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Die Dachkammern

Am Samstag und Sonntag hatte Elke im Prinzip frei, jedoch war vereinbart, dass sie an solchen Tagen auch arbeiten konnte oder zu Arbeiten herangezogen werden konnte, wenn sie am Wochenende in dem Anwesen blieb und besondere Arbeiten anfielen. Die Stunden wurden angerechnet oder gesondert vergütet. Wenn sie bei der Zubereitung des Essens half, konnte sie mitessen. Die lautstarke Auseinandersetzung mit Jörg hatte sie die halbe Nachtruhe gekostet, und seine in das Haus hineingeschriene Behauptung, dass sie „einen Typen“ in ihrer Wohnung habe, wollte nicht verklingen. Sie putzte den Flur und die Treppe, dabei ließ sie ihre Wohnungstür und auch die innere Zimmertür weit offen stehen; dem Alten hatte sie eingeschärft, ruhig im Bett liegen zu bleiben (und gleichzeitig versprochen, alle Viertelstunden nach ihm zu sehen). Als dann Karl Klüber mit einer Tasche voll Werkzeug vorbeiging, um endlich die Vorhängeschlösser an den Türen der Dachkammern zu entfernen, musste er einfach denken, dass niemand, der „einen Typen“ bei sich versteckt, die Wohnungstür so weit offen stehen lassen würde. Und tatsächlich machte Klüber einen kleinen, scheinbar unbeabsichtigten, linkisch wirkenden Bogen zur geöffneten Tür hin, stellte ächzend den Werkzeugkasten hin, blinzelte wie zufällig in die Wohnung, äußerte sein Wohlgefallen über Elkes fleißige Putzarbeit, und stampfte dann die enge Treppe zum Dachboden hinauf. Elke putzte die Treppe abwärts, und als später Klüber nach Elke rief, sie solle doch bitte mal hochkommen und auch seine Frau mitbringen, sah Frau Klüber im Zuge dieser Aktion endlich auch die weit geöffnete Tür zu Elkes Wohnung. Elke war die erste, die den Dachboden erreichte und die ihr wohlbekannte Dachkammer betrat. „Schauen Sie“, sagte Klüber mit lauter, entsetzt klingender Stimme, so dass auch die gerade herankommende Ehefrau ihn verstehen musste, „seit Jahrzehnten nicht benutzt, sieht auch so aus, dicker Staub überall, sehen Sie, überall Spinnweben, aber viele sind zerrissen, und die Liege und das Tischchen… hier war jemand drin, vor kurzem war hier jemand drin!“ Inzwischen stand auch Frau Klüber in der Kammer und starrte auf die Liege. „Meinst du wirklich?!“ stieß sie heraus.

Klüber zeigte auf einige deutliche Spuren im Staub auf dem Nachttisch. Elke reagierte so hysterisch, dass sie kaum noch unterscheiden konnte, ob sie schauspielerte oder ihre Gefühle tatsächlich im Galopp mit ihr durchgingen. „Sehen Sie!“ kreischte sie, „der ist hier, und er kann durch verschlossene Türen gehen…. Vielleicht auch durch Wände!“

Sie griff mit den Händen an ihr Herz, wankte, als sei sie kurz vor der Ohnmacht, stammelte immer wieder, was für eine Angst sie nun habe, vergaß aber auch nicht mit einem herausgestammelten Nebensatz zu erwähnen, dass sie nun befürchte, dass das Sicherheitsschloss in ihrer Tür gar keinen Schutz bieten könne. Sie flüchtete laut schluchzend aus der Kammer, polterte die Treppe hinab, in ihre Wohnung, und schlug die Tür zu. Klüber hatte noch „ Elke! So warten Sie doch!“ hinterhergerufen… Frau Klüber hatte ihn mit Lass sie doch, lass sie doch! beruhigt.

Der alte Mann und das Haus

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