Читать книгу Sword Art Online Novel - Band 13 - Reki Kawahara - Страница 17

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Die schwarzen, insektenartigen Augen starrten mich wütend an.

Auch wenn mir bewusst war, dass ich wichtigere Sorgen hatte, drängte sich mir doch die Frage auf, ob es nur ein Programm war, das dieses grauenhafte Monster steuerte, oder ob es wie die Leute aus dem Dark Territory ein synthetisches Fluctlight war …

»Bschhhhuuu!«

Ein erneuter Schrei riss mich aus meinen Gedanken. Zwei weitere Gargoyles hatten sich von ihren Plattformen gestürzt und umkreisten uns, während sie auf ihre Chance zum Angriff warteten.

»Alice, zieh dein Schwert! Die Monster haben es auf dich abgesehen!«

Ich blickte nach unten und erkannte, dass der Integrationsritter den unerklärlichen Schock noch nicht überwunden hatte. Wenn sie jetzt angriffen, würde Alice entweder von einer Schwanzspitze aufgespießt oder vom Haken geworfen werden.

Sollte ich versuchen, die letzten vielleicht vier Meter zur Plattform zu klettern, solange sich die Gargoyles noch zurückhalten? Ich hatte nur noch einen Haken im Gürtel – und ich hatte das ungute Gefühl, dass die wütende Bestie mit dem Haken im Bauch nicht so nett sein würde, ihn zurückzugeben.

Die anhaltenden schrillen Schreie ließen vermuten, dass die drei zischenden Monster sich auf einen weiteren Angriff vorbereiteten. Möglicherweise würde ich gezwungen sein, die Rettungsleine loszulassen und auf einen Gargoyle zu springen, sollte er sich auf Alice stürzen. Ich tastete an meinem Gürtel nach der Öse der Kette – und meine Augen weiteten sich.

Die Kette war über fünf Meter lang und zwischen mir und dem Vorsprung lagen nur etwa vier Meter.

»Alice … Alice!«, brüllte ich, während ich mein Schwert zurück in seine Scheide steckte. Der Integrationsritter zuckte und sah mich endlich an. »Halt dich gut an der Kette fest!«

Sie runzelte verwirrt die Stirn. Mit beiden Händen ergriff ich die Kette, die an ihrer Schwertscheide befestigt war, und zog sie hoch. Etwas verspätet packte sie die Kette und japste: »Warte … Willst du etwa …?«

»Wenn wir beide das überleben, entschuldige ich mich später bei dir, so oft du willst!«

Ich atmete tief ein und riss – nein, schleuderte – die Ritterin an der Kette nach oben. Ihr goldenes Haar und ihr weißer Rock flatterten im Wind, als sie in einem Halbkreis hinaufschwang.

»Iyaaah!«, kreischte sie – eine überraschend amateurhafte Reaktion –, als sie auf dem Weg zur Plattform zwischen den Gargoyles hindurchschwang. Ihre Landung war eher ein Aufprall und ich ignorierte lieber das wenig damenhafte Urgh!, in dem ihr Schrei endete.

Der Schwung meines Wurfs schleuderte mich von dem Haken, auf dem ich balanciert hatte. Wenn Alice sich nicht gut an dem Vorsprung festhielt, um mein Gewicht zu halten, würden wir beide in die Tiefe stürzen.

Glücklicherweise wusste der Integrationsritter instinktiv, was sie zu tun hatte: Sie packte die Kette mit beiden Händen und stemmte die Füße in den Boden. Dennoch ließ mich der erste Moment der Schwerelosigkeit erschaudern.

»Du verdammteeeeeeer …!«, schäumte sie und zog, so fest sie konnte. Genau wie Alice flog ich durch die Luft und auch wenn mir der Aufprall an der Marmorwand die Luft aus den Lungen trieb, war ich noch nie so erleichtert gewesen wie in dem Augenblick, als ich den Boden der Plattform unter meinen Füßen spürte. Ich hätte für immer auf dieser flachen Oberfläche liegen bleiben können, wenn Alice mir nicht in die Seite getreten hätte.

»Wa… Was hast du dir dabei gedacht, du Wahnsinniger?!«

»Ich hatte keine andere Wahl, um … Darüber können wir später reden. Sie kommen!«

Ich zog meine Waffe wieder und richtete sie auf das Trio der Gargoyles, das zu uns aufstieg. In der kurzen Zeit, die uns vor dem Kampf blieb, blickte ich mich um, um ein Gefühl für das Schlachtfeld zu bekommen.

