Читать книгу Kinder, ich erzähl Euch was... - Rita Mustaficic - Страница 4
Spatz Matz und Specht Albrecht
ОглавлениеEs gibt da einen kleinen lauschigen Garten. Der Zaun, der diesen Garten umgibt, hat schon viele Jahre hinter sich, aber niemand hat ihn jemals repariert oder abgedichtet. Diese Aufgabe übernehmen mittlerweile dichte volle Hecken und Büsche. Im Garten gibt es noch einige kleine Beete mit Wildblumen und Gräsern, und dazwischen kleine kaum noch erkennbare Wege. Ein alter knorriger Laubbaum ziert noch den Garten. Und der Garten ist voller Leben. In den Büschen leben und nisten gut geschützt eine ganze Schar Spatzen. Das jubelt und tschilpt den ganzen Sommer über. Einer, Spatz Matz, ist ein besonders kecker. Weil er den anderen gern das Futter vom Schnabel weg stibitzt, oder gerne mal einem anderen Spatz Federchen aus dem Schwänzchen zupft, und überhaupt für jeden Schabernack zu haben ist, wurde er von den anderen in einen kleinen Busch bis auf weiteres strafversetzt. Dort musste er sich nun alleine sein kleines Nest bauen. In dem alten Baum aber sind seit einigen Tagen seltsame“ Klopf- Klopf“ – Geräusche zu hören. Die Spatzenschar ist verunsichert. Es wird leiser getschilpt, man hat nicht so recht den Mut, der Ursache das Klopfens nachzugehen. Man setzt sich ja sonst gern im Laubwerk des alten Baumes bei Versammlungen des Spatzenrates zusammen. Aber diese Situation ist anders! Da kommt Spatzendame Tschilpa auf eine Idee! Sie sagt zu der Schar:“ Matz hat doch noch etwas gut zu machen, wie wäre es, wenn wir ihn als Kundschafter in den Baum schicken. Er kann doch die Lage aufklären.“ Die meisten stimmen ihr zu. Also fliegt ein Spatz zu Matz und bringt ihm die Idee der anderen bei. Spatz Matz ist erst gar nicht so begeistert, will sich aber nichts anmerken lassen und antwortet daher auf seine gewohnte, etwas vorlaute freche Art:“ Klar, mach ich, heute noch!“.“ Aber sei vorsichtig“!- bittet ihn der andere.“ Spatz Matz – immer am Platz“! – Nun ist er wieder der Spatz Matz, wie man ihn kennt. Er putzt sich gründlich und dann fliegt er zum Baum.
Kaum hat er sich vorsichtshalber auf einen der äußeren Äste niedergelassen, geht das klopfen wieder los! Er nähert sich langsam dem Baumstamm, da sieht er ein vogelartiges Wesen, größer als ein Spatz ,mit einem langen kräftigen Schnabel, und farbigem Gefieder! Spatz Matz nimmt allen Mut zusammen und spricht das seltsame Wesen an:“ Hallo, Sie, was ist das hier für ein Lärm! Und, was soll das überhaupt!“ Das Wesen stoppt sein klopfen und schaut den Spatz Matz an.“ Oh, Verzeihung, ich bin Albrecht und bin hier seit kurzem Mieter. Bin gerade beim Wohnungsbau. Bitte den Lärm zu entschuldigen. War der Baum schon vermietet?“ “Nein, nein,“- stottert Spatz Matz, aber sie sehen nicht so aus, wie wir alle.“ -“ Ja, ich bin ein Buntspecht, Specht Albrecht.“ -“ Oh, und ich bin ein Spatz und heiße Matz.“ “ Also – ich hoffe auf gute Nachbarschaft Herr Spatz! Nach dem Ausbau hoffe ich, eine gute Frau zu finden, die das Nest und die Jungen pflegt und in Ordnung hält.“ - “ Dann viel Erfolg Herr Albrecht, ich werde jetzt meine Schar beruhigen und alles erzählen!“ Erleichtert flog Spatz Matz zurück und erstattete Bericht. Die Spatzenschar hörte sich alles voller Spannung an und war mit dem Einzug von Specht Albrecht einverstanden. Einige Zeit ist vergangen. Die Baumhöhle ist fertig und mit Zweiglein und Baumrinde kuschelig ausgepolstert. Eine hübsche Spechtfrau hat Specht Albrecht auch gefunden. Und auch fünf vor kurzem geschlüpfte Junge, veranstalten einen ziemlichen Piepslärm. Das stört die Spatzenschar aber nicht, denn sie wissen jetzt Bescheid. Mama und Papa Specht haben den lieben langen Tag zu tun, Würmchen, Insekten und auch Kleinobst, wie Beeren heran zu schaffen. Spatz Matz hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kleinen, wenn die Eltern unterwegs sind, zu bewachen. Aber das macht auch im laufe das Tages müde, und Spatz Matz denkt bei sich:“ Es ist alles ruhig, die Kleinen sind wohl auch müde vom ewigen rufen nach Futter. Und es ist ziemlich warm heute, ich werde den Kopf ein wenig unter die Flügel stecken, was soll schon geschehen.“ Und er dämmert ein wenig vor sich hin. Auf einmal wird er unsanft aus seinem dämmern gerissen und erschreckt sich so, dass er beinah von seinem Ast gefallen wäre. Ein kratzen, knurren, aufgeregtes piepsen der Kleinen! Ein großes pelziges Tier, größer als ein Hase auf alle Fälle, macht sich an der Spechtbehausung eifrig zu schaffen. Ein Baummarder! Ein Marder ist ein Raubtier und räubert gern auch Nistplätze aus. Spatz Matz ist einen Augenblick unfähig, sich zu bewegen! Dann aber hat er die Situation erfasst. Er schwingt sich wie ein Blitz vom Ast, fliegt geradewegs auf das Hinterteil des Räuber zu, und pickt wütend und mit all seiner Kraft auf dessen ziemlich großen buschigen Schwanz los! Dieser will aber von seiner Beute nicht lassen, faucht, und windet sein Hinterteil hin und her. Aber Spatz Matz lässt nicht locker! Er pickt weiter und schlägt mit den Flügeln wie wild. Plötzlich lockert der Marder den Krallengriff seiner Pfoten, mit denen er versucht hat ins Baumloch zu greifen, und rutscht quietschend, jaulend den ganzen Baumstamm Richtung Erdboden. Spatz Matz, mit letzter Kraft flügelschlagend, rutscht mit und fällt ins Gras. Das ist ein gefährlicher Augenblick für ihn! Der Marder rappelt sich auf, in diesem Augenblick ist aber Specht Albrecht zurück. Er und die inzwischen aufmerksam gewordene Spatzenschar verjagen gemeinsam den Räuber! Specht Albrecht und seine Frau sind sehr sehr erleichtert und dankbar! Der wirklich mutige Spatz Matz darf natürlich wieder in die Spatzengemeinschaft einziehen. Und ich bin mir sicher, zwischen Spatz Matz und Specht Albrecht entsteht eine tolle Freundschaft. Und insgeheim hat Matz sich auch vorgenommen, seinen früheren Übermut in Zukunft zu bremsen.