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Einleitung

Hooligans – eine ausdifferenzierte Szene

Marseille, Juni 2016: Das Vorrundenspiel der Europameisterschaft zwischen England und Russland steht an. Doch schon am Vortag sind die Bilder nicht vom Fußball, sondern von brutalen Szenen am Hafen der am Mittelmeer gelegenen Stadt geprägt. Hunderte russische Hooligans attackieren englische Schlachtenbummler. Schrecken nicht davor zurück, am Boden liegende Gegner auf den Kopf zu treten. Bilder blutüberströmter Engländer geistern durch die Medien. Doch nicht nur das. Wenige Tage später taucht in den sozialen Medien ein weiteres Video auf. Es ist mit einer „GoPro“ aufgenommen, einer hochauflösenden Kamera, die ein russischer Hooligan während der Ausschreitungen auf dem Kopf trug und somit seine Sicht der Dinge mit der Welt teilt. Das Video zeigt, wie gut geordnet und in Kleingruppen organisiert die Russen vorgegangen sind. Das war keine alkoholisierte Fußballrandale vergangener Jahrzehnte, sondern das taktisch ausgeklügelte Manöver bestens trainierter Hooligangruppen. Es war eine Machtdemonstration gegen die einstmals gefürchteten englischen Hools und sollte die Wachablösung aufzeigen.

Zugleich war es das Aufeinandertreffen zweier Generationen an Hooligans, die sich voneinander unterscheiden. Zwar sind beide männlich und gewaltaffin, doch die Praxis ihrer Gewalt unterscheidet sich enorm. Gut zu unterscheiden an einem weiteren Post, der in den sozialen Medien die Runde durch die Foren der Hooliganwelt machte. Der Post ist zweigeteilt. Links darauf zu sehen: ein durchtrainierter junger Mann in Kampfsportmontur. Rechts: ein Mann mittleren Alters mit Sonnenbrille in Jeans. Die englische Fahne auf den Bauch gepinselt. Die Bildunterschrift links: Name: Andrei „Death“ Nikolayev, Age: 24, MMA-Record: 78-0-0, Favorite Food: Raw Bear Meet, Favorite Drink: Water, Speciality: Spinning Elbow. Die Bildunterschrift rechts: Name: Dave „Big Lad“ Johnson, Age: 49, MMARecord: Yes Sky Plussed it, Favorite Food: Pie and Chips, Favorite Drink: Stella, Speciality: Jägerbombs.

Natürlich kommt dieser Post von russischen Hooligans, die ihren Sieg in Marseille feiern wollen. Natürlich arbeitet er mit Ironie. Und natürlich gibt es auch in Russland Hooligans, die Bier trinken, in England welche, die Kampfsport trainieren. So homogen ist keine Szene. Und doch kommen in dem Post zwei höchst unterschiedliche Ideen von Hooliganismus zum Tragen: Viele der heutigen Hooligans trainieren Kampfsport unter (semi-)professionellen Umständen, nicht wenige nehmen aktiv an Kampfsportveranstaltungen teil. Sie ernähren sich gesund, manchmal vegetarisch und konsumieren weniger Bier oder Nikotin, sondern eher aufputschende Mittel. Auch verdingen sie sich teilweise in gesellschaftlich renommierten Berufen. Noch während der Europameisterschaft wurden in Köln russische Hooligans auf der Durchreise festgenommen, die spanische Touristen angegriffen hatten. Es waren zwei Köche, ein Manager, ein Wirtschaftsprüfer und ein Mathelehrer. Hooliganismus hat sich weiterentwickelt: weg von den alkoholisierten Randalen, hin zu durchtrainierten und organisierten Manövern. Die Ereignisse in Marseille gaben der breiten Öffentlichkeit einen kleinen Einblick.

Vier zentrale Entwicklungen

Doch haben uns nicht nur die russischen Hooligans bei der Europameisterschaft vor Augen geführt, dass es sich um eine lebendige Szene handelt. Bereits im Oktober 2014 sorgten die „Hooligans gegen Salafisten“ für Aufruhr, als sie mit knapp 5.000 Menschen durch die Kölner Innenstadt zogen. Sie gehören seither zu den Bildern rechter Demonstrationen gegen die staatliche Migrationspolitik. Hooligans stellten einen Teil des Ordnungsdienstes bei den Pegida-Aufmärschen in Dresden und randalierten mit 300 Menschen durch die Leipziger Innenstadt am Rande des ersten Geburtstags von Legida – dem Leipziger Ableger.

Dabei gestaltet sich die dynamische Szene für Außenstehende oft unübersichtlich. Viele Fragen werden aufgeworfen, wenn Hooligans – wie in den aufgeführten Beispielen – für Aufruhr sorgen: Woher kommen diese Hooligans nach den vielen Jahren? Ist Hooliganismus nicht eine Fankultur der 1980er Jahre? Sind alle Hooligans rechts? Gibt es das nur im Osten? Wo überschneiden sich Hooligan-, Rocker- und Kampfsportszene?

Hooligans existieren in Deutschland seit über 40 Jahren und haben über die Zeit viele Entwicklungen mitgemacht. Auch leben sie nicht fernab dieser Gesellschaft, sondern verändern sich – sowohl durch eigene Lerneffekte wie auch äußere Einflüsse. So lassen sich letztlich vier zentrale Entwicklungen beschreiben, die in der Hooliganszene stattgefunden und ihren Werdegang entscheidend geprägt haben.

I. Hooligans altern

Durch „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) wurde offensichtlich, was lange Zeit vergessen war: Große Teile der Hooligannetzwerke und -szenen, die in den 1980er und 1990er Jahren entstanden, existieren noch immer. Zwar haben sich die Lebenswege ein Stück weit verstreut: Manche sind Väter geworden oder haben ihre Erfahrungen in Büchern verarbeitet, andere sind den Weg in die Security- oder Rockerszene gegangen, die seit Ende der 1990er Jahre verstärkt Hooligans umwirbt. Doch auch wenn ihre Zeit als aktive „Kämpfer“ meist hinter ihnen liegt und sie ins Alter gekommen sind, halten die sozialen Kontakte. Ihr Fußballbezug existiert ungebrochen.

II. Hooligans erfinden den „Acker“

Infolge der gestiegenen Repression um das Jahr 2000 verlagern Hooligans ihre Kämpfe immer stärker auf Plätze fernab der Innenstädte und Stadien, auf Äcker und Feldwege – an sogenannte Drittorte. Dabei entstehen detailliert organisierte Gruppenkämpfe. Es schützt die Szene vor Strafverfolgung und öffnet sie zugleich für Türsteher und Kampfsportler jenseits der Fanszenen. Nicht selten jedoch gerät „der Acker“ zum zentralen Trainings- und Vernetzungsort für rassistische Schläger.

III. Hooligans und rechte Ultras

Stand ein Großteil der Ultrakultur der Gewalt lange Zeit eher fern, waren rechte Ultras schon immer Brüder im Geiste der Hooligans und haben sich über die vergangenen Jahre angenähert. Sie verbinden zwei zentrale Eigenschaften der beiden Szenen: die Gewalt der Hooligans und den hohen Grad der Selbstorganisation der Ultras. Somit bewegen sie sich sicher in beiden Welten – ihre Gewalt zielt dabei auch auf die eigene Fanszene ab, mit dem Ziel der Machtausübung.

