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Dillingen, Sankt Bonifatius14 1580

»Es darf nie mehr geschehen, dass uns die herzogliche Regierung in München bei Untersuchungen und Anklagen wegen Ketzerei in den Rücken fällt. Wir dürfen uns nicht mehr vorschreiben lassen, wann eine Hexe wie examiniert werden soll. Wilhelm V. scheint vernünftiger zu sein als sein Vater. Die Rechtsprechung muss geprägt sein vom theologischen Prinzip der Gegenreformation. Es wäre wenigstens einmal eine sinnvolle Aufgabe für die Jesuiten, dass sie Hofräte und die Rechtsabteilung der Universität nur mit Geistlichen besetzen. Gerade am Fest des heiligen Bonifatius muss uns bewusst werden, dass wir mit allen Mitteln das Werk des großen Missionars vor der Zerstörung bewahren und die weltliche Gewalt dazu zwingen, die kirchliche, von Gott erhaltene Macht anzuerkennen.« Die Anwesenden im Refektorium nickten zustimmend und Paschalis musste sich zwingen, nach der Tischrede des Kardinals nicht zu gähnen. Zahllose Briefe zu diesem Thema hatte dieser ihm schon diktiert, an Julius Echter, Ottheinrich von Schwarzenberg oder Canisius. Paschalis versah sie alle mit bunten Initialen und verwandelte das inhaltlich schwer Verständliche in kleine Kunstwerke. Es war sein verzweifelter Versuch, den grausamen Worten etwas von ihrer Schärfe und ihrer Gnadenlosigkeit zu nehmen.

14 5. Juni

Das Ketzerdorf - In Ketten

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