Читать книгу Hitler - UFOs - Okkultismus: Die unheilvolle Verbindung - Roland M. Horn - Страница 9

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2. Hitler, Ariosophie und die Thule-Gesellschaft

Tatsächlich stellt der Historiker Michael Hesemann in seinem Buch Hitlers Religion fest:

„[…] war die NSDAP mit ihrem eschatologischen Erlösungsversprechen und ihrer totalen Fixierung um den selbsternannten Erlöser Adolf Hitler tatsächlich eine Sekte, waren ihre Anhänger und Helfershelfer bis hin zu den SS-Schergen in den Konzentrationslagern nichts als fanatisierte Jünger eines destruktiven Kultes.“ (Hesemann 2004, S. 17)

Interessant ist auch ein Zitat des gleichen Autors, das er aus dem Buch „Das Ende des Hitler-Mythos“ von Josef Greiner übernahm. Hesemann schreibt:

„Hitler zerbrach sich … den Kopf über das Fakir- und Yogatum in Indien, deren Anhänger durch die Anwendungen im Sinne von der Außenwelt und durch die Konzentration des Denkens nach innen, die sie durch Selbstkasteiung aller Art erreichten, unglaubliche Wunder an menschlicher Willenskraft vollbringen … Hitler setzt nicht den geringsten Zweifel an die Wahrheit der Berichte, dass Fakire willkürlich ihr Herz zum Stillstand bringen konnten und sich tagelang eingraben ließen, oder, dass sie mehrmals nacheinander nackt durch fünf Meter lange Feuergräben gehen konnten, ohne Schaden zu nehmen… Dieses Geheimnis suchte er selbst zu ergründen und machte mit seiner Hand Proben über dem Gasrechaud …

Da zur damaligen Zeit in Wien mehrere öffentliche Vorträge über Okkultismus gehalten wurden, besuchte sie Hitler. Er gelangte durch sie auf das Gebiet der Telekinese, der Berührung von Gegenständen aus der Ferne … und glaubte an ähnliche Erscheinungen wie bei der Wünschelrute. …

Mit Vorliebe befasste sich Hitler auch mit der Physiognomik und machte, wenn wir zusammen im Kaffeehaus oder in der Straßenbahn saßen, Gesichtsanalysen … Auch der Graphologie, der zur Erforschung der Persönlichkeit immerhin eine gewisse praktische Bedeutung zukommen mag, brachte Hitler großes Interesse entgegen. Seine Liebe galt aber zweifellos der Astrologie … Geheimlehren … Zahlenmystik … Was die Erforschung der menschlichen Seele betrifft, befasste sich Hitler emsig mit der Hypnose, dem Vorahnungsvermögen und dem zweiten Gesicht…“ (Zit. nach Hesemann 2004, S. 31)

Wenn wir diesen Erinnerungen Greiners trauen können (es muss erwähnt werden, dass Greiner von Zeugen als „Schwätzer, der einen schlechten Einfluss auf Hitler ausübte“ bezeichnet wird, wobei es allerdings unwahrscheinlich ist, dass Greiner sich dies alles aus den Fingern gesogen hat), erkennen wir hier einen ersten deutlichen Hinweis darauf, dass der junge Hitler ein sehr großes Interesse an parapsychologischen Phänomenen, wenn nicht sogar am Okkultismus, hatte. Wenn wir beide Zitate im Zusammenhang betrachten, sehen wir, dass der junge Hitler in die Fänge des Okkultismus geriet und später einen eigenen Kult aufzog.

Hier geschah also möglicherweise genau das, was Keel bzw. Vallée über das UFO-Phänomen aussagten, nämlich, dass ein leichtgläubiger junger Mensch in den Bann des Okkulten geriet und das tat, was die okkulten Mächte laut Vallée und Keel über das Vorhaben der fremden Intelligenzen, die eigentlich so fremd gar nicht sind, wollten.

Hesemann weist darauf hin, dass es bekannt sei, dass Hitler zeitlebens mit dem Okkultismus liebäugelte und er einige seiner ersten Anhänger wie Rudolf Heß, Heinrich Himmler, Hans Frank und Alfred Rosenberg direkt „aus den Reihen esoterischer Logen und Geheimbünde rekrutierte“.

