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SOZIALE KONTROLLE UND TOTALE INSTITUTIONEN. ODER: EIN VORGESCHMACK AUF DIE „TOTALE GESELLSCHAFT“. NACH DEM GREAT RESET

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Liebste!

In meinen Gefängnistagebüchern 49 schrieb ich 50 51:

„Die Gesellschaft wird als die Klasse der Herrscher und der Beherrschten definiert. Die Herrscher definieren die Gesetze und somit die Sozialmoral. Ihre Urteil[s]kompetenz beruht auf einer teilweise für die Gesetzlosen nicht verständlichen Sprache.

Die Herrscher geben als Leitmotiv vor: ´Wer leben will, muss arbeiten.´ Die Beherrschten sind Hungernde, die morden, um zu überleben. Durch die Sesshaftigkeit nehmen die Morde ab und Diebstähle und Eigentumsdelikte zu. Die Gewaltverbrecher sind Arbeitsunwillige und Arbeitslose. Der Justiz dient das Strafbuch (1810) als Grundlage und ein Apparat von Aufsehern, Priestern, Psychologen und Psychiatern zur Ausübung von Gewalt.

Als Instrument der Strafe dienen Zwangsmaßnahmen und Übungen. Das Individuum wird zum Rechtssubjekt. Durch die Technik des Einzwängens und durch Anwendungen von Dressurmethoden werden Heilung und Besserung erwartet.

Später verlagerte sich dieser allsehende Blick in die Subjekte. Exemplarisch dafür ist die Funktion der Pastoralmacht, die der ´gute Hirte´ ausübt, wenn er das Gewissen seiner Schafe prüft ...“ [Was bedeutet, dass Häftlinge die sozialen Normen, die ihnen vorgegeben und oktroyiert werden, internalisieren. Sollen.]

Die neu entstandenen Gefängnisse gehör(t)en fortan zu den „totalen Institutionen“. Wie beispielsweise Kasernen, Arbeitslager, Waisenhäuser. Ihnen allen gemeinsam sind bestimmte Merkmale und Eigenschaften:

 Physische Abgrenzung von der Außenwelt (z.B. durch Mauern, Stacheldraht, heutzutage durch hochkomplexe Sperr- und Überwachungsanlagen)

 Ent-Personalisierung (zuallererst werden dem Gefangenen, unmittelbar nach der Einlieferung, alle persönlichen Gegenstände einschließlich seiner Kleidung abgenommen; er erhält Gefängnis-Lumpen – ich bezeuge aus eigener Erfahrung, dass es sich, in der Tat, um Lumpen handelt; selbst in den zerschlissenen Gefängnis-Unterhosen haben schon die Ärsche von ganzen Gefangenen-Generationen gesteckt –, er, der Neuankömmling wird also als erstes in Lumpen gesteckt, damit er sich auch als Lump fühle, ansonsten er hier nicht gelandet wäre).Zur Entpersonalisierung gehören auch Eingriffe in die Intimsphäre (Austasten von äußeren wie inneren Körperhöhlen; selbst in meiner Tätigkeit als Arzt empfand ich rektale Untersuchungen immer als äußerst unangenehm, für mich wie für den jeweiligen Patienten: Was sind das für Menschen, die sich nicht scheuen, mit ihren Wurscht-Fingern sonst wohin zu grapschen)

 [Anmerkung, aus aktuellem Anlass: Nicht von ungefähr werden neuerdings Analabstriche zum Nachweis des Husten- und Schnupfen-Virus´ SARS-CoV2, vulgo Corona genannt, durchgeführt – ist der nasale Abstrich „nur“ ein krimineller Akt der (gefährlichen) Körperverletzung (mit dem Ziel, unbemerkt DNA zu entnehmen, Impfungen durchzuführen und ggf. Nanochips zu Kontrollzwecken zu platzieren – hierzu später mehr), so kommt bei einem Analabstrich noch die Komponente der Demütigung und sexuellen Nötigung hinzu!]

 Einschränkung des Kontaktes zur Außenwelt, bisweilen völliges Kontaktverbot (es gibt unzählige Abstufungen der Isolationshaft, auf die einzugehen vorgegebenen Rahmen sprengen würde; jedenfalls versteht es die Gefängnis-Obrigkeit sehr gut, auf der Klaviatur dieses Disziplinierungs-Instruments zu spielen).

