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Vorwort

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Jahr für Jahr steigen viele junge Menschen nach ihrem Studium voller Erwartungen und Enthusiasmus mit eigenen Ideen und herausfordernden Visionen in unser Wissenschaftssystem ein. Allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen so aktuell allein etwa 230.000 junge Menschen in einem Promotionsverfahren beziehungsweise einem Doktoratsstudium. Viele weitere ziehen diesen Schritt gerade in Erwägung und andere junge Wissenschaftler:innen arbeiten nach ihrer erfolgreichen Promotion als aufstrebende PostDocs in Wissenschaft und Forschung.

Es ist gut, dass so viele junge Menschen an einer beruflichen Zukunft im Wissenschaftsumfeld interessiert sind. Schließlich braucht die Forschung in Europa und der Welt den beständigen Nachwuchs von klugen, mutigen, begeisterungsfähigen und wissensdurstigen Frauen und Männern.

Wenn diese jungen Talente nach ihrem Eintritt den Wissenschaftsbetrieb zunehmend näher kennenlernen, erkennen sie jedoch neben den verlockenden Aussichten und Chancen zunehmend ebenso die speziellen Bedingungen, Hürden, Herausforderungen sowie die möglichen Risiken einer Berufswahl im Wissenschaftsbereich.

So verwundert es Insider kaum, dass in einer 2019 durchgeführten Befragung von Doktorand:innen aus der Leibniz-Gemeinschaft vier von zehn der Befragten aus unterschiedlichen Gründen angaben, aktuell oder zwischenzeitig an einen Abbruch ihrer Promotion gedacht zu haben. In anderen Forschungsverbünden oder -institutionen dürfte dies vermutlich kaum anders sein.

Alle jene, die nach ihrer Promotion in der Wissenschaft verbleiben, müssen sich schließlich irgendwann vergegenwärtigen, dass über 80 Prozent der sogenannten PostDoc-Stellen zeitlich befristet sind. Eine solide und verlässliche Berufsperspektive ist damit – anders als in anderen Berufszweigen – für die meisten Aspirant:innen kaum möglich.

Dennoch: Menschen, die wissen, was sie im Wissenschaftsbetrieb erwartet und die ihre Potenziale und Aussichten realistisch einschätzen, haben im Forschungsumfeld durchaus die Möglichkeit, sich zu entwickeln, zu entfalten und nachhaltig erfolgreich zu werden. Für sehr viele andere bietet sich nach einem „Gastspiel“ in der Forschung zudem die Option, außerhalb des Wissenschaftsbetriebs ihr Glück zu finden; sei es in der Wirtschaft, Industrie sowie in der Freiberuflichkeit. Oder aber sie entscheiden sich, ihre Talente und Fähigkeiten im vielfältigen Bereich des Wissenschaftsmanagements einzusetzen.

Wohin die Reise auch immer gehen mag: Wichtig ist in jedem Fall, sich auf den Wissenschaftsbetrieb richtig einzustellen. Um eine Metapher zu bemühen: Wer in ein fernes, fremdes Land reisen möchte, ist gut beraten, sich vor Antritt der Reise mit den Sitten, Gebräuchen, Regeln, Gesetzen und speziell mit den Gefahren des jeweiligen Gastlandes auseinanderzusetzen. Das gilt besonders dann, wenn man in Erwägung zieht, in diesem Land möglicherweise sesshaft zu werden.

Nichts anderes kann man alle jenen empfehlen, die nach ihrem Masterstudium mit einem zunächst temporären oder dauerhaften Aufenthalt im Bereich Wissenschaft und Forschung liebäugeln. Ein umfängliches Wissen über das, was einen an seinem Zielort erwartet, schützt vor überhöhten Ansprüchen, Enttäuschungen und Stolperfallen.

Dieses Buch möchte deshalb einerseits Werbung machen für eine temporäre und im Erfolgsfall andauernde Tätigkeit in Wissenschaft und Forschung. Andererseits soll es ebenso aufzeigen, mit welchen „Nebenwirkungen“, Herausforderungen und Begleitumständen der Aufenthalt oder die Karriere im Forschungsumfeld verbunden sein kann.

