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EINLEITUNG

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Ich schrieb dieses Buch, für das ich aus meiner Karriere als ordentlicher Romanschriftsteller ausbrechen musste, weil man mich bat, es zu tun, und weil ich das Projekt unwiderstehlich fand. Als Ian Fleming 1964 viel zu früh verstarb, war man der Meinung, James Bond sei eine so beliebte Figur, dass man ihm nicht einfach erlauben könne, seinem Schöpfer zu folgen. Wen gab es also, der in der Lage wäre, einen angemessenen Nachfolger für den Fleming-Kanon zu schreiben?

Ich war zweifellos eine ebenso gute Wahl wie jeder andere. Mein letzter Roman, der unter meinem eigenen Namen erschienen war, handelte teilweise von Spionage. Wichtiger war jedoch, dass ich 1965 Geheimakte 007. Die Welt des James Bond veröffentlicht hatte, das als unbeschwerter und einfühlsamer Überblick über die bis dahin veröffentlichten dreizehn Bände gedacht war. Einen Großteil davon hatte ich vor Flemings Tod geschrieben, und er hatte alles bis auf drei Kleinigkeiten abgesegnet, die ich berichtigte. Und wie ich schon sagte, ich konnte es kaum abwarten, mich daran zu versuchen.

Die grobe Handlung hatte ich recht schnell entwickelt, allerdings kann ich mich wie bei meinen anderen Romanen nicht daran erinnern, in welcher Reihenfolge die einzelnen Ideen in meinem Kopf auftauchten. Doch die Frage nach dem Schauplatz, dem Wo, das in allen Bond-Abenteuern so wichtig ist, muss ganz am Anfang aufgekommen und eine meiner frühsten Entscheidungen gewesen sein. Er war noch nie auf dem griechischen Festland im Einsatz gewesen, ganz zu schweigen von den Inseln, ebenso wenig wie ich, aber ich hatte einen amerikanischen Freund, der Griechisch sprach und mir bereits versprochen hatte, mir alles von der Akropolis in Athen (und dem Restaurant Dionysos, von dem aus man sie überblicken kann) bis nach Rhodos auf der anderen Seite der Meerenge zwischen Griechenland und der Türkei zu zeigen (einschließlich Tintenfisch und Ouzo am Hafen).

Und das tat er dann auch und noch einiges mehr. Bevor ich mit dem Schreiben anfing, hatte ich schon eine ziemlich genaue Vorstellung, warum Bond nach Griechenland reisen muss. Der bösartige Colonel Sun befindet sich auf einer Insel in der Ägäis. Er wurde von seinen abenteuerlustigen Befehlshabern, den Chinesen, auf eine Mission geschickt, um einen Schlag auszuführen, der sich nicht nur gegen den Westen im Allgemeinen und Griechenland im Besonderen richtet, sondern gegen Russland (also bekommt Bond eine russische Gehilfin). Außerdem ist M dort, allerdings nicht freiwillig – und es gibt einen guten Grund für seine Anwesenheit: Bei einem Blick auf die Landkarte fiel mir auf, dass sein Haus in Windsor Park nur ein paar Kilometer vom Londoner Flughafen entfernt liegt, sodass jeder, der planen würde, ihn zu entführen und außer Landes zu schmuggeln …

Ich musste natürlich zwei Reisen unternehmen, nach Athen und Piräus und vorbei am Kap Sounion zur Kykladengruppe, bestehend aus Kea, Kythnos, Serifos, Sifnos, Paros, Naxos und Ios – zwischen den letzten drei platzierte ich meine erfundene Insel Vrakonisi. Die erste Reise diente der Inspiration, die zweite unternahm ich, um sicherzustellen, dass die Details stimmten, die in jedem Bond-Roman essenziell sind. Es war nicht weiter schwierig, die besten Oliven, die besten Krustentiere und den besten örtlichen Wein zu finden, und mit den Beschreibungen der Sonne, des Meers und der Inseln hätte ich Dutzende von Notizbüchern füllen können. Wir reisten mit einem fünfzehn Meter langen umgebauten Fischerboot namens Altair, dem Zwilling und Namensvetter des Boots im Buch, und über dieses Fahrzeug und diese Erfahrung gab es eine Menge zu erzählen. (Noch mal würde ich mich wohl nicht in diese trügerischen Gewässer wagen.)

