daher auch stärkere emotionale Erschöpfung als Mitarbeitende mit kleineren Pensen. Eine stärkere Beanspruchung äussern Mitarbeitende mit einer pädagogischen Ausbildung. Dies hängt wahrscheinlich mit deren höheren eigenen Ansprüchen an die Qualität der Arbeit zusammen. Dies zeigt sich auch darin, dass Mitarbeitende mit einem pädagogischen Berufsabschluss die Rahmenbedingungen eher als unzureichend einstufen und diesbezüglich einen höheren Handlungsbedarf sehen.