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Die kleinen Lichter genügen

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In den Worten, die Christus beim Letzten Abendmahl gesprochen hat, schwingt und bebt heute noch die tiefe Ergriffenheit nach, die Ihn erfasst hatte. Dieser Augenblick, da Er sich mit Seinen Jüngern am Tisch niederließ, war für Ihn ein ersehnter Höhepunkt Seines Lebens.

Umso peinlicher ist der Misston, der gleich am Anfang in diese Stimmung fällt. Es heißt: „Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen, wer von ihnen als der Größte gelten könne.“

Wahrscheinlich ist die Sache bei der Wahl der Plätze zum Ausbruch gekommen. Platz und Rang sind im Orient eine wichtige Angelegenheit. Sei es gewesen, wie es will, der Vorfall zeugt von einer geradezu lächerlichen Kleinlichkeit und einer sehr irdischen Gesinnung und verrät, dass die Apostel das Wesentliche überhaupt nicht begriffen hatten. Und hier glaube ich, Christus etwas nachfühlen zu können – und alle Leser, die irgendwie mit Erziehung beschäftigt sind, werden dasselbe empfinden: Wenn man so erlebt, wie offenkundig alles Reden umsonst war, alles Bemühen vergebens, wenn man so gar keinen Erfolg sieht, dann breitet sich die große Lähmung aus. Es sterben in uns alle Quellen. Manche Formen von Misserfolg sind für uns wie ein Schlag.

Aber wenn ich nun an den einsamen Mann denke, der da im Obergemach auf dem Sionsberg unter den streitenden Jüngern sitzt: Drei Jahre hat Er sie gelehrt, hat alles mit ihnen geteilt, ist mit ihnen übers Land gewandert und hat gesprochen, auf den Bergen und im Boot auf dem See, an langen, stillen Abenden und auf den weiten Wegen. Was hatte Er für Erfolge? Er hat sich um Menschen bemüht bis an den Rand der Erschöpfung. Tausende sind Ihm zu Dank verpflichtet. Was ist geblieben? Die zwölf hier – von denen einer ein Verräter ist und die anderen um Ränge streiten. Bedenken wir eigentlich, dass das Leben dieses einsamen Mannes Jesus von Nazareth – von außen gesehen – völlig erfolglos war?

Wo Ihn die Massen umjubelten – bei der Brotvermehrung, bei Heilungen und am Palmsonntag –, da beruhte das meistens auf einem Irrtum, auf Missverständnissen. Nur kleine Lichter sind in seinem Leben aufgesteckt: eine arme Witwe, die im Tempel alles opfert, ein wirklich zerknirschter Sünder, die Dankbarkeit der Maria von Bethanien, die Begegnung mit Seiner Mutter, ein schlichter Glaube, ein Zöllner, der Unrecht gutmacht. Der große Erfolg bleibt aus. Auf bekehrte Massen hat Er umsonst gewartet.

Liebe ohne Widerruf

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