Auch Herrmann Rauschning1, der Senatspräsident (Regierungschef) der Freien Stadt Danzig in den Jahren 1933 und 1934, erkannte offensichtlich ebenfalls die Hingezogenheit seines Führers zum Okkultismus und zitiert in seinem Buch Gespräche mit Hitler eine „kluge Frau“ aus dem Bekanntenkreis Hitlers, die zu Hitler sagte:

„Mein Führer, wählen Sie nicht die schwarze Magie. Heute stehen Ihnen noch beide offen, die weiße wie die schwarze. Aber wenn Sie sich einmal für die schwarze Magie entschieden haben, wird sie nie mehr aus Ihrem Schicksal verschwinden. Wählen sie nicht die schnellen und leichten Erfolge. Ihnen steht die Macht offen über ein Reich reiner Geister. Lassen Sie sich nicht von Ihrem wahren Wege durch erdgebundene Wesen, die Ihnen die Schöpferkraft rauben, abbringen.“ (Rauschning 1940, S. 202)

Rauschning selbst sagte in der Folge, dass Hitler sich Kräften auslieferte, die ihn fortrissen, nämlich Kräfte dunkler und zerstörerischer Macht. Er habe sich einem „Zauber ausgeliefert, den man wohl mit gutem Grunde und nicht bloß im bildhaften Vergleich als eine dämonische Magie bezeichnen konnte.“

Und statt eines Mannes, der sich im Höhersteigen von Stufe zu Stufe der Schlacken einer dunklen Vergangenheit entledigte und freier und klarer wurde, sah man ein Wesen, das mehr und mehr zu einem Besessenen wurde, der mit jedem Schritt gebundener, knechtischer, ohnmächtiger, der Raub von Mächten, die sich seiner bemächtigen und ihn nicht mehr losließen.“ (Rauschning 1940, S. 202)

Auch Keel bezog sich auf Rauschning, als er in einem Buch Our Haunted Planet Hitlers Aussage

„‚Der neue Mensch lebt unter uns. Er ist da!’, rief Hitler triumphierend. ‚Genügt Ihnen das? Ich sage ein Geheimnis. Ich sah den neuen Menschen, furchtlos und grausam. Ich erschrak vor ihm.’“

(Keel 1971, S.184 n. Rauschning 1940, S. 233)

zitierte.

Auch Keel bringt Hitler mit schwarzer Magie in Verbindung.

Er weist auf Hitlers seltsame epileptische Anfälle hin, die die klassische Manifestation von Besessenheit hätten und bezieht sich dabei auf Dr. Achille Delmas, der Keel zufolge in seinem Buch „Hitler, essai de biographie psycho-pathologique“ zitierte:

„Eine Hitler nahestehende Person erzählte mir, dass er in der Nacht weinend und mit Krämpfen aufwachte. Er rief nach Hilfe und schien halb gelähmt zu sein … Er äußert konfuse und unverständliche Laute, keuchend, als wenn er kurz vor dem Ersticken wäre.“ (Keel 1971, S. 184, in der Auslassung steht bei Rauschnings Hitler Speaks, in dem das Zitat ebenfalls angeführt wird, aber den Namen des Zitierenden nicht nennt, noch: „Seine Lippen waren blau. Schweiß strömte sein Gesicht herunter. Plötzlich begann er, Zahlen und seltsame Wörter und ganz von Sinn befreiten gebrochene Phrasen herunter zu leiern. Es klang schrecklich.“ (Rauschning 1939, S. 256)

Hitler soll manchmal plötzlich ausgerufen haben: „Er ist hier! Dort! In der Ecke!“ Er habe in den leeren Raum gezeigt, wo er anscheinend Wesen sah, die andere nicht sehen konnten. Keel stellt die Frage in den Raum:

„War es Wahnsinn? Oder war Adolf Hitler heimgesucht und gelenkt von Ultraterrestriern?“

Das o. g. Erlebnis wird in der englischsprachigen Ausgabe von „Gespräche mit Hitler“ Hitler Speaks ähnlich geschildert wie es Delmas und Keel beschrieben, und zwar in einem Kapitel namens „Hitler himself“, das in der deutschen Ausgabe allerdings gänzlich fehlt! Dort gibt Rauschning jedoch den Namen seines Informanten nicht an.

