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INTO THE WILD "Die Debatte um das Internet ist männerdominiert" Die Bloggerin Yasmina Banaszczuk spricht über Netzfeminismus, Meinungsführer und die Digitale Spaltung.
ОглавлениеInterview mit: Yasmina Banaszczuk
Yasmina, gibt es einen Unterschied zwischen Netzfeminismus und analogem Feminismus? Es gibt nicht den einen Feminismus. Es gibt online wie offline verschiedene Strömungen im Feminismus. Da fällt es schwer, eine klare Definition zu treffen oder sich einer bestimmen Gruppe zuzuordnen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob man online und offline gegenüberstellen soll - und überhaupt kann. Es gibt nicht die wichtigsten Punkte: Jeder Feminist und jede Feministin hat da unterschiedliche Schwerpunkte.
Was bedeutet für dich Netzfeminismus? Netzfeminismus wird von außen oft einer bestimmten Gruppe zugeordnet - und diese Gruppe dann abgewertet. Wenn von den "jungen Netzfeministinnen" die Rede ist, sind oftmals junge, weiße, blonde Frauen gemeint, die Gender Studies studieren und darüber bloggen. Für mich ist Netzfeminismus eher Feminismus, der auch - aber nicht nur - im Netz stattfindet. Im Netz wird der Feminismus multipliziert, hier kann man Leute treffen und voneinander lernen.
Geht es auf der re:publica um Netzfeminismus? Ich denke, es geht hier um die Gesellschaft. Das Internet an sich ist ja ein gesellschaftliches Thema. Gerade wenn man über Freiheit redet, dann spricht man immer öfter auch über Feminismus und Aktivismus. Die re:publica will sich öffnen und versucht mit diverseren Inhalten viele verschiedene Leute, nicht nur Experten, anzusprechen. Ich finde, Themen wie Feminismus und Aktivismus sind dieses Jahr viel besser integriert.
Sind Frauen selbst schuld, wenn sie nur als niedliche Netzfeministinnen wahrgenommen werden? Jede Bewegung braucht ein Gesicht. Bei #aufschrei war das Anne Wizorek, früher eben Alice Schwarzer. Da aber liegt nicht das Problem. Die Aktivistinnen sind auch nicht selbst schuld: Es mangelt einfach an Strukturen. Es fehlt an Professionalität, wenn es darum geht, Medienanfragen zu bearbeiten oder gezielt Themen zu setzen. Man müsste diverser denken und zum Beispiel mal eine Woman of Colour vor die Kamera setzen oder eine Frau, die nicht studiert hat, die vielleicht etwas älter ist.
Ist das Internet männerdominiert? Die Debatte über das Internet ist männerdominiert. Die Meinungsführer sind Männer zwischen 30 und 45 Jahren. Die Masse an Leuten, die im Internet aktiv ist, ist total heterogen, so wie im echten Leben auch. Das Internet ist bunt, es wird nur oft nicht so dargestellt. Allerdings lässt sich eine sogenannte digitale Spaltung beobachten: Von 100 Leuten mit Abitur bewegen sich 73 im Internet, mit Hauptschulabschluss nur 33.
Verursacht die digitale Spaltung eine Ablehnung gegen das Internet? Ja sicher, man muss verstehen, wenn Leute Respekt vor Dingen haben, die sie nicht kennen. Ich habe Verständnis für Skepsis. Ich halte es aber für problematisch, wenn in Politik und Wirtschaft die Bereitschaft fehlt, sich mit Netzthemen auseinander zu setzen. Das gilt auch für den Wissenschafts- und den Bildungssektor.
Vielen Dank für das Gespräch.
Yasmina Banaszczuk, geboren 1985, lebt in Hamburg. Sie promoviert zu dem Thema Netzwerke im Arbeitsmarkt und bloggt über Netzthemen auf stern.de und frau-dingens.de
Die Fragen stellten Saskia Ibrom und Felix Hütten