Dieses Material besserte ich mit dem Geheimdienstjargon und dem mutmaßlichen organisatorischen Hintergrundwissen auf, das ich durch meine Lektüre von Flemings Romanen und bestimmten sachbezogenen Broschüren aufgesogen hatte. Es gab ein nützliches Themengebiet, mit dem ich mich aus persönlicher Erfahrung bestens auskannte: ein paar der Infanteriewaffen aus dem Zweiten Weltkrieg. Also erschießt der Gute den Bösen in Colonel Sun nicht mit einer zeitgenössischen Waffe, sondern mit einem etwas genaueren Lee-Enfield-Geradezugverschlussgewehr, und die Heldin benutzt eine Thompson-Maschinenpistole, eine Waffe, mit der ich mich wieder näher beschäftigte, als sich herausstellte, dass die echte Altair ein funktionstüchtiges Exemplar in ihrem Ausrüstungsschrank hatte – »in Griechenland kann man nie wissen«, sagte der Kapitän.

Doch der James Bond aus Dr. No und Goldfinger hätte sehr viel mehr technisches Fachwissen benötigt, als ich liefern konnte. Der Amis-Bond greift seinen Feind mit Handgranaten oder einem Jagdmesser an, vertilgt vor einem nächtlichen Angriff Würstchen und Obst und marschiert zu Fuß los, um seinen Feind zu töten. Kein Hovercraft, keine Hubschrauber, keine Raketen, keine doppelten Portionen Beluga-Kaviar, die weiß gekleidete Kellner im Kerzenlicht eines Restaurants servieren. Er hat keine Verwendung für einen Dietrich und einen Sendeempfänger und den ganzen Rest der technischen Spielereien, die ihm die Q-Abteilung bei seiner Abreise mitgibt. Seine eigene Stärke, Entschlossenheit und Erfindungsgabe genügen ihm.

Der Unterschied zum ursprünglichen Bond, dem echten Bond aus den Fleming-Romanen, ist geringer als der zum Bond aus den Filmen, dieser verwegenen, aber unbedeutenden Figur, die vor oder nach der Flucht mit dem Raketenrucksack oder dem tauchfähigen Auto mit eingebautem Raketenwerfer oder dem reaktorbetriebenen Eisberg ganz beiläufig lässige Sprüche reißt. Die bislang aberwitzigste Abweichung ist die zwischen dem Buch Der Spion, der mich liebte (1962), das von einer netten jungen Kanadierin handelt, die gerade ein wenig Pech im Leben hat und von einem anständigen englischen Polizisten namens James Bond vor zwei Schmalspurganoven gerettet wird, und dem Film mit demselben Titel (1977), in dem ein Psychopath versucht, den Dritten Weltkrieg auszulösen, indem er amerikanische und russische U-Boote entführt, und Bond sich enorm ins Zeug legen muss, um ihn aufzuhalten.

Flemings Bond fand jede Menge Zeit, sich ins Zeug zu legen (und zwar wesentlich glaubwürdiger und spannender), während er sich verhielt wie ein glaubhaftes reales menschliches Wesen. Niemand würde in ihm eines der bedeutenden Charakterporträts der englischen Literatur sehen, aber er hat sehr viel mehr Persönlichkeit als die bloße »Silhouette«, die ihn sein Schöpfer abschätzig nannte. Zäh, ja, einfallsreich, zweifellos, aber gleichzeitig durchaus fähig, Empörung, Gewissensbisse, Reue und Zärtlichkeit zu empfinden und einen Beschützerinstinkt gegenüber hilflosen Wesen zu entwickeln, wie zum Beispiel in »Die Hildebrand-Rarität« und Feuerball. Und deswegen sind seine Abenteuer so viel interessanter als die jugendlichen Fantasien des filmischen »James Bond«.

Es erscheint mir angemessen, diese Einleitung im Gedanken an Ian Fleming zu beenden, der ein meisterhafter Schriftsteller spannender Geschichten in der Tradition von Conan Doyle und John Buchan war. Ich persönlich fand es unmöglich, auf würdige Weise in seine Fußstapfen zu treten, aber ich fühle mich geehrt, dass ich die Gelegenheit erhielt, es zu versuchen, und es hat mir sehr viel Spaß gemacht.

Kingsley Amis

London, 1991

James Bond 15: Colonel Sun

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