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Die Prätorianer im 1. Jh. n. Chr. – eine kaiserliche Leibgarde
ОглавлениеNach Augustus’ Tod am 19. August 14 n. Chr. verlas Tiberius eine Lobrede. Beim anschließenden Leichenzug waren nicht nur Senat und Ritterschaft anwesend, sondern auch die gesamte Prätorianergarde.
„ …, dann liefen sämtliche Berittene, nicht nur jene, die dem ordo equester angehörten, sondern auch der gesamte Rest und das Fußvolk der Garnison um den Scheiterhaufen und warfen all ihre Auszeichnungen, sofern einige dergleichen jemals von ihm für eine Großtat empfangen hatten, darauf. Anschließend ergriffen nach Senatsbeschluss Centurionen Fakeln und steckten das Holzwerk von unten her an.“
(Cassius Dio, Buch 56, 42, 2 – 3)
Der Tod des Augustus bedeutete auch das Ende des Friedens bei den Prätorianern. Durch die Intrigen ihres Präfekten Lucius Aelius Seianus wurde die Garde aus den italischen Kasernen nach Rom selbst verlegt. Im Jahr 23 n. Chr. überzeugte der Präfekt Kaiser Tiberius von der Notwendigkeit eines Lagers für die Prätorianer, das knapp außerhalb Roms errichtet wurde. Der Kaiser verfügte fortan über die gesamte Garde, war aber ebenso ihrer Gnade ausgeliefert. Das Ergebnis wurde im Jahr 31 n. Chr. deutlich, als Tiberius gezwungen war, sich gegen Seianus auf die Stadtwachen der vigiles zu stützen. Obwohl die Prätorianergarde ihre Treue unter Beweis stellte, wurde in diesem Moment ihr politisches Gewicht offenkundig.
Die Garde zog unter Tiberius erstmals 14 n. Chr. ins Feld, als er sich mit Meutereien unter seinen Armeen am Rhein und in Pannonien konfrontiert sah, die sich über ihre Dienstbedingungen beklagten. Die Legionen in Pannonien zerschlug Tiberius jüngerer Bruder Drusus, den zwei Kohorten Prätorianer, ein großer Teil der Prätorianerreiter und die germanische Leibwache (corporis custodes) begleiteten. Auch der Gardepräfekt Aelius Seianus war darunter. Die Rebellion der Rheinlegionen schlug Tiberius Neffe Germanicus nieder, der damals die Legionen und Abteilungen der Garde in einer Invasion Germaniens befehligte. Ein Mitglied der Garde, Cassius Charea, der sich später durch die Ermordung des Kaisers Caligula in der Nachwelt einen Namen machte, tat sich dadurch hervor, dass er sich mit dem Schwert einen Weg durch die ihm entgegenstehende bewaffnete Menge bahnte.
Diese Mitglieder der Elitetruppe galten nicht umsonst als gefürchtete Soldaten. So ist aus den germanischen Feldzügen des Germanicus überliefert, dass bei der Schlacht um den Angrivarierwall zwei Kohorten der Prätorianer die cheruskischen Stellungen im Wald bereits weit vor den regulären Legionen angriffen und die Germanen vernichtend schlugen. Dennoch galten sie nicht als unbesiegbar, wie die erste Schlacht bei Bedriacum zeigte, wo die Prätorianer, die für Otho stritten, den aus Germanien vorstoßenden Truppen des Vitellius unterlagen. Das hatte zur Folge, dass sich Otho nach nur 95 Amtstagen das Leben nahm. Weitere größere Erfolge feierten die Prätorianer im Mesopotamischen Krieg, wo viele gegnerische Soldaten schon vor der Schlacht ihr Heil in der Flucht suchten, als sie erfuhren, dass sie mit der römischen Elitegarde die Waffen kreuzen sollten. Grundsätzlich nahmen die Prätorianer an jedem Krieg teil, bei dem auch der Kaiser persönlich anwesend war.