Hesemann klärt uns über die Wiederbelebung des Okkultismus in Deutschland auf. Den Ursprung sieht er in der bereits erwähnten Theosophie und einem Roman von Guido List namens „Carnuntum“, den er 1888 schrieb und in dem er in romantischer Verzerrung die Völkerwanderung zum Sieg der moralisch hochstehenden germanischen über die verkommene römisch-christliche Welt idealisierte. Schon als Kind schwärmte List von dem germanischen Gott Wotan und versprach, einen Tempel für diesen Gott zu errichten, wenn er erwachsen sein würde. In seiner Jugend hatte er Differenzen mit seinem Vater bezüglich seiner Berufswahl. Wie es so oft der Fall ist, wollte der Vater, dass der Sohn Kaufmann werden und sein Geschäft übernehmen soll, während der Junior aber lieber Gelehrter oder Künstler werden wollte. Nur widerwillig arbeitete er in der Firma seines Vaters. Als sein Vater 1877 starb, wurde er Schriftsteller. Zunächst schrieb Guido Artikel für einschlägige Heimatzeitschriften aus dem völkischen Spektrum, später Kurzgeschichten und dann sein o. g. Buch. Es ging ihm dabei um die Wiederentdeckung heidnischer Traditionen in Brauchtum und Sagen. Auf mittelalterlichen Wappenbildern will er magische Runen und okkulte Zeichen erkannt haben.

In einem weiteren Buch, „Ostaras Einzug“, beschwor List den Göttervater Wotan, „seine Germanen nach tausendjähriger Dämmerzeit aus der christlichen Unterdrückung zu neuer Macht und Größe zu berufen.“ 1907 gründete er den sogenannten „Hohen Armanen Orden“ (HAO), einen mystischen Geheimbund, dessen Mitglieder er persönlich auswählte.

List glaubte, wie Madame Blavatsky, dass der Ursprung der „Arier“, der „Herrenrasse“, auf einem Kontinent am Nordpol lag. Sie seien nach Süden vorgedrungen und hätten der Welt die Kultur gebracht. Ihre Widersacher seien die „Herdenmenschen“ gewesen. Eine Große Internationale Partei (GIP), die aus Katholiken, Juden und Freimaurern bestand, hätte sich gegen die arische Rasse verschworen und es verstanden, mit Hilfe von Lügen und Gewalttaten die deutsche Denkweise und deutsches Recht zu unterdrücken und zu vernichten.

List hatte eine Vision von einem neuen Germanien, das von „rassenreinen Ariern“ beherrscht werden sollte. Mischehen gälte es zu verhindern.

1898 schrieb List ein weiteres Buch: „Der Unbesiegbare“. In diesem Buch prophezeite List das Kommen des Führers, das in der germanischen Heldendichtung „Edda“ angekündigt worden war. Ein „Starker von Oben“ werde die Weltherrschaft der Germanen vorbereiten, und sein Zeichen sei das Hakenkreuz. Dieser „Starke von oben“ würde bei jedem Kampf siegen. Der Endsieg sei ihm gewiss.

Hesemann ist sich sicher, dass Hitler von List beeinflusst wurde. Offensichtlich hat Hitlers Jugendfreund August Kubizek bei ihm ein Buch gesehen, das auf dem Titelbild ein Hakenkreuz zeigte, und Hesemann schließt, dass es sich dabei nur um Lists „Das Geheimnis der Runen“ gehandelt haben könnte.

Das Hakenkreuz galt in Lists Lehre als „Zeichen der Sonne und des Lichtes“, das die Arier aus ihrer Urheimat mitgebracht hätten.

1902 hatte List, während er an einem grauen Star litt und bis zu seiner Operation elf Jahre später blind war, Visionen. In dieser Zeit will er in die Vergangenheit geblickt haben. „Erberinnerungen“ aus den Zeiten seiner Vorväter seien in ihm erwacht. „List schaute die Runen“, schreibt Hesemann, „erkannte ihre geheime Bedeutung als Schicksalszeichen der Germanen. Von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften nicht zu Unrecht ausgelacht - denn seine Interpretation des Namens „Edda“ als eh’da („ohnehin schon da“) und ähnliche Deutungen waren wirklich lachhaft - fand er Zuflucht in okkulten Kreisen bei Menschen, die ihn vergötterten, 1907 die Guido-List-Gesellschaft gründeten und seine Schriften herausbrachten. Und auch die Wiener Sektion der Theosophischen Gesellschaft trat diesem Bündnis bei.