IV. Hooligans professionalisieren ihre Gewalt

Waren die Ausschreitungen von Hooligans in früheren Jahrzehnten oftmals von alkoholgeschwängerten und wüsten Randalen geprägt, haben viele aus der jüngeren Generation den Weg in den organisierten Kampfsport gefunden. Dies wurde auch durch die generelle Professionalisierung des Kampfsports jenseits des klassischen Boxens befördert. Mittlerweile betreiben Hooligans eigene Gyms und veranstalten eigene Events. Sie dienen als Infrastruktur sowie als Treffpunkt der Szene: für aktive Kämpfer, für das gewaltaffine Umfeld sowie für Schaulustige, für rechtsoffene Hooligans und gewalttätige Neonazis. Nicht nur ihre Events, sondern auch ihre Produkte, ihre Werbung und ihre Präsenz in den sozialen Medien sind professionell organisiert.

Nicht selten sind aus diesen einzelnen Entwicklungen auch spezifische Gruppen und Organisationen entstanden: Gehört beispielsweise die Bremer Band Kategorie C zu den alten Hooligans, ist die Dortmunder „Northside“ eine Gruppe, die ihre Kämpfe „auf dem Acker“ austrägt. Stehen die „Boyz Köln“ wiederum für eine Vereinigung von rechten Hooligans und Ultras, verdeutlicht das „Imperium Fight Team“ aus Leipzig, wie sich Hooligans im Kampfsport professionalisieren. Darüber hinaus sind diese Gruppen und Szenen mannigfaltig miteinander verbunden: Einerseits bilden sie ein gewaltaffines Milieu, das durch Fußball, Kampfsport, Konzerte einschlägiger Bands und Social Media miteinander vernetzt ist. Andererseits griffe es zu kurz, die Widersprüche zwischen ihnen nicht auch wahrzunehmen. Denn mancherorts tragen sie einen gewalttätigen Kampf darüber aus, wer die dominante Gruppe in der Szene bzw. Stadt ist und das jeweilige Gewaltmonopol innehat. Es folgt einer Logik des territorialen Besitzes und des zugespitzten Männlichkeitsfetischs. Es geht stets um das Faustrecht des Stärkeren.

Dieses Buch ist entsprechend den vier dargestellten Entwicklungen aufgebaut: Nach einem Abriss der Geschichte des Hooliganismus in Deutschland werden sie anhand der lokalen Geschichten einzelner Orte geschildert. Stets sind dabei Hinweise auf die anderen Entwicklungen zu finden. Ebenso verlaufen die Themen Gewalt, Politik und Netzwerke sowie Verständnisse von Ehre und Macht quer durch die Kapitel. Sie werden außerdem gerahmt durch Interviews mit Experten zu Hooligans in der DDR sowie in Osteuropa, zu Mixed Martial Arts (MMA) sowie der Forschung zu Gewalt. Das Ziel ist eine sachliche und differenzierte Schilderung einer Szene, die sich vielfach ausdifferenziert hat – auch wenn die Gewalt schockierend ist, die Szenen undurchsichtig sind und die Motivation vielen fremd bleibt.

Eine gewachsene Jugendkultur

Doch wäre es zu einfach, diese Kultur pauschal zu verurteilen. Denn sie ist ein lebendiger Teil dieser Gesellschaft, der sich stets fortentwickelt hat: Zum einen laufen verabredete Kämpfe zwischen organisierten Gruppen entgegen der landläufigen Meinung sehr strukturiert ab. Man trifft sich an einem etwas abgelegenen Ort, spricht vorher über die Größe der Gruppen und Regeln. Nicht selten kommt man nach einem Kampf zu einem gemeinsamen Gruppenfoto zusammen, um sich die Ehre zu erweisen. Es gibt immer Ausnahmen, doch in den meisten Duellen ist keine Spur von Hass zu sehen. Vielmehr geht es für die Beteiligten um einen Sport, der sich seine eigenen Regeln setzt, stetig neu verhandelt und sich selbst reguliert – fernab großer Institutionen.

Weshalb er bis heute illegal ist. Jede andere Sportart bzw. Jugendkultur etabliert nach einer gewissen Entstehungszeit ihre Organisationen: Ehemalige Punks betreiben Musiklabels, Plattenläden und Konzerte, Skater produzieren Kleidung, Boards und Parcours. Derartige Entwicklungen sind im Hooliganismus eher im Kampfsport zu sehen. Doch auch wenn sich die Szene seit 40 Jahren prügelt, existiert bis heute kein Sportverband der Hooligans, der Strukturen stellt und Lobbyarbeit leistet. Versuche ihrer Legalisierung sind marginal. Und dennoch gehört die Hooliganszene zu den ältesten Jugendkulturen der Bundesrepublik.

Eine Szene, die ihre Erfahrungen und Einstellungen auch künstlerisch verarbeitet. Graffitis mit dem eigenen Gruppennamen oder zum Gedenken der Toten werden gesprüht sowie Musik produziert. Zudem haben es zwei Hooliganfilme in der Szene zu einem besonderen Standing gebracht. Zum einen ist dies „Green Street Hooligans“ (2005), der in Deutschland nur den Titel „Hooligans“ trägt. Er handelt von der „Green Street Elite“, einer „Firm“, wie englische Hools ihre Gruppen nennen, des West Ham United FC. Hauptfigur Matt Buckner kommt frisch vom College und erlebt eine Welt aus roher Gewalt und brüderlicher Gemeinschaft. Am Ende stirbt sein Idol und Gruppenanführer. Und doch – bzw. gerade deshalb – romantisiert der Film die Gewalt in diesen Szenen, den Gedanken von Kameradschaft. Auch die Marke „Stone Island“ und andere für englische Hooligans typische Kleidungsstücke werden oft präsentiert. Aufgrund des Erfolgs wurden noch zwei weitere Filme gedreht, doch „Hooligans II – Stand your Ground“ sowie „Hooligans III – Never back down“ blieben weitestgehend unbekannt. Die Szene postet unverändert gerne Ausschnitte des ersten Films auf ihren Accounts in den sozialen Medien. Der zweite Film heißt „Okolofutbola“ und handelt von Hooligans des russischen Klubs Spartak Moskau. Er wurde 2013 veröffentlicht und trägt in der deutschen Fassung den Namen „Kicking Off – Anstoß zur 3. Halbzeit“. Auch dies ist ein Film über eine Gruppe junger Männer zwischen Gewalt, Fußball und Liebe. Und er scheidet die Geister: Die Bilder sind brutal, die Schlägereien recht ungeschönt. Ein weiterer beliebter Film ist die britische Produktion „Football Factory“ (2004). Letzten Endes bleiben Hooligans eine sehr bewegliche, dynamische Szene, geprägt von mannigfaltigen pop-, jugend- und subkulturellen Einflüssen wie auch internationalen Entwicklungen.

Wer ist Hooligan?

