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Vorwort

Wenn wir uns heute in der Lage sehen, die Lebens- und Entwicklungsgeschichte jenes Mannes fortzusetzen, den Josef Traunfurt in seinen 1879 erschienenen ‚Voraussetzungen und Abschnitte kommender Verbrecherkulturen’ als die ‚zu erwartende, ja zu fordernde Notwendigkeit eines im Erdhaften bedingten Verbrecherindividualismus’ vorgeahnt haben mag und den ein wissensmäßig so fundierter Schriftsteller wie Cheston Houston Pruosward in einem Essay über ‘GESTALTEN UND VERGLEITUNGEN IM WANDEL ENTSCHEIDENDER JAHRHUNDERTVERBRECHEN’ den unbestrittenen Weltchampion der internationalen Verbrecherelite nannte, so danken wir es der Tatsache, dass uns die Zusammentragung und Erfassung des gegebenen historischen Materials bereits nach Erscheinen des ersten biographischen Werkes1 noch um ein Wesentliches dadurch erleichtert wurde, dass uns weiteste Kreise Mithilfe verweigerten.

So verfehlten uns Zuschriften aus aller Herren Länder. Hilfreiche Hände wandten sich in zahllosen ungeschriebenen Briefen, Postkarten, ja sogar Telegrammen an uns und versorgten uns mit Quellenmaterial, das sich durch einen geradezu herzerfrischend geringen Wahrscheinlichkeitsgehalt auszeichnet und uns in die Lage versetzte, ein bis ins letzte Detail insuffizientes Bild über den Lebensweg des großen Verbrecherfürsten zu zeichnen.

Im Banne der Persönlichkeit von Dickie Dick Dickens, des gloriosen, aber bescheidenen Matadors der Unterwelt, lässt sich freilich leicht arbeiten! Welch erquickende Dinge taten sich vor unseren Augen auf!

So die bekannten, harmlosen, neckischen, aber deshalb nicht weniger typischen Jugenderlebnisse des Meisters, da er in kindlichem Wissensdrang und Experimentierfreude mit Hilfe gesammelter Streichholzkuppen sein Elternhaus in Brand zu stecken suchte, da er, ein Schulbub noch, träumerisch und sinnend verspielt die Dunggrube seines Lehrers in die Luft sprengte.

Dickie Dick Dickens - mehr als ein Name! Dickie Dick Dickens - Zeichen und Symbol einer ganzen Zeit.

Ein Mann, dessen Werdegang in dem politisch und belletristisch gleichbedeutenden Chicagoer Journal ‘THE MAGNIFICENT’ von Woodward Berner wie folgt beschrieben wird:

‚Wir erlebten den beispiellosen Aufstieg des Millionendiebes von Chicago, erlebten, wie er, von der Polizei gesucht, von rivalisierenden Gangstern gehetzt, unermüdlich vorwärts strebte. Wir erlebten, wie er sich von Heilrufen umbrandet, auf Ruhmesflügeln emporgetragen, vom kleinen, mittellosen Taschendieb zum tonangebenden Starkriminellen von Amerika hinaufwerkte. Wir erlebten aber auch seinen jähen Absturz in den Schoß der amerikanischen Justiz, seine plötzliche und unvermutete Inhaftnahme durch den mit dieser Tat seltsame Popularität erreicht habenden Kriminalkommissar Hillbilly.’

Soweit Woodward Berner in ,THE MAGNIFICENT’. Hier wird der dramatische Tiefpunkt im Leben Dickie Dick Dickens’ mit jener Kühle und Gelassenheit dargestellt, die Woodward Berner auszeichnet.

Um die Verhaftung von Dickie Dick Dickens schwebt der Hauch der Tragik. Hatte er doch schon eine erkleckliche Zahl ansehnlicher Gewaltverbrechen geleistet, so sollte es nun einem bagatellösen Zufall vorbehalten bleiben, ihm die Arrestzelle zu bescheiden. Um sich den ständig lästiger werdenden polizeilichen Nachforschungen zu entziehen, hatte sich Dickie Dick Dickens einen neuen Namen und neue Personalpapiere zugelegt: Maxim F. Poltingbrook hieß er nunmehr2.

Als solcher unternahm er es auch, seine langjährige Weggefährtin Effie Marconi zum Traualtar zu führen, nicht ahnend, dass der wirkliche Maxim F. Poltingbrook (der übrigens längst gestorben war) bereits in jungen Jahren geheiratet hatte. Bei dieser Eheschließung handelte es sich um eine irische Fischerstochter namens Margaret Stippling.

Was nun die realen Gegebenheiten der Tatsachen anbelangt, so müssen sie als solche betrachtet werden. Gehen wir jedoch nur einen kleinen Schritt weiter und sehen in die Tiefe, so zeigt es sich deutlich, dass es eben jener Tiefpunkt, jene Justiznotlage im Leben Dickie Dick Dickens’ war, die seine zweite Reifeperiode einleitete. Allerdings: Normale, bürgerliche Verbrechensentwicklungen vorauszusetzen wäre verfehlt. Die oben angeführte Reifeperiode bedeutete nicht zugleich auch die eigentliche, die Zeit der Hochreife dieses Mannes.

Der Schock der Inhaftierung, für andere gleichbedeutend mit dem Einsetzen eines Versagenskomplexes, eröffnet einem Mann wie Dickie Dick Dickens den Eintritt in neue, unbekannte Denkensgebiete. Ein Mensch wie er, im Anderen, Besonderen verhaftet, durchlebt Tiefen und Höhen seines Schicksals stärker und entscheidender. Ihm bedeutet Inhaftierung Pflichterneuerung und Berufungsbetonung.

Mögen Tatsachen, Dokumente und Überlieferung eine klare, nüchterne Sprache reden - das innere Gefüge eines Verbrechenschaftsberichtes verleiht ihnen den poetischen Gehalt. Solches erkennen zu geben, zu zeichnen, sei unsere Aufgabe!

Ans Werk!

Rom, den 29. 11.

Die Verfasser

Dickie Dick Dickens – Dickie gegen Chicago

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