Читать книгу Die Teufelsbibel-Trilogie - Richard Dübell - Страница 21
1.
ОглавлениеDAS BILD IN der blank polierten Metallfläche war verzerrt. Die Wangenknochen traten in ihm stärker hervor als sonst, die Nase wirkte noch länger, die Stirnpartie war ein Feld aus tiefen Furchen, die Augen riesengroß und glänzend und der Bart eine schüttere graue Maske. Einst hatte er ihn als Knebelbart getragen, um seine Hingebung an Jesus Christus zu verdeutlichen, aber nun war er verfilzt und hing von seinem Kinn wie Flechten. Das Spiegelbild erschien wie das Abbild eines Toten.
Die letzten zwölf Tage hatte er stöhnend und in Fieberkrämpfen im Bett verbracht; dann hatte er sich das Pergament aus dem Archiv bringen lassen, das er vor einem halben Menschenalter bereits in der Hand gehalten hatte, und hatte die Erinnerung bestätigt bekommen, derentwegen er nicht zuletzt darauf hingewirkt hatte, dieses Amt zu bekommen. Das Fieber war verschwunden; was es ihm an körperlicher Kraft genommen hatte, war ihm durch seine Entdeckung an seelischer Kraft gegeben worden.
Der Mann holte tief Atem. Er drehte seinen Kopf hin und her und betrachtete sein Abbild von allen Seiten. Seine Wahl hatte vor zwölf Tagen stattgefunden, doch heute würde der erste Tag sein, an dem er sein neues Amt wahrnahm. Und er würde die Geschichte verändern.
Im Fieberbrand war der Mann vergangen, der er gewesen war: Kardinal Giovanni Battista Castagna, Erzbischof von Rossano, apostolischer Nuntius in Venedig, päpstlicher Legat in Köln, Konsultor des Heiligen Offiziums, Großinquisitor. Heute Morgen fühlte er sich geradezu glücklich, in dieses Gesicht, das ihm plötzlich fremd war, hineinzusehen und zu sagen: „Du hast deine Schuldigkeit getan. Ich danke dir.“
Es gab eine Weisheit, derzufolge man Entscheidungen, die man in einem neuen Amt zu treffen hatte, erst nach den ersten hundert Tagen treffen sollte, weil vorher das Wort des Herrn auf einen zutraf: Sie wissen nicht, was sie tun. In all seinen früheren Ämtern hatte er sich stets daran gehalten. Heute spürte er zum ersten Mal, dass er nicht warten durfte. Die Gnade des Herrn und seine eigene Zielstrebigkeit hatten sich verbündet und präsentierten ihm die Waffe, mit der er Bösartigkeit, Dummheit und Aberglaube ein für allemal besiegen konnte – mit der er den Teufel, Gottes Widersacher, in seinen eigenen Fallstricken fangen konnte. Früher hatte er manchmal gezögert, weil er vor seiner eigenen Entscheidung Angst hatte. Doch heute Morgen hatte es nichts als die Gewissheit gegeben, dass er auserwählt war.
Er fühlte, wie eine Ehrfurcht ihn ergriff, die ihn atemlos machte und sein Herz zum Pochen brachte. Plötzlich schien es, als wäre es unmöglich, die siebzig zurückliegenden Jahre loszulassen. Aber es war nötig. Giovanni Battista Castagna würde heute endgültig dahingehen; ein neuer Mann würde geboren werden.
„Willst du das wirklich tun?“, fragte er das Spiegelbild.
„Wie lange hast du darauf gewartet?“
„Wie stark hast du es gehofft?“
„Bist du sicher, dass es dich nicht verschlingen wird?“
Das Spiegelbild antwortete auf keine der Fragen.
Er setzte die rote Mütze mit dem weißen Pelzrand auf. Die Septemberhitze lag so schwer auf Rom, dass sie sogar hinter die dicken Mauern gedrungen war, die ihn umgaben, aber der camauro gab ihm Sicherheit.
„Dann steh Gott Ihnen bei, Eure Heiligkeit“, flüsterte er dem Spiegelbild zu.
Papst Urban VII drehte sich um und schritt hinaus, um mit dem Teufel in Verbindung zu treten.
