Читать книгу Selamün Aleyküm, Herr Schmidt. Ich liebe ihre Tochter! - Robert Cacic - Страница 6
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ОглавлениеIch betrete den Hörsaal. Der Professor ist bereits da, hat aber noch nicht mit der Vorlesung begonnen. Er ist gerade dabei seinen Laptop anzuschließen. Ich gehe in die hinterste Reihe, dort sitzen Milan und Berkan. Sie haben, wie wir es immer machen, wenn einer von uns zu spät kommt, einen Sitzplatz für mich freigehalten. Ich setze mich hin. Eine Minute später beginnt der Professor mit der Vorlesung. Viele, die im Hörsaal sitzen, haben ihre Handys in der Hand und sind vertieft darin Nachrichten zu lesen oder irgendwelche Spiele zu spielen. Der Professor bemerkt es, sagt aber nichts dazu. Ich glaube, dass es mittlerweile an den Universitäten üblich ist und die Professoren sich damit abgefunden haben. Um ehrlich zu sein finde ich es sogar schwachsinnig, wenn jemand zur Vorlesung geht und die ganze Zeit nur auf sein blödes Handy schaut, dann sollte die Person lieber gleich zu Hause bleiben. Bei diesen Professor ist es aber nur nachvollziehbar. Seine Vorlesung ist sehr monoton, manchmal erinnert er mich an Bernd das Brot von dem Fernsehsender Kika. Seine Tonlage verändert sich, während der ganzen Vorlesung, nicht ein einziges Mal. Sie bleibt immer konstant. Manchmal fühlt es sich so an wie im Zeichentrickfilm – Das Dschungelbuch-. Dort gibt es die Schlange Kaa, die einen mit ihren Augen und langsamen Gerede hypnotisieren kann. Genauso verfällt man bei diesen Professor in eine Art Hypnose und darauffolgende Müdigkeit. Milan tickt Berkan und mich mit seinen Ellenbogen an. Er durchstöbert Profile auf Instagram, zeigt uns Bilder von diversen Frauen und will von uns daraufhin eine Bestätigung darüber haben, ob diese gut aussehen. Dieser Junge kann anscheinend nicht ohne, ich hoffe für ihn, dass er endlich bald zur Ruhe kommt und seine Traumfrau findet. Es ist ärgerlich, dass die Schwarzhaarige von der Bahnstation ihm eine Abfuhr erteilt hat, vielleicht wäre sie ja die gewesen, welche ihn bändigen kann. Berkan hingegen schafft es irgendwie der Vorlesung aufmerksam zu folgen, abgesehen von den kleinen Ablenkungen durch Milan. Er versteht zwar nicht viel von dem, was der Professor gerade erzählt, aber er notiert sich jede Aussage in Stichpunkten mit. Ich bin eine Mischung aus Berkan und Milan. Teilweise konzentriere ich mich auf die Vorlesung, aber es gibt auch Momente, wo ich ins Leere starre und über private Dinge nachdenke. Am Ende jeder Vorlesung fotografieren Milan und ich uns die Notizen von Berkans Schreibblock mit dem Handy ab. Kurzgefasst bedeutet es, dass Berkan hinhört, es notiert, aber nichts versteht, ich hinhöre, es verstehe, mir aber nichts notiere und Milan nichts versteht, nicht hinhört und sich nichts notiert. Dafür ergänzen wir uns gegenseitig und finden so immer einen Ausweg aus diesem Dilemma. Wir setzen uns jeden Tag, nachdem die Vorlesungen durch sind, in die Bibliothek und überarbeiten den Lernstoff. Berkans Notizen helfen uns dabei den Ansatz zu finden und meine Aufgabe ist es, den Jungs zu erklären, was es mit diesen Notizen auf sich hat. Am Ende des Tages hat dann jeder von uns den Lernstoff verinnerlicht.
