Читать книгу Beloved Sin - Mein Herz ruft nach dir - Rhiana Corbin - Страница 5
Prolog
ОглавлениеWütend schiebe die graue Mappe über den Tisch und blicke meinem Gegenüber unverhohlen in die Augen. »Was willst du damit sagen? Hältst du mich für eine schießwütige Irre?«, frage ich gereizt und verschränke die Arme vor der Brust.
»Das sage ich doch nicht, Svea. Aber du hast bei einem Einsatz nicht nur einen Schuss abgegeben, sondern gleich zwei.« Viggo Magnusson, mein Chef bei der SÄPO, ist davon nicht begeistert. Sein Ausdruck ist hart und unnachgiebig. Er ist nicht ohne Grund der Leiter der Sicherheitspolizei. Vielleicht liegt es auch daran, dass er der Bruder der Kronprinzessin von Schweden ist, dennoch hat er sich diesen Job hart erarbeitet. Viele Jahre ist er Undercover tätig gewesen. Diesen Job bekommt nicht jeder hin.
»Viggo, ich bin eine gute Schützin und ich ziehe niemals unüberlegt die Waffe.«
»Das mag ja alles richtig sein, nur sollten wir dich für einige Zeit aus der Schusslinie bringen. Die Presse hat dich im Visier. Auch wenn du keine Schuld trägst, möchte ich, dass endlich Ruhe einkehrt. Wir können uns keine Negativschlagzeilen leisten.«
»Ach, und ich bin nur der Unruhestifter, der diese Schlagzeilen einbringt!« Ich fasse es nicht. Will er mich zum Sündenbock machen? »Ich habe mit meinen Schüssen eine Straftat vereitelt.«
»Herrgott, Svea! Es hätte gereicht, wenn du ihm in die Beine geschossen hättest anstatt in den Kopf. Der Angreifer hatte keine Pistole.«
»Aber ein Messer. Verdammt, es ist doch egal, was ich sage. Du willst mich opfern, gib es doch zu«, fordere ich aufgebracht. Es hält mich nicht mehr auf meinem Sitz. »Sag es schon, bin ich entlassen? Oder stellst du mich nur kalt? Bin ich suspendiert?«
Viggo schüttelt langsam den Kopf. »Svea, setz dich wieder hin.«
»Nein, das werde ich nicht tun. Wenn ich gefeuert bin, kann ich auch direkt gehen.«
»Verdammt! Du setzt dich jetzt auf diesen Stuhl und machst einmal das, was man dir sagt«, brüllt Viggo. Selbst wenn er wütend ist, sieht er noch gut dabei aus. Ich weiß, dass er einen Adelstitel trägt, und genauso wirkt er auf mich: wie ein würdevoller Graf, der gerade aus einem Männermagazin gekrabbelt ist. Wäre er nicht seit einigen Wochen glücklich verheiratet, würde meine Fantasie vermutlich verrücktspielen, aber ich kenne seine Frau Elsa sehr gut und weiß, wie verliebt die beiden ineinander sind. Elsa war mit mir auf der Polizeischule und wir sind so etwas wie Freundinnen geworden, obwohl sie privat eher zurückgezogen lebte. Nun ist sie mit dem Schwager des schwedischen Kronprinzen verheiratet, was ihr einen Platz in der High Society sichert.
Ich überlege einen kurzen Moment, mich Viggos Anweisungen zu widersetzen. Doch ich wage es dann doch nicht, ihn herauszufordern, und setze mich wieder.
»Danke.« Viggo reibt sein Gesicht mit den Händen. »Du bist nicht gefeuert, Svea. Du bist eine gute Polizistin, ich will nicht auf dich verzichten müssen. Aber ich werde dich in einer anderen Abteilung einsetzen. Ab sofort wirst du für die Sicherheit des Königshauses zuständig sein.«
»Ich soll den Babysitter spielen? Für wen? Die Königin? Den Kronprinzen?«
»Prinz Göran«, erklärt Viggo knapp.
»Was? Den jüngeren Sohn des Königs? Das ist nicht dein Ernst. Jeder weiß, dass Göran hinter jedem Rock her ist, der ihm über den Weg läuft.«
»Na, dann ist es ja gut, dass du meist Hosen trägst.«
»Viggo, bitte, ich habe kein Talent zum Bodyguard, dafür bin ich nicht geeignet.« Ich überlege ernsthaft, ob es nicht besser ist, wenn ich selbst kündige.
»Du bist genau die richtige Person dafür. Deine Klappe ist vermutlich noch größer als die von Göran. Wenn er dir an die Wäsche will, bringst du ihn zu Boden. Du bist womöglich die Einzige, die ihm Manieren beibringen kann. Er schafft es regelmäßig, seinen Bewachern zu entkommen, und da wir für seine Sicherheit zuständig sind, brauche ich einen fähigen Mann … oder eine fähige Frau. Die Männer versagen in der letzten Zeit alle. Du teilst dir den Dienst mit Alexander Nyström, er war mal …«
»Ich kenne und schätze Alexander und weiß, was geschehen ist. Er war Elsas Vorgesetzter, bis er sich mit einem Arbeitskollegen eingelassen hat. Ich meine, wer hat davon nicht gehört? Kommt er mit der Versetzung klar?«
»Er hat selbst darum gebeten. Ich schätze Alexander und seine Arbeit und habe seinem Wunsch gerne entsprochen. So, hier ist dein Dienstplan.« Viggo reicht mir ein Blatt Papier und einen Ausweis. »Dein Dienst beginnt morgen. Und, Svea, versuch dich zu benehmen, pass bloß auf, dass du den Prinzen nicht erschießt.« Er grinst und zwinkert mir zu.
»Mal schauen, ich habe schon immer gern an lebenden Objekten geübt.«