Unsere Artistennummer hatte uns auf einen Sims von etwa einem Meter Breite gebracht, der um den Turm herumlief. Es gab keine Verzierungen, nur ebenen, glatten Marmor, der horizontal aus der Turmwand hervorragte. Er war nicht mehr als ein Regalbrett und ich erkannte, dass es den Gargoyles nur als Ruhestätte diente.

Da Alice nichts von dem Vorsprung gewusst hatte, hegte ich die Hoffnung, dass es vielleicht eine versteckte Tür oder ein Fenster geben würde, doch leider war dort nichts dergleichen. Das Einzige, was zu sehen war, waren die anderen monströsen Statuen, die noch nicht zum Leben erwacht waren. Sie reihten sich bis zu den Ecken des Gebäudes. Es war ein schrecklicher Anblick, aber glücklicherweise waren bisher nur die drei, die auf uns zuflogen, lebendig.

Wieder auf festem Boden kehrte auch Alice’ Selbstsicherheit zurück. Sie zog das Schwert des goldenen Osmanthus aus seiner Scheide. Aber das beantwortete noch nicht ihre Fragen. »Ja, ich bin mir sicher«, raunte sie. »Aber warum … warum sollten sie hier …?«

Die Gargoyles befanden sich wieder auf unserer Höhe, blieben aber aus Angst vor unseren Waffen auf Abstand. Ohne meine Augen von den in der Luft stehenden Kreaturen zu nehmen, fragte ich Alice: »Was beschäftigt dich so? Weißt du etwas über diese Monster?«

»Ja …«, erwiderte sie zu meiner Überraschung. »Das sind boshafte Kreaturen, die den bösen Magiern des Dark Territory dienen, die sie erschaffen haben. Soweit wir wissen, werden sie ›Minions‹ genannt. Das Wort stammt aus der heiligen Sprache und bedeutet ›Anhänger‹ oder ›Ergebener‹.«

»Minions … Ihr Aussehen verrät mir, dass sie aus dem Dark Territory stammen müssen – aber warum sollten sie hier, am heiligsten Ort der Welt, aufgestellt sein?«

»Genau das würde ich auch gern wissen«, grummelte Alice. Sie biss sich auf die Lippe. »Offensichtlich sollten sie nicht hier sein. Es ist unvorstellbar, dass diese Minions das Grenzgebirge überquert haben sollen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, nur um sich dann in Centoria zu versammeln und hier hoch auf die Central Cathedral zu fliegen. Und …«

»Und es ist absolut undenkbar, dass jemand aus den Kreisen der Kirche sie vorsätzlich hier postiert hat …?«, fragte ich ihrem Gedankengang folgend. Alice warf mir einen giftigen Blick zu, erwiderte aber nichts.

Ich blickte zu den Gargoyles, die in unserer Nähe in der Luft standen, und sagte: »Verrat mir nur eins: Sind diese Minions intelligent? Verstehen sie die menschliche Sprache?«

Alice schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich. Minions sind keine Lebewesen wie Goblins oder Orks. Sie sind seelenlose Schergen, geschaffen von Magiern, die den Gott der Dunkelheit, Vector, anbeten. Sie verstehen nur ein paar einfache Befehle von ihren Meistern.«

»Ah …«, meinte ich und seufzte insgeheim erleichtert auf. Mir war bewusst, dass ich die gegenwärtige Bedrohung außer Acht ließ, aber mir war doch unwohl bei dem Gedanken, ein Wesen zu töten, das dasselbe Fluctlight wie ein Mensch hatte.

Cardinal hatte mir erklärt, dass nur Paare, deren Ehe in der Axiom-Kirche registriert worden war, Kinder kriegen konnten – wahrscheinlich weil sie den entsprechenden Systembefehl hatten, um den Vorgang auszulösen. Die Bewohner des Dark Territory mussten auf dieselbe Weise funktionieren. Dementsprechend mussten die Minions, die durch dunkle Künste geschaffen worden waren, auf demselben Programmcode laufen wie wilde Tiere und hatten keine synthetischen Fluctlights.

Vor diesem Hintergrund hatte die Feindseligkeit in ihren insektenartigen Augen dieselbe digitale Falschheit an sich, die mir auch in meinen SAO-Tagen bei so vielen Monstern begegnet war. Etwas in ihrer Routine schaltete von »Zurückhalten« auf »Angriff« um. Sie schlugen mit den Flügeln und erhoben sich als Einheit.