 [Auch solches Vorgehen kommt uns in Zeiten eines globalen Lockdowns bekannt vor.]Das Versenden (und Empfangen von Briefen) wird als Gnade gewährt, ebenso und erst recht das Führen von Telefonaten und der Empfang von Besuch (in der JVA Landhut zweimal pro Monat jeweils 60 Minuten!).Durch diese Maßnahmen findet soziales Leben (fast) ausschließlich innerhalb der (Institutions-) Mauern statt; jeder – mit Verlaub – Pups muss hochoffiziell beantragt werden, namentlich für Menschen, die zuvor weitreichende Entscheidungen getroffen und viele Dinge bewegt haben, eine Demütigung par excellence

 Totale Reglementierung des gesamten Lebens:„Nicht nur das Wo sämtlicher Handlungen der Insassen, sondern auch das Wann werden von der Institution ...bestimmt. Sämtliche Tätigkeiten sind entsprechend einem ... Zeitplan zu verrichten, der Tagesplan aller Insassen ist vom Aufstehen bis zum Schlafengehen ident[isch]. Kommunikation … wird weitgehend unterbunden. Die Bildung … [eines] sozialen Netzwerk[s] innerhalb der Institution ist den Insassen nur unter äußerst erschwerten Bedingungen möglich.“

[Nochmals: Kommen uns solche Verhältnisse – in Zeiten von Lockdown, von (nächtlichen) Ausgangssperren, von Kontaktverboten, in Zeiten des Eingesperrt-Seins in der eigenen Wohnung resp. in einem Bewegungsradius von wenigen km – irgendwie bekannt vor? Oder aber: Was unterscheidet das globale Freiluft-Gefängnis (notabene: noch) von herkömmlichen Gefängnis-Anstalten?]

Derart geht jegliche Handlungs-Autonomie des Gefangenen verloren, ebenso seine bisherige soziale Identität. („Einen Doktor gibt es bei uns nicht, Sie müssen Rücksicht nehmen auf die Mitgefangenen. Und was sollen die Mitarbeiter denken.“ Sic! Jedenfalls verschlug es diesen Mitarbeitern, autoritätsgläubig wie sie sind, fast die Sprache, wenn ein Brief mit Titeln adressiert war. Weshalb Anwälte diese in Briefen an Strafgefangene ggf. weglassen. Welche Büttel, welche Knechte. Die einen wie die anderen.)

Das Selbstwertgefühl des Häftlings wird permanent mit Füßen getreten. [Ahnlich dem des „Covidioten“, des friedlichen Demonstranten, der schutzlos den Übergriffen der Ordnungsmacht ausgeliefert ist.] Und er verlernt – in einem Prozess, der auch als Diskulturation bezeichnet wird – übliche Verhaltens- und Reaktionsmuster, was nach seiner Entlassung durchaus zu Versagensängsten bis hin zu Panikzuständen führen kann [Was ist, vergleichsweise, mit all denen, denen die Ordnungsmacht die Tür eingetreten, zumindest Haus und Praxis durchsucht hat, weil sie, ihrem zwingenden ärztlichen Auftrag folgend, Maskenbefreiungs-Atteste ausgestellt haben?]

Derart werden totale Institutionen zu „Treib-häuser[n], in denen unsere Gesellschaft versucht, den Charakter von Menschen zu verändern. Jede dieser Anstalten ist ein natürliches Experiment, welches beweist, was [man] mit dem Ich des Menschen … anstellen kann“.

[Und genau hier, Liebste, kreuzen sich die Intentionen von Gefängnissen, psychiatrischen Anstalten und neuem, globalem Freiluft-Gefängnis, das mit beängstigender Geschwindigkeit unter dem Vorwand eines – angeblich – zur tödlichen Seuche (Covid 19) mutierten Husten-Virus´, das seit ewigen Zeiten Teil des humanen Mikrobioms und für dieses – wie Billionen anderer Mikroben – unerlässlich ist, errichtet wurde.]

Schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte der englische „Sozialreformer“ Jeremy Bentham für totale Institutionen seine Konzeption des Panopticons:

„Sein Prinzip ist bekannt: an der Peripherie ein ringförmiges Gebäude; in der Mitte ein Turm, der von breiten Fenstern durchbrochen ist, welche sich nach der Innenseite des Ringes öffnen; das Ringgebäude ist in Zellen unterteilt, von denen jede durch die gesamte Tiefe des Gebäudes reicht; sie haben jeweils zwei Fenster, eines nach innen, das auf die Fenster des Turms gerichtet ist, und eines nach außen, so daß die Zelle auf beiden Seiten von Licht durchdrungen wird. Es genügt demnach, einen Aufseher im Turm aufzustellen und in jeder Zelle einen Irren, einen Kranken, einen Sträfling, einen Arbeiter … unterzubringen.“