In Anbetracht einer derart breit gefächerten Landschaft an Aktivitäten, Orten und Szenen dieser gewalttätigen Welt stellen sich zudem die Fragen: Was sind Hooligans? Wie groß ist die Szene, wie viele Mitglieder zählt sie? Dabei sind genaue Zahlen kaum zu benennen, vielmehr muss mit Definitionen und Näherungswerten gearbeitet werden. Denn die Szene ist dynamisch, klare bzw. feststehende Grenzen lassen sich kaum ziehen.

Dementsprechend schwer hat sich die Wissenschaft über Jahrzehnte getan, Hooliganismus zu definieren. Ingo-Felix Meyer z. B. verstand Hooligans 2001 in seiner Studie „Hooliganismus in Deutschland“ als „Personen, die im Umfeld von Fußballspielen und Ereignissen durch gewalttätige Aktionen gegenüber Personen und Sachen auffallen“. Dabei fehlen jedoch Gewalthandlungen jenseits von Spieltagen. Ähnliches trifft zugleich auf die wohl bekannteste Einteilung von Fußballfans in Bezug auf Gewalt zu: die Kategorien A, B und C, welche die polizeiliche Arbeit prägen. Kategorie A steht dabei für friedliche Fans, Kategorie B für situativ gewaltbereite Fans und Kategorie C für aktiv gewaltsuchende Fans – also Hooligans. Nicht ohne Grund bezieht sich die Szene positiv-ironisch auf die letzte Kategorie.

Des Weiteren wurde in der wissenschaftlichen Landschaft das Thema Hooligans in den vergangenen Jahren sehr vernachlässigt, standen seit Beginn der 2000er Jahre doch eher die Ultras im Fokus der Beschäftigung mit Fankultur. So stammt auch die letzte breiter angelegte Studie zu Hooligans aus dem Jahr 2001. Das Team, bestehend aus den Wissenschaftlern Friedrich Lösel, Thomas Bliesener, Thomas Fischer und Markus Pabst, hat darin einerseits Experten aus der Arbeit mit Fußballfans befragt, andererseits aber auch 33 männliche Hooligans zwischen 17 und 44 Jahren interviewt. Die Studie trägt den Titel „Hooliganismus in Deutschland. Ursachen, Entwicklung, Prävention und Intervention“.

Dabei haben die Autoren eine breite Palette an Themen in den Leben der Hooligans erkundet: von der familiären Situation, der schulischen und beruflichen Laufbahn, über Straftaten und Persönlichkeitsmerkmale bis hin zu Drogen- und Medienkonsum. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass viele Hooligans in sogenannten Broken-home-Verhältnissen aufgewachsen sind, geprägt von Scheidungen und teilweise mehrfach wechselnden Versorgungsträgern. Derweil stammten die Eltern größtenteils aus handwerklichen oder kaufmännischen Berufen, und die befragten Hooligans gaben mit großer Mehrheit an, zu Hause keine bzw. kaum physische Gewalterfahrungen gemacht zu haben. Die wiederum große Masse der Befragten hatte einen Haupt- oder Realschulabschluss und eine Ausbildung absolviert. Ebenso besaß ein Großteil Erfahrungen mit strafrechtlich relevanten Delikten – von Raub bis Körperverletzung und dem Konsum illegaler Drogen. In Bezug auf charakterliche Eigenschaften stach vor allem hervor, dass die befragten Hooligans deutlich leichter erregbar waren und aggressiver wurden als vergleichbare Gruppen. Überdies antworteten die in der Studie befragten Experten, dass sie Querverbindungen in andere Szenen bzw. Milieus sähen: 37 % sahen Verbindungen in den Drogenhandel, 13 % in die Zuhälterszene, 44 % zu Türstehern, 41 % in den professionellen Kampfsport und 52 % in ein allgemein kriminelles Milieu.

Darüber hinaus differenzierten die Autoren die Gruppen anhand ihrer Interviews in drei Ebenen: die Führungspersonen, den harten Kern sowie Mitläufer, die sich durch Eingebundenheit, Entscheidungsbefugnisse und Kampferfahrung unterscheiden. Auch wurde nach der Einhaltung des Ehrencodex der Szene gefragt: gleiche Gruppengröße, kein Einsatz von Waffen, Ende des Kampfes, wenn der Gegner am Boden liegt. Nur eine Minderheit gab an, diesen immer einzuhalten: 14,3 % für „abgesprochene“ und 17,2 % für „spontane Fights“. Die große Mehrheit gestand, sich „häufig oder gelegentlich“ daran zu halten. Als Gründe für einen Ausstieg aus der Szene wiederum nannte die Mehrheit strafrechtliche Maßnahmen und familiäre Ursachen, gefolgt von der präventiven Arbeit der Fanprojekte und dem drohenden Verlust des Arbeitsplatzes.

Zu guter Letzt hilft auch der Begriff „Szene“ weiter, um Hooligans zu analysieren. Die Sozialwissenschaftler Ronald Hitzler und Arne Niederbacher definieren eine Szene in ihrem Buch „Leben in Szenen“ (2010) als thematisch fokussierte Netzwerke, in denen sich Menschen durch Kommunikation und Interaktion mit anderen verorten. Sie verfügen über eigene Treffpunkte und Codes sowie Eliten, die für die Organisation der Szene sorgen. Überträgt man diese Gedanken auf Hooligans, muss letztlich in Anbetracht der geschilderten und über Jahre entwickelten Ausdifferenzierung in mindestens drei Ebenen unterschieden werden: Erstens gibt es die kleine, aber zentrale Gruppe aktiver Hooligans, die an den Kämpfen teilnehmen. Sie stehen im Zentrum des Geschehens. Zweitens gibt es viele Angehörige der Szene, die über Gewalterfahrung verfügen und die Netzwerke kennen – z. B. aus der Erfahrung ihrer früheren Tage oder weil sie sich im Umfeld der prügelnden Gruppe bewegen, selber aber nicht zu abgemachten Kämpfen fahren. Und drittens gibt es Sympathisanten, die Hooliganmusik hören, sich an dem Kleidungsstil orientieren und auf Facebook die entsprechenden Videos teilen. Ihr gemeinsames Thema ist die Gewalt – zumeist im Zusammenhang mit Fußball –, worüber sie in Kneipen, Internetforen und bei Kampfsportturnieren sprechen.

Nicht zuletzt gibt es aktive Hooligangruppen an fast allen Orten des höherklassigen Fußballs in Deutschland. Auch wenn die Mitglieder nicht homogen sind und sich unter ihnen Menschen finden, die nicht rechts denken, sind viele doch rechtsoffen und sympathisieren mit rechtsextremen Einstellungen. Die meisten Gruppen haben zwischen 20 und 70 Mitglieder (wobei nicht alle konstant an den Kämpfen teilnehmen), von denen wiederum zwischen drei und sechs zur Führung gehören. So kann die Größe der gesamten Szene letztlich auf einige hundert aktiv kämpfende Hooligans, dazu Angehörige der gesamten Szene im hohen vierstelligen und Sympathisanten bzw. Interessierte im niederen fünfstelligen Bereich geschätzt werden, wie die Zahlen der stark frequentierten Facebookseiten aufzeigen. Dabei verfügen in der letztgenannten Gruppe bei weitem nicht alle über eigene Erfahrung aus Kämpfen. Auch Hooliganismus hat somit eine eigene Fankultur entwickelt. Wohlgemerkt sind die Zahlen Schätzungen anhand von Eindrücken, Demonstrationen und Facebookseiten. Eine vollständig abgesicherte Zahl durch Mitgliederlisten kann es kaum geben.

