Читать книгу Das Ende der Weltmafia - Rolf Nagel - Страница 8
In einem Schweitzer Internat bekamen alle eine Erziehung
ОглавлениеWie bereits ihr Vater hatte Marian ihre Jugendzeit in einem sündhaft teuren Internat in der Schweiz verbracht.
Schon die Väter des 1. Ranges und der Vater Don Rossos waren sehr weitsichtig gewesen und hatten ihre Kinder auf dieses private Internat geschickt. So konnten die Nachfahren alle gemeinsam ihre Jugend verbringen und verfügten über eine hervorragende Bildung. Ein weiterer Grund war, dass die Kinder durch die gemeinsame Schulzeit eine feste und vertrauensvolle Freundschaft und Bindung aufbauen konnten. Auch dies war von den Vätern so gewünscht. Der innere Zirkel sollte eine unumstößliche Vertrauensgemeinschaft eingehen und was konnte besser sein, als damit bereits in der Schulzeit zu beginnen. So hielt es auch Don Rosso mit seiner Tochter.
Das strenge Internat war auf einer kleinen Anhöhe am Rande des idyllischen Schweizer Luzern, direkt am Vierwaldstädter See, gelegen. Von dem Hügel aus konnte man auf das schöne Städtchen mit seinem Fluss und dem berühmten Wahrzeichen, der Kapellenbrücke, schauen.
Im Winter fuhr man in die Berge zum Ski laufen und im Sommer konnte man im See baden. Außerdem waren in dem Internat natürlich nur die Kinder der reichsten Eltern unterbracht, was auch den Heranwachsenden die besten Kontakte in die internationale und einflussreiche Gesellschaft verschaffte. Natürlich war niemandem in dem Internat bekannt, welchen tatsächlichen Hintergrund ein Teil der Eltern in der Mafia hatte.
Marian erinnerte sich schwach, dass es wohl nur ein einziges Mal einen Ausrutscher gab, als ein Junge die Behauptung aufstellte, dass Kinder aus kriminellen Familien stammen würden. Diese Behauptung war durch nichts zu beweisen und Don Rosso und seine Freunde beschwerten sich sofort bei der Schulleitung. Daraufhin musste der Junge die Schule verlassen und man hörte nie wieder etwas von ihm oder seiner Familie. Ob die Aussage des Jungen auf einer reinen Vermutung basierte oder ein begründeter Verdacht dahinter stand, wurde nicht aufgeklärt.
Die Ehefrauen und Kinder der Familien waren zu keiner Zeit in die Geschäfte der Väter involviert worden. Nur am Rande hörten sie, dass die Väter einer geheimen Organisation angehörten. Aber es war allen verboten, darüber auch nur ansatzweise zu sprechen und es gab auch zu keinem Zeitpunkt eine Entgleisung. Selbst das Denken in diese Richtung war absolut verboten. Die Meisten hatten dies wohl gänzlich aus ihren Gedanken verbannt.
Marian erreichte das Kaffee an der Ecke und sah Don Rosso mit seiner Sonnenbrille gemütlich an einem Tisch für vier Personen in der Sonne sitzen. Vor ihm standen eine Flasche Wasser und ein Espresso. Seine beiden Bodyguards hatten sich an einem Tisch hinter ihm platziert und schauten umsichtig auf die Gegend.
Don Rosso liebte seine Heimatstadt Palermo zwar immer noch, war aber zwischenzeitlich in so vielen Staaten unterwegs, dass er die typischen Attitüden eines Sizilianers abgelegt hatte. Er kleidete sich mehr wie ein Banker aus London und hatte deren gutbürgerlichen Züge. Ansonsten verfügte er eher über eine normale Statur und war in seinem Aussehen nicht besonders auffallend. Stets war er ein sehr liebevoller Vater, der das richtige Maß zwischen notwendiger Strenge und großzügiger Liebe in der Erziehung seiner einzigen Tochter fand. Nachdem die Mutter bereits früh an einer unheilbaren Krankheit verstorben war, übernahm Don Rosso auch den mütterlichen Teil und versuchte diesen, soweit es ihm möglich war, ebenfalls auszufüllen. Marian und ihr Vater gingen sehr vertrauensvoll miteinander um und hatten eine starke Bindung zueinander. Sie hatte nur die besten Erinnerungen an eine glückliche Kindheit und ihr Vater bemühte sich immer wieder, ihr alle Wünsche zu erfüllen.
„Hallo Papa.“, sprach sie ihren Vater an und küsste ihn auf beide Wangen. Ihre Augen sprachen süße Bände, sodass Don Rosso eigentlich schon alles aus ihnen lesen konnte.
„Schön, dich so glücklich zu sehen, meine Tochter“, sprach er mit seiner markanten Stimme: „Ja, ich kann bereits alles aus deinem Gesicht lesen, aber setze dich und erzähle mir alle Details.“
Marian berichtete ihm von der Begegnung mit Karl auf der Parkbank. Die Dinge hatten sich wie geplant gefügt und zudem hatte sie sich Hals über Kopf in Karl verliebt, ohne den eigentlichen Grund dafür zu kennen. Sie schilderte alles mit einer riesigen Begeisterung und so ausführlich, dass Don Rosso es erlebte, als ob er selbst dabei gewesen wäre.