List schrieb u. a. Artikel für die theosophische Zeitschrift „Gnosis“, und damit kam es zu einer Verbrüderung mit den Theosophen. In der Folge verstand List seine Studien als völkische Version der Theosophie. So entstand die Ariosophie (Weisheit der Arier), eine Synthese zwischen dem „neuheidnischen Pantheismus der Völkischen“ und germanischer Mythologie, wie Hesemann schreibt.

Seit 1905 gab List die Zeitschrift „Ostara“ heraus, benannt nach der germanischen Frühlingsgöttin. Diese Zeitschrift setzte er ein, um die Ariosophie zu popularisieren. Hesemann zitiert einen Werbeslogan:

„‚Sind Sie blond? Dann sind Sie die Kultur-Schöpfer und Kultur-Erhalter‘. Sind Sie blond? Dann drohen Ihnen Gefahren!‘ Sind Sie ein Mann?‘, stets gefolgt von der Aufforderung ‚Dann lesen Sie die >Ostara<-Bücherei der Blonden und Mannesrechtler!“ (Hesemann 2004, S. 120)

Die Auflage der „Ostara“ stieg auf 100.000 Exemplare und in der Zeitschrift heißt es, sie sei:

„die erste und einzige Zeitschrift zur Erforschung und Pflege des heroischen Rassentums und Mannesrechtes, die die Ergebnisse der Rassenkunde tatsächlich in Anwendung bringen will, um die heroische Edelrasse auf dem Wege der planmäßigen Reinzucht und des Herrenrechtes vor der Vernichtung durch sozialistische und feministische Umstürzler zu bewahren.“ (Hesemann 2004, S. 120

Ein Anhänger von List, Lanz von Liebenfels, der radikal die konsequente Ausmerzung aller fremdrassischen Elemente forderte, sagte:

„Große Fürsten, starke Krieger, gottbegeisterte Priester, Sänger mit beredter Zunge, Weltweise mit hellen Augen werden aus Deutschlands urheiliger Göttererde erstehen, den Sodomsäfflingen wieder die Ketten anlegen, die Kirche des Heiligen Geistes … aufrichten und die Erde zu einer Insel der Glückseligen machen … Unter dem Jubel der befreiten Gottesmenschen würden wir den ganzen Erdball erobern“ (Zit. n. Hesemann 1004, S. 121)

Hesemann ist sicher: Hitler hat die Ostara-Schriften gekannt und gelesen.

„Lanz selbst behauptete sogar, so in einem Brief vom 22. Februar 1932 an einen Neutempler-Bruder, Fra Aemilius‚

‚dass Hitler einer unserer Schüler ist. Du wirst es noch erleben, dass er u. dadurch auch wir siegen u. eine Bewegung entfachen werden, die die Welt erzittern macht.‘“ (Hesemann 2005, S. 122)

Hesemann schreibt, dass der Wiener Tiefenpsychologie Prof. Walter Daim 1951 den ehemaligen Mönch befragte und dieser seine einzige Begegnung mit Hitler im Jahr 1909 schilderte. Der junge Hitler suchte damals Lanz‘ Büro auf und sagte zu ihm, er kaufe regelmäßig die „Ostara“, wenn er sie sich leisten könne, allerdings würden ihm einige ältere Nummern fehlen, und diese wolle er von Lanz direkt erwerben, habe sie aber er dann von ihm geschenkt bekommen.

Hesemann überprüfte die Angaben (die er detaillierter beschreibt als hier geschehen) und stellte fest, dass die Begegnung stimmte.

Hesemann bezeichnet Lanz als einen Antisemiten. Man müsse sich der Juden erwehren, sagte jener, und Hitler stimmte ihm begeistert zu. Hesemann schilderte in der Folge weitere rassistische Aussagen von Lanz.

