Читать книгу Perry Rhodan 2336: Das Wunder von Terra - Robert Feldhoff - Страница 5
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Оглавление4. Januar 1345 NGZ
Zwei Personen kamen früh am Morgen in Perry Rhodans Büro, in einer Dachetage der Solaren Residenz: Die Frau hieß Alma Ospital, sie war ein Blondschopf von mittlerem Alter, mit runzligem, strengem Gesicht und aufrechter Haltung. Ospital fungierte als Zivilschutz-Beauftragte von Terrania, und Rhodan hatte sie als Querkopf, aber ebenso als fähige Organisatorin in Erinnerung. Mit Seitenblicken voll Zorn musterte sie den beinahe kahlen Mann, der neben ihr stand: Homer G. Adams, Minister für Wirtschaft, Finanzen und Strukturwandel. Adams war einen Kopf kleiner als Ospital, über dreitausend Jahre alt, wie Rhodan ein Zellaktivatorträger und relativ Unsterblicher.
Keiner von beiden hatte momentan mit Militär oder Raumfahrt zu tun.
Rhodan wunderte deshalb, dass ein dringliches Gespräch gefordert war. Angesichts einer Lage, in der jede Stunde das Ende der Menschheit drohte.
»Fasst euch bitte kurz«, ordnete Rhodan an, »ich werde in PRAETORIA erwartet. Der Krisenstab der Flotte sammelt sich.«
Alma Ospital reckte stur das Kinn vor. »Tut mir Leid, Perry, ich wünschte, wir müssten jetzt hier nicht stehen. Also: Für den laufenden Monat ist die Austragung der Solaren Meisterschaft in Terrania angekündigt, wie du vermutlich weißt …«
»Ja?« Rhodan sah irritiert auf.
Sie deutete anklagend auf Adams: »Meine Dienststelle hat vor drei Tagen Weisung erteilt, die Meisterschaft abzusagen, auf Grund der bekannten Sicherheitslage. Es kann jederzeit zur Entscheidungsschlacht kommen, dann haben wir Kampfschiffe der Terminalen Kolonne womöglich über Terrania. – Und nun stelle ich fest, dass Adams die Meisterschaft dennoch spielen lässt! Mit einer Minister-Erlaubnis!«
Adams nickte. »So ist es. Die Zivilschutz-Dienststelle ist theoretisch weisungsbefugt, aber nicht die höchste Instanz. Ein lächerlicher Gedanke, die Meisterschaft abzusagen, das habe ich deutlich gemacht.«
Die Wahl des Wortes »lächerlich« ließ Ospital rot anlaufen.
Rhodan hob schnell die Hand: »Verstehe ich das richtig? Das Solsystem wird von der Terminalen Kolonne TRAITOR belagert, und ihr zwei verschwendet meine Zeit wegen einer Fußballmeisterschaft?«
Keiner der beiden gab Antwort.
Schließlich sagte Ospital: »Schließlich bist du der Schirmherr des Spektakels.«
Rhodan schloss eine Sekunde die Augen. Er konnte sich denken, dass das Gespräch nicht Adams' Idee war.
Der Terranische Resident, mächtigster Mann der Liga Freier Terraner, starrte nicht auf seine Besucher, sondern in das Hologramm über seinem Schreibtisch: Eine Wolke aus leuchtenden Punkten umgab das Solsystem. Jeder Punkt stand für ein feindliches Raumschiff, für einen Traitank, wie die Gegenseite ihre Schlachtschiffe nannte.
1452 Einheiten riegelten mittlerweile das Solsystem ab. Die gesamte Heimatflotte war nicht fähig, einen einzigen Traitank abzuschießen. Zwischen ihnen und der Vernichtung stand lediglich der TERRANOVA-Schirm – die Verteidigungslinie des Solsystems.
Im Hologramm wuchs die Zahl der Feind-Einheiten unaufhörlich. Die Terminale Kolonne bereitete den Generalangriff vor.
Aus 1452 Einheiten wurden zweitausend, dreitausend, und die Zahl wuchs immer noch. Wenn der Kristallschirm brach, kam für die Erde, die Planeten und zwanzig Milliarden Bewohner das Ende. Ob Rhodan dann in PRAETORIA weilte, in seiner Gefechtszentrale, war möglicherweise egal. Dennoch wollte er bei den Besatzungen seiner Flotte sein, wenn die Schlacht begann.
