Читать книгу Beloved Sin - Mein Herz ruft nach dir - Rhiana Corbin - Страница 6
1.
ОглавлениеMein Dienst beginnt an einem Samstag um 22 Uhr. Alexander schickt mir eine Nachricht auf das Diensthandy und sendet mir die Anschrift, bei der ich ihn ablösen soll. Es ist ein Stockholmer Nachtclub in der Sturegatan. Er ist mir bekannt, dort komme ich mit Jeans und Turnschuhen nicht hinein, also ziehe ich mich um. Ich erinnere mich an Viggos Worte und entscheide mich für eine schwarze Leinenhose und ein silbernes Top mit passender Jacke. Auf Schmuck, den wir im Dienst ohnehin nicht tragen dürfen, verzichte ich. Mein langes dunkles Haar stecke ich mit einer Klammer hoch und zupfe einige Strähnen heraus. Das Make-up halte ich dezent, denn ich will Göran nicht mehr als nötig auf mich aufmerksam machen. Trotzdem soll er mich zur Kenntnis nehmen. Wie ich gehört habe, scheint er ein Problem mit Respekt und Folgsamkeit zu haben. Das wäre doch gelacht, wenn ich das nicht in den Griff bekomme.
Ich nehme ein Taxi, da ich nicht weiß, ob der Prinz mit einem eigenen Wagen da ist. Der Club ist voll und die Schlange davor lang, doch als ich meinen Ausweis vorzeige, darf ich mich vordrängeln, was von einigen Leuten mit nicht sehr schönen Worten kommentiert wird.
»Hättest du in der Schule besser aufgepasst, müsstest du jetzt nicht in der Schlange stehen«, rufe ich einem Typen zu, der mich als »Schlampe« betitelt. Bevor ich noch die Fassung verliere, verschwinde ich ins Innere.
Lärm schlägt mir entgegen und ich muss mich erst mal an die Dunkelheit gewöhnen. Das Foyer war hell erleuchtet, doch im Club selbst herrscht Dunkelheit, die nur ab und an von LED-Panels durchbrochen wird. Das Licht in meinem Schuhschrank ist heller. Zum Glück ist der Club nicht sehr groß und ich kenne mich aus. An der Bar entdecke ich Alexander Nyström. Er hält sich an einem Glas Wasser fest und die Umgebung im Auge.
»Hej, Alexander«, grüße ich ihn. »Die Ablösung ist da.« Alexander ist ein großer Mann mit blondem Haar und schönen braunen Augen. Er sieht ein wenig genervt aus.
»Hej, Svea. Hast du dich versetzen lassen?«, fragt er überrascht.
»Ich bin nicht freiwillig hier. Das habe ich Viggo zu verdanken. Nein, eher meinem lauten Mundwerk, weil ich dem Justizminister gesagt habe, er soll sich verpissen. Er ist heulend zu Viggo gerannt und der durfte dann die Drecksarbeit für den Minister übernehmen. Du kennst das doch.« Ich verdrehe die Augen.
»Und jetzt darfst du die Kindergärtnerin für eine Gruppe von Kleinkindern spielen«, erklärt Alexander und deutet mit einem Nicken in eine Richtung.
Ich folge seinem Blick und sehe Göran in der Mitte eines Trupps junger Frauen und Männer stehen. Er schwankt leicht, scheint schon einiges getrunken zu haben.
»Seit wann seid ihr hier?«, will ich wissen.
»Noch nicht sehr lange, der Abend fängt bei ihm erst an.«
»Was? Er ist doch schon betrunken. Er sollte nach Hause fahren und seinen Rausch ausschlafen.«
»Da bin ich ganz deiner Meinung, aber willst du ihm das sagen?«, fragt Alexander und grinst breit. »Ich hab zum Glück jetzt Feierabend. Lass die Nacht nicht zu lang werden. Ich löse dich morgen um acht Uhr wieder ab.«
»Hej, da ist ja die Braut mit der vorlauten Klappe!«, höre ich trotz der lauten Musik jemanden hinter mir tönen.
Ich wende mich um und sehe den Typen vom Eingang vor mir, der mich »Schlampe« genannt hat. Genervt verdrehe ich die Augen. Der Typ ist echt auf Ärger aus.
»Zisch ab«, meine ich unfreundlich.
