Читать книгу Das Ende der Weltmafia - Rolf Nagel - Страница 4
Der Bänker wurde Opfer einer süßen
ОглавлениеKarl Grosser wurde durch eine Intrige aus seinem bürgerlichen Leben herausgerissen und stieg zu einem internationalen Mafiaboss auf. Er war ein großer stattlicher Mann mit stark ausgeprägten Wangenknochen und verfügte über eine hohe erotische Ausstrahlung. Stets legte er Wert auf korrekte Kleidung und führte ein wohlgeordnetes Leben. Eigentlich gäbe es nichts Außergewöhnliches über ihn zu berichten, wenn nicht an einem einzigen Wochenende sein Leben auf den Kopf gestellte worden wäre. Wie an jedem Sonntag ging er alleine die Uferpromenade entlang und dachte ein wenig über sein bisheriges Leben nach. Er war mit sich selbst recht zufrieden, obwohl viele seiner Kollegen ihn als Langweiler ansahen. Mit seinen 40 Lebensjahren hatte er es zu einer hübschen Eigentumswohnung gebracht und war seit vielen Jahren als Organisationsleiter in einem privaten Geldinstitut angestellt. Was wollte er mehr von seinem Leben erwarten? Frauen spielten in seinem Leben keine große Rolle und das war nach seiner Meinung auch gut so. Schließlich sah er um sich herum genug gescheiterte Ehen und katastrophale Liebschaften, die regelmäßig zum Chaos führten. Um den Sonnenuntergang bei seinen Spaziergängen zu genießen, verweilte er stets auf einer Parkbank am Flussufer, die ihm bereits wie persönliches Eigentum erschien. Auch an diesem Tag näherte er sich „seiner“ Parkbank, die er bereits aus einer Entfernung von circa 300 Metern sah. Aber was war das? In all den Jahren war so etwas noch nie vorgekommen. Auf seiner Holzbank saß eine Gestalt, das glich einer Verschwörung, einem Anschlag auf seine Person. Als er näher kam, fielen ihm die Rundungen einer eleganten Frau auf. Er hatte jedoch keinesfalls die Absicht, sich dieser Person zu nähern. Möglicherweise war es eine Frau, in die er sich – ohne Erwiderung – verlieben würde. Einer solchen Gefahr konnte er sich nicht aussetzen. Was war zu tun? Er überlegte, wie er mit dieser Überraschung umgehen könnte. Sollte er ohne einen Blick vorbeiziehen und auf den Genuss der Abenddämmerung verzichten? Oder sich vielleicht doch neben ihr auf der Parkbank niederlassen? Natürlich bei voller Ignoranz der geballten Weiblichkeit.
Als er sich bis auf wenige Meter der Parkbank genähert hatte, war er gezwungen, einen schnellen Entschluss fassen. Zu seiner eigenen Verwunderung sprach er die hübsche Weiblichkeit an: „Guten Tag, darf ich hier Platz nehmen.“ Er hatte in diesem Moment nicht den Hauch einer Ahnung, was diese kleine Frage für die Zukunft der gesamten Menschheit bedeuten würde. Freudig, mit einem Lächeln auf den roten Lippen, antwortete die impertinente Person: „Sehr gerne, mein Herr.“
Vorsichtshalber ein wenig von ihr abgewendet, ließ er sich mit einem kurzen „Dankeschön“ neben ihr nieder. Nach seiner Meinung war damit der Höflichkeit bereits Genüge getan. Nicht im Geringsten hatte er Absicht, die Konversation fortzusetzen. Sein aufkeimender Zorn ließ hierzu auch wenig Raum, wenngleich sie eine ausgesprochen hübsche Weiblichkeit war.
So saßen sie nun mit einigen Zentimetern Abstand auf seiner Parkbank, die Beine in gleicher Richtung zeigend übereinander verschränkt, was wohl jeder Psychologiestudent als eine wechselseitige Interessenbekundung gedeutet hätte.
Eine ganze Weile verging, ohne ein Zeichen der gegenseitigen Kontaktaufnahme.
Hier hätte diese Geschichte bereits ihr endgültiges Ende finden können, wenn diese weibliche Person nicht den nächsten Angriff gestartet hätte.
