Читать книгу Lachen mit FRED B. - Reiner F. Silberg - Страница 4
ОглавлениеDer Möbeltransport
Ich stand auf dem Balkon, hatte Langeweile und war begeistert, als sich vor meinen Augen ein Szenario abzuspielen drohte, dass viel Spaß versprach. Ich griff mir eine Flasche Bier und putzte die vergilbten Gläser meiner Brille. Die Darsteller da unten konnten beginnen:
Aus einem Hauseingang trat eine kleine Gruppe Männlein, die den offensichtlichen Auftrag hatte, Mobiliar in das gegenüber befindliche Haus zu tragen. Es waren Helfer einer Familie, die gerade ihre Wohnung wechselte. Für die kurze Transportstrecke bedurfte es natürlich keines größeren Fahrzeuges. Ein kleines Handwägelchen und die eigenen vier bzw. fünf Glieder erschienen den Beteiligten als ausreichend. Nun kommt es im Leben sowieso immer anders, als es die Planung vorsieht. Zwei Männer - ein kleiner Dicker und ein langer Dünner - erschienen nach Passieren der Haustür im Sichtfeld. Das Handicap war nicht der Schrank, den die Beiden sozusagen von A nach B tragen zu wollen vorgaben, sondern ihre unterschiedliche Größe. Wie sich aber im Verlaufe des zum Scheitern verurteilten Unterfangens herausstellte, gab es einen weit wichtigeren Grund, aus dem alles ein einziges Dilemma wurde. Zunächst aber verursachte die unterschiedliche Körpergröße der beiden ungelernten Möbelträger ein bedrohliches Schaukeln des obendrein wackligen Schrankes. Der eine gab dem anderen lautstark kund, dass er es satt habe, sich zum Pavian der Wohngegend zu machen. Das war gut gesagt, denn es wurde zwar kein Pavian ersichtlich, aber etwas Ähnliches nahte bereits im Hinterland des Geschehens. Und zwar in Form einer älteren Dame, die von einem kleinen Wadenbeißer - ein Minihund - zum Gaudi der Fußgänger Gassi geführt wurde. Dem kleinen Hundekerl war das Hinterherzerren seiner Herrin auf Dauer nicht die Erfüllung, er konzentrierte sich mit blitzenden Augen auf die beiden komischen Gestalten, die vor ihm versuchten, unbeschadet ein bedenklich schwankendes Ding umher zu tragen. Die Hundeleine spannte sich surrend, gurgelnde Laute drangen von unten nach oben und die Dame musste achtgeben, nicht in den Straßenkot gerissen zu werden. Der Inhalt meiner Bierflasche zischte in engen Abständen meine Kehle hinunter und drohte, alsbald zu enden. Angesichts der sich entwickelnden, hervorragend humoristischen Situation, lief ich Gefahr, eine Trockenperiode meiner Kehle durchstehen zu müssen. Die Zeit war zu kostbar, um sie mit der Akquise einer neuen Flasche Bier zu vergeuden.
Die Spannung stieg, als zunächst nur ich von meinem Hochsitz aus ahnte, was kommen könnte. Die Schrankträger waren mit sich und dem Schrank beschäftigt, die Dame hatte Mühe, ihren kleinen Hund, der nun sehr aggressive Töne von sich gab, dessen Pfoten beim Vorwärtsdrängeln Dreck nach hinten schleuderten, im Zaum zu halten. Sie musste Obacht geben, über ihr geliebtes Schoßhündchen nicht gänzlich die Kontrolle zu verlieren. Dieses kleine Tierchen war nämlich gerade im Begriff, sich in ein rasendes Ungeheuer zu verwandeln. Die Zeichen der Darbietung standen auf Sturm. Es ging los: Der hinten laufende Schrankträger hatte keine Chance. Er hörte hinter sich, ganz nahe, ein gurgelndes Röcheln, Scharren und Knurren. Es ist nachzuvollziehen, dass dem armen Manne aus der Sicht der Unwissenheit - er sah ja die ganze Zeit immerfort nur die wurmstichige Schrankwand vor sich - die vorgebrachten gefährlichen Laute, nur als das Angriffsgeschrei einer beißwütigen Kreatur deuten konnte. Dieser Gedanke konnte nicht zu Ende gebracht werden. Der kleine Wadenbeißer, der in seinem Wesen nun endgültig in eine Kreuzung aus Reiswolf und Blutgeier konvertiert war, riss sich