Alexander richtet sich zu seiner vollen Größe auf. »Ich erledige das eben noch.«
Mit der Hand halte ich ihn auf. »Nein, lass. Ich schaff das schon. Fahr nach Hause und schlaf dich aus.«
»Ich das etwa dein Typ?«, fragt der Kerl vorlaut. Sein Hemd ist weit aufgeknöpft und eine goldene Uhr hängt an seinem Handgelenk. Er stinkt geradezu nach Geld und fühlt sich offensichtlich sehr sicher. »Musst du beschützt werden? Glaubst du, nur weil dein Kerl groß und stark ist, kannst du den Mund so weit aufreißen?« Er kommt mit provozierendem Blick auf mich zu.
»Keine Angst, so ein Würstchen wie dich verspeise ich zum Frühstück.«
Er hebt seine Hand, will mich anfassen. Doch ich bin schneller. Ich nehme seine Hand, drehe sie ihm auf den Rücken und presse seinen Kopf auf den Tresen, sodass er sich nicht mehr rühren kann. Ich wette, er hat meine Bewegung noch nicht mal wahrgenommen.
»Hej! Was soll das? Lass mich los, ich habe doch gar nichts gemacht.«
»Du solltest den armen Kerl wirklich loslassen, bevor du ihm noch den Arm brichst«, höre ich eine tiefe, wohlklingende Stimme hinter mir, die nicht Alexander gehört.
»Ja, lass mich los!«, jammert der Wicht kläglich.
»Ich hoffe, du fängst nicht gleich an zu weinen«, flüstere ich ihm zu, lasse ihn aber nicht los, sondern drehe mich wütend um, denn hier hat sich niemand einzumischen. »Oh! Eure Hoheit!« Mein Hals schnürt sich zu und ich bekomme nichts weiter raus.
Vor mir steht Prinz Göran. Obwohl ich ihn schon auf Hunderten von Fotos gesehen habe, bin ich plötzlich äußerst verlegen, als ich ihn so nah vor mir sehe.
»Entschuldigen Sie, Sir. Das ist …«, will Alexander mich vorstellen, wird jedoch vom Prinzen unterbrochen.
»Svea Danilsson, meine neue Personenschützerin. Ich habe das Memo erhalten und sogar gelesen. Auch wenn es Menschen gibt, die behaupten, ich könnte es gar nicht.« Er lächelt, und bei diesem Anblick werden mir die Knie ganz weich.
Echt jetzt? Ich kann es nicht fassen. Statt die Situation zu klären, stehe ich sprachlos da und fange gleich zu sabbern an. Dieser Mann ist einfach nur … wow! Er lächelt mich an und ich bin wie geblendet. Obwohl er getrunken hat, sind seine Augen nicht rot, sondern klar und hellblau. Seine Züge sind weich, die Haut glatt rasiert und er riecht gut. Er steht so dicht bei mir, dass ich den Duft seines Aftershaves wahrnehme.
»Hej, ich bin auch noch da! Könnte dein Bodyguard mich bitte loslassen? Göran, jetzt hilf mir mal.«
»Svea, wärst du so nett? Arvid hat heute nicht seinen besten Tag«, bittet mich Göran.
Folgsam lasse ich seinen Freund los, wenn auch nur zögerlich.
»Das nenne ich mal einen Einstand.« Göran reicht mir die Hand. »Willkommen im Team, Svea.«
Allein, wie er meinen Namen ausspricht, hat etwas Sinnliches an sich, und ich muss mich zusammennehmen. Ich berühre seine Hand, die sich seltsam zart anfühlt. »Eure Hoheit, ich bitte um Entschuldigung.«
Er tritt einen Schritt auf mich zu und neigt sich zu mir herunter. »Das hat meinen Tag zu einem besonderen gemacht. Arvid kann es gut gebrauchen, dass eine Frau ihm die Stirn bietet.« Er zwinkert mir zu und lächelt. Schon wieder.
»Ich bitte trotzdem um Entschuldigung«, murmele ich verlegen.
Alexander räuspert sich laut. »Ich werde dann mal Feierabend machen, Göran.«
»Ja, nur zu. Wie du siehst, bin ich in den besten Händen. Schönen Abend, Alexander.« Er winkt ihm zu und auch ich schaue ihm hinterher, wie er den Club verlässt.