Die junge Dame öffnete ihre sündhaft teure Tasche und zog ein goldenes Zigarettenetui heraus, aus dem sie eine Damenzigarette entnahm. Dann kramte sie weiter in ihrer kleinen Tasche, als ob sie einen riesigen Koffer für eine mehrwöchige reise durchsuchen müsste. Karl spielte seine Rolle so, als ob er dies nicht bemerkte.
Nach einer Weile, vernahm er den Satz: „Verzeihung mein Herr, dürfte ich Sie um Feuer bitten?“
Karl traute seinen Ohren nicht. Jedoch ließ es seine Erziehung zum Gentleman nicht zu, diese Frage genüsslich zu überhören. Ja, er verfügte über ein Feuerzeug in seiner Jackentasche. Er führte es als Nichtraucher nur mit sich, um bei solchen Gelegenheiten dem Bittenden seinen Wunsch erfüllen zu können. Dieses elegante Stück kam nicht häufig zum Einsatz, aber gerade für solche Gelegenheiten hatte es durchaus seine Existenzberechtigung.
Ohne sich dem Anblick der weiblichen Linien näher auszusetzen, öffnete er sein Jackett und zog aus der Innentasche ein glänzendes Feuerzeug hervor. Er liebte dieses Ritual und wäre manchmal gerne noch zum Raucher geworden, um diesen männlichen Auftritt öfter genießen zu können. Mit einer eleganten Handbewegung öffnete er den Verschluss des Feuerzeuges, um mit einem mehrfach geübten Fingerschnippen eine Flamme zu entzünden. Die jugendliche Dame näherte sich der Flamme und entfachte mit einem ungeschickten Zug die Glut der Zigarette. Noch bevor die Zigarette zu glimmen begann, stieg Karl der angenehme süßliche Geruch ihres Parfüms in die Nase. Zwangsweise musste er auch in ihrem dezenten Dekolleté wohlgerundete weibliche Proportionen zur Kenntnis nehmen. Dabei bemerkte er, wie sein Körper in ungewollte Wallung geriet. Er fühlte ein Gemisch aus Zorn und ungeahntem Verlagen. Seine Gefühle glichen denen eines Gladiators in der Kampfarena. In seinem Gefühlsnebel wallend, vernahm er zum wiederholten Male die aufreizende Stimme seiner Nachbarin: „Herzlichen Dank, ich heiße Marian.“
Er antwortete automatisch: „Karl, mein Name ist Karl Grosser.“
„Karl, sind Sie hier geboren?“, vernahm er ihre Frage in einem fast perfekten Deutsch. Dabei ließ sich allerdings eine romanische Muttersprache wie Spanisch oder Italienisch aus dem Akzent entnehmen. Im Gleichgewicht von Nähe und Respekt benutzte Marian wohl gewählt, die in Deutschland ungewöhnliche Verbindung von Sie und Vornamen.
„Ja, ich habe mein ganzes Leben in dieser Stadt verbracht.“ Er schaute in ihre wunderschönen schwarzen Augen und erkannte dezent geschminkte Gesichtszüge.
Sie setzte sofort nach: „Es ist wirklich eine schöne Kleinstadt, die ganz besonderen Charme hat. Mag wohl noch schöner sein, diese Stadt in Zweisamkeit zu erleben. Leider bin ich heute ganz alleine hier.“
Karl überlegte, was dieses dumme Geschwätz von Zweisamkeit sollte. Er zweifelte, dass diese direkte Art ihrer natürlichen Erziehung entsprach. Sie war doch wohl nicht, eine der Frauen, die sich beruflich der Prostitution verschrieben hatten?
Dennoch erwiderte er höflich: „Aber ich denke, dass eine so wunderschöne Frau über einen Lebenspartner an ihrer Seite verfügt.“
„Leider ist dem nicht so, aber das kann sich ja noch ändern. Und wie steht es bei Ihnen, Karl?“, vernahm er aus ihrem Mund.