Eine umstrittene Datei: „Gewalttäter Sport“

Eine weitere Quelle für das Thema Gewalt im Fußball – und somit auch bedingt über Hooliganismus – ist der Jahresbericht der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS). Sie wurde 1992 beim Land Nordrhein-Westfalen eingerichtet und übernimmt bundesweite Aufgaben. Sie arbeitet auch dem BKA zu, welches die Datei „Gewalttäter Sport“ leitet. In dieser waren im Juni 2017 10.646 Personen aus den ersten drei landesweiten Ligen vermerkt. Zur Eintragung führen u. a. schwere Eingriffe in den Verkehr, Haus- und Landfriedensbruch, Raub- und Diebstahldelikte sowie Volksverhetzung im Rahmen von Sportveranstaltungen, also auch außerhalb eines Stadions am Spieltag. Gleichwohl kritisieren Fanorganisationen die Datei. Das Bündnis ProFans mahnte wiederholt an, dass auch Personen in die Datei geraten, die schlichtweg zur falschen Zeit am falschen Ort und nicht an strafrechtlich relevanten Handlungen beteiligt waren. Eventuelle Folgen, wie ein Stadionverbot, hätten dennoch Bestand, bis die teilweise über Jahre dauernden Ermittlungen abgeschlossen seien.

Im Jahresbericht für die Saison 2014/15 wird der Anteil „rechtsmotivierter“ Fans in der Datei „Gewalttäter Sport“ mit 3,5 % bzw. 410 Personen angegeben. Die Anzahl der Strafverfahren gemäß § 86a StGB – Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen – lag im Vorjahr bei 31. Die verhältnismäßig geringen Zahlen lassen sich mit einer Reihe an Anmerkungen erklären. Zuallererst ist es gar nicht das Ziel des Jahresberichts, eine Übersicht über die Größe der deutschen Hooliganszene zu geben, sondern allein die registrierten Straftaten und Ermittlungen im Umfeld von Fußballspielen zu vermerken. Im Bericht selber wird darauf hingewiesen, dass jenseits der Spielorte „Drittorte“ für gewalttätige Auseinandersetzungen aufgesucht werden. Die Dunkelziffer ist dementsprechend hoch. Zweitens konzentrieren sich weite Teile des Berichts auf die erste, zweite und streckenweise dritte Liga. Tiefer spielende Vereine mit größerem Fanaufkommen und Hooligangruppen – wie der BFC Dynamo, Lok Leipzig und Waldhof Mannheim – fallen so aus der Statistik. Drittens entscheiden die einzelnen Länderpolizeien darüber, ob ein Vorfall als rechtsextrem einzuordnen ist. Die Erfahrung aus anderen Bereichen zeigt, dass es entsprechend unterschiedlich gehandhabt wird.

Auch Till Claus beschäftigt sich beruflich mit der Datei „Gewalttäter Sport“. Er ist beim LKA 645 in Berlin tätig, „Ermittlungsgruppe Hooligan“ (EGH). Seit 2007 arbeitet er im Kommissariat, seit 2015 als stellvertretender Kommissariatsleiter. Zum Interview auf dem großen Gelände der Polizeidirektion im Berliner Stadtteil Lankwitz gehen wir einen langen, hell beleuchteten Flur entlang, über einen großen Hof in ein zweites Gebäude. Im Trakt der Ermittlungsgruppe angekommen, empfangen uns Wände, die mit Fußballutensilien gekleidet sind: Schals vom BFC Dynamo, von Legia Warschau und ein Bilderrahmen mit einem T-Shirt, auf dem „Hoolizei“ steht. Daneben ein Badge „Good Night – Cop Side“ sowie ein Artikel aus der „BZ“ über die Hooligans vom BFC. Es sind Relikte aus früheren Einsätzen. Claus war lange Jahre szenekundiger Beamter. Wie für Wissenschaftler und Pädagogen bleiben auch für ihn Fragen von Nähe und Distanz zentral. Jede Berufsgruppe altert mit ihrer Klientel.

„Wir sind keine Ermittlungsgruppe mehr im klassischen Sinne, aber der Begriff hat sich Anfang der 2000er Jahre etabliert und wurde seither beibehalten“, sagt Claus über seine Tätigkeit. Er leitet die größte Dienststelle der „Szenekundigen Beamten“ (SKB) in der Bundesrepublik, 20 Mitarbeiter. Dies hat zwei Gründe: Zum einen sind seine Beamten keine reinen SKBs, denn sie führen auch Ermittlungsverfahren. Zum anderen spielen in Berlin drei höherklassige Vereine. Deren „Problemfans“, wie Claus sie nennt, machen auch den Großteil der in den Dateien aufgelisteten Personen aus. „Ein Problemfan ist eine Person, die im Umfeld eines Berliner Sportereignisses entweder als Straftäter oder als Störer auffällig wird und dafür auch zukünftig in Betracht kommt“, führt Claus aus. Die Polizei pflegt indessen zwei Dateien. Da wäre erstens die erwähnte deutschlandweite Polizei-Verbunddatei „Gewalttäter Sport“. „Sie soll jeden Beamten bundesweit in die Lage versetzen, eine akute Lageeinschätzung erstellen zu können. Denn ein bayerischer Polizeibeamter kann aufgrund des föderalen Systems nicht auf das Berliner Dateisystem zugreifen.“ Sie umfasse „Stummeldaten“ und Angaben über Vorfälle mit den Personen, keine Daten über Lebensläufe oder konkrete Vorwürfe. Doch die Landespolizeien handhabten die Auswahl und Übermittlung der Daten durchaus unterschiedlich, gibt Claus zu.

Zweitens gibt es die lokale Datei „Sportgewalt Berlin“. Sie umfasst derzeit knapp 1.400 Datensätze. Über 400 davon beziehen sich jeweils auf Fans von Hertha BSC und Union Berlin, 364 auf Anhänger des BFC Dynamo. Daneben finden sich vereinzelte Daten über Fans anderer Fußball-Bun-desligisten, von Eishockeyklubs wie den Berliner Eisbären oder dem ES Jungfüchse Weißwasser sowie dem polnischen Verein Pogon Stettin. In der Datei werden Personaldaten wie Name, Geburtsdatum, Adresse, Telefonnummer, Arbeitsstelle, vorgangsbezogene Daten über Strafanzeigen, Verfahrensausgänge sowie polizeiliche Maßnahmen gespeichert. Es bedarf keines Strafverfahrens, um in die Datei aufgenommen zu werden. Vielmehr werden auch „Störer“ verzeichnet, gegen die beispielsweise Platzverweise erfolgt sind. In jedem einzelnen Fall sei jedoch eine Begründung für die Speicherung notwendig, erläutert Claus.

