Читать книгу Fear Street 51 - Schuldig - R.L Stine - Страница 6
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ОглавлениеSamstagabend
Meg saß an ihrem Schreibtisch und starrte das Telefon an, bis es vor ihren Augen verschwamm. Wie fühlte sie sich?
Erschrocken? Nein.
Wütend? Ja, das schon eher. Wütend und beleidigt.
Hatte der Anrufer wirklich gedacht, er könne ihr mit diesem blöden, heiseren Geflüster Angst einjagen?
„Wer immer es war, er hat wahrscheinlich zu viele schlechte Horrorfilme gesehen“, dachte Meg. Wie bescheuert! Die Mädchen in diesen Filmen waren doch immer nur kreischende Angsthasen. Kaum bekamen sie einen unheimlichen Anruf, waren sie sofort völlig aufgelöst und zu Tode erschrocken.
Aber das hier war das wahre Leben und kein blöder Film. Offensichtlich kannte dieser anonyme Anrufer Meg nicht besonders gut. Okay, sie war vielleicht klein und sah sehr jung aus. Aber sie ließ sich nicht so einfach rumschubsen. Sie war störrisch wie ein Maulesel. Jedenfalls sagte ihre Mutter das immer. Und Meg betrachtete es als Kompliment.
Doch ihr Herz klopfte wie wild. „Okay“, gestand sie sich ein, „vielleicht bin ich ein ganz klein bisschen aufgeregt.“
Meg griff zum Hörer und wählte Tonys Nummer. Bei ihm war besetzt.
So was Blödes. Mit wem telefonierte er denn?
Sie wollte mit jemandem reden. Mit ihren Eltern? Nein. Die würden gleich wieder einen Riesenaufstand machen. Wahrscheinlich würden sie sofort die Polizei rufen und ihr die Party verbieten.
Bestimmt wollte ihr jemand aus der Schule mit diesem Anruf nur einen fiesen Streich spielen.
Wieder wählte sie Tonys Nummer. Es war immer noch besetzt.
Sie legte auf und versuchte es bei Lisa. Die hob nach dem ersten Klingeln ab und fauchte: „Wo bleibst du?“
„Was?“
„Steve?“
„Nein, hier ist Meg.“
„Oh, Meg. Entschuldige. Ich dachte, es wäre Steve. Er ist schon wieder zu spät dran. Ungefähr eine Stunde.“
„Tut mir leid“, sagte Meg.
„Du kannst doch nichts dafür“, beteuerte Lisa hastig. Sie klang mächtig sauer. „Ich versuch’s einfach mal positiv zu sehen. Vielleicht ist er ja von einem Laster überfahren worden und taucht deswegen nicht auf.“
„Stimmt. Nimm’s locker.“ Meg lachte.
„Und was machst du so? Wartest du auf Tony?“
„Nein. Wir gehen doch heute nicht weg. Ich müsste mich dringend an mein Referat für Psycho setzen.“
„Aber …“
„Ich hab eben einen unheimlichen Anruf bekommen.“
„Wirklich?“ Lisa klang plötzlich interessiert. „War es so ein Typ, der ins Telefon gestöhnt hat? Das ist mir mal passiert. Mann, war das widerlich!“
„Nein. Der Kerl hat geflüstert.“ Meg bereute schon, dass sie Lisa von dem Anruf erzählt hatte. Sie würde nur wieder endlos Witze darüber reißen. Mit ihrem lockeren Mundwerk machte sie sich über alles lustig. Nie nahm sie irgendwas ernst.
„Was hat er denn geflüstert?“, fragte Lisa. „Zärtlichkeiten?“
„Nein. Er hat mir gesagt, dass ich die Party für Ellen vergessen soll.“
„Er hat was?“
„Du hast richtig gehört. Er hat mich davor gewarnt, diese Party zu organisieren.“
„Tja … wen kennen wir denn alles, der Partys hasst?“
„Ich weiß nicht. Die Stimme hab ich nicht erkannt. Es war so ein heiseres Flüstern. Ich könnte nicht mal sagen, ob es ein Junge oder ein Mädchen war.“
„Ich wette, es war Steve“, sagte Lisa. „Er würde alles tun, um nicht rechtzeitig bei mir sein zu müssen.“
Das sollte natürlich ein Witz sein, aber Meg lachte nicht. Sie war genervt, weil Lisa die Sache nicht ernster nahm. „Es war irgendwie unheimlich“, sagte sie zu ihr. „Wie vielen Leuten hast du eigentlich schon von Ellen und der Party erzählt?“
„Einer Menge“, antwortete Lisa. „Nachdem ich im Park über euch gestolpert war, bin ich ins Einkaufszentrum gefahren. Da hab ich einen Haufen Leute aus der Schule getroffen. Und dann hab ich noch ein paar angerufen, während ich hier rumgesessen und auf du-weißt-schon-wen gewartet habe. Hey! Es hat geklingelt! Das ist er wahrscheinlich. Ich muss mich beeilen. Bis später, Meg.“ Sie legte auf, bevor ihre Freundin sich verabschieden konnte.