Heutzutage braucht es das Panopticon nicht mehr; seine Funktion übernehmen allgegenwärtige Überwachungskameras. Nach dem Motto: Ich seh´ etwas, was du nicht siehst, wird Wissen über die Häftlinge [im Gefängnis selbst wie, gleichermaßen, in der totalen Überwachungs-Gesellschaft] angesammelt, es „existiert hinsichtlich der Wahrnehmungs- und Erfahrungsperspektive ein totales Herrschaftsverhältnis: [D]em Aufseher kommt Übersicht, Kontrolle, Beweglichkeit zu, der Gefangene ist fixiert, vereinzelt, abhängig.“

„Nicht zu unterschätzen ist außerdem die Wirkung, die alleine die Gewissheit ... ständige[r] Überwachung auf die Gefangenen hat. [Denn] ]u]nter ständiger Beobachtung ändert der Insasse bewusst oder unbewusst bestimmte Verhaltensmuster, sei es aus ... Angst vor Repressionen, sei es aus Schamgefühl oder einfach aus dem Bedürfnis heraus, bestimmte ´Geheimnisse´ für sich zu bewahren. So findet alleine durch das Wissen um die stete Kontrolle eine Transformation der ihr ausgesetzten Individuen statt.“ (Warum wohl kleben fast alle meine Bekannten die Skype-/Zoom-Kamera auf ihrem Computer/Laptop ab?)

Oft verbleibt den Gefangenen als einzige Möglichkeit der Kommunikation die mit dem Gefängnis-Personal (Foucault spricht, unmittelbar nachvollziehbar, von vertikaler Kommunikation); dieses lässt, wie einstmals der Sonnenkönig, sein Wohlwollen über den Häftlingen scheinen. Oder seine Wut über ihnen grollen. [Bei Masken-Kontrollen ist man, in nucleo vergleichbar, gezwungen, mit den Vertretern der Ordnungsmacht zu kommunizieren, selbst dann, wenn man diese, im Normalfall, nicht mit dem Allerwertesten anschauen würde. Und von einer horizontalen Interaktion kann auch hier nicht die Rede sein.]

Jedenfalls: Welche Machtposition für Schwachmaten mit mäßigem Hauptschulabschluss!

(Nicht in Untersuchungs-, jedoch) in Strafgefängnissen besteht Arbeitspflicht: „Was bezweckt die Arbeit im Gefängnis? Nicht Gewinn und auch nicht die Formierung einer nützlichen Fähigkeit, sondern die Bildung eines Machtverhältnisses, einer leeren ökonomischen Form, eines Schemas der individuellen Unterwerfung und ihrer Anpassung an einen Produktionsapparat.“

(So Foucault in Überwachen und Strafen, Foucault, zu dem ich an anderer Stelle schrieb: Wie Macht entsteht und wie sie ausgeübt wird war zentraler Gegenstand der foucaultschen sozial-philosophischen Betrachtungen [s. z.B. „Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses“, wo er die Entstehung von Machtpraktiken und die Entwicklung und Anwendung von Disziplinierungstechniken analysiert].

In seinem Denken wurde er maßgeblich von Kant und Nietzsche, aber auch von Hegel und Marx beeinflusst; von letzteren indes grenzte er sich, nach kritischer Auseinandersetzung mit ihnen, zunehmend ab …

Foucaults Analyse der Macht folgt einem sog. perspektivischen Ansatz, d.h. einer historisch wie kulturell konkreten Analyse real existierender Machtverhältnisse [der Moderne].

[Namentlich] in „Überwachen und Strafen“ entwirft Foucault seine differenzierte Vorstellung einer Allgegenwart von Machtbeziehungen; die gesamte Lebenswelt eines jeden Menschen werde von Machtverhältnissen geprägt und durch sie bestimmt; es gebe kein Leben außerhalb solcher Machtbeziehungen.

Macht sei dezentral, lokal, instabil und untrennbar mit Wissen verbunden; erst in einem, seinem allgegenwärtigen Macht-Kontext entstehe der Mensch als Subjekt.)

