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Das Leid des Wechsels

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Die zweite Art von Leid wird Leid des Wechsels oder auch Leid der Veränderung genannt. Diese Art von Leid ist wesentlich schwieriger zu erkennen. Um diese Art von Leid als Leid zu verstehen, benötigt man ein gewisses Maß an Intelligenz, eine höhere geistige Klarheit. Die Tiere ebenso wie die meisten Menschen erkennen diese Art von Leid nicht als Leid, sondern sehen es als eine Art von Glück, zudem als das höchste erreichbare Glück, und sie streben entsprechend danach. Es erscheint als das eigentliche Ziel des Lebens, für das man seine ganze Kraft und Zeit opfert.

Was ist diese Art von Leid nun wirklich? Es ist nichts anderes als das, was wir im Allgemeinen als Glück bezeichnen, das gewöhnliche weltliche Glück, die gewöhnlichen weltlichen Vergnügungen und Annehmlichkeiten. Diese sind auch tatsächlich eine Art von Glück, aber sie sind ein sehr oberflächliches, vergängliches und unvollkommenes Glück. Sie sind kein wirkliches Glück, sondern vielmehr etwas, das uns so erscheint, als sei es Glück. Da diese Empfindungen wie Glück erscheinen, werden wir gewöhnliche Wesen von dieser Art des Glücks getäuscht und denken, wir würden wirkliches Glück erfahren. Auch dieses Glück kann sowohl körperlich als auch geistig sein. Auf der körperlichen Ebene kann es so etwas sein wie das Stillen des Hungers oder das Löschen des Durstes. Es kann auch das Glück der Empfindung von Wärme sein, wenn es kalt ist, oder das angenehme Empfinden von Kühle, wenn es heiß ist. Oder es kann auch das Wohlbehagen sein, das wir aufgrund unserer Stellung, unseres Vermögens, unserer Bekanntheit, unseres guten Rufs oder unserer Begleitung erfahren. Diese Arten von Glück sind es, wonach ein gewöhnliches Wesen trachtet und die es als sein höchstes erstrebenswertes Ziel sieht.

Wir werden vielleicht fragen, was an diesen angenehmen Empfindungen falsch ist, weshalb diese als Leiden bezeichnet werden. Der Grund dafür liegt darin, dass diese Empfindungen von kurzer Dauer sind, schnell vergehen und bei ihrem Vergehen schmerzhafte Empfindungen nach sich ziehen. Ein deutliches Beispiel ist das Wohlbehagen, das wir beim Stillen von Hunger erfahren. Hunger ist ein schwerwiegendes Leid, das in die erste Kategorie gehört und auch ein Leid, das wir nicht ertragen können. Um es überwinden zu können, benützen wir auch die richtige Methode, nämlich das Einnehmen von Nahrung. Wenn wir sehr hungrig sind, werden wir unbedingt versuchen, unseren Magen zu füllen. Es spielt dabei keine so große Rolle, was wir zu essen bekommen; solange etwas essbar ist, werden wir es benützen, um damit langsam unseren Magen zu füllen. In dem Maß, in dem sich der Magen füllt, wird das Leid des Hungers vergehen. Dieser Vorgang dauert bis zu einem gewissen Punkt. Durch das fortschreitende Anfüllen des Magens vergeht das Gefühl des Hungers, und es macht sich ein zunehmendes Gefühl der Zufriedenheit bemerkbar, bis eine bestimmte Grenze erreicht ist. Nehmen wir über diese Grenze hinaus weiter Nahrung zu uns, dann werden andere, neue Leiden immer deutlicher werden, die bis zu unserem Tod führen können, wenn wir nicht rechtzeitig aufhören. Das macht deutlich, dass die angenehme Empfindung beim Füllen des Magens kein wirkliches Glück ist, kein reines Glück ist. Denn wäre es ein wirkliches Glück, dann müsste die angenehme Empfindung ständig vorhanden sein, solange man die Ursache für diese Empfindung, nämlich das Zuführen von Nahrung, weiterführt. Das ist aber nicht der Fall.

Das gleiche auch am Beispiel von Wohlstand und Reichtum: Häuft man Vermögen über eine entsprechende Grenze hinaus an, dann werden die Schwierigkeiten, die das Vermögen mit sich bringt, immer größer werden. Wenn man nicht in der Lage ist, zufrieden zu sein, wird fortgesetztes Anhäufen von Reichtum zu vielen zusätzlichen Problemen führen. Reichtum wird als eine Ursache für Wohlergehen betrachtet. Aber diesen Wohlstand einmal zu schaffen benötigt viele Mühen. Wenn er dann vorhanden ist, benötigt es viele Mühen, ihn zu erhalten. Und wenn man ihn verliert, tut das ebenfalls wieder sehr weh. So ist auch Wohlstand sowohl am Anfang als auch in der Mitte und auch am Ende mit viel Unbehagen verbunden.

Ein weiteres sehr treffendes Beispiel, das unser verehrter Meister Gesche Rinpotsche oft gab, bezieht sich auf das Gehen und Sitzen. Im gegenwärtigen Moment sitzen wir hier und finden das angenehm. Wenn wir einige Stunden gesessen sind, finden wir das Aufstehen und Gehen angenehm. Wenn wir einige Stunden gegangen sind, wird auch das Gehen unerträglich, und wir müssen uns setzen. So verbringen wir das ganze Leben mit Aufstehen und Hinsetzen.

Untersuchen wir genauer alle Arten von angenehmen Erfahrungen, die wir üblicherweise als Glück bezeichnen, dann erkennen wir, dass sie alle diese gleiche Natur haben. Das bedeutet nun aber nicht, dass wir alle diese Erfahrungen vermeiden sollten, dass wir nichts mehr essen sollten und nichts Angenehmes mehr erfahren dürfen. Vielmehr benützt man diese Dinge, erfreut sich an ihnen, sollte aber gleichzeitig ihre wirkliche Natur erkennen und sich von ihnen nicht täuschen lassen. Gleichzeitig sollte man verstehen, dass wirkliches Glück etwas anderes ist als diese Empfindungen von Wohlbehagen.

Buddha bezeichnete diese Empfindungen als Leid des Wechsels. Um sie auch tatsächlich als eine Art von Leid zu erkennen, benötigt man schon ein entsprechendes Maß an Intelligenz.

Buddhas erste Unterweisung

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