„Die Arbeitsdatei ist unser kollektives Gedächtnis“, beschreibt er ihre Funktion. Doch er sagt auch: „Schon aus Eigeninteresse halten wir unsere Datei klar und klein. Nicht sinnlos sammeln, sondern alle rechtlich erlaubten Daten zu den Personen in unserem Fokus. Denn nach der WM 2006 wurden sämtliche Daten, die im Rahmen der Fanmeile angefallen sind, dort mit reingestopft. Das hat niemandem geholfen.“ Es gelten die gesetzlichen Löschfristen: zehn Jahre für Erwachsene und fünf Jahre für Jugendliche. Zudem kontrolliert der Datenschutzbeauftragte des Landes Berlin die Datei und ihre Nutzung regelmäßig. Darüber hinaus macht Claus ein paar Einschränkungen: Erstens könne er keine Zahl Berliner Hooligans nennen. Zweitens seien nicht alle 1.400 Personen in der Berliner Datei Hooligans. Und drittens fänden sich nicht alle Daten aus der Datei „Sportgewalt Berlin“ auch in der bundesweiten Datei „Gewalttäter Sport“. „Denn Menschen, die nur Berliner Heimspiele besuchen, werden nicht in die bundesweite Datei übertragen. Auch andersrum: Menschen, die nur internationale Länderspiele besuchen, finden sich nicht in der lokalen Datei ‚Sportgewalt Berlin‘.“ Das übernimmt dann die ZIS.

Zur politischen Einschätzung sagt Claus: „Berliner Fanszenen betrachten sich selbst als unpolitisch. Ich verorte Hooligans als grob rechts. Menschen mit Spaß ins Gesicht zu schlagen, entspricht für mich einem eher rechten Weltbild. Aber sie engagieren sich kaum politisch, und wir betreiben keine Gesinnungsschnüffelei.“ Ultras hingegen verorte er aufgrund der in der Szene behandelten Themen wie Datenschutz eher links. Auch an ihnen übt er Kritik: „Selbstregulierung wird zwar immer eingefordert von Fußballfanszenen, aber meine Meinung ist: Sie funktioniert nicht. Denn es gibt keine Verantwortlichen, bei Straftaten ist niemand ansprechbar.“ Deshalb brauche es die Dateien der Behörden, um Menschen zur Verantwortung ziehen zu können.

Monika Lazar sieht das anders. Sie ist Bundestagsabgeordnete für „Die Grünen“ und Obfrau im Sportausschuss. „Wir stehen der Datei ‚Gewalttäter Sport‘ skeptisch gegenüber. Schon der Name suggeriert, dass sich darin nur Gewalttäter fänden. Das ist jedoch nicht der Fall. Allein eine Kontrolle im Umfeld eines Fußballspiels kann für die Aufnahme ausreichen“, sagt sie. 2017 hatten sie und ihre Mitarbeiter eine Kleine Anfrage im Bundestag gestellt und im Vorfeld mit Fananwälten besprochen. Ihr Ergebnis: „Außerdem ist die Datei sehr intransparent: Die Aufgelisteten werden nicht benachrichtigt. Sie wissen nicht Bescheid, dass ihr Name in der Datei steht, und können somit kaum dagegen vorgehen. Zudem werden zum Teil groteske Daten wie Tätowierungen und Dialekte einzelner Personen verzeichnet.“ Auch die Daten, die sie einsehen konnte, seien zum Teil verdeckt gewesen.

„Wir fordern Transparenz. Menschen müssen informiert und die Löschfristen verkürzt werden.“ Eine Auflistung von z. B. Tätowierungen solle sich auf strafrechtlich relevante oder verfassungsfeindliche Tattoos beschränken. „Zudem müssen die Datenschutzbeauftragten der einzelnen Länder in die Entwicklung der Dateien eingebunden werden. Das war nicht überall der Fall, beispielsweise in Bayern“, kritisiert Lazar. Bei allem berechtigten Vorgehen gegen Neonazis und Gewalttäter müssten dennoch datenschutzrechtliche Standards und Bürgerrechte eingehalten werden. Beispiele für derartige Strafverfolgungen gibt es indessen viele.

Dresden: Hooligans zwischen Pegida und langwierigen Gerichtsprozessen

Januar 2015, ein kalter Montagabend in Dresden – 18 Uhr, es ist bereits dunkel. Knapp 20.000 Menschen haben sich in der Innenstadt getroffen. Sie nennen sich „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“. Die Abkürzung Pegida wird die deutsche Debatte um Flucht und Migration prägen. Denn viele Montage strömen mehrere tausend Menschen in die Dresdner Innenstadt, um ihren Unwillen gegen alles Mögliche auszudrücken – bei weitem nicht nur den politischen Islam. Putin-Propagandisten finden sich ebenso unter ihnen wie Verschwörungstheoretiker, Neonazis und Fußballfans: Sie tragen Mützen des BFC Dynamo, von Dynamo Dresden, dem Chemnitzer oder auch dem Halleschen FC. Es ist der größte Aufmarsch, den Pegida bewerkstelligt. Die islamistischen Anschläge auf das französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ liegen wenige Tage zurück. Man versteht es, sich als trauerndaggressive Gemeinschaft zu organisieren. Am Ende der Demonstration halten die Teilnehmer ein Licht in die Luft und rufen: „Wir sind das Volk!“ Die Stimmung bleibt unterschwellig höchst aggressiv.

Pegida ist gut organisiert. Vom Lautsprecherwagen tönen die Redebeiträge, Nachahmer haben sich bundesweit gefunden. Zudem verfügen die Organisatoren über einen bestens aufgestellten Ordnungsdienst. Breitschultrige Herren in schwarzen Jacken mit Ordnerbinden begleiten den riesigen Tross in festen Abständen. Sie wirken professionell, manche von ihnen verdingen sich als Türsteher. Doch gibt es noch eine Art zweiten Ordnerdienst. Informell, ohne Ordnerbinden und doch deutlich sichtbar. Denn in kleinen Trupps bewegen sich flexible Gruppen sportlicher, jüngerer Männer um den Aufzug herum. Checken die Lage ab, greifen politische Gegner an. Manche von ihnen tragen Symbole von Dynamo Dresden. Sie sind Hooligans.

Eine Verbindung, aus der einige Organisatoren der montäglichen Aufzüge keinen Hehl gemacht haben. Ende Oktober 2015 hielt die damalige Mitorganisatorin Tatjana Festerling in Mainz einen Vortrag zu Pegida bei der schlagenden Burschenschaft Halle zu Mainz. Davon existiert auch ein Mitschnitt auf YouTube, worin sie sich zu den Dresdner Ordnern äußert: „Wir haben eben von Anfang an bei Pegida, muss man so sagen, Hooligans und Leute aus dem Sicherheitsgewerbe gehabt. (…) Dass es in Dresden weniger Berührungsängste gibt wie hier jetzt zum Beispiel im Westen zu den ‚bösen Hooligans‘. Aber in Dresden sind das auch teilweise [die] von Dynamo und so weiter, die für Sicherheit gesorgt haben.“ Festerling, damals bei der AfD, hatte schon nach dem Aufmarsch der „Hooligans gegen Salafisten“ im Oktober 2014 den Hooligans applaudiert. Sie weiß die Szene für ihre politische Arbeit zu schätzen.