Unterwerfung und Anpassung sind indes nur die eine Seite der Medaille, Arbeitspflicht genannt; seit den 1980-er Jahren hat sich in den Vereinigten Staaten – ganz im neoliberalen Sinne der Übertragung zuvor staatshoheitlicher Aufgaben auf den privaten Sektor – eine höchst profitable Gefängnis-Industrie entwickelt; Gefängnis-Unternehmen wie die Corrections Corporation of America (CCA; heute: CoreCivic Inc.) oder die Wackenhut Corrections Corporation (WCC; mittlerweile: The GEO Group Corp., die private Gefängnisse und psychiatrische Anstalten betreibt; Umsatz 2010 – lt. Wikipedia – 1,247 Milliarden US$) erschließen zunehmend auch internationale Märkte:

„In Deutschland eröffnet das erste teilprivatisierte Gefängnis. In den USA gibt es private Haftanstalten seit Jahrzehnten. Der Nutzen ist umstritten.“

„Es gibt auch gute Nachrichten aus der Finanzwelt. Die Aktien der CCA, der Correct Corporation of America, steigen – Tendenz blendend. CCA ist eine Dienst-leistungsfirma mit 1,7 Milliarden Dollar Jahresumsatz (2010), 17.500 Angestellten und mehr als 90.000 Kunden, die keine Wahl haben, ob sie vielleicht einer anderen Firma den Vorzug geben würden. Es sind nämlich Insassen in einem der vielen Privat-Gefängnisse, die von der CCA betreut werden …

Es lief in diesem Gewerbe nicht immer so gut, Überkapazitäten, Fälle von Missbrauch und spektakuläre Ausbrüche hatten den Aktienkurs schon in den Keller geschickt. Aber inzwischen macht das Beispiel inter-national Schule. Im hessischen Hünfeld entstand mittels Public Private Partnership die erste deutsche teilprivatisierte Justizvollzugsanstalt.“

Im Irak sollte das berühmt-berüchtigte Folter-Gefängnis Abu Ghraib geschlossen werden. Damit die vom US-Kongress bewilligten 100 Millionen Dollar – eine der wenigen US-Investitionen im Irak überhaupt – in den Bau des privaten irakischen Gefängniswesens fließen können:

„Bei den Haushaltsverhandlungen zwischen Regierung und Kongress war die Priorität klar. Die aktuelle Erweiterung des Aufbauprogramms der USA in Irak beschränkt sich maßgeblich auf das Justizwesen. Bislang hat der US-Kongress 20 Milliarden US-Dollar Aufbauhilfe für Irak bewilligt, bis Ende 2007 sollen vier Milliarden Dollar fließen …

Schon jetzt haben die US-Gefangenenzentren im Irak privaten Sicherheitskonzernen lukrative Aufträge ein-gebracht … Dabei sind die Erfahrungen nicht die besten. Seit 2004 der Folterskandal in Abu Ghraib an die Öffentlichkeit gelangte, laufen auch gegen Mitarbeiter privater Sicherheitsdienste Ermittlungen … Trotz der Verwicklung der Privatfirmen in die Misshandlung von Gefangenen wurde die Zusammenarbeit … fortgeführt, zumal die US-Armee auf die Unterstützung von privaten Sicherheitsdiensten zunehmend angewiesen ist.“

Loic Wacquant („Bestrafen der Armen: zur neoliberalen Regierung der sozialen Unsicherheit“) zeigt eindrücklich, wie der Neoliberalismus nicht nur den Sozialen Wohl-fahrtsstaat atomisiert, sondern auch das Gefängnis-wesen, das integraler Bestandteil seiner Ideologie resp. deren Umsetzung ist, okkupiert. Das „Law-and-Order-Karussell“ – fleißig stricken die Lobbyisten der privaten Gefängniswirtschaft weltweit an einer Verschärfung der Strafgesetze – sei für die Kriminalität das, was Pornographie für eine Liebesbeziehung sei: „ein die Realität bis zur Groteske entstellender Zerrspiegel, der das delinquente Verhalten aus dem Geflecht der sozialen Beziehungen … [herausreißt und] seine Ursachen … bewusst ignoriert.“

Elend und Ende des Wohlfahrtsstaats sind mit der hyperinflationsartig steigenden Zahl von Gefängnisinsassen eng verknüpft; allein erziehende arme Mütter z. B. werden in neoliberaler Diktion nicht mehr als bedürftig bezeichnet, sondern als deviant, mithin als (potentiell) kriminell rubriziert, „als eine Problemgruppe, deren Integrität … suspekt ist und deren … Arbeitsver-meidungsverhalten dringend der Korrektur durch Aus-schluss, Zwang und moralischen Druck bedarf.“

So wuchs der Strafvollzugssektor – ganz im Sinne neoliberaler Privatisierungs- (und Wachstums-) Ideologie – zum drittgrößten(!) Arbeitgeber der USA; längst wird im Land, wo Milch und Honig fließt, für das Knastwesen ein Vielfaches des Geldes ausgegeben, das für allein-erziehende Mütter zur Verfügung steht; „in der größten Strafkolonie der freien Welt“ in Los Angeles leben 23.000 Gefangene (in sieben Anstalten).