Die Neutempler verstanden sich als Kaderschmiede einer arischen Weltrevolution. Lanz sagte Hesemann zufolge:

„…der böse Baum weicht, schon zeigen sich die Umrisse einer neuen ariosophischen, ariochristlichen Internationale: Der Faszismus2 […] in Italien, die erwachten Ungarn, die spanischen Faszisten, die nordamerikanischen Ku-Klux-Klan und schließlich für die von der Ariosophie ausgegangene Hakenkreuz-Bewegung in Deutschland … (sind) im Grunde genommen nur Seitenentwicklungen der Ostara-Idee.“ (Zit. n. Hesemann 2005, S. 125, Auslassung in eckigen Klammern, von RMH, in Hinzufügung in runden Klammern von Hesemann)

Doch woher kam diese Idee? Stammt sie tatsächlich nur aus den Hirnen fanatischer Menschen oder waren sie die Eingebung einer okkulten Macht?

Wir erinnern an Vallée, der gesagt hatte, dass sich „das Phänomen“ in Kulten ausdrückt.

Dass sich Hitler für den Spiritismus, eine okkulte Praktik, interessierte, erfahren wir ebenfalls bei Hesemann, der sich wiederum auf Greiners Buch beruft, und feststellt:

„Er [Hitler, Anm. RMH] verschafft sich Zutritt zu solchen [spiritistischen, Anm. RMH] Kreisen, in der Absicht, einen etwaigen Schwindel oder Betrug rücksichtslos aufzudecken. Doch er kam staunend von derlei Sitzungen nach Hause und konnte sich die Vorgänge nicht enträtseln, deren Zeuge er war. Er berichtete, dass beim Erscheinen des Mediums eine Wasserflasche und ein Trinkglas vorerst in heftige Bewegungen gerieten und dann vom Tisch fielen, obwohl der Tisch selbst am Boden befestigt war, sich nicht rührte und auch keine mechanischen Einrichtungen angebracht waren, die eine Bewegung hätten auslösen können. Hitler suchte diese Erscheinung durch Materialisierung von fluidalen, rutenartigen Gliedern zu erklären und glaubte an ähnliche Erscheinungen wie bei der Wünschelrute.“ (Hesemann 2004, S. 137)

Hesemann weist auch darauf hin, dass sich in Hitlers Bibliothek das Buch „Die Toten leben“ befand. Vermutlich meint er damit ein Buch dieses Namens von H. Olhaver, das 1916 erschien.

Eine weitere wichtige Person, die sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts für den Okkultismus interessierte, war Hesemann zufolge der Abenteurer Rudolf Glauber aus Hoyerswerda, der sich selbst Rudolf von Sebottendorff nannte. Als Heizer kam er weit herum. In Ägypten begann sich der Mann für Pyramiden zu interessieren, und später in der Türkei ließ er sich von den Derwischen in der Lehre der Sufis, der islamischen Mystiker, unterweisen. In Bursa lernte er eine Familie griechischer Juden kennen: Die Termudis. Das Oberhaupt der Familie war ein ausgezeichneter Kabbala-Kenner und Sammler seltener alchimistischer und rosenkreuzerischer Schriften. Glauber ließ sich von ihm in eine Freimaurerloge nach dem Ritus von Memphis einführen. Als dieser Kenner der jüdischen Geheimlehre schließlich starb, vererbte er Glauber eine umfangreiche Bibliothek okkulter Bücher.

Zwischenzeitlich wieder in Deutschland und auch in der Schweiz gewesen, gründete Glauber 1909 in Istanbul seine eigene mystische Loge. Den Namen „von Sebottendorff“ nahm er erst 1911 an, vermutlich durch Adoption.

Wieder in Deutschland heiratete er die wohlhabende geschiedene Anna Iffland und konnte sich nun wieder seinen esoterischen Studien widmen. Er las Lists Bücher und war überzeugt von dem Gedanken, dass die islamische Mystik und die Runen die gleichen arischen Wurzeln haben müssten. Er suchte den Kontakt mit den deutschen Ariosophen, und es entstand ein Kontakt zwischen ihm und dem 1912 vom Müller Theodor Fritsch gegründeten Germanenorden.

Bereits 1882 gründete Fritsch, den „Deutschen Müllerbund“, letztlich eine ideologische Plattform für den Antisemitismus.