Rhodan erhob sich, drehte Adams und Ospital den Rücken zu und starrte aus dem Fenster. Schwerer Regen perlte an der Versiegelung der Scheibe ab. Bis zum Horizont erstreckte sich Terrania, die Hauptstadt des Sonnensystems. Die Waringer-Akademie, Atlan Village, weit im Osten der Handelshafen Point Surfat, der unter der System-Blockade beinahe stilllag … Über dem nahen Goshun-See probte die Kunstflugstaffel der Terrania Lunatics: Training für die Solare Meisterschaft.
Rhodan war ein Unsterblicher, fast dreitausend Jahre alt, und er hatte die letzten Weltmeisterschaften im Fußball noch persönlich erlebt. Als das Spiel neunzig Minuten gedauert hatte statt hundert wie heutzutage; als noch elf statt zehn Spielern pro Mannschaft auf dem Rasen gestanden hatten. Längst gab es keine Nationen mehr. Stattdessen vertraten die Mannschaften ihre Städte auf den verschiedenen Planeten, und die Weltmeisterschaft von früher hieß Solare Meisterschaft.
Er blickte auf den Regen, auf das Häusermeer der Stadt – und auf das Hologramm, das Traitank für Traitank als Lichtpunkt verzeichnete.
»Tut mir Leid, Alma«, sagte er, »aber Homer hat Recht. Die Durchführung der Meisterschaft ist psychologisch wichtig. Je verfahrener die Lage, desto wertvoller jede Ablenkung, und sei es Fußball. Oder ganz besonders, wenn es Fußball ist. Das ist mein letztes Wort. – Wenn ihr zwei mich jetzt entschuldigt …«
Rhodan wies auf die Tür.
»Moment mal, Perry«, insistierte Ospital, »das kann nicht dein Ernst sein! Ich hatte gedacht, wenigstens du würdest … Diese Meisterschaft kostet irrwitzige Summen! Wir stehen unter Belagerung – und da sollen wir uns um Fußball kümmern?«
»Gerade deswegen!«, schob Adams von der Seite ein. »Die Depression bekämpfen, bevor sie entstehen kann. Wir sind den dritten Monat in Folge im Solsystem eingeschlossen, wir haben Selbstmordraten wie seit dreißig Jahren nicht mehr. Aber das Leben geht weiter, und wir müssen psychologische Zeichen setzen. Dieses Turnier ist ein Symbol. Egal wie sehr die Kolonne uns bedroht, wir schaffen das, wir lassen uns nicht unterkriegen. Das ist es, worum es dieses Mal wirklich geht.«
»Du bist doch nur ein Fan von diesem Schwachsinn«, presste sie hervor. So inbrünstig, als nehme sie an einem religiösen Streit teil. »Du denkst nicht objektiv, Homer. Zwanzig Männer rennen hinter einem Ball her, und du willst mir erzählen, damit gewinnt man den Krieg? Nimm an, die Traitanks brechen durch den Schirm, und wir haben Zigtausende Leute in den Stadien sitzen! Es wird eine Panik geben.«
Rhodan erhob sich abrupt, umkreiste seinen Schreibtisch und legte beiden eine Hand auf die Schulter. »Alma, du hast in einem Recht, wir liegen unter Belagerung. Ich erwarte deshalb, dass meine Mitarbeiter sich nicht durch Streit in dieser Sache blockieren. Ich erwarte von euch beiden, dass ihr euren Disput begrabt.« Er blickte Alma Ospital fest an. »Diese Meisterschaft ist seit langem ausgerichtet. Seht euch meinetwegen nochmal die Sicherheitslage in den Stadien an. Aber alles findet statt wie geplant.«
»Bist du etwa auch ein Fan von diesem Spektakel?«
»Nein«, bekundete er abweisend, »Schirmherr oder nicht. Ich bin 1936 alter Zeit in Amerika geboren und dort mit Baseball und Hockey aufgewachsen, falls dir das noch etwas sagt.«
Der zweite und letzte Blick, bevor er seine Raummontur anlegte, galt Adams. »Also spielt Fußball, Homer!«