[Die Gefangenen des modernen, globalen Corona-Gefängnisses – d.h die Menschen dieser Welt! – verhelfen zu noch viel größeren Gewinnen: durch Masken, (Schnell-)Tests, Impfungen …; s., Liebste, beispielsweise 52 53 54 55 56 57 58!]

Das Gefängnis neoliberaler Prägung werde, so Wacquant, zu einer Art neues Ghetto, diene nicht zuletzt der Abschöpfung der Arbeitskraft der Gefangenen:

Zu Minimalkosten lassen namentlich Großkonzerne in Haftanstalten produzieren; die Häftlinge erhalten allenfalls einen geringen, manchmal gar keinen Lohn. Nebenkosten wie Sozialabgaben (zur Arbeitslosen-, Kranken- und Rentenversicherung) entfallen; stattdessen kommen die Arbeitgeber in den Genuss von Steuervorteilen: für die Beschäftigung von Gefängnis-insassen, die sie zuvor, nach allen Regeln der „Kunst“, ausgebeutet haben.

„Der Einsatz Strafgefangener außerhalb von Haftanstalten hat in den USA eine jahrhundertelange Tradition. Aktuell sitzen in den USA 2,3 Millionen Menschen im Gefängnis. Das ist etwa ein Viertel aller Gefängnisinsassen weltweit … [D]ie Tatsache, dass der Einsatz von Häftlingen für BP [nach der Ölkatastrophe am Golf von Mexiko] organisatorisch keine Herausforderung für die Gefängnisbetreiber war, zeigt, dass die ´Nutzung´ dieser Arbeitskräfte jenseits der Gefängnismauern nichts Außergewöhnliches ist. Besonders zynisch allerdings war, dass BP die Gefangenen umsonst für sich arbeiten ließ, während die ortsansässige Bevölkerung durch die Ölkatastrophe in die Arbeitslosigkeit getrieben wurde und vor dem Ruin stand …

2004 wurde gemeldet, dass in Hessen erstmals die Führung einer Haftanstalt komplett in private Hände gelegt wurde. Die Justizvollzugsanstalt Burg in Sachsen-Anhalt wird vom Baukonzern Bilfinger Berger betrieben. Dass Konzerne auch hierzulande keine Hemmungen haben, von Zwangsarbeit zu profitieren, zeigen die Beispiele von IKEA, Quelle und Neckermann, die schon in den 1970ern und 1980ern Insassen von DDR-Gefängnissen für sich produzieren ließen.“

Und die TAZ schreibt: „Knastarbeit in Deutschland. Ausbeutung hinter Gittern … [D]ie meisten Produkte, die im Gefängnis hergestellt werden, gehen hinterher an staatliche Behörden, Schulen, Gerichte, Bezirksämter oder Parlamente. Auch externe Unternehmen können Aufträge an die Gefängnisse vergeben. Darüber sprechen wollen sie meist … nicht …

Rund 66.000 Menschen sitzen in deutschen Gefängnissen [davon, schätzungsweise, mehr als 10.000 politische Gefangene, die, selbst-verständlich, nicht so genannt werden!], 41.000 von ihnen arbeiten dort. ´Das ist de facto ein Großkonzern´ … In der Berliner JVA Tegel ist Arbeit Pflicht [nicht nur dort; gem. § 41 Strafvollzugsgesetz besteht bundesweit in JVAs Arbeitspflicht] … Die JVA unterhält 13 Betriebe, darunter eine Tischlerei, [eine] Polsterei und eine Druckerei. Auf ihrer Homepage wirbt sie mit deren Produkten – Handarbeit als Qualitätsmerkmal.“

„[Gefängnisarbeit]: ´für Unternehmen der freien Wirtschaft eine attraktive Alternative zur Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer.´

Mit ähnlichen Worten preist auch das bayerische Justizministerium die Arbeit hinter Gittern an. Bayern und Niedersachsen haben jeweils eine Website mit einem Leistungskatalog eingerichtet, mit deren Hilfe Unternehmen aus Dienstleitungen von A wie Abbeizen bis Z wie Zusägen wählen können.“

„ … egal, wie viel Ex-Häftlinge im Gefängnis gerackert haben, ob sie Ikea-Möbel, Fahrradständer oder Krippenfiguren herstellten, für die Rente wird diese Arbeitszeit nicht angerechnet.