Aufschlussreich sein dürften diese Ausführungen ebenso für Angehörige von Menschen, die bereits in den verschiedenen Positionen im Wissenschaftsumfeld arbeiten oder zukünftig arbeiten wollen. Die Schilderungen in diesem Roman könnten ihnen helfen zu verstehen, was diesen spannenden und faszinierenden Berufszweig auszeichnet und mitunter so speziell macht.

Nach über 30 Jahren der Arbeit im und für den Wissenschaftsbetrieb war es mir ein Bedürfnis, meine Erfahrungen einem breiteren Publikum darzulegen. In all diesen Jahren ist mir das Tätigkeitsfeld Wissenschaft und Forschung nicht nur vertraut geworden. Nach wie vor bin ich fasziniert von der Innovationskraft, Kreativität, Zukunftsorientierung und dem fassettenreichen Bemühen der Wissenschaftler:innen, sich mit neuen Erkenntnissen einzusetzen für eine nachhaltige Umwelt, die Gesundheit der Bevölkerung, die Biodiversität unseres Planeten oder andere wichtige Aspekte, Fragen und Ziele der Menschheit.

Bei aller Faszination und Achtung vor der „Community“ der Forscher:innen, Wissenschaftler:innen und deren Institutionen erlebte ich als Spross des Wissenschaftssystems, als aufmerksamer Beobachter und als Berater und Coach darüber hinaus aber durchaus einige systemimmanente Probleme, die spezifischen Tücken, Widersprüche sowie die Hindernisse und Fallstricke, die jedem System innewohnen – auch dem der Wissenschaft.

Typische solcher Herausforderungen werden in diesem Roman durch verschiedene Protagonisten dargestellt. Dabei sind diese Personen – wie es sich für einen Roman gehört – fiktiv und frei erfunden. Die Lebensläufe der hier beschriebenen Fallbeispiele sind also sämtlich konstruiert; wenn auch in durchaus realen Szenarien und Kontexten. Vermutete Ähnlichkeiten der hier dargestellten Figuren mit realen oder gar lebenden Menschen wären dennoch durch die Konstruiertheit der Hintergründe, Namen, der lokalen Schauplätze und Biographien absolut zufällig und nicht beabsichtigt.

Die Situationen, Gedanken, Schilderungen und Schlussfolgerungen der hier präsentierten Wissenschaftler:innen sind dennoch durchaus idealtypisch und mit den beschriebenen Themen und Bezügen in Beratungs- und Coachingsituationen im Forschungsumfeld häufiger anzutreffen.

Diese Ausführungen wurden erzählerisch strukturiert und damit als Roman gestaltet. Der Anspruch liegt dabei nicht etwa darin, ein literarisches Meisterwerk zu schaffen, das Eingang finden soll in die Sphären der Weltliteratur. Ebenso wenig ist diese Abhandlung gedacht als Trivialroman oder Heldenepos, die üblicherweise etwa mit einem Nobelpreis enden würden oder mit der erfolgreichen Rettung der Welt.

In Abgrenzung zu einem reinen Sachbuch wurde mit diesem Format vielmehr eine unterhaltsame und lebendigere Form gewählt. Mit der Darstellung von Dialogen zwischen wirklichkeits- und lebensnahen Personen sollen die beschriebenen Hintergründe, Lebensläufe und Einblicke so lebendig, anschaulich und realitätsnah erscheinen, wie sie es im wahren Leben tatsächlich sind.

Ich wünsche mir, dass dieser als kurzweilige Erzählung konzipierte Ratgeber trotz der beschriebenen Rahmenbedingungen in diesem Berufsfeld vielen Menschen Mut macht für den Eintritt in die spannende Welt von Wissenschaft und Forschung.

All jenen, die bereits Teil des Wissenschaftssystems geworden sind, soll er eine Hilfe sein, die persönlich bestmöglich passende Rolle und Aufgabe in der akademischen Berufswelt zu finden.

Bei der Teilhabe an Amishas Entdeckungen, ihren Fragen, Hypothesen, ihrer Erkenntnisgewinnung und ihrer finalen Entscheidungsfindung wünsche ich allen Leser:innen eine ebenso kurzweilige wie informative Lektüre.

Berlin, im Frühjahr 2022 Reinhold Haller

Die Entscheidung

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