vollends von der kreischenden Dame los, zerrte den Hundezwirn hinterher und konnte nun endlich seine messerscharfen Zähne in die haarigen und entblößten Krampfadern des gepeinigten Männleins schlagen. Der Transportmann trug kurze Hosen und ihn ereilte die Vorahnung, dass seine Waden und danach auch seine anderen Extremitäten auf der Stelle aufgefressen werden. Er warf völlig entnervt den Schrank von sich und ging akustisch explodierend seiner Wege. Nun muß der Leser sich vergegenwärtigen, dass der Vordermann von den Vorgängen, die sich hinter ihm entwickelten, nicht viel mitbekam. Er sah sich plötzlich auserkoren, den Schrank alleine tragen zu müssen, weil sein Spannemann hinten einfach zu dämlich für seine Aufgabe sei. Der Vordermann, der lange Dürre also, war ein Kämpfertyp. Sekundenlang jonglierte er den großen Schrank und glaubte fest daran, physikalische Gesetze zu seinen Gunsten aushebeln zu können. Daraus wurde aber nichts, denn der Schrank zog ihn einfach nach hinten und zerplatzte auf der Fahrbahn. Und mitten in dem Bretterhaufen nahm nun der Vordermann, also der lange Dünne, sein Bad in der Menge. Mittlerweile hatte aber die Dame, die nun endlich ihr geiferndes Reptil eingefangen hatte und kurz vor dem Dilemma eines Nervenzusammenbruches stand, restlos die Fassung verloren. Sie disziplinierte nicht ihren kleinen Psychopaten, sondern beschimpfte mit übelsten Ausfällen die verhinderten Schrankträger. Sie kreischte wie Verona Feldbusch und verblüffte die anwesende Gafferschar mit der vorgetragenen These, ihr Schoßhündchen sei unschuldig wie die liebe Daisy des leider verblichenen Herrn Mooshammer. Der angenagte Mann habe durch entblößen seiner schwieligen Waden mit diesen unappetitlichen Krampfadern den armen Hund provoziert. Mittlerweile hatte sich aber der andere Transportspezi vom Bretterstapel befreit. Sein Feindbild war zunächst so aufgebaut, dass sein Spannemann ein Blödmann sei. Dahingehend erwiesen sich seine lautstark vorgetragenen Argumente aber als falsch. Der angefressene Kumpan, also der kleine Dicke mit den nackten Waden, verstand es endlich, den Vorgang durch detaillierte Schilderung seiner durchlebten Pein aufzuhellen. Die Hundebesitzerin mußte einsehen, dass sich das Blatt zu wenden begann. In Gedanken sah sie sich schon die Überreste des Schrankes von der Fahrbahn räumen. Sie hatte sekundenlange Eingebungen, dass eine von ihr zu zahlende Schadensumme von ihrem gemästeten Konto abgehen könnte. So hatte sie die Idee, eine Version der Ereignisse in die inzwischen zahlreichen Zuschauer zu kolportieren, die jeder Vernunft spottet: Sie wisse überhaupt nicht, wieso sie hier angesprochen werde. Von weitem hätte sie gesehen, wie zwei ehrenwerte Herren versuchten, eine Holzkiste einigermaßen unbeschadet über die Fahrbahn zu jonglieren. Die Aktion begann zu scheitern, weil die Herren zuvor offenbar zu tief ins Glas gesehen hätten. Sie habe sich mit ihren schüchternen Hund, der angeblich an der Leine hinterher gezogen werden musste, der albernen Szenerie genähert, um Hilfe anzubieten. Gleich hätten die beiden Kistenträger sie aber unflätig beschimpft und ihr Hündchen hätte sich dabei vor Angst schlotternd hinter ihren Rockzipfel verkrochen. Nun möchte sie aber nicht weiter stören, da ein Kaffeekränzchen bei Cousine Frieda schon in Zeitverzug sei. Ihr Hündchen lag derweil schläfrig zwischen den krummen Beinen der ältlichen Dame. Als aber der lange Dünne schimpfend mit seinen spillerigen Beinstäben umherstakste, regte sich wieder der unbändige Jagdtrieb im Hündchen. Es machte alles zunichte, indem es die Lefzen wetzte und sich wieder zum großvolumigen Raubtier hineinsteigerte. Dieses gefräßige Raubtier wollte nun