Читать книгу Eine Traumfrau - Robert Herman - Страница 5
Alles nicht einfach
ОглавлениеEs war schon mitten in der Nacht als Peter durch die Kanäle des Fernsehprogramms schaltete. Zum fünften Mal sah er auf dem Bildschirm die blonde Schauspielerin, die ihren Preis in den Händen hielt und den Tränen nahe war. „Heiße Frau aber falsches Gewerbe und so glücklich siehst du auch nicht aus Schätzchen. Du machst eher den Eindruck als wolltest du davonlaufen, unglaublich, wie leicht manche Menschen zu durchschauen sind. Wie kann nur die ganze Welt wegen ein und derselben Sache so einen Wahnsinn veranstalten“. Peter redete mehr zu sich selbst als dass er mit irgendeinem im Raum sprach. Die Wohnung, inmitten der Stadt, lag im Dunkeln. Er hatte eine Schreibtischlampe an und darunter fanden sich unzählige Stellenangebote, Bewerbungen und Kopien von Lebensläufen. Stundenlang hatte er darüber gebrütet. Die Suche nach einer neuen Arbeit gestaltete sich doch schwieriger als erwartet. Technische Spezialisten waren zwar gefragt aber die Möglichkeiten sehr eingeschränkt. Wie viel zu oft musste er daran denken, was sein Vater ihm gesagt hatte, er solle Handwerker werden. Peter sah auf die Uhr und erschrak ein wenig. Ein weiterer Blick zum Fernseh- und auf das für ihn uninteressante Programm. Die Entscheidung war gefallen, er trat den Gang zum Bett an. Morgen würde die Welt wieder ganz anders aussehen. Mit diesen Gedanken ging er schon seit Wochen zu Bett.
Der Morgen begann viel zu früh um angenehm zu sein. Noch viel zu müde stand Peter auf und machte seinen Weg in das Bad. Nach dem Anziehen stand er in der Küche und machte das Radio an. „Es war ein unglaubliches Ereignis und die Tatsache, dass Caroline Derenne ihren ersten Preis erhalten hatte war längst überfällig“. Teilte die Sprecherin des Radios mit. Hört das denn nie auf? Gibt es den nichts Wichtigeres in der Welt? Über das Radio murrend schnappte er sich seine Tasse Kaffee. Im Wohnzimmer suchte er den Platz auf der Couch. Vielleicht würden die Nachrichtensender mehr zutage bringen. Die Idee war auch nicht besonders gut. Das Erste was thematisiert wurde waren die Wirtschaftsnachrichten und die Arbeitslosenzahlen. Oh klasse ging es Peter durch den Kopf. Genau, was ich hören wollte. Peter rollte die Augen und lehnte sich zurück. Nach etlichen Kaffee und weiteren nicht berauschenden Meldungen setzte er sich an seinen Rechner um die Onlinestellenbörsen zu begutachten. Beim Öffnen des Postfaches lachte ihn sofort eine hohe Anzahl von Nachrichten an. Schauspielerin wieder zurück und beginnt mit Paukenschlag oder Überschriften wie „Die Kleiderauswahl war ein wahrer Augenschmaus“. Dazwischen schlich sich eine Nachricht mit den Worten „Traumpaar in Gefahr“! Es dauerte bis Peter die meisten Mails identifizierte, Markierte und dann löschen konnte. Mal abgesehen von der Tatsache, dass so viel Spam zu finden war wurden einige der Meldungen, über die Adressen seiner Freunde und Bekannten, einfach weitergesendet. Immer wieder dasselbe, dachte sich Peter. Wie kann man seine Zeit nur mit so viel Mist vergeuden? Nach 10 Minuten war er endlich am Bodensatz angekommen. Die letzten fünf Eingänge waren von wirklichem Interesse für ihn. Sehr geehrter Herr Helmstedt, wir danken ihnen für ihr Interesse … gelöscht. Die nächsten Nachrichten hatten leider auch keinen besseren Inhalt. Er kannte die hohlen fraßen schon viel zu gut um sich noch die