Читать книгу Respektvolle Medizin für unsere Zukunft - Robert Hendricks - Страница 8
Kapitel 3 Wissen aus der Tradition
ОглавлениеDie Evolution basiert auf der Intelligenz der Erfahrung. Wenn wir von den Erfahrungen unserer Vorfahren lernten, würden wir nicht Jahrtausende lang die gleichen Fehler machen. Dieses Gesetz haben wir lange Zeit mehr oder weniger befolgt, aber die letzten Jahrhunderte hat sich da viel Wesentliches geändert. Wir haben es nicht mehr für nötig gehalten von den Fehlern unserer Vorfahren zu lernen und gehen nun als Blinde unseren eigenen Weg. Dieser Weg ist eine Autobahn, welche in den Abgrund führt.
Um das zu vermeiden müssen wir wieder zurück zur alten Tradition und aufs Neue von unseren Ahnen lernen. Was sagen unsere Vorfahren in Bezug zu Gesundheit und Lebenshaltung?
Hippokrates hatte immer Recht
Wissen zu leben ist die Grundphilosophie der ganzheitlichen Medizin.
Die ganzheitliche Medizin ist sich der wichtigen Rolle der Lebens- und Ernährungsweise in Gesundheit und Wohlbefinden von Körper und Geist klar bewusst. Diese Gedanken waren Allgemeinwissen in den Zeiten von Hippokrates vor 2500 Jahren und auch schon Jahrtausende davor in anderen Kulturen.
Hippokrates, der Vater der Heilkunde, hat uns damals schon gelehrt, wie er die Medizin verstand. Er betonte die Wichtigkeit von „Diaita“. „Diaita“ kommt aus dem Griechischen und heißt Lebensweise. In der Antike war Diaita ein viel umfassenderer Begriff als der heutzutage davon abgeleitete Begriff Diät.
Diaita ist die Lebens- und Ernährungsweise, die viele Lebensbereiche umfasst:
Licht und Luft,
richtiges Essen und Trinken,
Wachen und Schlafen,
Aktivität und Entspannung,
Entschlackung und Entsäuerung,
Übung in Gelassenheit und innerer Ruhe.
Er unterrichtete seine Arzt-Schüler: „Um gut über eine Ernährung für den Menschen zu schreiben, muss man zuvor gut über dessen Natur unterrichtet sein, man muss wissen, was der Mensch ursprünglich ist und aus welchen verschiedenen Teilen er zusammengesetzt ist.“ … „Dann muss man die Eigenschaften der Nahrungsmittel kennen, ihre natürlichen und diejenigen, die sie durch die Zubereitung oder die Verarbeitung durch den Menschen erhalten.“
Auch lehrte er uns die natürlichen Heilmethoden. Er empfahl eine Ernährungsweise aus hauptsächlich Getreidearten, wie Gerste, Weizen und anderen, sowie deren Erzeugnisse, dazu Gemüse und Bohnen.
In seiner Lehre über Heilung legte Hippokrates das Schwergewicht auf die Energie der Nahrungsmittel. In „Tradition in der Medizin“ erklärt er: „Ich weiß auch, dass ein Brot je nach seiner Zubereitung einen ganz unterschiedlichen Einfluss auf den Körper hat. Die Unterschiede liegen darin, ob es aus purem Mehl oder aus Vollkornmehl hergestellt ist, aus gereinigtem oder aus ungereinigtem Weizen, ob es viel oder wenig Wasser enthält, gut oder schlecht geknetet ist, zu kurz oder zu lange gebacken wurde und in noch vielen anderen Punkten. Der Einfluss eines jeden Bearbeitungsvorgangs ist bedeutsam und die Auswirkungen unterscheiden sich vollkommen voneinander“. Er fährt fort: „Wie ist es möglich, dass jemand, der diese Sachverhalten nie bedacht und verstanden hat, in der Lage ist, Kenntnis über die Krankheiten, die die Menschheit befallen, zu erlangen? Jede einzelne der Substanzen, die in der Nahrung eines Menschen enthalten sind, wirkt sich auf seinen Körper aus und verändert ihn auf gewisse Weise, und von allen diesen Veränderungen hängt sein ganzes Leben ab ...“
Für Krankheiten empfahl er Kompressen aus natürlichen Nahrungsmitteln sowie anderen Pflanzen. Er benutzte ebenfalls Salzpackungen, Kompressen aus gerösteter Hirse und andere Anwendungen, die auf unterschiedliche Körperteile aufgelegt wurden.