diesem dünnen Mann eine deftige Lektion erteilen. Und es wollte wissen, wie und ob solche dünnen Beinstäbe schmecken können. Wie ein Kugelblitz torpedierte sich das vorgeblich liebe Hündchen aus seiner Warteposition zwischen den krummen Beinen der völlig irritierten Dame nach vorn. Dem Opfer blieb keine Chance. Mit Karacho und rückwärts stolpernd, flog der dünne Mann nochmals in den Bretterhaufen. Der kleine Kojote verbiss sich in die fettlose Wade, ließ aber nach kurzer Zeit angewidert von dem dürren Unterbein ab. Und nun gab es endlich wichtige Zeugen des interessanten Schauspieles: Der Eigentümer des zwischenzeitlich zum Scheiterhaufen avancierten Schrankes. Der trat gerade aus der Haustür, um sich über den Fortgang der Umzugsaktion ein genaues Bild zu verschaffen. Hinter ihm erschien schon der nächste Darsteller in der Türfüllung: Ein Männlein, dessen Auftrag darin bestand, mittels kleinen Metallwägelchen eine altertümliche Waschmaschine von A nach B bringen zu müssen. Es war Fred B., der Hausnachbar, welcher sich als helfender Engel produzierte. Von seinen Aktionen wird noch viel zu erzählen sein. Zunächst aber blieben dem Schrankeigentümer angesichts der Tatsache, dass er nun Verwalter eines schäbigen Bretterhaufens geworden war, die Worte im Hals stecken. Es bedurfte einiger Zuredungen und Überredungen, um auch beim ehemaligen Schrankeigentümer und jetzigen Eigentümers eines Scheiterhaufens, ein klares Feindbild zu installieren. Der machte kurzen Prozess und bat alle Beteiligten zur Verhandlung in den Hausflur, um dort Anklage zu erheben und ein Protokoll für die Versicherung zu erstellen. Zuvor bat er die Hundedame inständig, ihr vierbeiniges Monster an den Laternenpfahl zu ketten. Die Bezeichnung dieses Schadensfalles wird der Versicherungsbürokratie nicht leicht fallen und an deren Schreibtischen für Lachsalven sorgen.
Zwischenzeitlich hatten aber nun Fred und der klapprige Wagen so ihre Mühe mit dem Bewältigen der gestellten Aufgabe. Schließlich musste die völlig überladene Karre über den Bordstein dirigiert werden. Das versprach, eine interessante Posse zu werden. Es begann schon damit, dass Fred rückwärts gehend und am Wägelchen zerrend sich quasi dem ersten Unheil näherte. Richtig, der Bordstein war zu zeitig da, der Karrenlenker hatte seine hinteren Augen zu Hause vergessen und ging deshalb stolpernd zu Boden. Freds Schutzengel schwebte einige Runden über ihn. Zunächst blieb also die Waschmaschine nach mehreren Kippversuchen auf dem Wagen stehen. Der Initiator dieser ganzen Straßenbelustigung, also der Besitzer der Möbelstücke, begab angesichts des neuerlichen Tumultes vor die Tür. Er hatte Mühe, die Fassung nicht endgültig zu verlieren. Er konnte nicht glauben, wie dämlich seine im Kneipenmilieu angeheuerten Helfer die Gaffergemeinde bei Laune hielten. Er eilte wieder ins Haus, um die dort renitent auflaufende Hundedame zur Räson zu bringen. Fred erhob sich unterdessen aus dem Straßenstaub und widmete sich erneut der Bewältigung seines Auftrages. Fred hatte ein Problem: Runter ging es vom Bordstein gerade noch, aber an der anderen Seite wieder hoch - also das sollte sein Meisterstück werden. Richtigerweise hob Wagenmeister Fred die Karre vorn an und zerrte verbissen an der Deichsel. Die körperlichen Verrenkungen waren optisch ein ganz passables Schauspiel. Eine Glanzleistung aber war das Absatteln der Waschmaschine. Die Hebelwirkung der schweren Maschine wurde vom offensichtlich wenig physikalisch vorbelasteten Fred schlichtweg unterschätzt. Es krachte und das nun entleerte Wägelchen überschlug sich vor Freude. Die Männer, die vom Eigentümer zwischenzeitlich zum Beräumen der Schrankreste an Ort und Stelle beordert