Karl antwortete: „Meine Arbeit lässt mir dazu wenig Zeit, so hat es sich bei mir noch nichts ergeben.“ Er verwarf den Gedanken, dass es sich bei Marian um eine Prostituierte handeln könnte. Unmöglich, das eine solche Frau diese Erziehung und diesen Auftritt an den Tag legen konnte. Also musste es sich um eine Dame der höheren Gesellschaft handeln.
Sie plauderten noch eine Weile über die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten, als er plötzlich vernahm: „Karl, ich wäre sehr glücklich, wenn Sie heute Abend zum Dinner mein Gast wären und mir Gesellschaft leisten würden. Vielleicht können Sie mir etwas mehr über ihre Stadt erzählen? Wenn Sie diese Frage gestatten.“
Betört und vollkommen unvorbereitet auf dieses Angebot, antwortete Karl mit einem einfachen: „Ja, gerne!“ Erst nachdem er diese Worte ausgesprochen hatte, war er über sich selbst verwundert und stellte fest, dass er unerwartet eine Verabredung eingegangen war.
Ein plötzliches lautes Krachen ertönte und Karl drehte sich erschrocken um. Ebenfalls vollkommen entsetzt, schaute seine Nachbarin nach hinten.
Dort sah man, dass zwei Personenkraftwagen aufeinandergeprallt waren. Marians Gesicht war nun noch blasser als vorher. Der laute Knall war in der Schrecksekunde nicht eindeutig als Unfallgeräusch auszumachen. Es hörte sich vielmehr nach einer explodierenden Bombe an. Der entstandene Schreck war größer, als es die Sache eigentlich Wert war. Den Insassen der Fahrzeuge war nichts geschehen, sie stiegen wohlbehalten und unverletzt aus den Fahrzeugen und diskutierten lauthals, wer wohl der Schuldige gewesen sein mochte. Dennoch war der Schrecken für Marian so groß, dass sie anfing, ein wenig hektisch zu werden.
Marian wendete sich wieder zu Karl zurück und sagt: „Fein, erlauben Sie bitte, dass mein Wagen sie um acht abholt? Ist das recht, Karl?“ Fragend schauten ihre Augen ihn unablässig an.
Er gab wieder wie automatisch zurück: „Ja! Ja, natürlich, gern!“
Während er noch dachte, dass Stottern wirklich nicht seine Sache war, zog er eine private Visitenkarte aus dem Jackett und überreichte diese wortlos.
„Ich freue mich Karl, also dann sehen wir uns zum Dinner. Ich muss jetzt leider gehen.“ Sie stand auf und ging in Richtung des Parkplatzes. Diese kräftezehrende Aktion war wohl auch für die ungeübte Marian etwas zu viel. Sie war recht froh, die Angelegenheit so gut erledigt zu haben.
Aus der Ferne sah Karl, wie sie in eine weiße Limousine einstieg, während ein Mann ihr die hintere Türe öffnete. Anschließend stieg dieser selbst als Fahrer ein und setzte gemächlich den Wagen in Bewegung.
Ein gewaltiger Ruck durchzog Karls gesamten Körper. Was war das? Soeben war er mit ein paar Sätzen aus seinem so gleichbleibenden Leben herausgerissen worden. In nur
wenigen Minuten war sein Abend verplant, ohne dass er eine einzige Chance zum Widerspruch gehabt hatte. Er befand sich wie in einem Trancezustand. Auf seinem gesamten Lebensweg hatte er nichts Vergleichbares erlebt.
Sollte er erfreut sein? Oder bekümmert? Ohne sein Zutun schlich sich jemand in sein Leben. Zudem noch aus der weiblichen Gattung und er konnte seinen männlichen Jagdtrieb noch nicht einmal im Ansatz einsetzen. Ein wenig geschmeichelt fügte er sich dennoch in sein Schicksal. Das musste eindeutig seiner Unerfahrenheit mit dem anderen Geschlecht zuzuschreiben sein. Welche Folgen würde dies für sein zukünftiges Leben haben? Eigentlich war alles einfach nur schrecklich. Aber die Verabredung wollte er in keinem Falle sausen lassen.
Er musste sich sammeln und einen Schlachtplan entwickeln. So schaute er auf seine neue Luxus-Uhr und bemerkte, dass er nur noch 2 Stunden Zeit hatte.