Alle diese Kompressen und Heilmethoden konnten einfach zu Hause von der Familie, Verwandten und Freunden zubereitet werden. Diese Kompressen haben keine schädigenden Nebenwirkungen.
(Quelle: Hippocratic Writings, G.E.R. Lloyd, Hsg. J. Chadwick and W.N. Mann, translator (New York, Penguin Books 1978) (188 wissenschaftliche Beweise).
Die Heilbarkeit jeder Krankheit
In seinen Schriften über Krankheiten stellte Hippokrates Folgendes klar heraus:
„Jede Krankheit hat ihre eigentümliche Natur und Wirkungskraft, und keine ist (einer Behandlung) unzugänglich, und bei keiner sind wir hilflos.“
Der Arzt wird jeweils das verordnen, was der Krankheit am „feindlichsten“ ist, wobei „feindlich“ gleichbedeutend ist mit entgegengesetzt. Er wird z.B. versuchen, die Feuchtigkeit des Gehirns zu trocknen, bis zu dem Punkte, in dem es sich mit dem Trockenen im Gleichgewicht befindet.
Dem Therapeuten, dem es gelingt, durch Diät das innere Gleichgewicht der gestörten Grundqualitäten (trocken/ feucht, warm/ kalt) unter Beachtung „des Kairos (= Zeitqualität. Anm. des Autors) des Nützlichen“ wieder herzustellen, „der dürfte wohl auch diese Krankheit heilen ... ohne Entsühnungen und Zauberei und all den anderen Humbug (banausie) dieser Art“.
So lehrt die ganzheitliche Medizin uns wie man gesund leben und sich ernähren kann. Wir werden dieses in den nächsten Kapiteln ausführlich behandeln. Nicht ohne Grund hat die ursprüngliche Medizin sein Vater Hippokrates über 2000 Jahre als Vorbild auserkoren.
Nei Jing
Des Gelben Kaisers Klassiker der Medizin
Ein anderes Beispiel der alten Tradition, welche uns sehr altes Wissen über die Wichtigkeit der natürlichen Ernährung in Bezug auf Gesundheit vermittelt, ist „Der große Kanon des Gelben Kaisers über die innere Medizin“, das Nei Jing genannt wird. Es ist eines der ältesten medizinischen Bücher der Welt.
Die Antike des Fernen Ostens kann der westlichen Zivilisation eine Philosophie des Gleichgewichts bieten. Keine andere chinesische Quelle liefert eine derart umfassende Darstellung der Weisheitslehre des Gleichgewichtes wie «Des Gelben Kaisers Klassiker der Internen Medizin» (kurz: «Der Gelbe Kaiser») des Huang Ti Nei Jing Su Wen, kurz Nei Jing.
Dieses Werk wird dem legendären Huang Ti, dem Gelben Kaiser, zugeschrieben, der Mitte des dritten Jahrtausends v. Chr. regiert haben soll. In einfacher Sprache gibt dieses Werk uns Anweisungen, wie wir durch eine ausgeglichene Lebensweise im Einklang mit uns und unserer Umwelt leben können.
Die Philosophie des Nei Jing hatte weitreichende Auswirkungen auf darauf folgende chinesische Entdeckungen und Erfindungen. Seine Themen beschränken sich nicht nur auf die chinesische Medizin, obwohl es auf diesem Gebiet die höchste Autorität darstellt; sondern es behandelt ebenso all jene Facetten des menschlichen Lebens, die Geburt, Wachstum, Fortpflanzung und Tod bestimmen. In diesem Grundlagenwerk finden wir eine Fülle medizinischen Wissens - die Bereiche Ätiologie, Physiologie, Diagnose, Therapie und Prävention umfassend -, aber auch eine detaillierte Behandlung so unterschiedlicher Gebiete wie Ethik, Psychologie, Astronomie, Meteorologie und Chronobiologie. Alle Themen sind in einen ganzheitlichen Kontext einbezogen.