»Und was fangen wir mit dem Rest des Abends an?« Göran sieht mich fragend an.
»Göran, wir wollen doch noch ins Cabaret. Du hast es mir versprochen.« Eine hübsche Rothaarige tritt auf Göran zu und schlingt ihre Arme um seinen Hals. Mit ihrem aufreizenden Körper schiebt sie mich zur Seite. Anscheinend will sie mir zeigen, wohin ich gehöre. Das kann sie gern haben, denn ich muss dringend aus dem Dunstkreis dieses aufregenden Mannes hinaus.
»Tut mir leid, Ebba. Ich habe schon zu viel getrunken. Der Abend ist für mich beendet. Ich werde nach Hause fahren«, entscheidet Göran.
»Dann komme ich mit«, erklärt sie entschieden.
»Nein, heute nicht, Sötnos. Es ist nett gemeint, doch ich brauche wirklich mal meine Ruhe.«
»Ruhe? Die kannst du haben, wenn du tot bist. Stell dich nicht so an. Ich werde dafür sorgen, dass du dich entspannst«, säuselt sie, und ich verdrehe innerlich die Augen. Wie kann man sich einem Mann nur so an den Hals schmeißen?
Auch Arvid winkt Göran zu. »Komm schon. Ich bin doch gerade erst gekommen. Lass uns noch ein Glas trinken.«
Göran scheint darüber nachzudenken und ich erwarte schon, dass er nachgibt. Dann blickt er mich an und schüttelt den Kopf.
»Es tut mir leid, Leute. Der König schickt nach mir und den darf man bekanntlich nicht warten lassen. Nicht wahr, Svea?«
Ich schlucke trocken und nicke.
»Hej, Viktor, die nächste Runde für meine Freunde geht auf mich. Ich bin weg, wir sehen uns.«
Der Barkeeper hebt die Hand zum Zeichen, dass er verstanden hat.
Seine Freunde verabschieden sich. Die rothaarige Ebba lässt von ihm ab und wendet sich Arvid zu.
»Können wir?«, fragt Göran und legt eine Hand auf meinen unteren Rücken.
»Ich bin bereit, wenn du es bist«, erkläre ich und gemeinsam verlassen wir den Club. Im Foyer ändert er die Richtung. »Nicht vorne raus. Mein Fahrer wartet am Hinterausgang.«
Ich nicke und behalte die Umgebung im Auge. Zwar gibt es im Augenblick keine wirkliche Bedrohung, deshalb wurde auch nur ein Personenschützer anberaumt, doch es gibt immer Situationen, mit denen man nicht rechnet.
Ich halte ihm die Tür auf und Göran lässt sich auf die Ledersitze des Audi Q7 gleiten. Ich will vorne neben dem Fahrer Platz nehmen, doch Göran hält meine Hand fest.
»Steig bei mir ein«, bittet er mich. Ich kann es schlecht abschlagen.
Der Fahrer blickt mich kurz neugierig an und nickt mir zu.
»Das ist Vidar, mein Fahrer. Vidar, das ist Svea, meine neue Leibwache.«
»Hej, Svea«, grüßt Vidar und blickt mich im Rückspiegel an.
»Hej«, erwidere ich und schnalle mich an. »Du solltest dich auch anschnallen«, weise ich Göran an.
»Natürlich. Oder möchtest du das für mich erledigen?«, fragt er und lacht.
»Ich denke, das bekommst du noch alleine hin.«
Obwohl der Wagen groß ist, sitzen wir nah beieinander. Unsere Knie berühren sich fast, was daran liegt, dass Göran sich nicht gerade Mühe gibt, auf seiner Seite zu bleiben.
»Wohin fahren wir?«, will Vidar wissen.
»Zu mir nach Hause. Nicht zum Schloss. Ich will meine Ruhe haben.«
»Dein Vater hat angewiesen, dass ich dich heute Nacht ins Schloss bringen soll.«
»Ja, ich weiß«, meint Göran und seufzt genervt, »aber ich will nach Hause. Also mach schon.« Er wirft mir einen kurzen Blick zu, doch ich schaue stur geradeaus.