waren, bekamen einen Lachkrampf. Anschließend hoben sie freundlicherweise dem Fred die verbeulte Maschine wieder auf die Karre. Nach mehreren Metern Fahrt über verhärteten Hundekot und dem Passieren eines abgesackten Gullydeckels streckte das überforderte Wägelchen die Hufe in den Himmel. Die Räder machten das Spektakel einfach nicht mehr mit und legten sich waagerecht. Fred hatte nun die fürchterliche Eingebung, der gepeinigten Waschmaschine eine Pause zu gönnen und sich auf die Suche nach einem neuen Transportmittel zu begeben. So geschah es und es geschahen noch ganz andere Dinge. Wie der Zufall es so will, begann sich am Horizont der Fahrbahn ein schillerndes Ereignis zusammenzubrauen. Die Katastrophe nahte in der Form, als dass sich ein verrosteter PKW „Lada“ russischer Bauart samt tschechischem Fahrerpersonal der Szene näherte. In Höhe der unfreiwillig abgestellten Waschmaschine, die aus Sicht der allerlei Krimskrams sammelnden Tschechen ein hochmodernes Gerät darstellte, wurde der Bremsmechanismus des Uralt-Lada in Gang gesetzt. Irgendwann kam das Vierrad dann auch zum Stehen. Ruck-zuck wurde das Objekt der Begierde aufgeladen und die neuen Eigentümer des Waschgerätes entschwanden im Nebel der Abgase am Firmament der Endlosigkeit. Als Fred nun endlich wieder am Tatort mißmutig eintraf, immer noch keinen neuen Wagen hatte, da sprang das blanke Entsetzen aus seinen Augen. Er sah nicht das, was er sehen wollte. Er sah vor Wut und Angst überhaupt nichts mehr. Auch nicht, dass sich der Eigentümer der Waschmaschine näherte und sich lobend darüber äußerte, wie schnell der Fred die Maschine beräumt habe. Nun ja, der teure Transportwagen wäre nun etwas beschädigt. „Wegräumen den Schrott und dann fix paar Tschechen zum Möbeltragen besorgen!“ trug der Chef auf. „Die lungern stets da vorne um die Ecke herum und sind scharf auf altes Zeug“ dozierte der Chef der Aktion. Er rekapitulierte laut, dass seine komplizierten deutschen Helfer mehr Bierflaschen vor sich hertrugen, als Möbelstücke und die Aktion wohl deshalb bis Mitternacht dauern kann. Fred wusste nicht so recht, wie ihm geschah. Völlig verwirrt trabte er von dannen, um sich seiner neuen Aufgabe anzunehmen. Ihn peinigten entsetzliche Aversionen und er meinte, sogleich verblöden zu müssen. Fred recherchierte und kam zum Ergebnis, er sei dem Menetekel des ewigen Scheiterns verfallen und im wabernden Nebel der kommenden Ereignisse sah er sich schon auf dem Hackklotz einer schmierigen Pferdeschlachterei liegend seine letzten Worte vortragen. Da Fred im Haus nebenan wohnte, ging er erst mal in seine Bude und zischte zwei Pils und zwei Korn. Dann ging er mutig seiner gestellten Aufgabe entgegen. Er bog er um die Ecke und erspähte tatsächlich einige Tschechen, die gerade aus einer Mülltonne Unterhaltungselektronik bargen und in ihre Karre stopften. Und Fred sah doch tatsächlich seine Waschmaschine auf dem durchgebogenen Dach des Ladas. Mit einer Leine festgezurrt. Er war sprachlos und legte sich gedanklich ein Konzept zurecht, wie er unbeschadet seine Maschine und zugleich die Tschechen angeln konnte. Allerdings glaubte er selbst nicht an einen Erfolg seiner gefährlichen Mission. Aus seiner früheren Liebschaft mit einer tschechischen Zigeunerin, die er nach acht Flaschen Pilsner Urquell und fünf Karlsbader Becher auf dem Straßenstrich aufgegabelt hatte, haben sich einige tschechische Wortfetzen in seinen Gehirnwindungen eingegraben. Eine weitere Anhäufung seines ausländischen Wortschatzes ereichte er bei seinen illegalen Zigarrenkäufen bei landlosen Vietnamesen, welche in vietnamesischen, tschechischen, slowakischen und englischen Sprachversuchen ihre Klientel betrogen. Seinen