Читать книгу Ansichten vom Rande der Jagd - Rolf Klüsener - Страница 7
Von einem der auszog
ОглавлениеSchlamm- und blutverschmiert
Blutig ging es zu im Winter 1944/45, auch an der Heimatfront, als der Bürgermeister zur Jagd einlud. Befreundete Gutsherren nahmen an dem Spektakel als Schützen teil. Zusammen mit anderen Jungen aus meinem "Kriegsheimatort" Wustermark durfte ich als Treiber und Wildträger mithelfen.
Wir gingen die schlammigen Felder zu Fuß ab. Über uns, in großer Höhe, Bomber im Anflug auf Berlin. Westlich von uns standen die Amerikaner fast an der Elbe, östlich von uns die Russen nahezu an der Oder. Das interessierte Treiber und Jäger aber nicht weiter. Hauptsache es gab eine ordentliche Jagdstrecke. Besonders auf Hasen freuten wir uns. Denn selbst wenn wir während des Krieges nie zu hungern brauchten, weil eine Tante als Angestellte des Bürgermeisters gute Beziehungen hatte, gehörte im letzten Kriegsjahr Fleisch doch zu den eher raren Nahrungsmitteln. Während der Jagd schoss der Bürgermeister Hasen und Kaninchen und sogar eine Doublette Enten. Hei, wie das donnerte! Die Hasen überschlugen sich im Flintenknall. Rechts und links schulterte ich erlegte Tiere. Nach getaner Arbeit war ich voll mit Schlamm bespritzt und von Blut verschmiert. Als Belohnung für meine Dienste durfte ich abends einen Hasen mitnehmen. Stolz brachte ich meine Beute, für Führer, Volk und Vaterland geschossen, nach Hause.
Zuvor war Strecke gelegt und verblasen worden..
Dieser Tag mit seinen Erlebnissen hatte meine Leidenschaft für die Jagd erweckt.
Seit 45 Jahren hat mich die Jagd nicht mehr losgelassen.
Mehrere Pachtperioden verbrachte ich in eigenen Nieder- und Hochwildrevieren, lernte die Jagdtraditionen im deutschsprachigen Raum kennen und die Jagdmusik lieben und als Träger des Bläserhutabzeichens auch ausführen. Neben den Freuden der Jagd lernte ich auch Missstände kennen, die mit Jagd und Töten verbunden sind.
Die ethische Frage des Tötens bei der Jagd hat mich zeitlebens beschäftigt; eine Antwort auf diese Frage konnte ich nicht finden, niemand konnte sie mir geben.