Wenn er nach Hause fährt, wird es für mich eine ruhige Nacht. Eine Person zu Hause zu beschützen, ist wesentlich einfacher, als wenn sie sich auf offener Straße bewegt. Ich habe einen Grundriss seiner Wohnung bekommen, mit noch einer Menge anderer Informationen. Die Räume habe ich mir eingeprägt und kenne sie so gut wie mein eigenes Zuhause, wobei das bei Weitem nicht so groß ist. Die Wohnung liegt in Östermalm auf dem Strandvägen, mit Blick auf die Liegeplätze der Boote. Es ist eine luxuriöse Erkerwohnung unter dem Dach. Im fünften Stockwerk ohne Aufzug. Dafür gibt es einen Concierge, der sich um die Post und die Einkäufe kümmert.
»Guten Abend, Eure Hoheit«, grüßt der ältere Mann hinter dem Tresen freundlich.
»Guten Abend, Wilmer. Das ist Svea, meine neue Aufsichtsperson. Bitte setzen Sie sie auf die Liste.«
Ich nicke dem Mann zu und er reicht mir eine Karte. »Der Schlüssel für die Wohnung. Göran hat angewiesen, dass alle Bodyguards einen bekommen.«
»Vielen Dank, Wilmer.« Ich folge Göran zur Treppe und wir steigen schweigsam die Stufen hinauf.
Er ist gut in Form, kommt kaum außer Atem, doch ich halte mit ihm mit. Als wir oben ankommen, grinst er. »Ganz schön hoch, was?«
»Nun, Penthouse-Wohnungen findet man eben nicht im Erdgeschoss«, erwidere ich.
»Sehr richtig.« Er öffnet die Tür und wartet, während ich die Räume inspiziere. Ich schaue in den Schränken und auch unter dem Bett nach, ob sich niemand in der Wohnung aufhält, erst dann gebe ich die Wohnung frei und der Prinz betritt sie.
»Wenn du mich nicht mehr brauchst, wünsche ich eine gute Nacht, Eure Hoheit«, sage ich respektvoll.
»Halt, warte! Wo willst du hin?«, fragt er und kommt in den Flur. Er hat bereits sein Jackett abgelegt, die Krawatte ausgezogen und zwei Knöpfe an seinem Hemd geöffnet.
Sprachlos blicke ich ihn an. Ich muss damit aufhören, ihn immerzu so anzustarren. »Ich werde draußen vor der Tür Stellung beziehen.«
»Was? Nein! Es gibt extra ein Zimmer hier in der Wohnung, das für den Personenschützer eingerichtet ist. Du kannst doch nicht die ganze Nacht auf dem Flur hocken.«
»Ich habe schon an ganz anderen Orten gehockt«, gebe ich zu.
»Interessant, davon solltest du mir bei Gelegenheit erzählen. Komm, lass uns noch etwas trinken.« Er winkt mich ins Wohnzimmer.
»Tut mir leid, ich bin im Dienst«, lehne ich ab.
»Ach, komm schon. Ich erzähle es auch niemandem.«
»Nein, wirklich nicht. Wo befindet sich das Zimmer?«, will ich wissen, denn auf dem Plan, den ich erhalten habe, waren zwar vier Gästezimmer eingezeichnet, aber keines war als Unterkunft für den Personenschützer ausgewiesen.
»Den Flur entlang, immer geradeaus«, meint er und öffnet weiter sein Hemd, währen der hinter mir herläuft. Er scheint doch mehr getrunken zu haben, als ich angenommen habe.
Ich öffne die Tür und das Licht geht automatisch an. Die indirekte Beleuchtung erhellt das Zimmer, in dessen Mitte ein großes Bett steht. Zeitungen liegen auf dem Nachttisch und Kleidung hängt über einem Herrendiener.
»Das ist dein Zimmer«, sage ich verärgert.
Verlegen lacht Göran auf. »Ein kleiner Scherz. Ich würde mich viel sicherer fühlen, wenn du hier bei mir schläfst.« Er zieht einen Schmollmund, was mich zum Lachen bringt.
»Also wirklich. Das hier ist mein Job und wenn ich ihn noch eine Weile behalten will, dann solltest du nicht so eine Show abziehen.«
»Hej, ich bin der Prinz, man erwartet von mir, dass ich so eine Show abziehe.«
»Ich denke nicht, dass du bei Alexander so etwas versuchst.«
»Hm, ich weiß, dass Alexander auf Männer steht, aber professionell, wie er ist, hat er es nie gezeigt. Bei dir versuche ich es lieber.« Mittlerweile hat er sein Hemd ganz geöffnet und ich starre auf seine nackte Brust. Schon wieder. Ist das ein Test, den Viggo hier mit mir veranstaltet? Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll.