Fritsch war ein ausgesprochener Antisemit und verfasste sogar einen „Antisemiten-Katechismus“. In seinem Buch „Zur Bekämpfung zweitausendjähriger Irrtümer“ vertrat er die Idee eines ur-arischen, heidnischen Glaubens und forderte die „Befreiung“ (ein Wort, das auch in der heutigen Zeit oft missbräuchlich verwendet wird) des Landes von allen jüdischen und christlichen Einflüssen. In einer neuen Zeitschrift namens „Der Hammer“ forderte er zum sofortigen Handeln auf. Die nun im ganzen Land entstehenden „Hammer-Gemeinden“ schlossen sich 1912 zum „Reichshammerbund“ zusammen, und zwei seiner Gründer, die List-Schüler Karl August Hellwig und George Hauerstein, gründeten eine geheime Schwesterorganisation, eben den oben erwähnten Germanenorden. Dieser sollte die germanische Wiedergeburt einleiten und einen Rassebund von Gleichgesinnten bilden, der zwar wie die Freimaurer aufgebaut war, aber die Freimauerei selbst als „jüdisch beeinflusst“ bekämpfte. Die Mitgliedschaft in diesem Orden stand nur sogenannten germanischen Naturen offen: blond bis dunkelbraun und die Augen blau, grau oder hellbraun. Neue Mitglieder mussten sich, sobald sie als würdig befunden wurden, einem Einweihungsritual unterziehen. Das Zeichen des Germanenordens war – es muss kaum erwähnt werden – das Hakenkreuz.

Bereits 1916 kam es zu einer Spaltung. Das Mitglied Hermann Pohl, der vor dem Anschluss an den Germanenorden einer der Gründer ersten „Wotan-Loge“ gewesen war, trat aus der Gruppe aus und begründete den „Germanenorden Walvater vom Heiligen Gral“, dem sich Ende 1916 von Sebottendorff anschloss, der Ende 1917 einen bayrischen Ableger gründete. Er wurde zum „Großmeister der bayrischen Ordensprovinz“ ernannt und hatte reichlich Zulauf. In der Folge benannte von Sebottendorff den Orden in den weniger verdächtigten Namen „Thule-Gesellschaft zu Erforschung deutscher Geschichte und Förderung deutscher Art“ um. Hesemann zitiert von Sebottendorff mit den Worten: „Der Name klang geheimnisvoll genug, er sagte aber den Wissenden sofort, worum es sich handelte.“ Das Wappenzeichen war das Schwert vor dem Hakenkreuz.

Mit „Thule“ war die mythische Urheimat der Arier gemeint, die wie Madame Blavatsky bereits sagte, auf einem „Kontinent am Nordpol“ gelegen hätte. Hesemann zufolge soll Thule aus anthroposophischer Sicht der Überrest eines größeren Landes namens Hyperborea gewesen sein, das durch eine „Erdachsenverlagerung vereist war, während vorher „die Nordpolländer derart der Sonne zugekehrt waren, dass dort ewiger Tag herrschte.“ Hyperborea wird auch oft mit Atlantis in Verbindung gebracht, das nach Platons Beschreibung aber eine Landmasse im Atlantik gewesen sein muss. Doch das interessierte die „Trommler für Thule“ nicht sonderlich.

Am 9. November 1918, zwei Tage vor Beendigung des Ersten Weltkriegs, kam es zur Revolution in Berlin, und von Sebottendorff rief seine Truppe zusammen und schwor sie auf den Kampf in der neuen Situation ein:

„Wir erlebten gestern den Zusammenbruch alles dessen, was uns vertraut, was uns lieb und wert war. An Stelle unserer blutsverwandten Fürsten herrscht unser Todfeind Juda … Eine Zeit wird kommen des Kampfes, der bittersten Not, eine Zeit der Gefahr.“ (Zit. n. Hesemann 2004, S. 159)

Und forderte nun von den Mitgliedern seines Ordens ein gemeinsames Glaubensbekenntnis ein, das folgendermaßen lautete:

„Unser Orden ist ein Germanenorden, Germanisch ist die Treue.

Unser Gott ist Walvater, seine Rune ist die Arrune.

Und die Dreiheit: Wodan, Wili, We ist die Einheit der Dreiheit.

Nie wird ein niederrassiges Gehirn diese Einheit in der Dreiheit begreifen.

Wili ist wie We die Polarisation Walvaters und Wodan das göttliche immanente Gesetz.

