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13. Der Fuchs und der Rabe
ОглавлениеDer Fuchs versteht es zu schmeicheln und viele Listen zu gebrauchen. Einst sah er einen Raben, der mit einem Stück Fleisch im Schnabel auf einem Baum sich niederließ. Der Fuchs setzte sich unter den Baum, sah zu ihm empor und begann ihn zu loben.
»Eure Farbe«, begann er, »ist reines Schwarz; das zeigt mir, dass Ihr die Weisheit Laotses habt, der sein Dunkel zu wahren weiß. Die Art, wie Ihr Eure Mutter zu füttern wisst, zeigt, dass Ihr an kindlicher Liebe der Fürsorge Meister Dsongs für seine Eltern gleichkommt. Eure Stimme ist rau und stark; das zeigt, dass Ihr den Mut besitzt, mit dem einst König Hiang durch seine bloße Stimme seine Feinde zum Fliehen brachte. Ihr seid wahrhaftig der König der Vögel.«
Der Rabe hörte es, ward hoch erfreut und sprach: »Bitte sehr, bitte sehr!«
Aber ehe er sich’s versah, fiel aus dem geöffneten Schnabel das Fleisch zur Erde.
Der Fuchs fing es auf, fraß es und sagte dann lachend: »Merkt’s Euch, mein Herr: Wenn jemand ohne Ursache Euch Lob entgegenbringt, so hat er sicher eine Absicht.«