Die Hooliganszene in Dresden hat indessen seit den 1990er Jahren zum Teil eine gemeinsame Geschichte mit rechten Kameradschaften und geriet wiederholt in den Fokus der staatlichen Strafverfolgung. So wurden in den vergangenen Jahren gleich gegen zwei Dresdner Hooligangruppen aufgrund ihrer kriminellen sowie politischen Aktivitäten ermittelt: die „Faust des Ostens“ (FdO) und die „Hooligans Elbflorenz“. Erstere wurde im April 2010 gegründet, prägte zwei Jahre lang die aktive Fanszene im Stadion und bedrohte die eher antirassistische Gruppe „Solo Ultra“. Doch beschränkten sich ihre Aktivitäten nicht allein auf das Fußballumfeld. Ladendiebstähle und rassistische Übergriffe gehörten ebenso zu ihrem Repertoire. Nachdem die FdO maßgeblich für Randale beim DFB-Pokalspiel in Dortmund in der Saison 2011/12 und somit für den anschließenden Ausschluss von Dynamo Dresden aus dem Pokal verantwortlich zeichnete, reagierte die Fanszene. Sie drängte die Gruppe aus dem berühmten K-Block.

Jedoch hat die sächsische Staatsanwaltschaft 2013 ein Verfahren gegen fünf Angeklagte eröffnet. Die Vorwürfe: Bildung einer kriminellen Vereinigung, gefährliche Körperverletzung, Landfriedensbruch und schwerer Bandendiebstahl. Dem waren im Juni 2012 Durchsuchungen von 17 Wohnungen und Firmensitzen vorausgegangen. Die Gruppe soll aus 20 Personen im Führungskreis und 200 im Umfeld bestanden haben. Doch hat das Verfahren kaum zur Auflösung der Gruppe geführt. Auch der sächsische Verfassungsschutz schreibt in seinem Jahresbericht 2015: „Die rechtsextremistische Fußballfanvereinigung ‚Faust des Ostens‘ trat nicht mehr mit eigenen Aktivitäten in der Öffentlichkeit in Erscheinung. Gleichwohl standen die rechtsextremistischen Hooligans weiterhin als Mobilisierungspotenzial für andere rechtsextremistische Aktivitäten zur Verfügung.“ Einige Mitglieder zeigten sich im Juni 2016 zur Europameisterschaft in Frankreich mit einer Reichskriegsflagge und nahmen an Randalen teil. Bis Anfang 2017 hat trotz der Ermittlungen jedoch noch kein Verhandlungstag vor Gericht stattgefunden.

Anders bei den „Hooligans Elbflorenz“. Auch ihre Zaunfahne hing lange im K-Block, auch sie waren an Gewalttaten im Umfeld von Fußballspielen sowie an „Drittorten“ beteiligt. Zur Last gelegt wurden Teilen der Gruppe auch Überfälle auf türkische Dönerläden in der Dresdner Innenstadt nach dem Spiel der DFB-Auswahl gegen die Türkei im Juni 2008. Einige Gruppenmitglieder waren früher bei den „Skinheads Sächsische Schweiz“, die mit 120 gewaltbereiten Neonazis eine der größten Kameradschaften der vergangenen Jahre darstellte. Sie wurde 2001 verboten.

Die Aktivitäten der „Hooligans Elbflorenz“ führten letztlich zu einem juristischen Präzedenzfall am Landgericht Dresden. Der Vorwurf: Gründung einer kriminellen Vereinigung. Der Fanforscher Jonas Gabler charakterisierte die „Hooligans Elbflorenz“ in einem für das Verfahren erstellten Gutachten: „Aus meiner Sicht besteht kein Zweifel daran, dass die ‚Hooligans Elbflorenz‘ dieser Szene (des modernen Hooliganismus, Anm. d. Autors) zuzurechnen sind. An Spieltagen treten sie kaum in Erscheinung und beteiligen sich nicht an spontanen Auseinandersetzungen.“ Stattdessen seien die Aktionen gut geplant. Das Gericht verurteilte fünf führende Mitglieder der Gruppe im April 2013 wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, gefährlicher Körperverletzung sowie teilweise Landfriedensbruchs. Vier der Täter erhielten Haftstrafen zwischen neun Monaten ohne Bewährung und vier Jahren. Ein weiterer bekam eine Geldstrafe über 3.000 Euro. Nach einer durch die Angeklagten eingereichten Revision wurde das Urteil zu großen Teilen vom BGH bestätigt. Die Folgen des Urteils in der juristischen und polizeilichen Praxis müssen abgewartet werden. Aus Angst vor einer schärferen Strafverfolgung haben einige Gruppen Auflösungserklärungen veröffentlicht.

Magdeburg: Hooligans im Amateurfußball

Zugleich ist diese Entwicklung nicht ganz neu, Auflösungen unter Verfolgungsdruck und staatliche Verbote haben eine Vorgeschichte. Die „Blue White Street Elite“ hatte sich 2005 nach ihrem Vorbild aus dem englischen Kinofilm „Hooligans“ gegründet und war eine rechtsextreme Gruppe in der Fanszene des 1. FC Magdeburg. Ihr Gruppenkern bestand aus 15 bis 20 Personen, doch konnten sie bis zu 60 für Gewalttaten mobilisieren. Man verstand sich als „Fight Club“, ging aus verschiedenen Kameradschaften im Jerichower Land hervor und beging Übergriffe auf Linke sowie gegnerische Fußballfans. Die Gruppe wurde von Sachsen-Anhalts Verfassungsschutz beobachtet und am 1. April 2008 vom Innenminister verboten. Zunächst bestätigte das Oberlandesgericht das Verbot, doch wurde es im zweiten Rechtsgang 2010 aufgehoben.

Nur ist die Geschichte damit nicht am Ende. Führende Mitglieder der Gruppe gründeten 2011 den Fußballverein „FC Ostelbien Dornburg“ und meldeten sich für den Spielbetrieb im lokalen Amateurfußball an. Der Hintergrund des Klubs war den Verantwortlichen in den Sportstrukturen Sachsen-Anhalts bewusst, trotzdem erstritt sich der Verein vorerst seine Spielberechtigung. 2015 erhielt er dann abermals Aufmerksamkeit: 49 von 56 Schiedsrichtern im Kreis weigerten sich, weitere Spiele mit Beteiligung des „FC Ostelbien Dornburg“ zu leiten, auch andere Vereine wollten nicht mehr antreten. Anlässe hierfür gab es zu Genüge: Regelmäßig fielen Spieler, Trainer und andere Vereinsmitglieder durch Diskriminierungen und Gewaltausbrüche auf dem Rasen auf.