Die grundlegende Maxime ist, dass sich das Leben nicht in einzelne Teile aufsplittern lässt.
Das Nei Jing geht klar davon aus, dass alle Teile ein vernetztes Ganzes bilden. Somit sind die Menschen ebenso ein Teil des Universums und deshalb dessen Gesetzen unterworfen. Das Nei Jing liefert viele praktische Ratschläge, wie das Gleichgewicht bewahrt werden kann, denn es erklärt das innere Wirken des universellen Gesetzes. Die Umwelt, der Lebensstil und der Geist bestimmen gemeinsam die Qualität der menschlichen Existenz. Die Essenz des Nei Jing ist in folgendem Zitat enthalten:
«Gesundheit und Wohlbefinden könnt Ihr nur erlangen, wenn Euer Geist in der Mitte ruht, wenn Ihr Eure Energie nicht vergeudet und den Fluss von Qi (Energie) und Blut konstant haltet, wenn Ihr Euch den jahreszeitlichen Veränderungen und den jährlichen makrokosmischen Einflüssen anpasst und vorbeugend Euer Selbst nährt.»
Dieses alte Werk ist die Hauptquelle von Theorie und Praxis der heutigen traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Es empfiehlt eine ausgewogene Ernährung zur Unterstützung der allgemeine Gesundheit sowie für ein längeres Leben, wie auch zur Verhütung und Verbesserung und Heilung schwerer Krankheiten. Um dies zu bewirken empfiehlt es Vollgetreide, besonders Hirse und Naturreis, als Hauptnahrungsmittel.
Der Gelbe Kaiser war ein weiser und gewissenhafter Führer für sein Land und bemühte sich das höchste Wissen für die Gesundheit und das Wohlbefinden seines Volkes zu sammeln und an sein Volk weiter zu geben. Sehr einleuchtend und mahnend für unsere jetzige Lebensweise ist der nach so vielen Jahrtausenden immer noch aktuelle Dialog zwischen dem Gelben Kaiser und seinem Lehrmeister: „Der Gelbe Kaiser richtete sich einmal an Tien Shih, den göttlich inspirierten Lehrmeister:
Ich habe gehört, dass in früheren Zeiten die Menschen älter als 100 Jahre wurden und trotzdem aktiv blieben und keine Altersschwäche kannten. Heutzutage - also hier wird vor ca. 6000 Jahren gesprochen - erreichen die Menschen nur die Hälfte dieses Alters und leiden dennoch unter Schwäche und Versagen. Kommt das daher, dass die Welt sich von Generation zu Generation verändert? Oder kommt es daher, dass die Menschheit mit den Naturgesetzen nachlässig umgeht? Der Lehrmeister antwortete: „In früheren Zeiten haben diejenigen Menschen, die das Tao verstanden, ihr Leben nach dem Muster von Yin und Yang ausgerichtet. Daher lebten sie in Harmonie. Sie übten Mäßigkeit im Essen und Trinken. Ihre Zeiten des Wachens und des Ruhens waren regelmäßig, und ihr Leben war nicht in Unordnung und wild. Auf diese Weise erhielten die Alten die Einheit ihres Körpers mit ihrer Seele aufrecht, sodass sie die ihnen zugeteilte Zeitspanne voll nutzen und 100 Jahre und mehr erreichen konnten, bevor sie das Zeitliche segneten.“
Schwere Krankheiten, sagt der Meister, behandelten die Menschen, „indem sie 10 Tage lang Getreidesuppe tranken“. Er betont ganz besonders den Wert des Naturreises für die Ernährung und die Energiezufuhr (Quelle: The yellow Emperor‘s classic of Internal Medicin, Ilza Veith, translator, Berkeley. University of California Press, 1972).