Die Vorlesung ist vorbei. In einer Stunde beginnt erst die Nächste. Milan ist sehr angespannt und will so schnell wie möglich den Hörsaal verlassen, um eine zu rauchen. Wir packen unsere Sachen und gehen hinaus. Draußen ist es sehr windig, am liebsten würde ich wieder hineingehen, wir wollen aber Milan nicht alleine lassen. Er macht sich eine Zigarette an. Neben uns stehen zwei Mädels aus unseren Semester, man kennt sich vom Sehen, miteinander gesprochen hat man noch nie. Ich ahne schon, was Milan gleich tun wird. Milans Blick wandert in Richtung der beiden Mädels. Er hat seine Beute ins Visier genommen, wie ich es bereits geahnt habe. Normalerweise müsste jetzt Schritt zwei folgen. Schritt zwei bedeutet, dass er uns jetzt ein Zeichen bezüglich der Mädels geben wird, damit wir diese wahrnehmen. Daraufhin folgt Schritt drei. Er will eine Bestätigung von uns, dass die Mädels gut aussehen, dabei bewertet er ein Schweigen unsererseits als ein – Sie sehen gut aus-. Dann geschieht es, er macht uns auf die zwei Mädels aufmerksam.
„Und Jungs. Die Rechte von den beiden ist doch mega heiß oder nicht?“ fragt uns Milan. Berkan und ich schauen uns gegenseitig an, weil wir wissen, welche Katastrophe jetzt folgen wird. Während wir uns gegenseitig anschauen, wertet Milan unser Schweigen als eine Bestätigung dafür, dass sie gut aussieht.
„Ich versuche mein Glück. Ich bin gleich wieder da!“ sagt er und geht hinüber zu den zwei Mädels. Dasselbe Spiel wie immer. Berkan und ich drehen uns um, damit wir das Desaster nicht mit ansehen müssen. Wir wollen uns diese Schmach, wie heute Morgen an der Bahnstation, ersparen.
„Guten Tag die Damen, wie fandet ihr die heutige Vorlesung?“. Mit diesen Worten eröffnet er den Angriff auf seine Beute. Die Freundin von dem Mädel, welche er so anziehend findet, antwortet ihm.
„Um ehrlich zu sein können wir es gar nicht beurteilen. Wir haben zwar zugehört, aber dennoch vieles nicht verstanden.“. Es ist ein gefundenes Fressen für Milan. Zwei Mädels, welche etwas nicht verstanden haben, denn jetzt kann er sich als den klugen Retter darstellen.
„Ja, so ging es vielen heute. Die zwei dort drüben (Er zeigt dabei auf uns), die haben auch nicht so viel verstanden, bis eben habe ich ihnen nochmal alles zusammenfassend erklärt.“. Das hat er gerade doch nicht wirklich zu den beiden gesagt. Benutzt dieser Junge denn nie sein Hirn! Milan denkt, dass sie ihn jetzt für extrem schlau halten werden und das er von ihnen angehimmelt wird, aber eine Sache hat er bei seiner Aussage nicht berücksichtigt und diese sollte jetzt folgen.
„Ach, wie passend. Dann kannst du uns ja sagen, wie du die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank im Hinblick auf die Inflationsentwicklung in Deutschland beurteilst. Deine Meinung würde mich sehr interessieren.“. Jetzt hat sie ihn, auf gut Deutsch gesagt, an den Eiern. Er versucht cool zu bleiben und antwortet auf ihre Frage.
„Ja, gerne sage ich dir meine persönliche Meinung zu Dings bums und der Bank und so, also…“. Plötzlich dreht er sich in unsere Richtung und fügt hinzu
„Ehm… Ich glaube einer von den Jungs dort drüben hat mich gerade gerufen. Sicherlich wollen die noch etwas bezüglich der Vorlesung wissen. Ich sollte da mal kurz hin. Ich bin sofort wieder bei euch.“. Er kommt zu uns. Die Mädels schauen sich nur verwundert an und fangen daraufhin an zu lachen.