Mühe zu machen alles bis zum Schluss zu lesen. Zu Beginn seiner Suche hatte er sich eine Liste angelegt, um zu wissen, wo er sich bereits beworben hatte. Inzwischen war ihm das egal geworden. Wenn er eine annehmbare Stelle gefunden hatte, dann schrieb er einfach eine Bewerbung. Die vierte Nachricht war schon etwas besser. Eine Einladung zum Gespräch. Auch wenn ihm klar war, dass diese nur zur Kaffeerunde taugte und nur die Arbeit der Zeitarbeitsfirmen erleichterte, so war es wenigstens ein Termin. Die letzte Nachricht dagegen war ein echter Lichtblick. Eine handfeste Einladung zum Vorstellungsgespräch. Damit ist der Tagesbeginn ja doch noch gerettet worden. Es klingelt an der Tür. Normalerweise ungewöhnlich für die Uhrzeit. Jedoch war Peter sofort klar, wer sich da wieder einmal, ohne eine Anmeldung, selbst zum Dauerbesuch eingeschrieben hatte. Markus hatte zwei Wochen Urlaub, obwohl die Beschreibung Überstundenabbau besser traf. Er arbeitete als Kaufmann in einem größeren Unternehmen in der Stadt. Markus hatte Peter beim Aufsetzen der Bewerbungen und beim Anfertigen des Lebenslaufs geholfen. Darüber hinaus war Markus auch sein bester Freund und sein ehemaliger Trauzeuge. Die Besuche waren gut gemeint, da aber Markus die Angewohnheit hatte ihm eine Frau besorgen zu wollen nicht sehr hilfreich.
„Wer stört“, sprach er hinein und bekam zurück „an deiner Tür klingeln Supermodels, die dich alle flach legen wollen“ Markus Stimme war bester Laune. “Ja, ja schon klar, komm hoch“ und Peter drückte die Türöffnung. Begleitet von Kopfschütteln öffnete Peter die Haustür und begab sich zurück zum Wohnzimmer. „Bin da, wer noch“? Schallte es von der Eingangstür. „Wohnzimmer“ kam es von Peter zurück. Die Tür ging zu und einige Schritte später stand Markus da. „Wie geht es dir, du Ausreißer“. Über Nacht richtig hingelangt“? Noch während Markus das sagte, grinste er quer über das Gesicht. „Nein habe ich nicht aber dafür einen neuen Termin zum Vorstellungsgespräch“. Peter hob seine Kaffeetasse und lächelte Markus dabei zu. „Genau das wollte ich sicher nicht wissen. Die Frage, mein Freund, ist, wann du wieder in den Sattel hüpfst und eine Runde reitest“. Beim nahe legen dieser Frage setzte sich Markus neben ihn und klopfte Peter die Schulter. Peter reagierte. “Also jetzt mal ehrlich Mann, dir sollte doch inzwischen klar sein das meine Prioritäten nicht so aussehen“. Peter schaute seinen Freund an und zog eine Braue hoch, um auf die Reaktion seiner Worte zu erwarten. „He nur, weil du keinen Job hast musst du nicht auf allen Spaßes verzichten. Sex kosten nichts oder na ja, wenn du Interesse an Svenja hast. Ich könnte dir einen netten Abend ausgeben“. Markus hatte wirklich viel Spaß daran ihm sein stillgelegtes Privatleben vor die Nase zu halten. Doch bevor Peter antworten konnte, unterbrach ihn das Klingeln von Markus Smartphone. Peter machte ein ernstes Gesicht und zog die Augenbrauen hoch. „Dein blödes Gerät nervt“ Markus reagierte nicht auf seine Worte. „Stopp warte mal“. Markus setzte seinen mitgebrachten Kaffee ab und zog das Gerät aus der Innentasche des Sakkos. “Aha, hier kommen die neusten Nachrichten und Tratsch. Ich liebe das Internet“. Peter konnte der Begeisterung seines Freundes, für das Internet, nichts abgewinnen. Er hatte sich zwar breitschlagen lassen ein Profil im sozialen Netzwerk zu erstellen. Allerdings nutzte er dieses kaum. Er konnte daran nichts finden.
