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Finding Europe Geschichte der engen Grenzen

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Text: Johannes Kirchmeier @jokirchmeier

Man ahnt es schon an der altertümlichen Sprache: Martin Fischer, Cornelis Kater und Sven Sedivy haben die re:publica gerade um gute 200 Jahre in die Vergangenheit katapultiert. “Wir haben uns einfach mal überlegt, wie es bei uns ohne Europa aussehen würde”, sagt der Grafiker Sedivy. Das bedeutet: Kleinstaaterei statt Zusammenschluss, Unterdrückung durch Lehnsherrn statt Freiheit, dauerhafte Einschränkung.

Herausgekommen ist der Vortrag “Mein Lehnsherr liest meine E-Mails - zu Besuch in einem anderen Europa”: drei kleine Monologe der Speaker, die Kritik üben sollen - an der Mentalität der Menschen und der Politik in der Jetzt-Zeit. Immer wieder blicken die drei Redner, die aus mehreren fiktiven deutschen Kleinstaaten nach Berlin gereist sind, auf “Groß-Groningen”, ein Synonym für den perfekten Staat ohne Grenzen und Barrieren.

Diese Retrospektive ist ein Trick, um aktuelle Missstände in Deutschland anzuprangern. Anders als die deutsche Regierung macht sich etwa die niederländische für ein offenes und freies Internet stark. “Vielleicht erleben wir ja mal ein kabelfreies Netz - so wie drüben in Groß-Groningen. Dann hätte ich sogar Internet in meiner Backstube”, schwärmt Sedivy und meint damit sein Lieblingscafe, in dem er von der digitalen Welt abgeschnitten ist.

Er und seine Kollegen üben zudem Kritik am wenig innovativen deutschen Städtebaukonzept, den Handelsschranken und Reisebeschränkungen. Reisefreiheit und Handel funktionieren inzwischen zwar besser als zu Kleinstaatenzeiten. Eine Welt der unbegrenzten Möglichkeiten existiert jedoch auch heute noch nicht.

Am Ende aber gaben sie sich versöhnlich: “Europa ist zwar noch nicht perfekt, aber immerhin schon einen Schritt weiter als vor 200 Jahren.”

re:publica Reader 2015 – Tag 1

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