Meg musste grinsen. Lisa meckerte immer über Steve und machte ihn ständig runter. Aber wenn es klingelte, flitzte sie los. Sie war total verrückt nach ihm.
Ohne es zu merken, hatte Meg wieder Tonys Nummer gewählt. Diesmal ertönte das Freizeichen. „Hallo?“
„Hi, Tony. Ich bin’s.“
„Oh, hi.“ Er klang merkwürdig, irgendwie zerstreut und ganz durcheinander.
„Ich hab eben einen richtig unheimlichen Anruf bekommen. Irgendjemand hat mich davor gewarnt, die Party für Ellen zu geben.“
„Mich auch!“, rief Tony.
„Was?“
„Ja. Bei mir hat gerade jemand angerufen, der so komisch geflüstert hat. Ich glaube, es war ein Typ. Aber ich kann es nicht genau sagen. Es hätte auch ein Mädchen sein können.“
„Und was hat dieser Jemand gesagt?“
„Ich sollte nicht bei der Party mithelfen. Er meinte, ich könnte sowieso nicht mitfeiern, wenn sie stattfinden würde. Weil ich dann nämlich im Krankenhaus wäre.“
„Da spielt uns doch nur jemand einen dummen Streich, oder?“
„Ich weiß nicht, Meg. Wer immer es war, er klang so, als würde er es ziemlich ernst meinen.“
„Ach, komm schon. Glaubst du wirklich?“ Meg war enttäuscht, weil Tony das Ganze nicht auf die leichte Schulter nahm. Sie hatte mehr Gelassenheit von ihm erwartet. Sie wollte, dass er ihr sagte, es sei nur ein dummer Streich gewesen, dass sie das Ganze einfach vergessen solle. Warum klang er eingeschüchterter als sie?
„Was glaubst du, wer es war, Meg?“
„Ich weiß nicht. Vielleicht jemand aus der Schule, der Überraschungspartys bescheuert findet.“
„Kann sein.“ Tony klang nicht sehr überzeugt. „Aber wir kennen niemanden, der so was Blödes machen würde. Was wäre, wenn … also, wenn …“
„Wenn was, Tony?“, fragte Meg ungeduldig.
„Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir die Sache doch ernst nehmen. Du weißt schon, die Polizei anrufen oder so.“
„Was? Spinnst du?“, rief Meg wütend. „Ich würde nie im Leben …“
„Ich mach mir doch bloß Sorgen um dich. Das ist alles“, unterbrach er sie. „Ich möchte nicht, dass dir irgendein Irrer wegen dieser blöden Party was Schreckliches antut.“
„Das ist keine blöde Party“, brüllte Meg. „Es ist eine Überraschungsparty für Ellen. Für meine beste Freundin. Und ich werde mich von so einem widerlichen Anruf nicht davon abhalten lassen, das zu tun, was ich mir vorgenommen habe.“
Nach einer langen Pause stimmte Tony ihr zu. „Okay, du hast recht. Ich war wohl zu ängstlich.“
„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht anschreien“, sagte Meg und zwang sich, ihre Lautstärke runterzuschrauben.
„Soll ich … äh … soll ich vielleicht rüberkommen und dich ein bisschen trösten?“, fragte Tony. Es hörte sich eher nach einer Bitte als nach einer Frage an.
Meg lachte. „Nein. Eigentlich dürfte ich nicht mal mit dir telefonieren. Ich müsste dringend an meinem Psychoreferat sitzen.“
„War das ein Ja?“
„Nein. Das war ein eindeutiges Nein.“
„Aber du hast Ja gemeint, stimmt’s?“
Meg lachte wieder. Es war schön, mal wieder mit Tony rumzualbern. „Ich meinte Nein. Wirklich.“
„Du brauchst doch ein bisschen Trost, oder?“
„Nein. Lass mich in Ruhe. Ich brauche ein bisschen Zeit zum Schreiben. Ich …“
„Glaubst du wirklich, dass du dich jetzt auf dein Referat konzentrieren kannst?“
„Ja. Kann ich.“
„Du hast Ja gesagt. Ich hab’s genau gehört!“
Meg lachte. „Ich sagte Nein.“
„Aber du hast Ja gemeint.“
„Na ja … vielleicht.“
„Vielleicht? Ein Vielleicht reicht mir schon“, rief Tony glücklich. „Ich bin gleich bei dir.“
„Okay“, sagte Meg und war genauso glücklich wie er.