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Vorwort

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Ein einziges Mal in meinem Leben habe ich ein Gespenst gesehen. Ich weiß nicht mehr genau, wann es war, aber ich muss damals acht oder neun Jahre alt gewesen sein. In diesem Alter ist man bekanntlich empfänglich für Spukgestalten. Es geschah in der Mansarde meines Elternhauses. Nach einer Weile sah ich ein, dass mein Gespenst nur ein Vorhang war, der sich im Wind vor dem Fenster bauschte; aber mehrere Minuten lang war ich starr vor Schreck gewesen.

Ein anderes Mal erschrak ich fürchterlich, als das Hinterrad meines alten Studebakers platzte und ich die Herrschaft über den Wagen verlor. Damals war ich dem Gefühl am nächsten, plötzlich mein ganzes Leben vor mir abrollen zu sehen. Zumindest dachte ich ganz deutlich: Jetzt ist es soweit! Zum Glück war der Verkehr auf dem Merritt Parkway überhaupt nicht mit jenen Autoschlangen zu vergleichen, die man heutzutage überall antrifft. Es war erst kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges, und es gab noch nicht viele Autos. Nur dadurch blieb mir der Frontalzusammenstoß erspart, mit dem ich mich bereits abgefunden hatte, und ich prallte mit dem Heck gegen eine Böschung. Ja, Freunde, damals stand ich Todesängste aus.

Einmal hörte ich auch in einem völlig leeren Zimmer eine Stimme. Dafür habe ich einen Ohrenzeugen, wenn Sie mir diesen Ausdruck gestatten. Er ist der korrekteste Mensch, den man sich nur denken kann. Auch er hat diese Stimme gehört, und ich habe für diesen Zwischenfall keine Erklärung. Ein andermal hatte ich ganz deutlich den Eindruck, aus meinem eigenen Körper getreten zu sein. Das Gefühl setzte in jenen kritischen Sekunden ein, als das Taxi, in dem ich mich befand, bei voller Fahrt ein Rad verlor. Merkwürdig, nicht wahr? Vor nicht allzu langer Zeit sah ich eine fliegende Untertasse. Dafür habe ich drei Augenzeugen. Ich bin aber ziemlich sicher, dass es sich dabei um ein militärisches Versuchsobjekt handelte, über das sich die Regierung aus Sicherheitsgründen ausschweigt. Keines dieser drei Abenteuer schreckte mich. Ich fand sie bloß spannend.

Ich glaube nicht an Gespenster, deshalb weiß ich auch nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich heute Nacht einem begegnen sollte. Ich fahre sehr viel mit dem Auto und finde den heutigen Verkehr ganz allgemein ziemlich zum Fürchten, aber ich bemühe mich eben, Situationen zu vermeiden, bei denen man wirklich Blut schwitzt. Und bestimmt würde ich genauso zittern wie alle anderen, wenn in meiner Nachbarschaft plötzlich ein Verrückter umginge, der wild durch die Gegend ballert.

Aber wie sehen die Schrecken aus, bei denen mir wirklich die Luft wegbleibt? Welche Ereignisse oder Situationen finde ich so haarsträubend, dass ich sie erst gar nicht an die Oberfläche meines Bewusstseins gelangen lasse?

Selbst wenn ich es wüsste, würde ich bestimmt nicht vor allen Leuten darüber sprechen. Das ginge denn doch zu weit.

Also schön, weil Sie es sind... ich habe Angst hinzufallen. Ich meine damit keinen Sturz aus großer Höhe. Selbst wenn ich auf dem Balkon eines Wolkenkratzers stehe, fürchte ich mich deshalb noch lange nicht. Nein, mir geht es um ausgetretene Treppen, Glatteis oder Geröll, auf denen ich keinen Halt finde. In diesen Fällen zittere ich immer davor, auszurutschen und mich zu verletzen. Von einer Zwangsvorstellung kann man in diesem Zusammenhang beileibe nicht sprechen, aber diese eher übertriebene Unsicherheit ist eindeutig vorhanden und nicht aus meinem Wesen Wegzudenken.

Natürlich habe ich auch noch andere, recht persönliche Ängste, genau wie Sie. Es sei denn, Sie sind wirklich ein ganz außergewöhnlicher Mensch. Und genau wie ich haben Sie Schwächen, über die Sie ohne weiteres sprechen, und andere, derer Sie sich vielleicht schämen.

Psychologen behaupten, dass die Angst zu den Urinstinkten des Menschen zählt. Sie ist uns angeboren. Das zeigt, dass sie eine wichtige Rolle in unserem Leben spielt. Und nachdem es zu den obersten Pflichten eines guten Schriftstellers gehört, die Beweggründe der Menschen zu erkennen und in Worte zu kleiden, sollte sich jeder gute Dichter bemühen, diese uns allen innewohnende Urangst herauszuschälen und auf möglichst schmackhafte Weise zu Papier zu bringen.

Genau das ist meiner Meinung nach den Schriftstellern gelungen, die in diesem Band vertreten sind. Ob Sie bei den einzelnen Erzählungen das Gruseln lernen oder nicht, ist Ihre Sache. Immerhin handelt es sich nur um gedruckte Worte, die Sie auch in einem überfüllten Lokal lesen können. Außerdem sind Sie vorgewarnt, und das ist ungefähr so, als ob Ihnen ein Zauberer schon im Voraus sagt, welche Kunststücke er Ihnen nun zeigen will. Wenn Ihnen jemand sagt, dass er eine Überraschung für Sie hat, dann ist zwangsläufig schon die halbe Wirkung verpufft.

Trotzdem liegt hier eine kleine Auslese von Erzählungen vor, die ich allesamt zum Fürchten finde. Lesenswert ist jede einzelne, selbst wenn Ihnen dabei die Zähne nicht klappern sollten. Aber jetzt mache ich Schluss, sonst verrate ich am Ende noch zu viel...

Larry T. Shaw

TERROR

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