Als Vater war er jetzt sehr glücklich und zufrieden, wie gut die ganze Arbeit fruchtete. Jetzt musste Karl nur noch zukünftig in der Organisation mitspielen und alles wäre perfekt. Besser konnten die Dinge für Don Rosso gar nicht laufen.
„Papa, herzlichen Dank, dass du dich für Karl so schnell bei der Bank verwendet hast. Er war heute Morgen sichtlich besorgt, zu spät in die Bank zu kommen.“ Sie schaute ihren Vater dankbar an, beide amüsierten sich über Karls Aufregung.
„Selbstverständlich mein Kind, das ist wirklich keine große Sache für mich und ich möchte doch, dass meine Prinzessin glücklich ist. Macht zusammen ein paar Wochen einen schönen Urlaub und dann stell mir mal den Kerl vor, der es wagt, mir meine Tochter zu nehmen.“ Mit einem freundlichen Grinsen fragte er seine Tochter, was er für sie bestellen sollte.
„Papa, darauf sollten wir einen guten Champagner trinken, oder?“ Don Rosso, der äußerst selten Alkohol trank, stimmte in diesem Fall zu und winkte zu einem seiner schwarz gekleideten Bewacher. Auf der Stelle stand dieser auf und ging zu einem Kellner, um die Order weiterzuleiten.
„Wo ist denn dein Leibwächter?“, fragte Don Rosso seine Tochter.
„Ach Papa!“ Marian zog die beiden Worte wie einen Kaugummi lang. „Du bist immer so liebevoll um mich besorgt, dabei liegt doch kein Grund dafür vor. Karl hat mich mit dem Fahrer zusammen zum Flughafen gebracht, na ja und hier ...“ Sie wurde durch den herannahenden Kellner unterbrochen, der mit einem Knall gekonnt die Champagnerflasche öffnete und die Gläser füllte.
„Mein liebes Kind, du weißt, dass diese Vorsichtmaßnahmen sehr wohl angebracht sind und dein Karl ist keine ausgebildete Sicherheitskraft. Schließlich sind Raub und Entführungen an der Tagesordnung. Jeden Tag liest man in der Zeitung davon. Also, bitte! Für die Zukunft! Auch wenn dein Karl dabei ist, möchte ich, dass der Sicherheitsmann in deiner Nähe ist. Das muss auch deinem Karl einleuchten!“ Ein wenig grimmig schaute Don Rosso jetzt schon.
Es hatte zwar noch keinen Anschlag auf ihn oder seine Tochter gegeben, aber die neuen Clans der Russen und der Chinesen schienen in seinen Augen mindestens so unberechenbar, wie es die sizilianische Mafia Anfang der 20er Jahre gewesen war.
„Okay, Papa, ich verspreche, es wird nie wieder vorkommen. Bist du jetzt wieder glücklich?“ Marian schaute ihren Vater wie ein kleines, süßes Mädchen bittend an.
„Ja, meine Kleine. Natürlich bin ich glücklich und freue mich. Ich schlage vor, dass du mir den Kerl mal nach eurem schönen Urlaub persönlich vorstellst.“
„Aber Papa, Kerl, er heißt Karl! Bitte nenne ihn nicht Kerl. Aber, meinst du wirklich, dass du ihn erst in einigen Wochen persönlich kennenlernen willst? Weißt du, ich bin mir schon ganz sicher mit ihm!“
Don Rosso schaute seine Tochter etwas verwundert an und antwortete: „Es ist noch nicht an der Zeit, mir Karl vorzustellen, und außerdem habe ich noch dringende Geschäfte in Südamerika. Also in ein paar Wochen!“ Die Worte des Vaters waren nicht zu hinterfragen, das hatte Marian schon gelernt. Immer, wenn er nach seinem Satz keine weitere Antwort zuließ, war jedes dagegen reden vollkommen sinnlos und führte garantiert nicht zum Erfolg.
Beide saßen wie ein altes Ehepaar noch eine ganze Weile zusammen und diskutierten über Gott und die Welt, bis sich die Sonne verzog und es ein wenig kühler wurde. Don Rosso ließ seinen Wagen vorfahren und seine Tochter zum Flughafen bringen.
Als Marian und Karl um 20 Uhr im Hotelrestaurant zusammensaßen, berichtete er ihr seine Erlebnisse des Tages in der Bank.
Marian meinte überschwänglich: „Mein Liebster, lass uns ein paar schöne Urlaubswochen in Palermo, der Stadt meiner Kindheit, verbringen. Ich möchte dir so gerne die Sehenswürdigkeiten zeigen. Wir könnten in unserem Familiensitz wohnen und Ausflüge auf der Insel machen. Oh, mein Liebling, das wäre wunderbar.“ Gleichzeitig, sozusagen als kleine Erpressung, gab Marian ihrem Liebsten die kleine Goldkette, die sie zuvor in Paris für ihn gekauft hatte und sprach ganz nebenbei: „Du bist doch jetzt freigestellt von deiner Bank. Und in ein paar Wochen wirst du meinen Vater persönlich kennenlernen. Er brennt darauf, mit dir zu reden. Vater hat noch ein paar dringende Geschäftstermine zu erledigen und kommt anschießend auch nach Palermo.“ Sie strahlte über das ganze Gesicht und niemand, erst recht nicht Karl, hätte ihr diesen Wunsch abschlagen können. Somit war es beschlossene Sache. Nachdem Karl am nächsten Tag seine Koffer gepackt hatte, flogen sie nach Palermo.