Ja, das war viel zu kurz, um noch einen gewaltigen Plan mit geeigneten Gegenmaßnahmen zu erschaffen. Die wenigen Freunde, die er hatte, konnte er auch nicht anrufen. Sicherlich hätten sie ihm seine Geschichte auch nicht geglaubt, obwohl er als absolut glaubwürdig galt. Also machte er sich schnell auf den Weg, um zu seiner Wohnung zu gelangen.
Im ersten Stockwerk schloss er seine Tür auf und ging schnell hinein. Nach dem Schließen der Tür war er in seiner wohlvertrauten Umgebung und fühlte sich wieder geborgen und sicher. Sicherheit, das war seine Lebensdevise. Aber in welchem unabsehbaren Abenteuer befand er sich nun plötzlich?
Duschen und rasieren, Haare frisieren und in aller Eile das Hemd, die Krawatte und den passenden Anzug finden. Stress pur! Das Telefon klingelte und er raste aus dem Bad ans Telefon. „Mutter, es tut mir sehr leid, ich habe keine Zeit. Nein, Mutter es ist alles in Ordnung! Aber ja, sicher. Ja, ganz sicher. Ich habe nur eine Verabredung mit einer Dame. Was? Nein, nein, nicht heiraten. Aber wie, kommst du denn nur darauf? Ganz sicher du wirst sie gegebenenfalls zuerst kennenlernen! Ich werde dir morgen berichten. Also bis dann.“
Lieber Gott, seine sehr geehrte Frau Mutter dachte schon ans Heiraten. Aber darüber konnte er jetzt wirklich nicht nachdenken.
Er sprach zu sich selbst: „Es eilt! Die Zeit läuft!“ Was konnte ein Mann schon in der noch verbleibenden Stunde anfangen. Ah! Socken, aber wo sind sie? Ja, natürlich im Schrank! Eine? Aber es sind doch immer zwei! Ein passendes Tuch für den Anzug, dazu die passend zur Krawatte. Die Socke! Wo ist diese verdammte Socke? Eine schwarz und Eine grau. So etwas gab es bei ihm nicht. Er hatte immer alles in Ordnung. Alles hatte seinen Platz. Aber was nun? An diesem Tag wurde einfach alles zum Chaos. Die gesamte Wohnung schien ihm nun der Inbegriff der Unordnung überhaupt zu sein. Schuhe! Ja, da! Wunderbar. Nun anziehen. Natürlich zwei Gleiche, also ein Paar. Am besten ein Paar. Halt! Erst die Socken. Aber es waren immer noch zwei Verschiedene. Da konnte nur ein Cognac helfen. Er rief sich selbst zur Ordnung: „Aber Karl, am Nachmittag Cognac? Nein geht nicht, das geht überhaupt nicht!“ Also Flasche zurück.
Karl dachte: „So werde ich nie an mein Ziel gelangen. Ich muss einfach – wie immer – planmäßig an die Sache herangehen. Unterwäsche, dann Socken und das Hemd und zuletzt die Krawatte binden.“ Noch ganze 30 Minuten. Ein scheinbar vollkommen unmögliches Unterfangen in dieser kurzen Zeit. Doch dann die zweite Socke und auch noch ganz korrekt in der gleichen Farbe, zwei zueinander passende Schuhe, ein Paar. Wunderbar!
Eigentlich war Karl reif für die Olympiade. Nun los, an den Spiegel. Die Krawatte legte sich gekonnt um seinen Hals, in den dafür vorgesehenen Kragen. Perfekt! Weiter! Hose! Der Mann braucht auch einen Gürtel zur Hose. Jackett. Fertig!
Einzigartig, alles in einer absoluten Rekordzeit von nur 50 Minuten.