„Fitim Cimili muss schnell vom Platz. Der kleine, dunkelhaarige Spieler ist an einem Samstag zum Freiwild auf dem Platz des SG Blau-Weiß Niegripp geworden. Insbesondere Dennis W. vom FC Ostelbien Dornburg lässt dem Kosovo-Albaner keine Ruhe mehr. Erst spuckt er ihm ins Gesicht, und nachdem der protestierende Cimili vom schreienden Schiedsrichter zum Schweigen verdonnert wird, rückt ihm W. auf den Leib, schubst und drangsaliert ihn, lässt ihm fast keinen Bewegungsspielraum mehr. Der Trainer wechselt Cimili umgehend aus. Ein Betreuer schickt ihn mit dem Rat in die Kabine, sich nicht mehr blicken zu lassen, bis die Gäste das Gelände verlassen haben. ‚Wenn die Dornburger in Rückstand geraten, drehen die frei‘, wird nach der Partie ein Niegripper Spieler sagen. Dass sie dabei Cimili ins Visier nehmen, ist kein Zufall. Er ist der einzige Ausländer im Team von Niegripp und zudem im nahegelegenen Burg auch noch für die Jusos und gegen Ausländerfeindlichkeit aktiv“, beschreibt Johannes Kopp in der „TAZ“ eine Partie im April 2015.

Stets mittendrin: Dennis W., Stürmer, gewalttätig, Rückennummer 18 – der Neonazicode für „Adolf Hitler“. Jenseits des Platzes kandidierte er 2014 für die NPD zum Bürgermeister der nahegelegenen Gemeinde Stresow und griff einen Gegenkandidaten tätlich an. Eine Gemeinde, in der zur Landtagswahl 2011 knapp 25 % NPD gewählt hatten. W. gewann die Wahl nicht. Der Landessportbund Sachsen-Anhalt (LSB) schloss den FC Ostelbien wegen „Verstößen gegen sportliches Verhalten oder gegen die Interessen des LSB“ sowie wegen der „Duldung extremistischer, rassistischer und fremdenfeindlicher Gesinnung“ auf Antrag des Fußballverbands Sachsen-Anhalt 2015 letztlich aus. W. zog nach dem Verbot des FC Ostelbien Dornburg weiter und sorgte auch bei seinem neuen Verein für Gewalt und Ärger. Die nächste Gewalttat ist nicht ausgeschlossen, hat er sich doch nie von seiner Vergangenheit distanziert. Hooligans im Amateurfußball.

Gelsenszene: rockernah und nazifern

An den Beispielen aus Dresden und Magdeburg wird schnell deutlich: Oft haben Hooligans Kontakte in Neonazi-Kreise oder gehören ihnen selber an. Sie bewegen sich in rechten Milieus und sind an rassistischen Gewalttaten beteiligt. Nur beschreibt dies nicht die gesamte Hooliganszene in Deutschland. Denn in Gelsenkirchen beispielsweise hatte sich über Jahre eine Szene entwickelt, in der sowohl Sinti Mitglied waren wie auch schwarze Hooligans. Darüber hinaus prägte die Nähe zu den Rockern der Bandidos die sogenannte Gelsenszene.

Symbolisch hierfür steht die Geschichte von Rudi Heinz Elten. Er war langjähriges Mitglied der Gelsenkirchener Hooligans, unter dem Namen Eschli bekannt und nutzte seine Gewaltbereitschaft für eine kleine Karriere in der Rockerszene, bei den Bandidos aus dem Pott. Eschli gehörte zu den jungen Schlägertrupps, was ihm letzten Endes zum Verhängnis wurde. Am 8. Oktober 2009 erschoss ihn ein Hells Angel und MMAKämpfer an einer Straßenkreuzung in Duisburg. Es war das vorläufige Ende eines fragilen Rockerfriedens.

Peter Maczollek und Leslav Hause haben Eschli ihr Buch „Ziemlich böse Freunde“ gewidmet. Maczollek ist einer der drei „Vice Presidents Germany“ der Bandidos. In dem Buch erzählen sie, wie die Rocker in Deutschland aus den Jugendgangs entstanden, wie die „Ghostrider“ 1999 aus dem Ruhrpott zu den Bandidos wechselten, dass Les Hause in der Jugend für Schalke 04 spielte und wie ihn ein Vereinsanwalt aus Ärger „boxte“. Die Gewaltneigung beider Szenen wird dabei nicht verschwiegen. Doch grenzen sie sich strikt von Neonazis ab: „Was uns mit Sicherheit von den Rot-Weißen maßgeblich abhebt, ist die Offenheit des Clubs gegenüber anderen Ethnien. Die Bandidos lehnen es strikt ab, Anwärter aufzunehmen, die Mitglied in einer neonazistischen Partei sind oder anderweitig rassistische Aktivitäten ausüben und diese im Club weitergeben wollen.“ Mit den Rot-Weißen sind die Hells Angels gemeint.

Über Eschli schreiben die beiden: „Eschli kam aus einer Sinti-Familie und war ein Heißsporn. Aber einer, der das Herz am richtigen Fleck trug. Der Junge hatte seine ‚Karriere‘ bei den Schalker Hools gemacht, bevor er mit Anfang 20 bei uns vorstellig wurde. Wir spürten sofort, dass uns da ein Wildpferd gegenüberstand, das nur sehr schwer zu bändigen sein würde.“ So begann Eschlis Hang zum Ärger nicht nur auf Gegenliebe bei den Bandidos zu stoßen: „Auch diese ganze Hooligansache ging uns manchmal mächtig auf den Geist, obwohl wir sehr gute Kontakte zu den Führungsmitgliedern der Gelsen-Szene haben. Es nervte eben, weil Eschli ständig bei irgendwelchen Ausschreitungen im Vordergrund stehen musste.“ Doch traditionelle Werte wie Solidarität und Loyalität werden in dem Buch oft beschworen.

Zu Eschlis Beerdigung erschienen über 1.000 Rocker – Bandidos aus ganz Europa. Sie bedeckten seinen Sarg mit den Farben des Klubs und führten Memorial Runs – Ausflüge auf Motorrädern – in Erinnerung an den Verstorbenen durch. In dem Buch ist auch ein Bild von Eschli abgedruckt, ergänzt mit den szenetypischen Codes „Expect no Mercy“ und „G.N.B.F.“. Der erste wird Mitgliedern verliehen, die sich durch Gewalt verdient gemacht haben. Die Abkürzung „G.N.B.F.“ steht für „Gone but not forgotten“. Zur Beerdigung erschienen auch Mitglieder aus der Gelsenszene und zeigten ihr Banner. Zudem fand sich unter den zahlreichen Kränzen auch ein blau-weißer der „Ultras Gelsenkirchen“.

Eschli ist nicht das einzige Beispiel dafür, dass die Hooliganszene in Gelsenkirchen zwar gewaltbereit ist, dabei aber Neonazis eher fern steht. Ein Mitbegründer der Gelsenszene war Pele Corral. Der gelernte Speditionskaufmann arbeitete für die „Raveline“ (ein Magazin für elektronische Tanzmusik, das in Gelsenkirchen entstanden ist) und betrieb dann eine eigene DJ-Booking-Agentur. Auch er ist begeisterter Schalke-Fan und Gewalt gegenüber nicht abgeneigt. Im Interview mit dem Fanmagazin „Schalke unser“ sagte er: „Was wir machen, ist eine Art Sport unter Gleichgesinnten. Da kommt selten jemand Fremdes zu Schaden.“ Auf die Frage „Was sagst du zum Thema Rassismus bei Hools?“ antwortete er: „Nichts … soll doch mal einer von denen kommen.“ Heute arbeitet Pele Corral in Portugal als DJ.