»Ich bin auch sehr professionell und deshalb werde ich jetzt dieses Dienstzimmer suchen, das es meines Wissens gar nicht gibt.«
»Du hast mich erwischt. Alexander schläft immer in einem der Gästezimmer direkt am Eingang. Warum sollst du nicht auch schlafen, wenn ich es tue? Ich sehe keinen Sinn darin, dass du die ganze Nacht wach bist. Hier bin ich sicher.« Er schwankt und muss sich am Bett festhalten.
»Geht es dir gut? Brauchst du was?« Ich bin zwar nicht sein Babysitter, doch es ist ihm anzusehen, dass er einen Drink zu viel hatte.
»Wie wäre es mit einem Bier?«, fragt er.
»Ich bringe dir ein Wasser.«
Ich mache mich auf in die Küche, finde Mineralwasser im Kühlschrank und gieße ihm ein Glas ein.
Als ich sein Schlafzimmer betrete, trägt er eine schwarze seidene Schlafhose.
»Hier, bitte.« Ich reiche ihm das Glas und er trinkt es in einem Zug aus. Als ich nach dem Glas greifen will, nimmt er meine Hand und zieht mich an sich.
»Wo kommst du so plötzlich her?«, flüstert er und fährt mit einem Finger meine Lippen nach. »Hat mein Vater dich auf mich angesetzt, damit ich endlich spure?«
»Ich … ich habe keine Ahnung. Viggo hat mir diesen Job aufs Auge gedrückt«, gebe ich zu.
»Viggo? Das sieht ihm ähnlich. Dieser Mistkerl. Er setzt mir eine entzückende Frau vor die Nase, damit ich sie will, aber nicht haben darf.«
Überrascht blicke ich ihn an. »Ich weiß nicht, ich sollte lieber …«
»Mich küssen?«, fragt er und bannt meinen Blick.
»Göran, du hast getrunken. Schlaf jetzt und werde wieder nüchtern. Wir werden darüber nicht mehr sprechen«, schlage ich ihm vor, ohne mich von ihm loszumachen.
Seine Hände wandern an meinem Rücken entlang. Er ist vorsichtig, verlangend, ohne drängend zu sein. Wenn ich will, kann ich jederzeit gehen, doch ich will es nicht.
»Wir sind hier ganz allein, niemand wird es erfahren. Küss mich, Svea«, raunt er mir zu. Mit einer Hand streichelt er meine Wange und der Blick in seine hellblauen Augen macht mich fertig. Wie kann ein Mann nur so schön sein und warum springe ich darauf an? Ich habe mir noch nie etwas aus gutaussehenden Männern gemacht und ebensolche sich nichts aus mir. Warum sollte also ein Prinz ernsthaftes Interesse an mir zeigen? Aber wer sagt, dass es hier um ernste Absichten geht? Vermutlich sucht er nur Zerstreuung für eine Nacht oder er kann es nicht ertragen, wenn ihm nicht jede Frau zu Füßen liegt. Das Letztere wird es wohl sein.
Ich halte seinem Blick stand, komme ihm aber nicht entgegen. Wenn er etwas von mir will, muss er sich schon mehr Mühe geben.
»Du gibst nicht nach, oder? Ich muss mir diesen Kuss wohl hart erarbeiten.« Er grinst auf eine sehr charmante Art.
Hart erarbeiten? Ich glaube, dieser Mann hat keine Ahnung, was diese zwei Worte wirklich bedeuten.
Ich beiße mir auf die Unterlippe und Göran stöhnt auf. »Wie soll ich bei diesem Anblick widerstehen können? Es ist ein Ding der Unmöglichkeit.«
»Versuch es«, sage ich leise und werde mir wieder seiner Hände bewusst, die meinen Körper streicheln. Das einzige Zugeständnis ist, dass ich meine Hände auf seine Hüften lege. Sein nackter Oberkörper berührt mich und ich spüre die Wärme, die von ihm ausgeht.
»Bist du gebunden? Verheiratet oder hast du einen festen Freund? Du trägst keinen Ring.« Geschickt löst er die Klammer aus meinem Haar.