Die Aarrune bedeutet Arier, Urfeuer, Sonne, Adler. Und der Adler ist das Symbol des Ariers …

Die Juden wissen nur zu gut, dass sie den Adler zu fürchten haben …“ (Zit. n. Hesemann 2004, S. 159)

In der Folge gründete die Loge einen konterrevolutionären Kampfbund in der Absicht, durch ihn Einfluss auf die Politik nehmen zu können. Von Sebottendorff kaufte Waffen, die er in den Thule-Räumlichkeiten lagerte, und in der Folge kam es zu einem gescheiterten Putsch und weiteren gewalttätigen Aktionen, woraufhin die Thule-Gesellschaft stark geschwächt wurde und später durch Mitgliederschwund zugrunde ging. Von Sebottendorff erkannte am Ende des 2. Weltkriegs, dass sein Lebenswerk gescheitert war und stürzte sich in den Bosporus.

Lange vorher, am Ende des 1. Weltkrieges, hatte von Sebottendorff gesagt:

„Thule-Leute waren es, zu denen Hitler zuerst kam, und Thule-Leute waren es, die sich mit Hitler zuerst verbanden! … wir sammelten, er führte ans Ziel“.“ (Zit. nach Hesemann S. 163)

Es war Herbst im Jahr 1918, als von Sebottendorff überlegte, wie er die Arbeiterschaft für die Ideale der Thule-Gesellschaft gewinnen konnte.

Er entschied sich, den 29-jährigen Sportreporter und Logenbruder Karl Harrer mit der Gründung eines Arbeiter-Ringes zu beauftragen. Der nun entstandene „Politische Arbeiterzirkel“ tagte wie ein Geheimbund in den Räumen der Thule-Gesellschaft und 1919 gründeten die sieben Mitglieder dieses Ordens die Deutsche Arbeiterpartei (DAP), die sie im Mai 1918 in Deutsche Nationalistische Arbeiterpartei (DNSAP) umbenannten. Ein Monat vorher war auf der Jahrestagung des Germanenordens die Deutschsozialistische Partei (DSP) gegründet worden. Dieser Partei gehörte u. a. Rudolf Heß an. Ein Hauptmann namens Karl Mayr wurde auf Hitler aufmerksam, den er für die Infiltration sozialistischer Organisationen benutzen wollte. Er schickte Hitler zur politischen Schulung auf die Münchner Universität, wo dieser bald zum Ausbilder befördert wurde. Als Hitler sich zum Antisemitismus bekannte, wurde er in den Vorstand der DAP berufen, und bald wurde die Partei in NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) umbenannt.

Dass Hitler nicht nur von okkulten Gruppen beeinflusst, sondern auch selbst okkulten Mächten ausgesetzt war, zeigt u. a. seine Begegnung mit dem „Neuen Menschen“, auf die wir bereits eingegangen sind. Dazu schreibt Wladislaw Iskander Raab auf seinem Blog:

„In der angelsächsischen Literatur, in der über Verschwörungen und Paraphänomenen bzw. der Anwesenheit von interaktiven Besuchern‘ die Rede ist, taucht immer wieder der Hinweis auf, Hitler sei dem ‚Übermenschen‘ begegnet.

Anfänglich bin ich davon ausgegangen, es handele sich dabei um eine Metapher, tatsächlich fand ich jedoch in dem Buch ‚Das schwarze Reich – Geheimgesellschaften‘ von E. R. Carmin, Seite 51/52, die Quelle für diese Behauptung.

>Der neue Mensch ist da!< rief Hitler eines Tages dem Danziger Senatsratsvorsitzenden Rauschni[n]g zu. >Der neue Mensch lebt unter uns. Genügt Ihnen das? Ich sah den neuen Menschen. Ich sage Ihnen ein Geheimnis. Der neue Mensch, furchtlos und grausam. Ich erschrak vor ihm!<. Und Rauschni[n]g bemerkte dazu: >Ich spürte etwas wie die Verzückung des Liebenden an Hitler’.

Unklar ist[,] ob Hitler wirklich ‚jemanden‘ gesehen hat, oder ob er eher ein Gleichnis vorbrachte. Fakt ist jedoch, dass ‚Erscheinungen‘ viele Personen dazu gebracht haben völlig verrückte Dinge zu tun, da sie sich als ‚Botschafter‘ einer höheren Macht sahen (Manipulatoren aus dem Superspectrum?) Womöglich ist Hitler tatsächlich jemand/etwas erschienen…“ (http://greyhunter.blog.de/2015/05/07/hitler-uebermensch-20279783/, leider ist dieser Blog aber nicht mehr online.)