»Sie kommen!«, rief ich und hielt mein Schwert hoch. Angetrieben von seinem aufgestauten Hass stürzte sich der Minion, dem die goldene Stange im Bauch steckte, als Erster auf mich.

Dieses Mal startete er seinen Angriff mit seinen Klauen, statt mit seinem Schwanz. Er war nicht besonders schnell, aber es war so lange her, dass ich gegen ein Monster gekämpft hatte, dass ich Schwierigkeiten hatte, die Entfernungen einzuschätzen. Ich war darauf konzentriert, die Klauen abzublocken, und wartete auf eine gute Gelegenheit, um anzugreifen, als ich aus dem Augenwinkel sah, dass die anderen beiden sich auf Alice stürzten.

»Pass auf – die zwei da haben es auf dich abgesehen!«, warnte ich sie.

»Für wen hältst du mich eigentlich?«, schnauzte sie zurück und hielt das Schwert des goldenen Osmanthus an ihrer linken Seite bereit.

In einem mächtigen Hieb schwang die goldene Klinge herum und erhellte die Nacht. Es war keine Finte oder Kombo-Attacke, nur ein einzelner Schnitt auf halber Höhe: Im Aincrad-Stil hätte man das als »Horizontal« bezeichnet. Aber er war so schnell und vernichtend ausgeführt, dass ich nur vom Danebenstehen spüren konnte, wie mir der kalte Schweiß ausbrach. In unserem Kampf auf der achtzigsten Etage hatte ich der schieren Perfektion dieser einzelnen Attacke nichts entgegenzusetzen und keinen Raum für eine Verteidigung oder ein Ausweichmanöver gehabt. Meine Jahre in VRMMOs hatten mich zu einem Verfechter von Kombo-Attacken gemacht, doch diese Einzelattacke hatte all meine Überzeugungen zunichte gemacht.

Alice hielt inne, nachdem sie ihren Schwung ausgeführt hatte, und die vier Arme der Minions fielen herab. Selbst ihre Rüssel, die außerhalb der Reichweite ihres Schwerts gewesen waren, spalteten sich vor ihrer Brust.

Die Monster fielen, ohne auch nur einen Todesschrei von sich zu geben, während widerliches schwarzes Blut aus ihren sauber abgetrennten Stümpfen sprudelte. Natürlich wurde Alice nicht von einem einzigen Tropfen getroffen. Beiläufig richtete sie sich auf und beobachtete mich, wie ich mit meiner Deckung rang. »Brauchst du vielleicht Hilfe?«

»N… Nein … Ich komm schon klar«, widersprach ich. Ich hatte inzwischen alle Attacken des Minion gesehen und wich einem kombinierten Angriff von Klauen und Schwanz aus. Bevor sich das Monster auf eine sichere Distanz zurückziehen konnte, führte ich selbst eine vertraute Kombo aus.

Lange Zeit hatte ich es eigenartig gefunden, dass Underworld über dasselbe Sword-Skill-Prinzip verfügte wie SAO. Auch nach zwei Jahren innerer Abwägungen hatte ich immer noch keine befriedigende Antwort darauf gefunden. Vielleicht hatten die RATH-Ingenieure die »The Seed«-Plattform von SAO genutzt, um darauf ihre virtuelle Welt aufzubauen, aber soweit ich wusste, beinhaltete »The Seed« nicht die Sword-Skill-Funktionen. Wenn es so wäre, hätte ich die Sword-Skills auch in Gun Gale Online anwenden können.

Vielleicht kannte die weise Cardinal in ihrer Bibliothek die Antwort, aber ich hatte sie nicht gefragt, als ich die Chance dazu hatte. Cardinal wusste, dass sie und die anderen Underworldler in einem Experiment lebten, das von RATH erschaffen worden war, eine Erkenntnis, mit der sie schwer zu kämpfen hatte. Ich hatte mich nicht dazu durchringen können, sie mit der Tatsache zu konfrontieren, dass alles, was sie kannte, nur eine Illusion war. Doch jetzt, in diesem Augenblick, spielte es keine Rolle, warum es hier Sword-Skills gab. Solange sie richtig funktionierten und ich sie anwenden konnte, war das alles, was zählte.

Das Schwert in meiner Hand glühte blau auf und vollführte die vierteilige Attacke »Horizontal Square«.