Das Buch Daniel
Während der babylonischen Gefangenschaft der Israeliten befahl König Nebukadnezar, dass einige der begabtesten jungen Israeliten zum Hof gebracht werden sollten, um in den Dienst der babylonischen Regierung einzutreten. Der König befahl seinem Haushofmeister, Daniel und seine drei Kameraden mit dem besten Fleisch und Wein vom Tisch des Königs zu versorgen. Die Israeliten jedoch lehnten diese reichhaltigen Speisen ab und baten an deren Stelle um die einfachen Speisen aus Getreide und Gemüse, so, wie sie es gewohnt waren. Der Verwalter antwortete, dass er seinen Kopf verlieren könne, wenn der König sehe, dass Daniel und seine Freunde im Vergleich zu den jungen Babyloniern ihres Alters, die sich ebenfalls in der Ausbildung zum Dienste des Königs befanden, unterernährt wären.
Daniels Antwort war: „Lass uns 10 Tage lang einen Versuch machen und gib uns lediglich Getreidekörner, Bohnen und Samen zur Speise und Brunnenwasser zu trinken. Vergleiche nach diesen 10 Tage unser Aussehen mit dem der jungen Männer, die von Königs Tisch gegessen haben und mache unsere weitere Behandlung von dem, was du dann siehst, abhängig.“
Nach Beendigung der 10 Tage waren Daniel und seine Freunde gesünder und besser ernährt als die anderen babylonischen Jünglinge. Daraufhin nahm der Haushofmeister die vom König verordneten Speisen und den Wein fort und gab ihnen lediglich die Speisen, die Daniel und seine Freunde gegessen hatten. Und diesen seinen Kindern gab Gott Weisheit und Verstand, auch in allen Gesichten und Träumen“. (Quelle: Buch von Daniel 1: 8-17).
Die traditionelle indische Medizin
Die seit tausenden Jahren überlieferten Upanishads preisen die Nahrung als das Wesentliche für die körperliche, geistige und spirituelle Entwicklung. „Die Verwendung sinnvoller Nahrung ist die alleinige Ursache für das Wachstum eines Menschen, wohingegen schädliche Nahrung als Ursache von Krankheiten anzusehen ist.“
(Quellen: Sherry Eurohit Swami und W.B. Beats, translator. The Upanishads (London: Faber and Faber 1937) and Ram K.Sharma and V.B. Dash, translator, Caraka Samhita ,New York: Auromere, 1983).
Ekiken Kaibara
1713 empfahl der japanische Arzt Ekiken Kaibara eine ausgewogene Ernährungsweise als Schutz vor chronischen Krankheiten. „Der Mensch sollte bevorzugt zu leichten, einfachen Mahlzeiten greifen. Es ist nicht nötig, große Mengen schwerer, fettiger und reichhaltiger Nahrung zu sich zu nehmen. Außerdem sollte man ungekochte, gefrorene oder harte Speisen vermeiden ... Von allem, was man isst und trinkt, ist das Allerwichtigste der Reis, der in ausreichenden Mengen verzehrt werden muss, um eine gute Ernährung zu gewährleisten ... Aus Bohnen hergestellte Pasten* haben eine weiche Konsistenz und sind gut für Magen und Darm“ (Quelle: Ekiken Kaibara, Yojokun: Japanese Secret of Good Health, Tokyo: Tokuma Shoten, 1974).
*Mit den aus Bohnen hergestellten weichen Pasten ist der Miso gemeint. Die hervorragenden und vielseitigen Qualitäten von Miso werden im entsprechenden Kapitel besprochen.
Christoph von Hufeland
Die Aussagen von Dr. Christoph von Hufeland sind eindeutig aufklärend, was unsere Gesundheit betrifft.