„Jungs, lass uns schnell weg von hier, das war ja oberpeinlich!“ sagt Milan und geht an uns vorbei. Wir gehen ihm hinterher.
„Was hast du dir auch dabei gedacht den Klugscheißer zu spielen. –Dings bums und Bank und so-. Was hast du da geredet man!“ frage ich ihn.
„Ich weiß es nicht Jungs, ich war so vertieft in meiner Rolle. Ich habe gar nicht so weit gedacht, dass die mich etwas über die Vorlesung fragen könnten.“ antwortet er mir und erhöht sein Schritttempo. Während wir uns aus dem Staub machen, hören wir wie eine Frauenstimme uns etwas zuruft.
„Halt Stopp, wartet mal!“. Wir drehen uns um. Es ist die eine, welche Milan so anziehend findet. Sie kommt näher, stellt sich vor Milan und sagt „Ich weiß, du wolltest uns eben beeindrucken, auch wenn es nicht so ganz geklappt hat. Aber ich fand es eben sehr süß von dir, als du durcheinander gekommen bist und wie du versucht hast, dich irgendwie aus dieser Situation zu retten. Ich weiß jetzt nicht genau, was deine Absicht war, deshalb bin ich dir nachgelaufen, um dich zu fragen.“. Hat sie etwa Interesse? Was ist da passiert. Es spricht gegen unseren Rhythmus, gegen das Übliche und gegen das, was wir sonst kennen. Es ist sehr ungewohnt. Durch Milans Gesichtsausdruck kann ich schließen, dass auch er mit dieser Situation überfordert ist, da er sich mittlerweile nur an Abfuhren gewöhnt hat. Er lässt lange auf seine Antwort warten.
„Ehm.. Ja, also… Ich sah dich aus der Ferne und, um ehrlich zu sein, ich finde dich wirklich sehr hübsch…“ antwortet er ihr auf die Frage und schaut dabei verlegen auf den Boden, so, als hätte er noch nie mit einer Frau gesprochen. Berkan und ich schauen uns gegenseitig verwundert an, denn wir realisieren gerade nicht, was hier vor sich geht. Wir verfolgen das Ganze mit großem Interesse, als wären wir bei einem historisch wichtigen Ereignis dabei. Sie lächelt ihn an und sagt „Genau das war auch meine erste Vermutung, allerdings wusste ich nicht, ob du an mir Interesse hast oder an meiner Freundin. Wir sind leider etwas in Eile. Wenn du magst speichere meine Nummer auf deinem Handy ein, dann können wir erstmal über Whatsapp miteinander schreiben.“. Keine Sekunde später holt Milan auch schon sein Handy aus seiner Tasche. Sie diktiert ihm ihre Nummer.
„Entschuldige, aber unter welchen Namen soll ich dich speichern?“ fragt er sie, da man der Nummer auf dem Handy einen Namen beifügen muss.
„Speicher mich unter Luisa“ antwortet sie ihm.
„Luisa? Ein wirklich sehr wunderschöner Name.“. Er lässt einmal bei ihr klingeln, damit sie auch seine Nummer hat.
„Und unter welchen Namen soll ich deine Nummer speichern?“ fragt sie ihn, nachdem er bei ihr klingeln lassen hat. „Speicher mich unter Milan.“. Beide lächeln sie sich gegenseitig an.
„Es freut mich sehr Milan.“.
„Mich ebenfalls Luisa.“ antwortet er ihr. Ich schaue ihn an und spüre förmlich seine Freude. Sie verabschieden sich voneinander. Ihre Freundin schaut ungeduldig zu uns hinüber. Die müssen es wirklich sehr eilig haben.
„Was war das denn Jungs, habt ihr das gesehen!“ schreit Milan vor Freude. Wir sind selbst überrascht, denn wir haben mit allem gerechnet, aber nicht mit so etwas. Wie hat er es nur geschafft, mit der dümmsten Anmache die es gibt, eine Nummer zu klären? Aber wie dem auch sei, es hat geklappt und wir freuen uns sehr für ihn.