»Rrraaaahh!«, brüllte ich. Mein Schwert trennte Arme und Schwanz des Minion ab und spaltete ihn dann mit dem letzten Hieb sauber in der Mitte – nicht dass ich versuchte, mit Alice mitzuhalten. Der Schwung des Angriffs hätte mich fast von der Plattform getragen, doch ich konnte gerade noch rechtzeitig anhalten und sah zu, wie die Einzelteile des Monsters unter mir durch die Wolken fielen.

Ich vermutete, wenn sich die Teile nicht während des Falls einfach auflösten, würde irgendein Mönch, der durch den Garten der Kathedrale streifte, einen ganz schönen Schrecken bekommen.

»Oooooh!«, murmelte Alice mit dem anerkennenden Tonfall eines Lehrers, der die Darbietung eines Schülers begutachtet. Ich schwang meine Klinge nach links und rechts, bevor ich sie wieder in die Scheide an meiner Hüfte steckte – ich hätte das Schwert lieber auf dem Rücken getragen, aber in der Waffenkammer hatte es kein Schulterholster gegeben – und ihr einen Blick von der Seite zuwarf. »Was?«

»Nichts. Das war nur ein ziemlich ungewöhnlicher Skill, das ist alles. Ich würde behaupten, damit könntest du eine richtige Menschenmenge anlocken, wenn du ihn auf der Bühne des Sommersonnenwendfests vorführen würdest.«

»Hey, danke.«

Ich musste innerlich darüber lachen, dass ich mit einer so sarkastischen Ritterin zusammen war. Dann kam mir ein Gedanke und ich fragte: »Warst du je beim Sonnenwendfest in Centoria? Das ist eher ein Fest für die einfachen Leute. An der Akademie der Schwertkünste ist kaum eins der Kinder des höheren Adels hingegangen …«

Natürlich bestätigten Ausnahmen die Regel. Sortiliena war adelig und sie freute sich jedes Jahr auf das Fest, wie ich mich gerne erinnerte.

Alice schnaubte. »Verwechsel mich nicht mit einem dieser Adeligen mit ihren Allüren! Natürlich … war … ich …«, verteidigte sie sich, brach aber mitten im Satz ab.

Ihr Mund stand offen und ihre Augenbrauen waren irritiert zusammengezogen, als würde sie nach einer Antwort suchen. Sie hob ihre leere linke Hand und rieb sich mit den Fingerspitzen die Stirn. Dann schüttelte sie mehrmals den Kopf und murmelte: »Nein … Einer der Mönche hat mir erzählt … dass es so ein Fest gibt. Integrationsrittern ist es verboten … sich jenseits ihrer Pflichten … unters gemeine Volk zu mischen …«

Das ergab Sinn. Die Integrationsritter glaubten, dass sie von ihrer Hohepriesterin aus dem Himmel beschworen wurden, aber das stimmte nicht. Administrator brachte Menschen, die besonders klug oder stark waren, in die Kathedrale und führte das Synthese-Ritual durch, das ihre Erinnerungen überschrieb und sie zu Rittern machte. Wenn Ritter also in die Städte gingen, bestand die Gefahr, dass sie ehemaligen Angehörigen begegnen könnten, was zu Chaos führen würde.

Alice war Nummer dreißig und damit der zweitneueste Ritter nach Eldrie Synthesis Thirty-One, der diesen Frühling konvertiert worden war. Der Logik nach müsste sie selbst auch innerhalb des vergangenen Jahres umgewandelt worden sein, aber sie war bereits vor acht Jahren aus Rulid verschleppt worden – womit sich eine Lücke von sieben Jahren ergab.

Was für ein Leben hatte Alice in dieser Zeit hier geführt? Hatte sie als Lehrling sakrale Künste gelernt? Hatte Administrator sie die ganze Zeit als Gefangene auf Eis gelegt?

Vielleicht hatte sie das Sonnenwendfest von Centoria tatsächlich besucht, bevor sie zum Ritter gemacht worden war. Vielleicht kitzelte diese kurze Unterhaltung eine alte Erinnerung hervor, die hinter ihrer Gedächtnisblockade verborgen war …

Wenn ich ihr weiter unbedeutende Fragen über das Sonnenwendfest stellte, könnte ich vielleicht das Piety Module auslösen, so wie es bei Eldrie geschehen war. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber sofort wieder.