Wozu auch, so viele Leute kannte er nicht und Peter war es egal, was die Prominenten diese Welt so trieben. „Die Frau ist der Hammer, die würde ich mal zu gerne. Hör dir das an“. Markus begann die Meldung zu lesen. „Auch, wenn das Paar Nummer eins in der Filmstadt ist und auch gemeinsam erschienen, so konnte jeder gute Beobachter sehen, dass es eine Distanz zwischen den beiden gab. Frau Caroline Derenne, bekannt aus den Filmen „Die Ewigkeit der Nacht“ und „Freier Wille“, machte auf dem roten Teppich einen verlorenen Eindruck. Mit der schauspielerischen Leistung in „Durch Feuer und Flamen“. War der Preis absolut gerechtfertigt. Es ist aber anzunehmen, dass sie ihr Trauma noch nicht ganz überwunden hat“. Peter unterbrach die Ausführungen von Markus. „Markus, dieser Scheiß juckt mich nicht im Geringsten. Ich habe weitaus wichtigeres um das ich mich kümmern muss als anderen Menschen bei ihrem Leben zuzusehen.“ Markus zog eine Grimasse und antwortete bissig zurück. „Ich poste dir das auf dein Profil. Dann kannst du dir das später durchlesen und nur um das klarzustellen.
Die van de Meer hat es voll drauf als Journalistin, ach und ziehe den Kopf aus dem Arsch und begreife das die Welt nicht nur aus Problemen besteht. Würde dir echt gut tun dich auch mal mit anderen Dingen zu beschäftigen“. Demonstrativ steckte Markus sein Smartphone weg, jedoch nicht ohne es Peter zuvor ins Gesicht zu halten.
Peter schnaubte darauf verächtlich und nahm einen großen Schluck aus seiner Tasse. „Also mein Freund was wollen wir heute machen“. Fragte Markus und wartete ab. „Da habe ich eine tolle Idee, du machst dich vom Acker und ich werde weiter daran arbeiten mein Leben zurückzubekommen“. Die kleine Bösartigkeit im aufgesetzten Lächeln von Peter war klar und deutlich aber Markus ließ sich nicht davon stören. “Scheiß Idee, besser wir Zwei werden jetzt mal da raus gehen“, Markus zeigte mit dem Finger aus dem Fenster „und werden mal am richtigen Leben teilnehmen“. Peter schaute zu ihm auf und betrachtete, wie Markus auf eine Art Heinzelmännchen hin und her hüpfte. „Ich war gestern den ganzen Tag über draußen, ergo hatte ich meine Ladung frische Luft und Leute bereits“. Gab Peter entgegen. „Auf Ämter herum zu hängen und Formulare auszufüllen ist nur dann als solches zu sehen, wenn du nichts von den Ämtern und Beamten brauchst. Soll heißen, wenn du dort hingegangen wärst um die schöne Sachbearbeiterin abzuschleppen“. Siegessicher stellte sich Markus, gerade und aufrecht, wie ein Baumstamm hin und betrachtete Peter von Oben herab. Peter schnaufte durch, verzog kurz das Gesicht und trank den letzten Schluck Kaffee. „Ist dir eigentlich klar, wie sehr du mich manchmal nervst“? Markus grinste, schaute zur Decke, um danach übertrieben zu nicken. „Ich ziehe mich an“ mit diesen Worten machte Peter sich auf den Weg in sein Schlafzimmer. Markus nutzte die Gelegenheit um sich am Fernseher zu bedienen. Er schaltete durch die Programme, bis er etwas fand, das ihn interessierte. Die Nachrichtensendung brachte erneut Bilder von der Verleihung des Vorabends und darunter auch Caroline Derenne wie sie ihren Preis entgegennahm. „Also ich kann es immer wieder nur sagen. Die Frau hat einfach was. Das nenne ich mal eine echte Traumfrau. Das wäre genau mein Ding“. Peter schaute aus dem Schlafzimmer zu seinem Freund rüber. „Wenn die Frau so unglaublich ist, dann wird die mit dir bestimmt nichts anfangen können“. Markus verzog das Gesicht. „Versuch du erst mal wieder überhaupt auf das Pferd zu steigen“. Peter antwortet nicht, sondern beließ es bei einer Geste und einem Grinsen.