Ein Vakuum, das seit 1976 besteht, als das heute geltende Strafvollzugsgesetz verabschiedet wurde. Die sogenannte ´Einbeziehung in soziale Sicherungs-systeme´, also auch in die Rentenversicherung, sollte durch besonderes Bundesgesetz in Kraft gesetzt werden, sieht das Gesetz vor. Bis heute.

Seit 36 Jahren warten Häftlinge auf versprochene Rentenbeiträge. Mangels öffentlichen Drucks und [auf Grund einer] einflussreichen Lobby hat sich die Situation alter Ex-Häftlinge in [diesen] … Jahren nicht verbessert. Zwar gab es unter Kanzler Helmut Schmidt zwei Anläufe, ein Gesetz zu verabschieden … Doch es blieb beim Entwurf.

Wer aus dem Knast entlassen wird, landet meistens am Rand der Gesellschaft … Die fehlende Rente setzt dem freien sozialen Fall dann die Krone auf.“

[Und selbst-verständlich, meine Liebe, gibt es auch im neoliberalen, globalen Freiluft-Gefängnis neben der Masse der Verlierer einige, wiewohl wenige Gewinner 59 60: „38 Milliarden Dollar – so viel haben die Tech-Riesen Apple, Google, Facebook und Amazon im vergangenen Quartal zusammen verdient … Die großen Tech-Konzerne profitieren vom veränderten Verhalten der Nutzer und Werbekunden in der Corona-Pandemie.“]

Weil der Neoliberalismus nur in dem Maße seine Wirkung entfalten kann, in dem es ihm gelingt, die Menschen sowohl ihren eigenen Interessen als auch ihren sozialen Zugehörigkeiten zu entfremden, benötigt er entsprechende Disziplinierungsinstrumente wie beispielsweise Gefängnisse [oder, aktuell, die Corona-Maßnahmen, all die – aus medizinischer Sicht – unsinnigen Gebote und Verbote 61], um die Folgen dieser Entfremdung unter Kontrolle zu halten: Der Neoliberalismus schafft sein (soziales und psychisches) Elend selbst, um an dessen Beseitigung dann möglichst viel zu verdienen.

Demzufolge ist die Situation des je einzelnen Häftlings immer(!) im Kontext der gesamten gesellschaftlichen und politischen Situation, in der (auch) er lebt – und leidet –, zu sehen.

Als Mittel der Disziplinierung führt Foucault auch die Verwaltungsautonomie oder Strafsouveränität an, „die eigenständige Entscheidungsmacht jedes … Gefängnisses über die konkrete Behandlung jedes einzelnen seiner Insassen.

Der Gefängnisleitung sowie dem Personal steht es zu, je nach Verhalten des Häftlings, diesem bestimmte Vergünstigungen zuzusprechen oder aber auch seine Strafe zu verschärfen. Im konkreten Fall bedeutet dies zum Beispiel die Verlegung eines Sträflings, der sich aufrührerisch verhalten hat, in … [Isolationshaft] ...

[So, wie es heute einem Polizeibeamten – sofern er lesen und schreiben kann (was bei der Berliner Polizei z.B. durchaus nicht selbstverständlich ist 62) – de facto „zusteht“, ein ärztliches Attest mit Diagnosen, die er, oft jedenfalls, nicht einmal aussprechen, geschweige denn beurteilen kann, zu akzeptieren oder (was die Regel) als ungültig zu verwerfen: Das ist schlechterdings Willkür, das ist Polizeistaatlichkeit in Reinkultur, das ist Ausdruck des mittlerweile offensichtlich diktatorischen und faschistischen Staates.

Ja, in der Tat, Faschismus herrscht dort, wo die Interessen der Oligopole und des Staatsapparats zur Unterdrückung des Volkes massiv gebündelt werden: Bekanntlich waren die „fasces“, also die Rutenbündel, die einem hohen Amtsträger im Imperium Romanum (mitsamt Beil als Symbol für die Todesstrafe für Aufmüpfige) vorangetragen wurden, das Symbol der Macht.]