Cardinal hatte gesagt, dass es mehr erfordern würde, als nur das Piety Module zu entfernen, um die Ritterin Alice wieder in Eugeos Freundin Alice Zuberg zu verwandeln. Ich brauchte das Fragment ihrer »wichtigsten Erinnerung«, das Administrator vollständig entfernt hatte. Wenn ich Alice’ Modul also jetzt entfernte, würde sie das Bewusstsein verlieren. Das wollte ich nicht, zumal nicht zu sagen war, wann der nächste Angriff erfolgen mochte.

Außerdem durfte ich nicht vergessen, dass Alice nicht einmal gezuckt hatte, als sie ihrem alten Kindheitsfreund Eugeo begegnet war. Das zeigte deutlich, wie umfassend ihre Erinnerungsblockade war. Es war unwahrscheinlich, dass ein so nebensächliches Thema wie das Fest das Modul auslösen würde. Vermutlich würde die ganze Sache nach hinten losgehen, indem ich sie damit noch misstrauischer mir gegenüber machte.

Mit fragender Miene beobachtete sie, wie ich das Problem hin- und herwälzte, und meinte: »Minionblut enthält Krankheiten. Wir müssen es abwaschen.«

»Hm? Oh …«

Alice zeigte auf mich und da erst bemerkte ich, dass ein paar Blutstropfen des Monsters auf meiner linken Wange gelandet waren. Ich wollte die widerlich stinkende Flüssigkeit mit dem Ärmel abwischen, doch sie warnte scharf: »Tu das nicht!«

Ich war völlig vor den Kopf gestoßen und fragte mich, wie lange es her war, dass mich jemand so zurechtgewiesen hatte.

»Hach, warum seid ihr Männer nur immer so?«, stöhnte sie. »Hast du nicht wenigstens ein Taschentuch oder so was?«

Ich steckte meine Hände in die Hosentaschen. Die rechte war leer und die linke enthielt nichts, was einem Taschentuch gleichkam. Verlegen musste ich gestehen: »Ich hab keins …«

»Vergiss es. Nimm das.« Irgendwo aus ihrem Rock zog sie ein weißes Taschentuch und reichte es mir mit angewidertem Blick.

Wenn sie mich schon wie einen kleinen Jungen behandeln musste, hätte ich genauso gut ihren Rock nehmen und mir daran die Wange abwischen können, aber ich musste einsehen, dass sie mich dafür problemlos hätte umbringen können. Stattdessen nahm ich dankbar das spitzenbesetzte Taschentuch entgegen und wischte mir vorsichtig über die Wange. Das Blut des Minions wurde gründlich entfernt, als sei der Stoff mit einer Art Reinigungszauber der sakralen Künste belegt.

»Vielen Dank«, sagte ich.

Ich wollte ihr das Taschentuch zurückgeben, aber sie wandte sich ab und erklärte: »Du wirst das reinigen, bevor du es zurückgibst, oder ich schneide dich in Stücke.«

Vor mir lag eine finstere Zeit. Was kann ich nur zu so jemandem sagen, um einen Kampf zu vermeiden, sobald wir wieder im Turm sind, damit ich Eugeo finden kann? Ich blickte mich um und stellte mir vor, wie mein Partner im Inneren die Treppe erklomm. Inzwischen war auch das letzte Licht verschwunden und die Sterne funkelten am Himmel. Wir hatten die Minions besiegt, aber es gab keine Möglichkeit, weitere Kletterhaken zu erzeugen, bis der Mond aufging und uns mit ein paar kümmerlichen Ressourcen versorgte.

Ich steckte mir Alice’ Taschentuch in die Tasche und untersuchte den Vorsprung. Es hatte den Anschein, als würden die übrigen Minionstatuen entlang der Wand ihre Steinform beibehalten, solange wir ihnen nicht zu nahe kamen. Wenn ich auf sie zugerannt wäre und mein Schwert in einen lebenswichtigen Punkt getrieben hätte, bevor sie vollkommen fleischliche Gestalt angenommen hatten, hätte ich sie vielleicht besiegen können, aber es würde mich nicht weiterbringen, mich einer solchen Gefahr auszusetzen.

Wir würden einfach die nächsten paar Stunden hier ausharren müssen, bis der Mond aufgegangen war. Ich war mehr als zufrieden damit, mich einfach hinzusetzen und mich eine Weile auszuruhen, war allerdings noch nicht überzeugt, dass es mir gelingen würde, Alice in dieser Zeit nicht zu verärgern. Ich beschloss, den Mund zu halten, bis mir etwas einfiel, um die Laune des reizbaren Integrationsritters zu heben.

Sword Art Online Novel - Band 13

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