„Halt Stopp, halt Stopp. Zuerst einmal möchte ich wissen, ob sie zur Kategorie – ich habe nur meinen Spaß mit ihr – oder zur Kategorie – sie wäre eine potenzielle feste Freundin- gehört?“ fragt ihn Berkan. Wir sind auf seine Antwort gespannt. Milan sieht nachdenklich aus.
„Also… Hmm… Da ich für eine ernste Beziehung noch zu jung bin und mein Leben genießen möchte, gehört sie definitiv zur Kategorie…. – sie wäre eine potenzielle feste Freundin!-“ er fängt an zu lachen und haut dabei Berkan auf die Schulter.
„Na, seid ehrlich. Ihr dachtet doch sicherlich, dass ich nur meinen Spaß mit ihr haben möchte. Das Leben auskosten hin oder her. Mit einer so hübschen Frau kann ich meine Restjugend auch genießen. Habt ihr eben nicht gesehen, wie wunderschön sie ist. Sie ist definitiv eine potenzielle feste Freundin!“. Uns fällt ein Stein vom Herzen, denn sie schien eine sehr vernünftige junge Frau zu sein. Es wäre schade gewesen, wenn er mit Spaß an die Sache herangehen würde. An uns gehen drei Mädels vorbei.
„Jungs, Jungs. Schaut euch die ganz links an!“ sagt Milan und nimmt sie mit seinen Jägerblick ins Visier.
„Bruder, hör auf mit dem Scheiß! Du hast jetzt eine nette kennengelernt, konzentriere dich erstmal nur auf sie!“ sage ich ihm in einem etwas wütenden Ton.
„Ich mache doch nur Spaß. Ich will euch nur ein bisschen ärgern. Aber gucken ist erlaubt, denn noch habe ich ja keinen Ring an meinem Finger.“ antwortet Milan und legt dabei seinen Arm um mich. Dieser Junge sorgt immer wieder für Überraschungen. Manchmal wissen wir echt nicht wie er tickt. In einem Moment ist er so und im anderen so. Wir haben noch eine halbe Stunde, bis die nächste Vorlesung beginnt. Wir holen uns noch einen Kaffee, um die Zeit zu überbrücken.
Die nächste Vorlesung beginnt. Wir sitzen wieder in der hintersten Reihe. Luisa und ihre Freundin sitzen weiter vorne. Der Professor ist genau so langweilig wie der von heute Morgen. Nach etwa zehn Minuten bemerke ich, dass etwas nicht stimmt. Irgendetwas ist anders als sonst, ich spüre es innerlich.
Ich schaue mich um, um herauszufinden, was es nur sein könnte, dann fällt es mir auf. Milan ist anders als sonst. Eigentlich hätte er uns schon mindestens dreimal angestoßen, damit wir auf sein Handy irgendeine Frau begutachten, doch es sind zehn Minuten vergangen, in denen er nicht ansatzweise so etwas getan hat. Geht es ihm gut? Ich schaue ihn an. Er hat sein Notizblock und Stift in der Hand, hört aufmerksam dem Professor zu und notiert sich nebenbei Stichpunkte. Was ist mit diesen Jungen nur los? Bis eben wusste ich gar nicht, dass er einen Notizblock und Stift besitzt. Ich glaube dass er, seitdem wir angefangen haben zu studieren, nicht einmal so etwas getan hat. Das erste Mal stupse ich ihn an und nicht umgekehrt.
„Milan, ist alles okay bei dir?“ frage ich ihn. Er reagiert nicht, stattdessen schaut er weiterhin, wie erstarrt, zum Professor und dessen PowerPoint Präsentation. Ich stupse ihn erneut an.
