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Das Horn des Schiffes erklang, ein langgezogenes tiefes Heulen, das uns alle aufschreckte.

»Fast Zeit, die Segel zu setzen«, sagte Mr Young zu Mr Mansour. »Von dieser anderen Reisegesellschaft sehe ich keine Spur, daher darf ich Sie um die Kabinen auf der Backbordseite bitten, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«

»Ich wünschte, ich könnte Ihnen den Wunsch erfüllen, Sir«, sagte Mr Mansour unglücklich. »Doch ich glaube, da kommen sie gerade.«

Er streckte den Finger aus – und zu meiner Verblüffung hielten in diesem Moment in einer Staubwolke die Kutschen von Theodora Miller und ihrer Gruppe vor dem Schiff. Ich hörte, wie Mrs Miller den Fahrer anbrüllte, einen Mann, der regelrecht verzweifelt aussah.

»SIE HABEN DEN LANGEN WEG GENOMMEN! DEN LANGEN! TJA, DAFÜR WERDE ICH SIE NICHT BEZAHLEN! HEPPY, STEIG AUS! NEIN, NICHT SO! MIT MEHR GRAZIE! DANIEL, HILF IHR!«

Der junge Mann – Daniel – hüpfte leichtfüßig aus der zweiten Kutsche und bot seine Hand der kämpfenden Heppy an, deren Locken wenig elegant aus ihrem Zopf entkamen und in ihr Gesicht fielen, während sie sich mit den Beinen völlig in ihrem Kleid verfangen hatte. Einen Moment lang blickte Heppy verloren und verängstigt zum Schiff und dann zu uns, und erinnerte mich dabei an unsere Freundin Küken, wenn man sie tadelt. Als unsere Blicke sich kreuzten, muss sie den Schrecken in meinem Gesicht erkannt haben, denn schnell zog sie den Kopf wieder ein.

Die Gruppe trat an die Landungsbrücke. Theodora segelte förmlich hinauf, als wäre sie selbst ein Schiff, und stellte sich schließlich vor Mr Mansour.

»Ich bin THEODORA MILLER«, teilte sie ihm mit. »Ich bin mit meiner Gruppe hier, um eine Verbindung zum Alten Ägypten aufzunehmen. Ursprünglich stammen wir nämlich aus diesem Land. In unserem ersten Leben.«

»Seien Sie mir gegrüßt, verehrte Gäste«, empfing sie Mr Mansour kleinlaut, während er von Theodora Millers strengem Gesicht zu seinem Klemmbrett und zurück schaute. »Willkommen an Bord. Sollten Sie irgendetwas benötigen, zögern Sie nicht, uns darauf anzusprechen. Nun wollen wir sehen … Ihre Reisegesellschaft …«

»Ich gehe davon aus, dass ich in einer Kabine mit eigenem Badezimmer untergebracht bin?«, fragte Theodora. »Nun beeilen Sie sich schon – heraus mit der Sprache!«

»Ja, äh, Madam, selbstverständlich«, sagte Mr Mansour, ordentlich aus dem Konzept gebracht. »Sie sind in der Kabine mit Badezimmer auf der Backbordseite, Nummer sieben. Ihre Tochter, Miss Hephzibah Miller, ist in Kabine Nummer eins, Ihr Sohn, Mr Daniel Miller, in Kabine drei. Miss Ida Doggett hat eine Kabine mit Bad: Nummer fünf. Mr Narcissus DeWitt ist in Kabine neun und Miss Rhiannon Bartleby ist in Kabine elf untergebracht.«

»Aber ich brauche ebenfalls ein eigenes Bad«, fuhr der runzlige alte Narcissus DeWitt auf. »Das ist schlicht nicht hinnehmbar, Mann!«

Aus der Nähe fiel mir auf, dass Mr DeWitts goldene Haare so auffällig glänzten, weil sie gefärbt waren. Die Farbe war merkwürdig, fast grünlich und sein Haar klebte wie ein Helm an seinem Kopf. Es kostete mich einige Überwindung, es – und seine Falten – nicht anzustarren. Er war um einiges älter, als ich bisher angenommen hatte.

»Aber es war keines gebucht«, erklärte Mr Mansour versöhnlich. »Ich bedaure sehr –«

»Theodora!«, rief Mr DeWitt. »Wie kannst du Thutmosis das antun?«

»Gib Ruhe, Narcissus!«, entgegnete Theodora Miller. »Man hat dich erst vergangene Woche als Thutmosis bestätigt, viel zu spät, um noch ein Badezimmer für dich zu buchen.«

»Ähm«, sagte Mr Mansour. Er tupfte sich mit einem Taschentuch die Schläfen ab. »Verzeihen Sie, ich bin nicht sicher, ob ich verstehe …«

Nun meldete sich Heppy zu Wort, während sie sich die Haare aus dem Gesicht schob und Mr Mansour anblinzelte.

»Sehen Sie, Mr Mansour«, hauchte sie atemlos und blickte dabei zu Theodora Miller, wie um deren Einverständnis einzuholen, »dies sind sehr wichtige Leute. Mr DeWitt war in seinem vergangenen Leben Thutmosis, der Dritte. Miss Bartleby war Nofretete und Miss Doggett war Kleopatra. Sie sind hier, um mehr über sich selbst zu erfahren, daher müssen Sie ihnen helfen, wo Sie nur können. Und M– … Mrs Miller ist von allen am wichtigsten. Sie ist die Reinkarnation der Pharaonin Hatschepsut, Tochter von Amun-Re. Sie ist eine Göttin auf Erden.«

Der Tod setzt Segel

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