Von Hufeland war Professor der Medizin, Arzt Goethes und ein bekannter deutscher Philosoph aus dem 18. Jahrhundert. Er empfahl eine einfache Ernährung aus Getreide und Gemüse sowie gründliches Kauen. Er warnte vor der gesundheitsbedrohlichen Wirkung von Fleisch und Zucker und befürwortete das Stillen, Körperübungen sowie die Selbstheilung. „Je mehr der Mensch auf die Natur hört und ihren Gesetzen Folge leistet, desto länger wird er leben. Je weiter er sich von ihnen entfernt, desto kürzer wird sein Leben sein“, schrieb er in seinem Buch „Makrobiotik oder die Kunst das menschliche Leben zu verlängern.“
In seiner Zeit war es noch selbstverständlich, dass ein kranker Mensch auch früher stirbt. Aus diesem Grund war langes Leben auch synonym mit gesundem Leben. Heutzutage haben wir es der Pharma-Industrie und ihren Elite-Vetretern zu „verdanken“, dass der Kranke nicht so selbstverständlich stirbt, sondern oft noch lange künstlich am Leben gehalten wird.
Von Hufeland führt weiter aus: „Die Heilkraft der Natur muss vor allem Anderen von Anfang an unterstützt werden, denn sie ist das Wichtigste in uns selbst liegende Mittel, mit dem wir den Krankheitsursachen den Boden entziehen können. Dazu trägt hauptsächlich bei, dass wir den Körper gar nicht erst zu sehr an künstliche Hilfestellungen gewöhnen, dass er von dieser äußeren Hilfe abhängig wird und auf Dauer seine Kraft zur Selbsthilfe völlig verliert.“
In Bezug auf Ernährung erläutert er: „Fälle höchsten Alters sind bei den Menschen zu finden, die sich von Jugend an grundsätzlich von Getreide und Gemüse ernähren und möglicherweise niemals Fleisch auch nur probiert haben“ (Quelle: C.W. Hufeland, M.D. Macrobiotics or the Art of Prolonging Life, 1796).
Dass artgerechte Nahrung nicht krank macht,
zeigen die Vergleiche mit den Urvölkern. Bei denen kommen unsere chronischen Krankheiten kaum vor, selbst dann nicht, wenn die Menschen 60 Jahre und älter werden. Es liegt also auch nicht am langen Leben, dass bei uns heute Alter fast gleichbedeutend ist mit Siechtum. Denn bereits junge Menschen in den westlichen Industrienationen weisen Symptome chronischer Krankheiten auf - wie hoher Blutdruck, Arteriosklerose, Gallensteine und Zuckerkrankheit. Die Jugendlichen der Jäger-und-Sammler zeigen all diese Krankheitsbilder nicht.
Japan
Daisuke Futami, Ernährungsexperte für die Japan Dietetic Assiciation berichtet, dass die traditionelle japanische Esskultur langsam verloren gehe. Die Probleme Übergewicht und Diabetes werden nun auch in Japan immer größer.
Bisher galt die japanische Ernährungsweise als die gesündeste der Welt. Und das ist laut WHO (World Health Organisation) ein Grund, warum japanische Frauen mit durchschnittlich 86 Jahren am ältesten werden.
Die europäische Küche und Fast Food werden auch in Japan begeistert aufgenommen. Der Verbrauch von Reis und Fisch, Algen und Miso, über Jahrhunderte die Grundlage der japanische Ernährung, geht rapide zurück. Dafür steigt der Absatz von Fleisch und Milchprodukten. Die Folge: Ernährungsbedingte Krankheiten (Zivilisationskrankheiten) sind auf dem Vormarsch wie in den westlichen Industrienationen (Quelle: Big in Japan, Essen, Vital Magazin 9/2007, Japanische Essgewohnheiten, Vital-Redakteur Götz Poggensee).
Okinawa
Die Einwohner von Okinawa, einer Insel im Süden Japans, können uns in Sachen Gesundheit noch Vieles lehren. Hier leben die meisten Menschen, die so alt werden, wie man es in dieser Häufigkeit auf unserer Welt nicht mehr antrifft.