„Pssscht Emre. Wenn ich jetzt nicht aufpasse, dann verliere ich den Faden.“ sagt er mir und schaut dabei nach vorne. Bin ich nun im falschen Film? Wer ist dieser Typ neben mir. Berkan schaut mich komisch von der Seite an und fragt mich flüsternd.
„Was ist los mit ihm, hat er irgendeine Aufputschdroge genommen?“.
„Ich weiß es nicht Bruder. Bist du dir sicher, dass es unser Milan ist?“ antworte ich. Wir sind sehr verwirrt.
„Jungs, hört auf so viel zu reden, ihr lenkt mich ab.“ gibt der hochkonzentrierte Milan plötzlich von sich. Ich will es endlich wissen und frage ihn ganz direkt.
„Digga, was ist denn mit dir los? Sonst wusstest du nicht mal, dass du überhaupt Sozialökonomie studierst. Jetzt verhältst du dich so, als hättest du dieses Studienfach ins Leben gerufen.“. Er legt seinen Kugelschreiber beiseite.
„Emre, so eine Blamage wie vorhin will ich mir nicht noch einmal antun müssen. Wenn mich jemand das nächste Mal etwas über die Vorlesung fragen sollte, dann will ich vorbereitet sein. Darum bitte ich euch, seid still, ich darf nichts verpassen.“.
Er nimmt seinen Kugelschreiber in die Hand, schaut nach vorne und notiert sich einige Stichpunkte.
„Ehm, ok… Verzeih uns Albert Einstein. Wir werden dich nicht weiter stören.“ antwortet ihm Berkan. Wir schauen uns gegenseitig an und akzeptieren seine aktuelle Einstellung. Wer weiß, vielleicht wird es uns allen guttun. Der Vortrag ist bald vorbei. Der Professor ist dafür bekannt, dass er am Ende einige Fragen bezüglich der Vorlesung stellt. Man kann sich freiwillig melden und seine Frage beantworten, falls sich aber niemand melden sollte, dann wählt er jemanden zufällig aus. Man sieht, wie sich einige Personen einen Tick kleiner machen, in der Hoffnung, dass der Professor sie nicht sieht und dementsprechend nicht drannehmen wird. Normalerweise tun wir es auch. Ich verfolge die Vorlesung zwar stets mit, aber im Hörsaal, vor all den anderen zu sprechen, das wäre mir zu viel. Ich tue so, als suche ich etwas in meinem Rucksack, welcher auf dem Boden liegt, damit mich der Professor nicht sieht. Berkan hingegen legt seinen Kopf auf den Tisch, damit er von der vor ihm sitzenden Person verdeckt wird. Milan macht entweder dasselbe wie Berkan oder wie ich, das entscheidet er immer spontan, doch dieses Mal bleibt er aufrecht sitzen. Ist dieser Junge verrückt? Will er allen Ernstes vor all den Leuten sprechen? Und dabei ist nicht mal klar, ob er die gestellte Frage beantworten kann, auch wenn er die Vorlesung aufmerksam mitverfolgt hat. Der Professor stellt die erste Frage.
„Definieren sie mir den Break Even Point.“. Der Professor schaut sich um. Niemand meldet sich. Es bedeutet nicht, dass keiner im Hörsaal die Antwort kennt, die Meisten haben einfach nur Bange davor vor all den vielen Leuten zu sprechen, so wie ich. Der Professor schaut sich um und nimmt einige Studenten ins Visier, welche er, wenn sich jetzt weiterhin niemand freiwillig melden sollte, zwangsweise drannehmen wird. Man sieht, wie er gerade seine Hand hochheben und ausstrecken will, um jemanden willkürlich aus der Menge auszusuchen. Doch im selben Moment hebt Milan seinen Arm empor.
„Ah wie schön. Sie dahinten. Sie möchten die Frage beantworten?“ fragt der Professor.