Kardinalarchivar Arnaldo Uccello verneigte sich und versuchte, sich vor den Zugang zum Sixtinischen Saal in der Vatikanischen Bibliothek zu stellen. Papst Urban blieb stehen und erwiderte den Gruß. Er beobachtete, wie die Blicke des Kardinalarchivars zu den beiden Schweizergardisten in seiner Begleitung irrten und an den Stemmeisen hängen blieben, die die beiden jungen Männer in den Händen trugen.
„Ich danke Gott, Sie wieder gesund zu sehen, Heiliger Vater. Leider hat mir niemand Ihr Kommen angekündigt“, sagte Uccello leise. „Bitte entschuldigen Sie das Versäumnis.“
„Es liegt kein Versäumnis vor“, sagte Urban. Er sah sich im Vorraum der Bibliothek um. Es war schwer, das Klopfen seines Herzens zu beruhigen. Er dachte, selbst der Kardinalarchivar müsse es hören können. „Wir sind lange nicht mehr hier gewesen.“
„Es ist eine Ehre, dass der Heilige Vater zu so früher Stunde …“
„Diese jungen Männer“, sagte der Papst. „Sind das Studenten?“
Uccello nickte verwirrt. „Sie haben Sonderbefugnisse, gewisse Dokumente einzusehen, um ihre Studien zu betreiben oder ein bestimmtes Thema zu beleuchten, und …“
„Wenn Sie so freundlich sein wollen, sie hinauszuschicken“, sagte Papst Urban.
Uccello blinzelte ratlos. „Hinausschicken, Heiliger …?“
„Ja. Wir möchten, dass niemand hier zurück bleibt.“ Der Papst lächelte den jungen Männern zu, von denen sich die meisten an ihren Pulten umgedreht hatten und ihn verstohlen musterten. Die Unterhaltung zwischen dem Papst und dem Kardinalarchivar war so leise, dass keiner von den Studenten auch nur ein Wort verstanden haben konnte. Einer der Männer lächelte zaghaft zurück. Papst Urbans Lächeln verbreiterte sich, und er nickte. Der junge Mann errötete vor Stolz und bekreuzigte sich inbrünstig. „Sagen Sie es Ihnen. Jetzt.“
Urban sah zu, wie der Kardinalarchivar zu seinem Pult zurückkehrte, sich daran festhielt, um seine Fassung kämpfte und schließlich stotterte: „Es ist der Wunsch des Heiligen Vaters, hier mit sich und seinen Gedanken allein zu sein. Bitte, begeben Sie sich in die Lateinische Bibliothek und setzen Sie …“
„Nein“, sagte Papst Urban laut. Alle Köpfe fuhren zu ihm herum. Er lächelte erneut. „Unsere Söhne, Wir dürfen Sie bitten, Sant’Angelo für heute zu verlassen. Beenden Sie Ihre Studien. Wir danken Ihnen und empfehlen Sie und Ihr Tagwerk Gottes Gnade.“
Die Studenten wechselten Blicke. Urban sah sie zögern, um Erklärung heischende Blicke zu Kardinalarchivar Uccello werfen, der von allen am verwirrtesten aussah, schließlich ihre Sachen zusammenpacken und schweigend nach draußen defilieren. Als zwei weitere Schweizergardisten hereinkamen, wichen sie ihnen aus und begannen zu tuscheln. Urban wartete regungslos, bis die beiden Männer bei ihm waren.
„Oberst Segesser, Wir möchten, dass Sie und Ihr Hauptmann persönlich dafür sorgen, dass niemand dieses Gebäude betreten kann. Ihre beiden Gardisten werden Uns bei Unserer Besorgung in der Geheimbibliothek helfen. Sie haben vorher gebeichtet, wie Wir angeordnet haben?“
Der Kommandant der Garde nickte. Urban stellte mit Befriedigung fest, dass der Mann sich keine Regung anmerken ließ, warum er und einer seiner Offiziere zu diesem Wachdienst bestellt wurden. Er nahm den Oberst am Arm und führte ihn ein paar Schritte weit beiseite. Arnaldo Uccellos Blicke folgten ihm von dessen Pult aus.