Auf der gleichen Seite schreibt Raab:

„Der Logenbruder, Okkultist und Schriftsteller Dietrich Eckart verstarb am 26. Dezember 1923. Kurz vor seinem Tod sprach er seine letzten Worte:

‚Folgt Hitler! Wir haben ihm die Mittel gegeben, mit IHNEN in Verbindung zu treten.‘“

und beruft sich dabei auf das Buch „„Das schwarze Reich – Geheimgesellschaften“ von E. R. Carmin“.

Stand Hitler also tatsächlich in Verbindung mit okkulten Wesen?

Mit parapsychologischen (oder sogar okkulten?) Phänomenen hatten auch Josef Goebbels und Hermann Göring zu tun. So schreiben z. B. Heinrich Fraenkel und Roger Manvell in ihrem Buch Goebbels Eine Biographie:

„Während seiner Würzburger Studienzeit sei ihm seine Großmutter eine Woche nach ihrem Tod erschienen. Bei einer anderen Gelegenheit behauptete er, seinen Bruder leibhaftig im Zimmer gesehen zu haben, obschon er zu der fraglichen Zeit Kriegsgefangener in Frankreich war.“ Fraenkel/Manvell 1960 (S. 318, s. a. http://greyhunter.blog.de/2014/09/17/goebbels-geister-ufo-19398943/)

Äußerst interessant ist ein Zitat Goebbels‘, das Peter Longerich in seinem Buch Goebbels Biographie wiedergibt:

„Während Hitler sprach, will er beobachtet haben, wie sich am Himmel ‚eine weiße Wolke zum Hakenkreuz’ geformt habe. ‚Ein flimmerndes Licht steht am Himmel, das kein Stern sein kann. Ein Zeichen des Schicksals?!’“ (Longerich 2010, S. 84, s. a. Raab: http://greyhunter.blog.de/2014/09/17/goebbels-geister-ufo-19398943/)

Eine Überinterpretation von Goebbels vor lauter Entzückung oder eine Art UFO-Erscheinung, ausgelöst von okkulten Mächten?

Wolfgang Paul zitiert in seiner Bibliographie Wer war Hermann Göring aus dem Jahr 1923, als Göring nach dem gescheiterten Hitler-Putsch verletzt und verhaftet worden war, aus einem Brief von Görings erster Frau Carin, der man hellseherische Fähigkeiten nachsagte, an ihre Mutter:

„Mama, Du sollst nicht glauben, dass Hitlers Sache verloren ist, dass sie aufgegeben ist, o nein, im Gegenteil, die Energie ist stärker als je zuvor. Und er wird siegen, ich fühlte es, ich weiß, wir haben das Ende noch nicht gesehen.“ (Zit. n. Paul 1983, S. 88, s., Zitat an neue deutsche Rechtschreibung angepasst, s. a. Raab (http://greyhunter.blog.de/2015/04/24/carins-omen-20249162/)

Folgerichtig schließt Paul:

„Hier wird deutlich, wie stark Carin ihren Mann beeinflusste, der verzweifelt war. Ihre hellseherische Veranlagung, die ihr zugeschrieben wurde, sah Zukünftiges […]“ (Paul 1983, S. 88, an neue deutsche RS angepasst.)

Erhielt Carin Göring hier bewusst von okkulten Wesen eine Eingebung, die darauf abzielte, Göring für die Sache der NAZIS Mut zu machen?

Und über Rudolf Heß zitiert Raab aus dem Buch „Erinnerungen“ von Albert Speer:

„Fünfundzwanzig Jahre später versicherte mir Heß im Spandauer Gefängnis allen Ernstes, dass ihm die Idee von überirdischen Kräften in einem Traum eingegeben worden sei.“ (Zit. n. Raab http://greyhunter.blog.de/2015/05/15/hess-visionen-20383692/ )

Überirdische Kräfte sind einigen UFO-Forschern zufolge auch die Mächte, die hinter den im UFO-Umfeld vorkommenden Sichtungen der sogenannten Men in Black stehen, und manchmal ist im Zusammenhang damit sogar die Rede von Dämonen. Werfen wir also nachfolgend einen Blick auf das bizarre Men-in-Black-Sub-Phänomen.

Hitler - UFOs - Okkultismus: Die unheilvolle Verbindung

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