„Ja, das möchte ich Professor Hartmann.“. Es ist bereits eine Sensation, dass Milan den Namen vom Professor kennt. Weiter fügt er hinzu „ Mit dem Break Even Point ist in der Wirtschaftswissenschaft der Punkt gemeint, wo Erlös und Kosten aus einer gesamten Produktion oder auch eines Produktes gleich hoch sind. Es werden keine Verluste und auch keine Gewinne erwirtschaftet.
Man spricht dabei auch von der sogenannten Gewinn-/ oder Nutzungsschwelle. Bei einem Überschreiten der Gewinnschwelle werden Gewinne erzielt und bei einem Unterschreiten Verluste.“. So, jetzt ist es endgültig. Der Junge neben mir ist mit Sicherheit nicht unser Milan. Seine Antwort ist korrekt.
Die Vorlesung ist vorbei. Wir gehen in Richtung Ausgang des Hörsaals. Luisa und ihre Freundin kommen uns entgegen.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du die Frage beantworten kannst.“ sagt Luisa und lacht dabei.
„Tja, manchmal habe ich halt eine helle Phase.“ erwidert Milan. Wir verlassen das Gebäude und befinden uns auf dem Campusgelände. Es steht für heute keine weitere Vorlesung an. Luisa und Milan sind im Gespräch vertieft. Berkan und Luisas Freundin gehen nebeneinander, beide schauen sie schüchtern auf den Boden. Ich bemerke, dass sie auch ein Gespräch miteinander führen wollen, aber niemand sich traut den ersten Schritt zu machen.
„Und du bist eine gute Freundin von Luisa?“ beginne ich zu fragen, um ein Gespräch ins Rollen zu bringen.
„Ja das bin ich. Wir haben uns vor Jahren auf dem Gymnasium kennengelernt.“ antwortet sie mir.
„Das ist doch schön. Es gibt heutzutage nur noch selten Freundschaften die lange halten, leider. Darf ich dich fragen, wie du heißt?“. Ich will die Unterhaltung nicht verstummen lassen.
„Klar darfst du das. Ich heiße Christina.“. Ihre Antwort ist sehr kühl. Es ist so typisch. Jemand möchte ein Gespräch beginnen und aufrechterhalten und die Person gegenüber antwortet, stellt aber keine Gegenfrage. Dann fühlt es sich so an, als würde dir die andere Person indirekt damit zu verstehen geben, dass du nicht weiter nerven sollst. So auch hier. Ich frage sie nach ihren Namen, sie beantwortet mir zwar die gestellte Frage, aber umgekehrt fragt sie uns nicht. Sie ist bestimmt so eine, wenn man sie fragen sollte, wie es ihr geht, die nur mit einem eiskalten – Mir geht’s gut – antwortet. Aber naja, wir wollen jetzt keine Spielverderber sein. Ich versuche die Situation irgendwie zu retten.
„Freut mich Christina. Ich heiße Emre und der neben mir ist Berkan.“. Immerhin kennt sie jetzt unsere Namen. Wenn Berkan und sie sich mal über den Weg laufen sollten, dann können sie wenigstens ein Gespräch beginnen, da sie sich bereits vom Namen her kennen. Wir setzen uns hin und Milan steckt sich eine Zigarette an. Er nimmt einen langen Zug.
„Und, was macht ihr jetzt noch?“ fragt er Luisa und ihre Freundin.
„Wir wollen in die Bibliothek gehen und die Vorlesungen noch einmal abarbeiten und was plant ihr?“ antwortet sie ihm.
„Was für ein Zufall, das wollten wir auch tun. Wir können es ja zusammen machen, sofern ihr zustimmen solltet.“. Es ist wirklich Milans Glückstag, auch wenn dieser heute Morgen an der Bahnhofsstation nicht so gut gestartet ist.
„Sehr gerne!“ sagt Luisa. Wir gehen in die Bibliothek. Als Gruppe kommen wir gut voran. Ich schaue auf mein Handy, es ist 14.45 Uhr. Das Treffen mit Aleyna findet gleich statt.
Ich packe meine Sachen und gehe zum Treffpunkt.