Diese Menschen haben ihre eigenen Gesetze, nicht nur von leerer, passiver und kranker Langlebigkeit, wie wir das bei uns kennen, sondern von gesunder und aktiver Langlebigkeit. Die erste und wichtige Regel ist: „Achte darauf, was du in deinen Körper eindringen lässt“. Und die zweite ist: „Hara hachi bu“, was bedeutet, den Magen mit nicht mehr als ca. 80 Prozent zu füllen.
In keinem Gebiet der Welt gibt es verhältnismäßig mehr Hundertjährige als auf Okinawa, welches die höchste durchschnittliche Lebenserwartung der Welt hat. Zum Vergleich: in Deutschland werden 10 von 100 000 Einwohner mehr als 100 Jahre alt, in Japan 18 von 100 000 und auf Okinawa 45. Diese Zahlen sind umso erstaunlicher, weil diese Menschen in ihrem hohen Alter obendrein kaum krank sind.
Sie kennen niemanden, der an Krebs leidet und kennen das Wort Diabetes nicht einmal. Sie bleiben bis zum Ende ihres Lebens aktiv. Ein Wort für Ruhestand kennt diese Insel nicht. Im Supermarkt trifft man eine Verkäuferin von 100 Jahren und ob 80 oder 100 oder mehr Jahre, man sieht die alte Generation flott zu Fuß, auch auf dem Fahrrad oder beim Sport oder Tanzen sind sie noch in voller Aktivität.
Ärzte, die diese „Alten“ untersuchen, sind höchst erstaunt, dass auch nach einem langen Leben von 100 Jahren in diesen Körpern nichts kaputt ist.
Ach, ja bei uns im Westen werden die Menschen auch immer älter!
Aus den Statistiken ist aber nicht ersichtlich wie!
Völlig abhängig von Medikamenten und trotzdem geplagt von den meist verschiedensten Krankheiten. Zudem sind sie in der Regel körperlich oder geistig behindert, obendrein noch frustriert und unglücklich. Viele alte Menschen leben bei uns ein vegetatives und unerfreuliches Leben und sind erst froh, wenn das Ganze endlich zu Ende geht. Ist so ein Leben erstrebenswert? Die erhöhte deutsche Lebenserwartung steht zwar in den Statistiken, aber der oft jämmerliche unmenschlichen Zustand, worin sich diese Menschen befinden, wird verschwiegen.
Viele Wissenschaftler haben die Insel Okinawa schon besucht, um die Ursache der Langlebigkeit bei voller Gesundheit für ein und allemal herauszufinden. Sie untersuchten in Laboren die Luft der Insel, die Erdmasse und die Blutwerte, alle Körpersäfte, Erbsubstanzen, züchteten Zellen und sogar die Leichen wurden von ihren Untersuchungen nicht verschont. Sie fanden keine Antwort.
Sie haben auch auf dieser Insel zu ihren Bedauern feststellen müssen, dass die Antwort auf diese Fragen nicht in komplizierten wissenschaftlichen Studien liegt, sondern auch auf Okinawa ganz einfach zu finden ist in einer gesunden Lebens- und Ernährungsweise.
Die Okinawa-Bewohner ernähren sich ihr ganzes langes Leben von Getreide, Gemüse und Obst, überwiegend aus eigenem (natürlichen) Anbau, Fisch, Meeresgemüse und -früchten. Obendrein essen die Bewohner fünf Mal mehr Seegras (Algen) als die anderen Japaner, die schon sehr viel Meeresgemüse essen (Im Kapitel „Wie kann man sich gesund ernähren? “ wird die heilende Wirkung der Algen ausführlich behandelt.).
Dagegen sieht es bei den Insel-Familienmitgliedern, die auswandern, um sich auf anderen Kontinenten niederzulassen und somit ihre traditionelle Lebensführung aufgeben für die Lebens- und Ernährungsgewohnheiten des Einwanderungslandes, ganz anders aus. Bei diesen Auswandern ist die Lebenserwartung gesunken und sie werden von den - auf ihrer Insel unbekannten, aber - uns sehr wohl bekannten Krankheiten heimgesucht (Quelle: GEO, 12. Dezember 2005 „Die Insel der glücklichen Alten“).