Das hat er also schon wahrgenommen. »Nein, ich trage keinen Schmuck bei der Arbeit, aber ich bin nicht gebunden. Es gibt niemanden. Früher einmal, aber das ist schon lange vorbei«, erkläre ich und ärgere mich sofort, dass ich ihm so freiwillig Auskunft gebe, obwohl mein Leben niemanden etwas angeht.
»Wie lange?«, will er wissen. »Wie lange ist deine Beziehung her?«
»Vier Jahre. Warum willst du das wissen?«
»Du interessierst mich eben. Wirst du mich verklagen, wenn ich dich jetzt küsse?«
Diese Frage kann nicht ernst gemeint sein.
»Ich würde sagen, wenn du mutig bist, lass es auf einen Versuch ankommen.«
»Auch, wenn ich nur eine geringe Chance auf den Thron habe, du glaubst nicht, auf welche verrückten Ideen die Frauen kommen.«
Davon habe ich schon gehört. Es vergeht keine Woche, in der Göran nicht eine Affäre mit einem Topmodel angedichtet wird oder Gerüchte über eine Verlobung kursieren. Schon zweimal haben Frauen Anzeige gegen ihn erstattet, diese aber kurze Zeit später wieder zurückgezogen. Vermutlich waren sie auf Publicity oder Geld aus.
»Ich gehöre definitiv nicht dazu. Viggo hat mich hergeschickt, ich wollte den Job noch nicht mal übernehmen.«
Göran hebt seine Hand und streichelt über meine Wange. »Ich weiß. Ich habe …«
»… das Memo gelesen.« Ich muss lachen. »Göran, wir sollten vernünftig sein. Du bist ein sehr attraktiver Mann, doch ich habe meinen Auftrag. Ich will meinen Job nicht riskieren. In der letzten Zeit hatte ich genug Ärger. Lass uns realistisch sein.« Ich schließe zwei Sekunden die Augen, was sich als Fehler herausstellt.
Göran nutzt die Gunst der Sekunde und küsst mich. Ich weiche zurück, doch er folgt mir und irgendwann werde ich von der Wand aufgehalten. Seine Lippen sind weich und schmecken einfach himmlisch. Ich stöhne leise auf, doch schon komme ich wieder zur Besinnung. »Nein«, murmele ich.
»Doch. Ich will dich, Svea. Sag nicht Nein. Nur diese eine Nacht, die uns gehört.«
Seine gewisperten Worte verdrehen mir den Kopf, ich kann nicht mehr klar denken.
»Sag ja, Raring.«
Bei diesem Wort – Liebling - und der Gier, mit der er meinen Mund erobert, schmelze ich praktisch dahin. Meine Hände wandern zu seinem Gürtel und ich öffne ihn.
»Oh Gott, Svea!«, knurrt er und zieht mir das Top über den Kopf.
»Warte«, sage ich hektisch und schiebe ihn von mir. Ich löse meine Waffe aus dem Halfter, sichere sie und lege sie auf den Nachttisch, außer Reichweite.
»Komm her.« Er hat die Hosen ausgezogen und steht nackt vor mir. »Wie du siehst, ist ein Prinz auch nur ein geiler Kerl.«
Görans Körper ist der eines Adonis. Nun beginne ich wirklich zu sabbern. Ich kann meinen Blick nicht abwenden. Er hat die Figur eines Schwimmers, mit breitem Oberkörper, der zur Mitte hin schlank zuläuft. Vor einigen Jahren noch gehörte er der olympischen Schwimmmannschaft Schwedens an. Anscheinend trainiert er wohl noch immer ab und zu.
»Ich will dich sehen.« Göran blickt mich ernst an.
Wie in Trance löse ich den Verschluss meines BHs am Rücken und lasse ihn lasziv fallen. Dann folgt der Rest meiner Kleidung. Die ganze Zeit steht Göran mir gegenüber und beobachtet mich.
»Was ist los, nimmst du mich jetzt oder muss ich erst betteln?«, frage ich aggressiv und lege mich auf das Bett.
»Du bist wunderschön. Ich kann nicht fassen, dass sich so ein Körper unter deiner Kleidung verbirgt.« Göran kommt zum Bett, greift nach meinen Füßen und zieht mich zur Bettkante.