Читать книгу Mythos Arche Noah - Reinhard Gunst - Страница 7
Оглавление01 - Das Disneyland des Kreatonismuus
Wer nichts weiß, muss alles glauben
(Marie von Ebner-Eschenbach)
Die Arche im Arc Encounter Park Foto Cimerondagert
Die Arche Noah erregt auch heute noch die Fantasien der Menschen. Da die zahlreichen Forscher ihre Überreste auf dem Ararat nicht finden konnten, machten sich von der Existenz der Arche überzeugte daran das Schiff Noahs nachbauen. Einer der ersten, der Noah`s Plan realisierte, ist der Niederländer Johann Huibers. Im Schlaf, so seine Erklärung, sah er wie die Niederlande überflutet werden und ist deshalb fest davon überzeugt, dass eine Fluten kommen wird. Mittlerweile hat er seine Arche gebaut, die in Dordrecht, südlich von Rotterdam vor Anker liegt.
Huibers versichert, dass er sich mit den Maßen seiner Arche, die eine Länge von 130m, eine Breite von 29 Metern und eine Höhe von 23 Metern aufweist, an die Maße seines Vorbildes gehalten hat. 20 Jahre dauerte dieses Projekt, das mittlerweile die stolze Summe von 1Million EUR verschlungen hat.
Johans Arche in Schagen, Foto Ceinturion
Einen Eindruck von Noahs Schiff und seiner Rettung der Tiere soll der Innenraum seiner Arche vermitteln. Dort befinden sich Tierfiguren der bekannten Gattungen, wie Löwen, Elefanten oder Bären. Ein Streichelzoo mit Schafen und Hasen soll dennoch den Hauch einer lebendigen Atmosphäre ausstrahlen, so wie sie Huibers in der echten Arche vermutet.
Doch sein Anliegen war es nicht die Arche als pittoreskes Bild wieder auferstehen zu lassen, sondern die Menschen dazu zu bringen auch Fragen zu stellen und darauf eine Antworten suchen. Mit diesen Antworten sollen sie nach seiner Überzeugung letztlich zu Gott finden.
Ein ungleich größeres Projekt verfolgt die christlich-fundamentalistsche Organisation Answers in Genesis, kurz AiG genannt. Ihr Präsident Ken Ham investierte bei Lawrenceburg in der Nähe von Cincinnatti ungefähr 100 Millionen Dollar, um dort den Erlebnispark Arc Encounter zu errichten, dessen Mitte aus einer freien Nachbildung der Arche besteht.
Auch hier bezogen sich die Erbauer bei den Abmessungen des Schiffes auf das Urbild Noahs. Doch bereits die äußere Silhouette zeigt, dass das Projekt deutliche Ähnlichkeiten mit dem modernen Schiffsbaues aufweist.
Um die Arche im Zentrum des Parks gruppiert eine ganze Erlebnislandschaft, welche die biblische Geschichte erklären soll. Dazu gehören ein Dorf aus dem Nahen Osten, ebenso wie eine Nachbildung des Turms von Babel. Bei allen Bauten beriefen sich die Initiatoren des Parks auf eine wortwörtliche Auslegung biblischer Texte. Naturgemäß birgt dieses Denken Widersprüche zum heutigen naturwissenschaftlichen Weltbild.
Doch sie zählen sich zur Bewegung der Kreatonisten, die eine Erschaffung der Welt im Zeitraum der von biblischen Texten angegeben Zeiträumen für realistisch ansieht. Deshalb liegt das Schwergewicht des Parks auch nicht im reinem Entertainment, wie dies in Freizeitparks wie Disneyland oder dem Universalpark der Fall ist, sondern er soll ganz der religiösen Erziehung dienen. In ihrem Selbstverständnis sieht sich AiG als eine christliche Gemeinschaft, die mit diesem Park auch die christliche Botschaft vermitteln will. Diese will sie in ihren ureigensten Worten darstellen.
Obwohl seit den Tagen der Sintflut eine gewaltige Zeitspanne liegt, sieht die Organisation AiG heute Parallelen zum 1. Buch Mose, in dem die Erde als ein Ort voller Frevel beschreiben wird. Die, so die Organisation sind heute in den Erscheinungsbildern einer säkularen Kultur zu vergleichen, die mit den wertkonservativen und bibeltreuen Vorstellungen nicht mehr zu vereinbaren sind. Eine Ausstellung rund um den Nachbau der Arche, die umfangreiches Lehrmaterial anbietet, sowie Filme, Bücher und Spiele, soll Interessierte mit der Welt einer bibeltreuen Lehre vertraut machen.
Ein ähnliches Ziel verfolgte die Gesellschaft Genesis Land mit ihrem gleichnamigen Themenpark in der Nähe von Heidelberg. Dort sollte auf einer Fläche von 50ha eine Summe von 80 Millionen EuR für eine Genesis Themenwelt investiert werden. Ziel war es, damit jährlich etwa 60000 Besucher anzulocken und sie mit dem Schöpfungsverlauf der Bibel vertraut zu machen. Auch hier war als Zentrum ein Nachbau der Arche Noah gedacht, wenngleich nicht als Abbild, sondern im übertragenen Sinn als große Bauform. Sie sollte die Veranstaltungsräume und das Museum unter einem Dach vereinen.
Das Genesis-Konzept sah einen Park vor, der in drei Teile gegliedert ist. Im linken Teil sollte die Epoche von der Schöpfung bis zum Zeitpunkt der Sintflut gezeigt werden, in der Mitte der Neubeginn der Menschheit nach der Sintflut bis zum Propheten Maleachi und im letzten die 16 Schriftpropheten die das Alte Testament in der Zeit um 400 v. Chr. abschließen. Als Herz dieses Teilstückes war der Pavillon Erde gedacht, dessen äußere Gestalt an die Form eines Schneckenhauses erinnert. In dessen Innern waren 7 Räume geplant, in denen jeweils einer der 7 Schöpfungstage multimedial präsentiert werden sollten. Diese Präsentation sollte die Besucher die Widersprüche des Sintflut-Berichtes zum heutigen wissenschaftlichen Weltbild klären.
Im rechten Teil des Parks sollte dann die Zeit von Christus bis zur Vollendung des biblischen Heilsplanes und der Erschaffung eines Neuen Himmels auf Erden dargestellt werden. Für dieses Themenfeld war ein Pavillon in Gestalt von 4 Blütenbättern vorgesehen, der den Titel Luft und Geist trug. In den vier Räumen sollten die Besucher mit den vier Lebensabschnitten von Christus bis zu seiner Himmelfahrt vertraut gemacht werden. Laut der Projektdarstellung der Gesellschaft Genesis-Land war der Park als ein konfessionsübergreifendes Werk, sowie als ein Gemeinschaftswerk von Menschen gedacht, die sich zum christlichen Glauben bekennen.
Trotz dieses Zieles, stieß das Projekt auf heftige Kritik auf Seiten der Evangelischen Kirche. Gegenüber dem epd (Evangelischen Pressedienst) äußerte sich der württembergische Weltanschauungsbeauftragte Hansjörg Hemminger, dass ein solcher Themenpark bei der Vermittlung des Glaubens nur im Weg stehe.
Hintergrund des Streits war auch die im Themenpark zur Schau gestellte konsequente Ablehnung von Darwins Evolutionstheorie, denn sie ist eine der Eckpfeiler der modernen Wissenschaft.