„Es ist wichtig, dass die Männer ohne Sünde sind. Danach zahlen Sie beiden einen Sold aus, der einer Dauer von fünfundzwanzig Dienstjahren entsprechen würde, entlassen sie aus dem Dienst und senden sie nach Hause. Sorgen Sie dafür, dass beide die höchsten Auszeichnungen für Tapferkeit und Zuverlässigkeit bekommen. Wir wünschen, dass sie noch heute Abend die Heimreise in die Schweiz antreten.“
Die Augen des Obersten musterten ihn unter dem Schatten seines Helms hervor. Urban hielt der Musterung stand. „Wie es der Heilige Vater befiehlt.“
„Wir können Uns auf Sie verlassen, Oberst Segesser. Können Wir Uns auch auf Ihren Hauptmann verlassen?“
„Er ist mein Sohn“, sagte der Oberst. Er legte drei Finger aufs Herz, wandte sich um und stapfte hinaus. Sein Sohn folgte ihm wortlos. Urban winkte dem Kardinalarchivar. Arnaldo Uccello stakste heran, vergeblich bemüht, den Ausdruck aus seiner Miene zu löschen, dass soeben die Welt um ihn herum zusammengebrochen war und dass er fürchtete, auch noch das Universum einstürzen zu sehen.
„Begleiten Sie Uns bitte, hochverehrter Freund“, sagte Urban. „Wir möchten Ihnen etwas zeigen.“
Der Sixtinische Saal wölbte sich vor ihm wie eine ungeheure Schatztruhe und verlor sich in der Dunkelheit seiner lang gestreckten Architektur. Päpste, Heilige und allegorische Figuren starrten von der mittleren Säulenallee, die Fresken auf dem Kreuzgewölbe strahlten in düsterem Blau oder funkelten in Gold. Es roch nach Farbe, feuchtem Mörtel und dem frischen Holz der Buchkabinette, die Urbans Vorgänger speziell für die Dokumente hatte entwerfen lassen. Der Saal erinnerte mit nichts an das vorherige Archiv, an seine Trennung in Lateinische, Griechische, Päpstliche und Geheime Bibliothek, an die düsteren Räume, in denen auch bei Tag Fackellicht nötig war. Papst Sixtus V. hatte gut daran getan, den Neubau anzuordnen. Aber er hatte auch, ebenso wie Urban, Zeit genug in den Bibliotheksräumen verbracht, um zu erkennen, dass das wunderbarste Archiv der Christenheit dringend nach einem größeren Bau verlangte.
Zu zweit waren sie gewesen, er, Urban, damals Erzbischof von Rossano, und Felice Peretti, damals Konsultor der römischen Inquisition, der schließlich vor ihm als Sixtus V. Papst geworden war. Ein junger Dominikanermönch war damit beauftragt gewesen, ein neues Regelwerk für die Benutzung der Bibliothek zu entwerfen, und während Felice Peretti ihm dabei ständig über die Schulter geblickt und bei jeder Verschärfung der Benutzungsordnung noch drastischere Einschränkungen verlangt hatte, war Urban durch die Räume geschlendert, hatte hier etwas aus den Regalen gezogen, dort etwas nachgeschlagen, hatte müßig gestöbert und dem seltsamen inneren Gefühl nachgegeben, dass etwas zwischen all den Folianten, Codices, Schriftrollen und versiegelten Truhen ihn rief … Papst Sixtus hatte aus diesen Monaten nur das Ziel in sein Pontifikat mitgenommen, die neue Benutzungsordnung durchzusetzen; er, Urban, sein Nachfolger, hatte sich dagegen für die Aufgabe auserwählt gesehen, die Welt neu zu ordnen.
Am Ende des langen Saals schimmerte eine eisenbeschlagene Tür in der Düsternis.
„Bitte öffnen Sie, lieber Freund“, sagte Papst Urban.
Arnaldo Uccello schluckte, zögerte, kramte dann einen Schlüsselbund hervor und machte sich daran, die Schlösser zu öffnen.
„Das ist das Verbotene Archiv“, brachte er hervor.
Papst Urban nickte milde. „Wir wissen“, sagte er.
