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2. ROLLEN

Ein Sportler rennt im Raum.

Er möchte von mir, Tata, alles wissen, wie er sich sportlich verbessern kann.

Sowohl körperlich, wie mental.

Wie viele Stunden muss er trainieren? Wie oft soll er täglich trainieren? Sein Ziel ist es, der beste Fußballer der Welt zu werden. Geld und Frauen spielen auch eine wichtige Rolle.

Ich schweige.

Nach einiger Zeit überreiche ich dem ehrgeizigen Sportler den Artikel SPIELER, PILGER, STUDENT, MENSCH.

2.1 SPIELER, PILGER, STUDENT, MENSCH

Ich habe viele Jahre Fußball gespielt. Ich habe solange gespielt, bis mich eine Verletzung ausgebremst hat. Ich habe mich davon erholt. Ich fing an, in einer höheren Liga zu spielen. Ich habe bis zum Kollaps trainiert. Ich habe kaum ein Match gespielt. Ich bin bis an meine Grenzen gegangen. Ich war zu ehrgeizig. Ich war lange vom Traum besessen, reich zu sein, Geld zu haben, eine große Villa zu haben, berühmt zu sein. Ich wollte von anderen respektiert werden, für das, was ich kann. Nicht für das, was ich bin. Ich war vollständig in der materiellen Welt gefangen. Mein Ego wollte nicht vor der Angst einer möglichen Niederlage loslassen. Ich wollte der beste Fußballer des Universums sein. Ich wollte immer gewinnen. Immer mehr. Immer weiter. Immer höher. Dabei habe ich immer mehr verloren. Es ging so weit, dass ich zwar körperlich fit wirkte, obwohl ich mental müde war.

In dieser Zeit habe ich einen Bericht über den Jakobsweg in Spanien gelesen. Das will ich auf alle Fälle unternehmen. Eine Herausforderung, physisch und mental. Die ultimative Prüfung. Einige Monate später bin ich den Jakobsweg in Spanien gepilgert. Respekt. Ich habe viele Kilometer zurückgelegt. Ich habe viele Eindrücke gesammelt. Es war eine schwere Reise. Ich habe mich schnell an die langen Distanzen gewöhnt. Ich war körperlich fit. Insbesondere hat sich mein Geist, meine Seele gemeldet. Ein Mitpilger sagte einmal, dass ich mich wie eine Uhr bewege. Immer mit voller Energie, bergauf und bergab. Immer im gleichbleibenden Rhythmus. Ich war nicht in der Lage, mich an die individuelle Beschaffenheit des Weges anzupassen. Ich war als Fußballer auf einem Egotrip. Als Pilger wollte ich Dinge anders angehen. Ich wollte nicht mehr viele materielle Dinge besitzen. Jetzt will ich mir Wissen in einem möglichst hohen Tempo aneignen.

Auf diesem Weg habe ich Interesse für Sprachen entwickelt. Im Bereich der Psychologie interessiert es mich, wie der Mensch so tickt. Ich habe mich von meinen Zielen im Außen entfernt. Mein Ego hat sich weniger mit den materiellen Dingen identifiziert, sondern mit dem intellektuellen Wissen. Die neuen Themenbereiche waren Sprachen, Psychologie und Wirtschaft. Diese Themen wurden zu meinem neuen ich, womit Ich mich identifiziert habe. Karriere. Das will ich jetzt. Viele Jahre lang habe ich allen Leuten erzählt, dass mir materieller Reichtum egal ist. Mein Leben, die perfekte Karriere. Das war der Plan bis zum physischen Tod. Die Egoidentifizierung bewegte sich weg von der materiellen Ebene und hin zur intellektuellen Ebene. Ich war gefangen in meiner eigenen, kleinen Welt. Mein Ego hat sich zum Größenwahn entwickelt. Alles soll perfekt, ordentlich und unter Kontrolle sein. In diesen Prozess wurde jede Störung als persönliche Beleidigung aufgefasst. Und manchmal habe ich Jahre lang nicht mit Menschen gesprochen, die mir mit alltäglichen Anliegen in die Quere gekommen sind.

Beziehungen und Gespräche mit den Mitmenschen waren Mittel zum Zweck. Ich war ständig dabei, die Zukunft auf perfekte Art zu planen. Dabei habe ich den jetzigen Moment ignoriert. Das war im Studium offensichtlich. Ich habe längere Zeit an unterschiedlichen Universitäten studiert. Ich bin nie auf die Idee gekommen, dass es so etwas wie Sicherheit womöglich nicht gibt. Ich habe meinen Ehrgeiz und Perfektionismus ins Extreme gesteigert. Alles war dem Studium untergeordnet. Die letzten Plätze der Prioritätenliste waren für Beziehungen, Gesundheit und Freude reserviert. Ich studierte wie verrückt. Ich habe alle Prüfungen bestanden. Am Ende des Studiums fehlte nur die Abschlussarbeit. Plötzlich bin ich tief gefallen und für meine Mitmenschen tatsächlich verrückt geworden.

Ich wünschte mir Anerkennung, Status, Sicherheit, Geld und Wissen. Das war wichtiger, als auf meine Seele zu hören. Es ist egal, wie viel ich habe. Es ist egal, wie viel ich weiß. Es ist wichtiger und einfacher zu erkennen, dass ich einfach bin. ICH BIN. Daraus kann sich alles Weitere entwickeln. Ich bin nicht mein kleines Ego. Ich bin Bewusstsein, das sich durch diesen Körper in der Welt ausdrückt. Die Gedanken sind nicht das Problem. Allerdings habe ich mich mit den Gedanken identifiziert und daraus mein Ego gebildet. Ich habe dieses falsche Selbstbild lange gefüttert. Das Ego hat sich zunächst mit dem Körper identifiziert. Als mein Körper nicht mehr so gut funktionierte, hat sich das Ego an die Gedanken geklammert. Gleichwohl bin ich weder mein Körper, noch meine Gedanken. Ich bin unendliches Bewusstsein.

Ich bin hier als Mensch. Ich habe verschiedene Rollen im Leben als Sportler, Pilger oder Student bekleidet. Als Mensch setze ich die Reise fort. Es wird sich zeigen, wo sich mein Weg im Leben fortsetzt. Eine Möglichkeit ist, dass ich eins bin mit dem Moment, mit allem, was ist. Die Zeit hat sich aufgelöst. Ich bin frei. Ich bin kein Sklave meiner begrenzten Vorstellungen, Regeln und Gedanken.

Der Sportler überprüft seine Werte. Sein Mindset, nicht sein Puls. Er hat praktische Ratschläge für das Training erwartet. Ich habe ihm hingegen eine Einsicht gegeben, wie man sich in verschiedenen Rollen verlieren kann. Man kann natürlich alles Mögliche in dieser Welt erleben. Es ist eine begrenzte Auffassung, sich in seinen eigenen Ehrgeiz zu verlieren und nur auf den Körper schauen. Die Summe des Menschen besteht aus mehr als das rein physische Konstrukt des Körpers. Das zu begreifen, das geht weit über den rationalen Verstand hinaus.

Tata's Entdeckungen

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