Читать книгу Lachen mit FRED B. - Reiner F. Silberg - Страница 7
ОглавлениеFred kommt auf den Hund
In seiner Wohnung kommt sich Fred mit der Zeit einsam vor. Er hat Angst, dass ihm die Decke auf den Kopf fällt und er dadurch Beulen davon trägt. Fred hat die zweifelhafte Gabe, sonderbare Gedanken seiner Gehirnwindungen in die Wirklichkeit zu projizieren. Dabei sträuben sich ihm oftmals die Haare angesichts seiner makabren Einfälle. Um sein Alleinsein zu beenden, möchte sich Fred einen Hund anschaffen. Anstatt sich nun an ein seriöses Unternehmen zu wenden, das wenigstens einen Hund von einem Schaf unterscheiden kann, nimmt Fred Kontakt zu einer Kneipenbekanntschaft auf. Sein ehemaliger Saufkumpan Karl Riedassel aus dem „Salon zum dreckigen Löffel“, mit dem er in völliger Depression vor einiger Zeit einige Liter Bier getrunken hat, ist dessen Angaben nach ein versierter Tierunterhändler. Der Teufel springt auf Fred und reitet ihn, als er Suffkopf Riedassel hundewissenschaftliches Wissen unterstellt. Fred bestellt einen „jungen und gesunden Hund“. Nähere Angaben zu machen, erscheint Fred als zu kompliziert. Er beruhigt sich mit seiner These, dass ihm dieser versoffene Karl schon etwas Anständiges offerieren werde. Schließlich hat Fred bei Vertragsabschluss die stundenlange Sauforgie inkl. vier Bratwürste und zwei Schachteln unverzollter Zigaretten aus eigener Tasche bezahlt. Nach einer Woche bekommt Fred Nachricht darüber, am soundsovielten und soundsoviel Uhr da und dort zu sein um ein hundeähnliches Reptil in Empfang zu nehmen. Der Zeitpunkt naht und der vorläufige Reinfall auch. In einem miefigen Hinterhof wird Fred von einer unrasierten Gestalt mittels osteuropäischen Kauderwelsch in einen Holzschuppen dirigiert. Drinnen riecht es nach billigen Fusel, Urin und Pferdefleisch. Man könnte auch sagen, es stinkt nach Erbrochenem. Eine ohne Schirm am Draht baumelnde 100-Watt- Birne hat Mühe, sich gegen Tabakdunst und Spinnweben durchzusetzen. Sein Kumpel erwartet ihn schon am Tisch sitzend und der will gleich mal Geld sehen. Fred blättert als Anzahlung 30,- Euro auf den ungehobelten Tisch und bittet sich nun endlich die Besichtigung seines kleinen Hundes aus. Gleichzeitig hört Fred hinter der Tür ein höchst bösartiges Knurren. Als die Türe aufspringt, wird ein Pferdeähnliches Monster sichtbar, welches eine schmächtige Gestalt hinter sich her schleift. Zunächst schüttelt das „Tierchen“ dieses schmalbrüstige Männlein ab und widmet sich umgehend dem Beschnüffeln von Fred. Der überdimensionale Hundeähnliche Gegenstand beschnuppert auch den Kopf von Fred und man steht sich demnach auch Auge in Auge gegenüber. Als die gewaltige Pranke auf Freds Schultern in Parkstellung geht, glaubt Fred, dass das Ende unausweichlich ist. Die Zeremonie dauert und dauert und endlich wird das ständige Knurren vom Wedeln des Schwanzes abgelöst. Fred indes ist vor Angst fast versteinert und er muß sich erst daran gewöhnen, dass nun zumindest weniger Gefahr besteht, als beim Eintritt des Riesenreptils, dessen wahre Identität noch zu klären ist. Der Hund - als solcher wird er zweifelsfrei bezeichnet - setzt sich nun neben Fred und macht Gesten, dass er gestreichelt werden möchte. Aus unerfindlichen Gründen begreift Fred diesen Wunsch und er macht sich an die Erfüllung dieser Aufgabe. Das Eis ist gebrochen und der Hund begreift offenbar, dass er genauso ein seltsames Fossil ist, wie sein neues Herrchen Fred. Als nun Kneipenfreund und Hundeverkäufer Karl Riedassel von Fred wissen möchte, ob er zufrieden ist, hat Fred fast keine Einwände mehr. Er unterstellt dem Karl nur, dass der zu Größenverhältnissen ein gespaltenes Verhältnis habe. Mello - eine Wortschöpfung aus Monster und Bello und von Fred gerade so getauft - setzt sich wieder neben Fred und hechelt nach Streicheleinheiten. Fred ist fertig mit den Nerven. Eigentlich hatte er einen kleinen jungen Hund bestellt, den er selbst erziehen wollte. Nun sitzt aber ein Riesentier vor ihm, wo es nichts mehr zu erziehen gibt. Fred orakelt, dass es aber nichts zu klagen gäbe und er sich nun diese Situation zunutze machen sollte. Er bittet den Mello, ihn beim Nachhauseweg unterwegs nicht aufzufressen. „Das könnte dem Spinner Affenbruno mit seinen Saufschulden bei mir so schön gefallen. Und dieser miese Zimpelstrauch Alfons würde beim Zusehen noch Beifall klatschen, weil der dann die beiden Pornofilme behalten könnte, die ich ihm vor zwei Jahren geborgt habe.“ sinniert Fred.