Die Schlösser sperrten so schlecht, als sähen sie es als ihre Aufgabe, den Zutritt zum Verbotenen Archiv zusätzlich zu verzögern. Schließlich standen sie in einem kleineren, schmucklosen Abbild des Sixtinischen Saals, dem die Farbe und die Fresken fehlten und durch dessen winzige Fenster gerade genug Licht fiel, um sich zwischen den Säulen orientieren zu können. Das einzige Fresko befand sich auf der Vorderseite der wuchtigen Säule gleich nach dem Eingang; Erzengel Michael starrte die Eintretenden an, das Flammenschwert erhoben, die andere Hand ausgestreckt zu einer abwehrenden Geste. Urban bekreuzigte sich und schritt an ihm vorbei.
Zwischen den Säulen standen die Kabinette, Buchschränke und einfachen Regale dichter gedrängt und in größerer Anzahl als draußen im Sixtinischen Saal. Es roch muffiger, weil sich hier fast niemals Menschen aufhielten, und Urban wusste, wenn man lange genug verweilte, begann das Wissen über die ungezählten Rätsel, horrenden Skandale und Vorfälle, die nicht für das Licht der Welt bestimmt waren, auf einen einzuwirken; und man begann immer öfter über die Schulter zu blicken, Geräusche zu hören und Schatten zu sehen. Als er damals den Hinweis auf den Codex gefunden hatte, jedoch keine Möglichkeit sah, das Versteck aufzusuchen und ihn zu bergen, hatte das Wissen um das, was sich in der Bibliothek befand, ihn auf den langen Weg zum Thron des heiligen Petrus geführt. Er nahm als sicher an, dass die Existenz des Buches nach den vielen Jahren niemandem mehr bekannt war; und er war überzeugt, dass Gott ihn zum höchsten Amt der Christenheit geführt hatte, um das Wissen darin einzusetzen und mit seiner Macht dafür zu sorgen, dass die Christenheit wieder eins wurde – oder alle Ketzer ein für allemal ausgerottet. Was im Verbotenen Archiv versteckt war, war das Werkzeug des Bösen; es gab nur einen Menschen, der es zum Guten einsetzen konnte. Papst Urban hörte das Pochen seines Herzens, als er in die Dunkelheit des Archivs eindrang, die beiden Schweizergardisten an seiner Seite und Kardinalarchivar Uccello hinter ihnen herstolpernd.
Das Kabinett stand in einer Ecke hinter einer Säule und war alt, schwarz, zerkratzt und so wuchtig wie ein Bollwerk. Staubige Tonröhren lagen zu Hunderten gestapelt darin und füllten es von oben bis unten ohne jegliche Lücke. Papst Urban atmete ein.
„Heiligkeit, darf ich fragen …?“
Der Papst winkte ab. Arnoldo Uccello verstummte. Urban schüttelte die Ärmel der Soutane zurück, bewegte die Schultern, bis die Mozzetta nach hinten rutschte und ihm größere Bewegungsfreiheit gab. Schließlich streckte er beide Hände aus, packte eine der Tonröhren und zog sie heraus. Er zitterte so sehr, dass die Röhre vibrierend an ihre Nachbarinnen schlug. Als er sie hielt, kippte sie nach vorn, entglitt seinem kraftlos gewordenen Griff, fiel wie in einer Bewegung unter Wasser zu Boden, überschlug sich, prallte auf und zerschellte.
Der Kardinalarchivar schrie vor Schreck auf. Die Splitter der Tonröhre prasselten und schlitterten über den Boden. Der Knall echote zwischen den Säulen wider und verstummte hinter den Buchkabinetten.
„Um der Liebe Christi Willen, Heiliger Vater“, ächzte Arnaldo Uccello und machte Anstalten, einen Schritt nach vorn zu treten und das Pergament aufzulesen, das zwischen den Scherben lag.