Hierdurch wird das Machtverhältnis zwischen Personal und Insassen verstärkt. Ein Sträfling muss sich bewusst sein, dass durch jeden einzelnen Gefängniswärter nach eigenem Gutdünken sowohl gestraft als auch begünstigt werden kann. Für das Personal bedeutet dies umgekehrt eine veränderte Basis der Beurteilung: Für sie steht … nicht mehr länger die Tat des Kriminellen im Mittelpunkt, sondern der Täter an sich ….“

[In diesem Kontext; Liebste] gilt festzuhalten, dass „Schreiben im Gefängnis immer ... eine Reaktion auf die [zuvor beschriebenen] Machtstrukturen innerhalb der totalen Institution Gefängnis darstellt. Bei der Analyse von Gefängnisliteratur ist, wie die Bezeichnung der Gattung … schon vorgibt, die Institution also stets mitzudenken …

Gefängnisliteratur konstituiert sich durch die Doppelrolle des Autors als Schreibsubjekt und als Objekt der Bestrafungsinstanz und -methoden. Als methodische Notwendigkeit ergibt sich daraus die Untersuchung der Beziehung zwischen den Mechanismen des Gefängnisses und subjektiven sprachlichen Verarbeitungsweisen der Situation, zwischen Straffunktionen und literarischer Produktivität.“

Soziologen-Sprache (die auch ich, vor vielen Jahren, während meines Soziologiestudiums gelernt habe) und gleichermaßen schlechtes Deutsch, inhaltlich jedoch zutreffend. Wiewohl eine Binsenweisheit:

Wir können (als Subjekt) nur das beschreiben, was uns als Objekt (hier: der totalen Institution „Gefängnis“) widerfahren ist. Ansonsten wir wie ein Blinder von der Farbe sprechen würden.

Insofern muss ich – teils ernst gemeint, teils sarkastisch formuliert – meinem Herrgott danken, dass er mir, meine Liebe, die Erfahrung „Gefängnis“ nicht erspart hat [wiewohl ich auf die Erfahrung „Corona“ gerne verzichtet hätte].

In diesem Zusammenhang differenziert Peter Paul Zahl („Während der Terroristen-Fahndung geriet er 1972 in eine Schießerei, bei der ein Beamter getroffen wurde. Er wurde 1976 wegen doppelten Mordversuchs zu 15 Jahren Haft verurteilt, von denen er zehn absitzen musste. Der Prozess und das Urteil gegen den Schriftsteller lösten eine Kontroverse aus: So warfen etwa die Schriftsteller Erich Fried und Helga M. Novak in ihrer Dokumentation ´Am Beispiel Peter-Paul Zahl´, dem Gericht Gesinnungsjustiz vor – Zahl sei wegen seiner politischen Einstellung und nicht auf Grund von Beweisen verurteilt worden“), in diesem Kontext unterscheidet Peter Paul Zahl zwischen denen, „die in den Knast kommen und schon vorher geschrieben haben“, und denjenigen (aus der sozialen Unterschicht), die im Knast zu schreiben beginnen: nur letztere würden „originäre Knastliteratur“ produzieren.

Wie dem auch sei: Ich halte es für unverzichtbar, durch – „originäre“ oder auch „nur“ authentische – Gefängnisliteratur (wie mein eigenes Gefängnis-Tagebuch) den „Normalbürgern“ (die noch nicht im Gefängnis saßen, wiewohl in den USA bereits jeder dritte(!) Einwohner vorbestraft ist!) einen Eindruck zu vermitteln: von dem, was hinter Gefängnismauern passiert.

Und auch von den Gründen, die zu einer Inhaftierung führen (können), Gründe, die mit geltendem Recht in vielen Fällen nicht vereinbar sind: „In meinem Gerichtssaal“, so vor vielen Jahren ein Richter in einem Zivilprozess, „in meinem Gerichtssaal bestimme ich, was Recht und Gesetz ist.“

Sic!

Über Gerechtigkeit wollen wir – hic et nunc – schon gar nicht reflektieren.

Jedenfalls: Soweit mir bekannt – und ich lasse mich gern eines Besseren belehren, denn ich bin dankbar für jeden Mitstreiter – haben in diesem noch jungen Jahrtausend nur sehr wenige Autoren ihre Erfahrungen im Gefängnis – unter gesellschaftskritischen Gesichtspunkten – publiziert.

Ich hoffe, dass meine Aufzeichnungen über 21 Tage im Bauch des Ungeheuers dessen tatsächliche Macht (durch explizite Ausübung konkreter Gewalt und durch die implizite Angst der Menschen vor eben dieser) verdeutlichen, aber auch erkennen lassen, dass wir die Gesellschaft, sprich: deren Menschen ändern müssen – die Täter wie die Opfer, diejenigen, die Gewalt ausüben und die, welche solche erleiden, unabhängig davon, ob dies unter dem Schutz von Gesetzen oder gegen solche geschieht.