Fred hat kaum seine Wohnung aufgeschlossen, da nimmt Mello die Wohnung in Beschlag. Alle Ecken und Winkel werden durchkämmt um eventuell vorhandene Lebewesen sofort aufzuspüren und zu vertreiben. Einzig den Wellensittich schließt er sofort in sein Hundeherz, weil der so niedlich klein und beschützenswert auf seiner Stange hinterm Gitter sitzt. Und dann wird die Sitzordnung hergestellt: Mello befindet das Sofa als eine Oase der Ruhe und macht sich lang. Die zwei Meter reichen gerade aus. Indes hatte Fred Mühe, die Essenversorgung in die Reihe zu bekommen. Es heißt nun, ein weiteres großes Maul täglich stopfen zu müssen. Hundert-Gramm Packungen sind schlicht uninteressant für diese Aufgabe. Fred erinnert sich an den Fleischermeister, mit dem er gelegentlich in der Kneipe „Zur Kakerlakensuppe“ einige Runden Skat gedroschen hat und dabei seine Kartentricks voll anwenden konnte. Allerdings hatte der Fleischermeister eines schönen Abends nicht die nötige Menge Bier im Magen und ertappte so Fred beim Falschspielen. Nun hat also Fred die Aufgabe, dem Wurstdreher nahezulegen, zu günstigen Konditionen seinen Mello zu verpflegen. Fred wird als Preis seine Falschspielertricks offen legen und dem Fleischermeister anlernen, damit dieser endlich dem verhaßten Bäcker Olaf Semmelbier beim Spielen ordentlich übers Ohr balbieren kann. Als Fred nun bei seinem Einkauf bei Fleischermeister Ochsenkurt gleich drei Kilo Innereien und drei Rinderpiepen verlangt, da keimt Ochsenkurt der schrille Verdacht, Fred könne sich einen Bazillus eingefangen haben. Er packt alles zusammen und wirft das Zeug über die Ladentafel. Fred kramt in seinem Portemonnaie und findet tatsächlich noch die geforderte Summe an Geld. Fleischer Ochsenkurt deponiert das Geld schnell in seiner Kasse und versucht dann eiligst ein Gespräch mit Fred in Gang zu bringen. Zunächst äußert er Bedenken gegenüber den seltsamen Ernährungsversuchen von Fred. Er stellt die abenteuerliche These auf, dass Fred am Ende noch zum Hund werde. Und das ist das Stichwort für Fred, sich dem Fleischer Ochsenkurt mit seinem Anliegen zu nähern. Gleichzeitig aber taucht Ochsenkurt blitzartig hinter dem Verkaufstresen ab. Langsam hebt dieser seinen kahler Schädel, der sich inzwischen grünlich - weiß verfärbt hat, hinter dem Tresen hoch. Ochsenkurt sitzt das blanke Entsetzen im Gesicht, als er zum Schaufenster zeigt und Fred bedeutet, dass dort soeben ein Riesenmonster in Erscheinung getreten sei um seinen ärmlicher Fleischerladen zu inspizieren. Er meint, den Laden zu verschließen und die Gitter runter zu lassen. Fred weiß natürlich, dass kein Grund zur Panik besteht nur weil sich sein Mello vorwitzig einen hungrigen Blick auf diverse Würste hinter Glas genehmigte. Er versucht nun den Fleischer Ochsenkurt davon zu überzeugen, dass er sich ein Hündchen gekauft habe und nun günstige Konditionen wegen des dauernden Fleischkaufes aushandeln möchte. Ochsenkurt hingegen versucht Fred davon zu überzeugen, dass gerade jenes Monster, was soeben seinen Laden observiert hat, Freds draußen angeleinten Hund samt Leine bereits in seinem Verdauungstrakt aufbewahre. Wild gestikulierend doziert Ochsenkurt, dass er direkt gehört habe, wie es draußen „schnapp“ gemacht hat und er spüre mit absoluter Sicherheit, wie nun dieses Monster zum Sprung auf seine großen Würste ansetze. Es kostet Fred noch viel Geduld, um dem verwirrten Fleischer schlau zu machen. Weil Ochsenkurt nun doch nicht wegen eines vermeintlichen Monsters seinen Laden demoliert bekommt, spendiert er voller Zufriedenheit dem draußen wartenden Mello eine riesige Blutwurst. Das war knapp. Denn Mello wurde des Wartens vor dem mit Würsten vollgestopften Schaufensters überdrüssig und wollte tatsächlich schon zur Selbstjustiz greifen. Nachdem Ochsenkurt die Ausmaße von Mello genau studiert hat, kommt er zur Erkenntnis, die Kapazität seines Schlachthauses erweitern zu müssen. Fleischermeister Ochsenkurt macht für künftige Lieferungen an Fred einen guten Preis und bekommt tatsächlich einige diverse Kartentricks verraten. Er drängt Fred zur Tür und hat Eile, Bäckermeister Semmelbier für den heutigen Abend in den Gasthof einzuladen. Dort will Ochsenkurt sogleich die gelernten Kartentricks anwenden und dem elenden Bäcker eine Lektion erteilen. „Die Zeit ist nun vorbei, wo ich ständig gegen dem vermaledeiten Semmelbier alt aussehe“ macht sich Metzger Ochsenkurt Mut und denkt mit Unbehagen daran, wie diese miese Bäckerschrippe Semmelbier immerfort höhnisch gelacht hat, als er, der angeblich hochangesehene Fleischermeister, vollgesoffen und verloren auf die Spielkarten gekotzt hat.