Georges Ohsawa
Yukikazu Sakurazawa studierte die Ernährungsphilosophie von Sagen Ishizuka und heilte sich dadurch von einer lebensbedrohenden Lungentuberkulose. Hierdurch überzeugt von der großen heilenden Wirkung der Ernährung widmete er sich danach sein ganzes Leben diesem Thema. Er erweiterte die Philosophie von Sagen Ishizuka für alle Lebensfragen und nannte diese Lehre Makrobiotik, was so viel heißt wie „großes Leben“. In Europa änderte er zur besseren Verständigung seinen Namen in Georges Ohsawa und verhalf Tausenden von Kranken wieder zu einer stabilen Gesundheit.
Diese Ernährungsweise, Makrobiotik genannt, hat auch mich von ihrer Richtigkeit überzeugen können und ich nehme sie mehr als dreißig Jahre zu mir.
Wir können hier noch endlos weiter die Ernährungsgewohnheiten von vielen Naturvölkern aufzeichnen, alle, ob es nun die Hunzas aus dem Himalaja, die Buddhisten, die Menschheit aus der Altsteinzeit, die amerikanischen Ureinwohner, die traditionellen afrikanischen, die antiken ägyptischen Völker oder die Aborigines sind, eines haben sie alle gemeinsam:
Die Hauptnahrung waren gekochtes Getreide, Gemüse und Bohnen, dagegen wurden Wild, Fleisch und Fisch sehr sparsam oder nicht gegessen,
Kuhmilch sowie Kuhmilchprodukte hat es so gut wie gar nicht gegeben. Zucker und Produkte, welche Zucker enthalten, gab es nicht, bzw. wurden strengstens untersagt.
Die Nahrungsmittel kamen aus der Umgebung, wurden biologisch angebaut und wurden je nach Klima, geographischer Lage und Jahreszeit verzehrt.
Der unkomplizierte Weg
Wir haben uns das Leben im Laufe unserer Evolution bequemer, luxuriöser und komplizierter gemacht. Alle Informationen, alle Kenntnisse, alle Nahrung und alle Mittel scheinen uns zur Verfügung zu stehen. Wir meinen schon sehr weit fortgeschritten zu sein und sehr viel mehr zu wissen und zu ermöglichen als dies früher der Fall war. Diese Entwicklung beschränkt sich jedoch ausschließlich auf die materiellen Werte. Die geistigen, seelischen und spirituellen Werte sind in diesem Gedanken des Fortschritts ausgesperrt. Geblendet durch die materiellen Fortschritte sind diese in Vergessenheit geraten. Eben diese Diskrepanz hat in unserer Gesellschaft und Kultur und in nahezu jeder einzelnen Person eine Disharmonie, die eine Mitursache unseres Frusts, Unglücks, Unfriedens und unserer Krankheit ist, verursacht.
Auch die verantwortlichen Instanzen und offiziell anerkannten Personen, die uns glaubhaft machen möchten, „Medizin“ zu betreiben, haben mit ihrer Denk- und Arbeitsweise die wichtigen nicht-materiellen Werte ignoriert und forschen vergebens in Bereichen, die uns nie eine Antwort auf Gesundheit und Frieden geben werden.
Die Kompliziertheit unserer Gesellschaft spiegelt sich ebenso wider im Suchen nach Gesundheit. Die Forschungsinstanzen in Bezug auf Gesundheit und Krankheit sind der Meinung, dass sie mit ihrem hochtechnischen und hoch komplizierten Denken und Suchen der Antwort auf Gesundheit näher kommen werden. Ihr komplizierter Weg wird sie immer weiter weg von der Gesundheit entfernen.
Es ist die Täuschung der Trennung.
Der Weg zur Gesundheit ist früher oder jetzt unverändert immer der gleiche einfache Weg: Eine gesunde Denkweise, Lebens- und Ernährungsweise im Einklang mit der Natur.