[Wie ich gleichermaßen hoffe, mit meinen Ausführungen zu „Corona“ doch noch den einen oder anderen aufzuwecken, damit er nicht als Sklave einer neuen Weltordnung wach (oder auch nicht mehr wach) werde – geimpft, gechipt, getrackt, früher oder später dann verreckt.]

Mit anderen Worten, Liebste: Es sind die Menschen, die sich ändern müssen. Ansonsten sich die Gefängnisse – grosso modo – niemals ändern, andernfalls globale Freiluftkerker – derzeit durch „Corona“, in Zukunft wohl als CO2-Vermeidungs-Strategie pseudo-leditimiert – nie mehr verschwinden werden.

Denn Gefängnisse – gleich welcher Art – reflektierten nichts anderes als die soziale Situation unserer Gesellschaft; sie spiegeln – in extremer Form – die Verhältnisse von Macht und Ohnmacht, von Herrschaft und Unterwerfung, von Aufbegehren und Resignation.

Haftanstalten als Mikrokosmos stehen exemplarisch für unseren jeweiligen sozialen Makrokosmos – wie sollten hier, in den Anstalten, Gewalt, Täter und Opfer fehlen in einer Welt, die einzig und allein auf eben dieser Gewalt, auf der Ausbeutung der Opfer durch die Täter beruht?

Und so frage ich: Wer ist Täter? Wer ist Opfer?

Der Schwarzfahrer, der monatelang einsitzen muss? Oder der Waffenhändler, der seinen auf der Not und dem Tod von Menschen gründenden Reichtum geniest und die politisch Verantwortlichen mit Brosamen füttert?

Der Arzt, der seine Patienten mit Chemotherapie vergiftet – resp., heutzutage, gegen „Corona“ impft oder, wie der Weltärztebund-Präsident Frank Ulrich Montgomery 63 64 (Schande über ihn, bis ins dritte Glied!), zu Corona-Impfungen aufruft, gleich, wie viele Menschen bei der Impfung selbst oder im Nachhinein verrecken –, der Arzt also, der von solchen Schweinereien gut lebt oder jener (wie ich), dem man seit Jahren seine Approbation zu entziehen versucht, weil er heilt?

Indem er Menschen hilft, wieder Mensch zu werden (was in Konsequenz dazu führt, dass Krankheiten erst gar nicht entstehen oder, sofern und soweit bereits vorhanden, in den meisten Fällen – so jedenfalls meine Erfahrung – wieder verschwanden).

Wer also ist Täter, wer ist Opfer?

Der 1-Euro-Jober, der für eben diesen Sklavenlohn eine Stunde lang arbeitet, oder Stefan Quandt und Susanne Klatten, die zusammen fast 50 Prozent der BMW-Aktien halten und – bei hypothetischen 360 „Arbeits“-Tagen im Jahr mit einer täglichen Arbeitszeit von 8 Stunden – ca. 350.000 € pro Stunde „verdienen“ (sollten Sie weniger arbeiten, erhöht sich ihr „Stundenlohn“ noch entsprechend): Ist jeder von ihnen (mindestens) 175.000-mal so viel „wert“ wie ein Sozialhilfeempfänger?

Wer also ist Täter? Und wer Opfer?

Bert Brecht stellte fest: „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ Weniger ehrenwerte Menschen waren gleicher Ansicht: „Der Kapitalismus ist die legale Gaunerei der Oberklasse.“ So Al Capone. Und: „Ein Bankier mit seiner Aktentasche kann mehr stehlen als hundert Männer mit Pistolen.“ Derartiger, keineswegs abwegiger Meinung war Don Corleone. Es erübrigt sich, über Brecht wie über Al Capone und Don Corleone weiter auszuführen.

Die Zahl der Beispiele für die Pervertierung des Täter-Opfer-Staus´ ist schier endlos – je größer das Verbrechen, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, zur Verantwortung gezogen zu werden. Oder glaubt jemand ernsthaft, die Clintons, die Bushs, Obama und Konsorten, Gates und Bezos, Merkel und Spahn, gar die, welche ein rotes Schild in Wappen und Namen tragen, würden je vor einem irdischen Richter landen?

Bleibt nur zu hoffen, meine Liebe, dass der himmlische Richter dermaleinst nicht auch die Falschen zur Verantwortung zieht.

„Aids“ und „Corona“: Zwei Seiten derselben Medaille von Lug und Trug (Teilband 4)

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