Читать книгу ALIEN TRÄUME - Robert Eder - Страница 8
Kapitel 3
ОглавлениеDa saß ich nun in der Bar und starrte wie ein Häufchen Elend in meinen Kaffee. Petra und Walter waren sicher schon zu Hause und hatten meine Nachricht sicher schon gelesen. Vielleicht feierten sie ihr neues Zuhause, wenn ich jetzt kam würde ich sie vielleicht stören und in diese Richtung hatte ich für heute schon genug erlebt. Auch sonst müsste ich über meine Erlebnisse berichten und danach war mir gar nicht. Das Beste würde sein ich übernachtete in einer Pension in der Nähe. Als dieser Entschluss gefasst war fühlte ich mich schon etwas besser, suchte die Toilette auf und machte etwas für mein Aussehen. Das war eine ziemliche Arbeit, denn ich hatte geweint und der Nieselregen hatte auch seine Spuren hinterlassen, aber die Ausstattung dieser Bar war hervorragend. Es gab sogar einen Föhn und mit seiner Hilfe, vereint mit etwas Geduld, sah ich bald wieder menschlich aus. An meinen Platz zurückgekehrt war ich der Ansicht genug für meine Schönheit getan zu haben, sodass ein inzwischen kalter Kaffee mir nicht als nötig erschien. Zwar kann der gute Ruf einer Frau leiden wenn sie allein in einer Bar im Bahnhofsviertel Alkohol trinkt, aber für Gustav brauchte ich nun keinen guten Ruf, auch Gustav brauchte ich nicht mehr, auf mich selbst achtete ich nicht sehr in diesem Moment. Ich bestellte mir ein Glas Weißwein und nach wenigen Schlucken spürte ich wie sich meine Nerven beruhigten. Langsam gingen meine Gedanken zu meiner Zukunft oder besser das was ich mir nicht als Zukunft vorstellen konnte. Mit Gustav auch nur eine Silbe zu wechseln schien mir unmöglich und Luise könnte ich erwürgen aber sicher nicht ihr beim Tippen von Kontoauszügen zusehen. Meinen Chef konnte ich auch nicht gut zu einem Wechsel der Bank auffordern nur weil ich Beziehungsärger hatte. Andererseits konnte ich auch nicht gut sagen, ich gehe nicht zur Bank und rufe auch nicht dort an. Dazu sollte ich vielleicht noch auf einem Bein im Kreise hüpfen. Nein das war verrückt und Petra freute sich sicher dass sie mit Walter ein Nest hatte, das wollte ich nun schon gar nicht von Gustav zerstört sehen. Das Beste würde sein mir einen neuen Job in einer neuen Stadt zu suchen. Ich dachte an eine Firma in Hamburg die mir bei unserem letzten Auftrag die Betreuung ihrer EDV angeboten hatte. Gleich morgen würde ich dort anrufen und mit meinem Chef musste ich auch noch ein Gespräch führen. Doch dieses Gespräch würde für mich auch nicht leicht sein. Morgen also war sich ein eher unerfreulicher Tag doch heute war auch nicht besser. Ich trank den Wein aus und überlegte ob Gustav und Luise jetzt miteinander im Bett waren? Diese Vorstellung bedrückte mich und ich hob mein Glas um den Barmann zum Nachgießen zu veranlassen. Doch statt dem Barmann erschien ein gutaussehender Mann der mich schon vorher gemustert hatte. “Hallo, ich bin Guido. Kann ich dir irgendwie helfen du scheinst betrübt zu sein.“ Mit größter Selbstverständlichkeit reichte Guido mir seine Hand, nahm Platz und winkte dem Barmann, der auch sofort kam. Dieser brachte auch sofort eine Flasche „Gröbner Nacktarsch“ und Guido schenkte ein wobei er mir beim Zuprosten tief in die Augen sah. Eigentlich war dies genau das was ich jetzt stimmungsmäßig gar nicht wollte, doch schon beim nächsten Glas ritt mich der Teufel, denn was Gustav konnte das sollte ich nun auch können. Ich schenkte Guido ein Lächeln, rückte etwas näher zu ihm während ich mein Glas hob. Zwei Flaschen Wein lang und bis zur Sperrstunde dauerte unsere Unterhaltung wobei Guido sich als guter Zuhörer erwies. Für Guido war es selbstverständlich, dass ich bezahlte dabei lies er auch sein vorheriges Getränk auf meine Rechnung setzen. Auch das Taxi zu ihm bezahlte ich, nun ja Guido hatte mir den ganzen Abend zugehört und bei einem Psychiater wäre es doppelt so teuer aber halb so lustig. In seiner Wohnung erwies sich Guido als einfühlsamer Kavalier und es wurde doch noch eine befriedigende Nacht. Guido war in jeder Beziehung ein gut gebauter und sehr zärtlicher Mann doch schien er finanziell im Moment ein Tief zu haben, denn zum Frühstück schlug er ein nahes Fastfood Lokal vor, da er nichts zu Hause hatte. Dort bestellte er ein wirklich schönes Frühstück und bezahlte mit meiner Geldbörse, die er mir dann wieder unauffällig unter dem Tisch zuschob. Mir erschien Guido als Glückstreffer doch war ich im Moment nicht auf eine Beziehung aus und so verabschiedeten wir uns ohne eine weitere Verabredung. Beschwingt schlenderte ich zur nächsten U-Bahnstation. Beim Kauf der Fahrkarte fiel mir auf, dass sich die vier Hundertmarkscheine in meiner Geldbörse in vier Zehnmarkscheine verwandelt hatten. So ein Mistkerl – Guido war also ein Profi. Mein Selbstwertgefühl tat einen tiefen Sturz.