An die Leser_innen: Sachlichkeit statt Medienpanik

Ein Buch über Hooligans zu schreiben, trifft auf verschiedene Probleme. Denn zum einen entsteht um die Themen Fußballfankultur generell und Hooligans speziell oftmals Panik. Nicht selten erreichen auch mich Interviewanfragen, in denen Hooligans, Ultras und Fanklubs grob über einen Kamm geschoren werden. Interviewer fragen, weshalb „Fußballfans“ immer so ein Problem seien, wobei man noch im Vorgespräch auf die nötige Differenzierung hingewiesen hat. Insofern sei diesem Buch eines vorweggeschickt: Es ist kein Buch über Fußballfankultur generell. Viele Fans und Fangruppen gehen ihrer größten Leidenschaft mit enormem Einsatz nach, feiern friedlich und singen für ihr Team. Und auch bei den Gewalttätern muss sich eine Gesellschaft stets fragen, was sie dazu beigetragen hat, dass jugendliche Fußballfans Gewalt ausüben. Dies hier ist ein Buch über Hooligans, die nicht mit der großen Masse an Fans verwechselt oder gar vermischt werden dürfen.

Dennoch wird ein Buch über Hooligans wohl auch als Teil eines Sicherheitsdiskurses gelesen, der oftmals dramatisierend und alarmistisch geführt wird sowie teilweise zu unangebrachten Superlativen neigt. Seine Kernmetapher ist die „neue Dimension der Gewalt“: Von der „Süddeutschen Zeitung“ am 7. Mai 2010 über Krawalle zwischen Fans von 1860 München und Waldhof Mannheim, der „Berliner Zeitung“ am 7. März 2012 über Angriffe von Kölner Hooligans auf Gladbacher Fans und der „Frankfurter Rundschau“ am 21. Januar 2014 über eine Schlägerei von Kölner Ultras mit Schalkern bis zur „Mittelbayerischen Zeitung“ am 7. Februar 2017 nach den Ausschreitungen von BVB-Fans gegen die Anhänger von RB Leipzig: Sie alle schreiben von einer „neuen Dimension der Gewalt“.

Es ist unbestritten, dass diese Vorfälle von physischer Gewalt geprägt waren, aber erreicht die Gewalt im Fußball wirklich alle paar Jahre eine „neue Dimension“? Nach welchen Kriterien ließe sich dies überhaupt messen? Die Metapher scheint eher dem Arsenal dramatisierender Debatten geschuldet zu sein: zwischen sicherheitspolitischen Interessen und medialem Auflagenverkauf. Jedoch hilft sie nicht weiter, um eine Lage angemessen zu beschreiben oder gar zu differenzieren. Letztlich bleibt dies aber die Aufgabe. Dabei muss unterschieden werden zwischen differierenden Gewaltformen, Anlässen, Phänomenen, Standorten und Strömungen in den jeweiligen Fanszenen. Zudem muss dies eingebettet werden in eine Beschreibung unserer Gesellschaft und der Landschaft des Fußballs mit all seinen Akteuren, von den Vereinen und Verbänden über Fans und Fanprojekte bis hin zur Polizei.

Ein zweites Problem ist die Quellenlage: Zwar existieren ganze Regale an Publikationen zu Hooligans und noch mehr Zeitungsartikel. Doch viele bilden nur punktuelle Ausschnitte ab, zumeist verbunden mit Ereignissen, die für gesellschaftlichen Aufruhr sorgten – wie die „Hooligans gegen Salafisten“. Zudem ist die letzte breiter angelegte Studie zu Hooligans 16 Jahre alt. Jenseits dessen liegen viele Fanzines der 1980er und 1990er Jahre in teilweise privaten Kellern und Archiven. Es existiert kein Archiv der „Fanszenen in Deutschland“, welches eine zentrale und geordnete Recherche ermöglichte. Im Gegenzug haben die sozialen Medien zu einer schieren Informationsflut geführt: Videos, Bilder und Memes werden zuhauf gepostet. Hier besteht die Aufgabe eher darin, zu sortieren, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und zu einer Analyse zu führen. Überdies erschweren die Gewalt und Verstrickungen in kriminelle Machenschaften die Recherche. Denn vieles, was Hooligans betreiben, findet nicht den Weg in die Öffentlichkeit. Es war nicht einfach, gesprächsbereite Kenner von „Matches“ und rechten Kampfsportturnieren zu finden. Das Bedürfnis nach Anonymität und Schutz vor Strafverfolgung ist sehr hoch. Somit sind die hier angeführten Orte, Entwicklungen und Daten als sequenzielle Reise durch die Szene zu lesen, wobei niemals ein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden kann.

Darüber hinaus scheint auch in den bisherigen Schilderungen immer wieder auf: Bei Taten von rechten Hooligans gibt es meistens drei beteiligte Personen bzw. Gruppen: erstens die Täter, zweitens die Opfer und Betroffenen, drittens die Zuschauer und Dabeistehenden, die einschreiten oder auch nicht. Die letzten beiden werden in der öffentlichen Debatte allzu oft vergessen. So dürfte die Anzahl der Opfer und Betroffenen der Gewalt rechter Hooligans die Zahl der Täter bei weitem übersteigen. Doch Fußballfanszenen sind oftmals wie ein Dorf. Jeder kennt fast jeden, über wenige Ecken kennen sich alle. Dies hat Folgen für die Gewalt: Anzeigen werden äußerst selten erstattet. Zu groß ist oft die Angst der Betroffenen, in der Fanszene isoliert zu werden. Oder auch davor, dass die Polizei keinen ausreichenden Schutz gewährleisten kann. So berichten Beratungsstellen für Opfer rechter Gewalt unisono, dass sie überraschend wenig Kontakt zu Fußballfans haben. Umso größer ist die Dunkelziffer. Fälle, die nicht bekannt werden.

Dennoch diente letztlich eine Vielzahl an Quellen für dieses Buch: ältere und neuere Fanzines, Accounts und Posts auf Facebook, VK sowie Instagram, Interviews und informelle Gespräche mit aktiven sowie ehemaligen Hooligans, Polizisten, Experten und Zeitzeugen des Fußballs der 1980er und 1990er Jahre, Fans, die sich gegen Gewalt engagieren, Wissenschaftler und Pioniere der Fanprojektarbeit sowie gerichtliche Akten, Urteile, Zeitungsberichte, Bücher und Broschüren. Und vor allem: eigene Beobachtungen, von Demonstrationen bis hin zu Kampfsportturnieren mit teilweise sehr rechtem Publikum. Mit dem Ziel, die Szene und ihre Entwicklungen zu beschreiben – für eine breite, interessierte Leserschaft.

Zu guter Letzt sei noch auf den Unterschied zwischen Verstehen und Verständnis hingewiesen: Verstehen bedeutet, Logiken und Denkweisen ein Stück weit nachvollziehen zu wollen, um einordnen zu können, was Hooligans zu Gewalt bewegt, wie sie diese organisieren und welchen Einflüssen sie unterliegen. Verständnis hingegen würde Sympathie oder gar Unterstützung bedeuten. Somit bietet dieses Buch Streifzüge durch die von Gewalt geprägte Welt der Hooligans. Es gibt Einblicke und versucht sich dabei weder verharmlosend noch alarmistisch zu geben.

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