internationalen Wortschatz wollte er nun zur versöhnlichen Debatte vor den Tschechen ausbreiten. Angesichts des vorangegangenen Desasters war Fred allerdings nicht mehr so richtig Herr seiner Sinne und seine vorgetragenen Vokabeln brachten nicht den erwünschten Erfolg einer gütigen Verständigung mit den ausländischen Müllmännern. Und schließlich waren die zwei Pils und die Schnäpse nicht alkoholfrei gewesen. Seine auswendig gelernten Vokabeln taugten allenfalls für eine Neuauflage seines zurückliegenden Abenteuers mit dieser heimatlosen Zigeunerin, welche ungefragt sein Geld in einer verfallenen grenznahen Gastwirtschaft verplempert hatte. Fred bekam also die entmutigende Antwort auf sein vorgetragenes Begehren auf Verständigung: „Deizscher Männlein, du haben Verirrung am Kopf und am Bein Nummero drei“ dozierten die Tschechen. Im Auto der Mülltschechen befand sich nämlich auch eine schwabbelige Matrone, welche offenbar die Aufsicht über das Unternehmen führte, als Maskottchen diente und auch für alle anderen Aufgaben zur Verfügung stand. Durch die hervorgesprudelten Wortfetzen, die größtenteils sexuellen Inhalt schäbigster Art besaßen, wurde die Absicht herausgelesen, der magere Deutsche sei scharf auf die ehrenwerte Dame in der Limousine und wolle ihr nun beizeiten unter den Rock. Fred zog es nun schleunigst vor, mit den bedrohlich dreinblickenden Tschechen deutsch zu sprechen. Ein bärtiger Tscheche knurrte „Ei, der Deitsche sprechen Mutterspräche“. Als Fred zu verstehen gab, die Waschmaschine in Besitz nehmen zu wollen, da es seine eigene sei, da lachten die Tschechen. Man klopfte ihm auf die Schulter, entnahm dabei unbemerkt die Armbanduhr von Fred`s dünnem Handgelenk und versprach ihm, bei guter Bezahlung mit der monströsen Chefin über sein vorgetragenes abartiges Verlangen zu reden. Fred begann zu schwitzen und dachte darüber nach, was alles so abgehen würde, müßte er sich über die ungelenke Frau wälzen. Das Ergebnis seiner abstrusen Gedanken versetzte ihn in lähmendes Entsetzen. Er zog es vor, freundlich noch einen schönen Tag zu wünschen. Ihm sei es etwas unpäßlich und er müsse zunächst sein dürftiges Mittagessen erbrechen gehen. Die Tschechen bemerkten dazu, er könne sein Essen gern ausatmen, aber erst nach üppiger Barzahlung für das unverbindliche Angebot, die angeblich lüsterne tschechische Schönheit im russischen Lada bezirzen zu dürfen. Fred wurde sanft ans Auto geschoben aber er sträubte sich und erklärte seinen Verzicht auf das Abenteuer und verwies auf Kopfschmerzen im linken Kniegelenk. Die ausländischen Möchtegernzuhälter standen derweil bedeppert herum und konnten nicht fassen, wie dieser germanische Mensch vor ihnen herumzitterte und Unsinn redete. Um sich nicht großartig Ärger aufzuladen, ließ man das deutsche Menschenbündel wegen dessen plötzlichen Gesichtsgulaschs abziehen. Fred trottete davon, fasste aber wenig später plötzlich Mut und gestand großmütig seinem Chef, der schon auf das Eintreffen eines tschechischen Arbeitskommandos wartete, sein ganzes Dilemma. Also ging der Chef selber zu den Tschechen, legte denen paar Geldscheine aufs Autodach und empfahl seinen Auftrag auf zügige Ausführung. Im Preis sei das Hochtragen seiner bereits freundlicherweise aufgeladenen Waschmaschine enthalten. Er fügte noch seine hervorragenden verwandtschaftlichen Beziehungen zum Oberzollinspektor Dr. Pumpelhuber hinzu und empfahl seinen Schwiegersohn, welcher als Polizeikommissar grade auf Schicht sei, als guten Gesprächspartner. Und ab ging die Post, der gepeinigte Fred hatte endlich Zeit zum Luft holen. Er empfahl seine Dienste und verschwand im Dunst der kommenden Ereignisse. Allerdings sah er seine Armbanduhr nie wieder.