„Bleiben Sie weg!“, schnappte Urban. Er schob das Pergament achtlos mit dem Fuß beiseite, trat auf ein Siegel, das sich gelöst hatte und das unter seiner Sohle zerbarst wie ein rohes Ei, und fasste nach der nächsten Röhre. Seine Hände zitterten noch immer. Er starrte sie an. Plötzlich zerrte er den Fischerring vom Finger, verstaute ihn hastig in seiner Soutane, riss sich die weißen Handschuhe herunter und ließ sie zu Boden fallen. Als er mit bloßen Händen die nächste Tonröhre packte, die Kühle des Materials und die grobe Textur der Oberfläche fühlte, ließ das Zittern nach. Er zog die Röhre heraus und reichte sie nach hinten weiter. Einer der Schweizergardisten übernahm sie; der Kardinalarchivar riss sie ihm aus der Hand und hastete ein paar Schritte davon, um sie vorsichtig abzulegen. Papst Urban hörte Uccellos entsetztes Stöhnen und vergaß es im selben Augenblick wieder. Die nächste Röhre … die nächste … Er begann zu schwitzen und zu husten, als er Staubflocken einatmete; als er sich die Hände an der Soutane abwischte, hinterließ er schwarze Streifen auf dem weißen Stoff. Die Schweizergardisten wechselten sich ab in der Aufgabe, ihm die Röhren abzunehmen, und der Kardinalarchivar hastete hin und her, rot im Gesicht, keuchend und ächzend, bis das Kabinett ausgeräumt war. Die Leere gähnte Papst Urban an wie ein Schlund.
„Es … ist … nichts … drin …“, stammelte Arnaldo Uccello und versuchte, zu Atem zu kommen.
Urban warf ihm einen verächtlichen Seitenblick zu. Er schnappte sich eines der langen Stemmeisen der Schweizergardisten, legte die Spitze auf einen der Fachböden und schob es langsam der Länge nach hinein. Als die Spitze hinten an die Rückwand stieß, blieb nur noch eine knappe Handbreit übrig, die aus dem Fachboden ragte.
Urban schloss die Faust um die Stelle, an der die Stange herausragte, zog sie wieder heraus und führte das Eisen dann an der Seitenwand des Kabinetts nach hinten. Das Eisen schrappte am zerkratzten, schwarzen Holz entlang und erzeugte einen hohlen Ton. Die Stelle, an der der Papst die Stange hielt, glitt hinter die vordere Kante des Kabinetts, das Eisen schrappte immer noch weiter. Urban brauchte nicht hinzusehen; er hatte es gewusst. Er betrachtete die hervortretenden Augen des Kardinalarchivars. Schließlich klinkte die Spitze an die Wand des Saals, wo die Rückwand des Kabinetts plan mit ihr abschloss. Kein bisschen des Stemmeisens ragte mehr über die Seitenwand des Kabinetts hinaus, im Gegenteil; nun fehlten von ihrem Ende zur Vorderseite gut zwei Handbreit.
„Es ist außen … größer als innen“, sagte Arnaldo Uccello.
Papst Urban nickte und reichte das Eisen an die Schweizergardisten zurück. „Rückt es nach vorn und stemmt die Rückwand auf“, sagte er.
Als die schwarzen Bretter zerborsten auf dem Boden lagen, wichen die beiden Gardisten zurück. Papst Urban trat heran, den Kardinalarchivar an seiner Seite. Arnaldo Uccello machte ein kleines Geräusch in der Kehle. In der dunklen Höhlung der doppelten Rückwand lag ein unförmiges Ding, in Leder geschlagen, mit Stricken und Riemen gebunden und mit einer Kette gesichert. Es konnte eine Schatztruhe sein. Es konnte der Sarg eines Kindes sein. Es reichte den beiden Männern fast bis zum Gürtel. Urban starrte es an. Er hatte erwartet, es körperlich wahrzunehmen, seinen eigenen Leib vibrieren zu spüren als Antwort auf die Macht, die es ausstrahlte, doch es blieb stumm. Er wollte es anfassen, aber er konnte den Arm nicht heben.
„Was ist das?“, flüsterte Uccello.
„Holt es heraus und nehmt ihm die Fesseln ab“, sagte Urban zu den Gardisten. Er wandte sich an den Uccello. „Sind Sie ohne Sünde, Kardinalarchivar? Wenn nicht, dann treten Sie zurück, damit Sie nicht unter seinen Bann fallen, wenn Wir es befreit haben.“