Seine innere Stimme erinnerte ihn gerade noch rechtzeitig an Blumen. Wie, das auch noch? Ja, Blumen. Aber erst Manschettenknöpfe anbringen. Und woher die Blumen nehmen? Ein Gentleman hatte aber Blumen zu haben, zumindest beim ersten Treffen. Er wusste es bereits, alles in meinem Leben war von nun an dem Tohuwabohu gewidmet. Immerhin musste er wie gewohnt, am nächsten Tag seine Arbeit in der Privatbank leisten. Am besten würde er sich morgen zu einem Arzt begeben und eine Krankmeldung vorlegen. So völlig verstört konnte er unmöglich fehlerlose Arbeit leisten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es in seiner gesamten Beschäftigungszeit noch keine einzige Fehlstunde gegeben.
Noch 15 Minuten waren ihm verblieben. Seine Welt war dem Einsturz nahe. Er dachte, dass nur noch ein Tsunami seine Rettung sein könne. Dieser würde aber wohl in Deutschland nicht mehr vor 20 Uhr eintreffen. Da half kein Zetern mehr.
Er rannte die Treppe hinunter. Ein Blumengeschäft, seine Rettung! Seiner Meinung nach stürzten sich nun Menschenmassen auf die wenigen Blumen im Geschäft. So etwas hatte er noch nie erlebt. Allerdings fiel ihm dabei ein, dass er wohl die letzten 20 Jahre seines Lebens kein Blumengeschäft mehr betreten hatte. Mutter bekam immer Pralinen, die mit der Liquid Füllung.
Nach einer Weile hatte er es geschafft. Die Verkäuferin band ihm den schönsten Blumenstrauß, den er je gesehen hatte. Der Preis überstieg nach seinen Vorstellungen die Gesamtausgaben für die Deutsche Einheit. Oh je, bezahlen, seine Geldbörse lag in seinem getrauten Heim. Er hatte die Verkäuferin noch nie in seinem Leben gesehen, dennoch sagte sie: „Alles kein Problem. Zahlen Sie morgen, ich kenne Sie ja.“
Er raste zurück in seine Wohnung. Alles war jetzt so, wie es sein sollte, nun konnte ja einfach nichts mehr schiefgehen.
Da klingelte es bereits an seiner Wohnungstür. Er sprang zum Fenster. Auf der Straße sah er eine weiße Limousine, einen Rolls Royce. „Das ist mein Auto für heute Abend? Karl aus der Mittelschicht in einem Rolls Royce?“, dachte er zweifelnd und hoffte, dass niemand aus der Nachbarschaft sehen würde, wenn er in diesen Protzwagen einstieg. Sollte das dennoch geschehen, würde jeder denken, er habe in einer Lotterie gewonnen.
Also schlich er sich leise durch das Treppenhaus, öffnete und schloss die Haustüre ohne nennenswerte Geräusche.
„Herr Karl Grosser?“, hörte er den Chauffeur im grauen Anzug fragen. Dabei öffnete dieser gleichzeitig die hintere Tür des Wagens. Karl schaute sich um, ob jemand in der Nachbarschaft etwas vernommen hatte, und stieg schnell in den Wagen ein.
Weiße Ledersitze. Die Fahrzeugtüren schlossen in dem gleichen Klang wie die gepanzerten Safetüren in seiner Bank. War dieses leise Surren das Fahrgeräusch der Limousine? Ein Prinz dürfte nicht besser durch die Straßen gerauscht sein. In Karls Stadt gab es solche Nobelkarossen nicht allzu häufig zu sehen. Nur gut, dass die Wagenscheiben uneinsehbar verspiegelt waren. Es wäre nicht auszudenken gewesen, wenn seine Kollegen ihn in dieser Limousine erblickt hätten. Möglicherweise hätte die Bank ihn vor den Korruptionsausschuss gezerrt und ihn zwangsweise beurlaubt.
Wäre er nur ausnahmsweise an diesem schrecklichen Tag nicht spazieren gegangen oder zumindest direkt an der Parkbank vorbeigehuscht. Dann wäre ihm all diese Aufregung erspart geblieben. Gleichwohl wollte er seiner neuen Position in der Gesellschaft gerecht werden.
Marian saß bereits eine ganze Weile im Privatraum des Restaurants und dachte daran, wie sie gemeinsam mit ihrem Vater seit vielen Wochen minutiös die Begegnung mit Karl geplant hatte. Eigentliche wusste sie bereits mehr von Karl als jeder Andere in seinem Leben.