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Der Boss spielte seine Kontakte aus

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Marian blieb ganz ruhig und sagte: „Ach Karl, ich hatte ganz vergessen. Gestern habe ich noch meinen Vater angerufen und ihn gebeten, mit dem Vorstand deiner Bank zu telefonieren und um 2 Tage Urlaub zu bitten, damit wir uns noch besser kennenlernen können. Das war kein Problem, weil mein Vater, wie ich schon sagte, mit dem Vorstand der Bank seit vielen Jahren persönlich befreundet ist.“

Karl schaute Marian verwundert an. „Was? Wie? Bitteschön? Dein Vater hat mit dem Vorstand der Bank über mich gesprochen?“ Noch nie hatte der kleine Abteilungsleiter Karl Grosser selbst auch nur ein Wort mit dem Vorstand gewechselt. Ganz unvorstellbar, dass der Vorstand höchstpersönlich von seiner Person überhaupt Kenntnis erlangte. Ihm stockte der Atem bei dem Gedanken, dass der Vorstand selbst ihm Urlaub genehmigte. Wer war er? Er, der nur seinen nächsten Chef, den Hauptabteilungsleiter Schneider, persönlich kannte? Niemals hätte er auch nur annähernd die Chance gehabt, die heiligen Flure des Vorstands zu betreten. Dennoch gefiel ihm so langsam der Gedanke, dass auch der Vorstand einmal von der Existenz Karl Grossers erfuhr.

Schnell schlugen aber seine Gedanken wieder in Richtung möglicher Gefahrenquellen um. Was würde geschehen, wenn sich zwischen Marian und ihm einmal eine Unstimmigkeit entwickelte? Welche geballte Macht würde dann auf ihn einstürzen und würde er, der kleine Karl, das überhaupt überleben? Zwei Herzen schlugen nun in seiner Brust. Es war ihm unzweifelhaft klar, dass Marian die Wahrheit sagte. Ihr Vater verfügte tatsächlich über diese Kontakte, soweit war für ihn die Sachlage keineswegs zweifelhaft, oder vielleicht doch ein wenig?

„Nehmen wir in aller Ruhe unser Frühstück und dann kannst du ja mal in deiner Bank vorbeischauen. Vielleicht können wir aber vorher noch ein wenig durch die Stadt schlendern? Am Nachmittag fliege ich nach Paris, um meinen Vater zu treffen, aber am Abend bin ich wieder zurück. Karl, es würde mir sehr gefallen, wenn wir am Abend das Dinner wieder gemeinsam einnehmen. Der Wagen mit Fahrer steht dir natürlich unbegrenzt zur Verfügung.“, sagte Marian fast bestimmend.

Zweifelsfrei hatte sie sich Hals über Kopf in Karl verliebt. Obwohl sie dies vorher eigentlich nur erhofft hatte, war dieser glückliche Zustand tatsächlich eingetreten. Auch Karl fühlte die gleichen Schmetterlinge im Bauch.

„Gut, dann erledige ich meine Arbeit in der Bank und wir sehen uns zur gleichen Zeit, um 20 Uhr.“, sprach Karl und schauspielerte so, als ob alles für ihn selbstverständlich wäre. Aber das war es natürlich nicht. Innerhalb weniger Stunden wurde sein geruhsames und stets gleichbleibendes Leben vollständig auf den Kopf gestellt. Jede Minute ereilten ihn nun neue Überraschungen. Er war gerade wieder so weit, sich die Frage zu stellen, ob er dies alles schadlos überstehen würde. Oder sollte er vorsorglich einen Arzt aufsuchen?

Das herrliche Hotelfrühstück ließ keine Wünsche offen und anschließend schlenderten sie gemeinsam noch etwas in der Innenstadt herum. Karl erlebte seine Stadt ganz neu. Niemals zuvor hatte er von diesen sündhaft teuren Luxusgeschäften wirklich Kenntnis genommen. Zwar ging er häufiger an ihnen vorbei, aber die Tatsache, dass die Preisauszeichnungen keinesfalls zu seiner Geldbörse passten, veranlasste ihn stets, an den Schaufenstern vorbei zu huschen.

Marian genoss es, sich gemeinsam mit ihrem neuen Begleiter, den schönen Dingen des Lebens zu widmen. Dabei machte sie sich auch nicht im geringsten Gedanken über die Preise. Sie war dieses Luxusleben einfach gewohnt und es war für sie selbstverständlich. Auch dieser Streifzug durch die Stadt verlief ausgesprochen harmonisch zwischen den beiden.

Zusammen fuhren die Verliebten zum Flughafen und Karl verabschiedete sich noch von ihr mit einem innigen Kuss, bevor sie in das Privatflugzeug der Marke MacDonnel Douglas MD 83 einstieg.

Natürlich brannte Marian schon darauf, ihrem Vater alles genau zu berichten, und freute sich schon sehr auf das verabredete Treffen in Paris.

Karl ließ sich mit der Limousine zur Bank fahren. Dann erreichte der Wagen das mächtige und beeindruckende Hauptportal der Bank. Der Glasbau strahlte einen modernen Charakter aus. Mit weichen Knien stieg er aus der Limousine aus. Sich fragend, was ihn nun als nächstes erwarten würde, stieg er die Stufen hinauf zur Eingangshalle der Bank und grüßte den Portier. Dieser rief ihm zu: „Guten Tag, Herr Grosser, ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.“ An anderen Tagen kam aus seinem Munde nur ein unverständliches Gemurmel.

Karl ging zum Etagenlift und wartete. Die Türe öffnet sich und er fuhr, wie gewöhnlich, in die vorletzte Etage. Er war immerhin schon so weit gekommen, dass es nur noch die Vorstandsetage über seinem Stockwerk gab.

Kaum hatte sich die Fahrstuhltür geöffnet, schritt einer seiner Kollegen an ihm vorbei. Einer der Sorte, die voller Intrigen steckte. „Hallo Herr Grosser, ich hoffe Sie hatten einen schönen Tag.“

Karl war erzürnt, also wusste der auch schon wieder darüber Bescheid, dass er heute am Vormittag nicht in der Bank war. Er ging über den Flurbereich und erreichte sein Büro. Dort empfing ihn seine Assistentin überfreundlich und sichtlich aufgeregt: „Herr Grosser, Herr Hauptabteilungsleiter Schneider hat mich bereits darüber informiert, dass Sie neue Aufgaben haben und heute bzw. morgen nicht an Ihrem Arbeitsplatz erwartet werden.“

Karls Gedanken überschlugen sich: „Neue Aufgaben? Wollen die mich jetzt doch feuern oder werde ich womöglich ins Archiv versetzt? Marian wird mich doch nicht angeschwindelt haben und ihr Vater hat gar keinen Urlaub für mich erwirkt!“ Allmählich drehte sich sein Magen und ihm wurde unwohl. Das wollte er jetzt sofort klären und er flog aus seinem Büro über den Flurbereich in das Vorzimmer Herrn Schneiders. Dessen Assistentin begrüßte Karl überaus herzlich und gratulierte ihm. Karl glaubte, sie wolle sich auch noch lustig über ihn machen, wollte im Erdboden versinken. „Herr Grosser, ich möchte Sie sofort zu Herrn Schneider durchlassen, wenn Sie erscheinen“, sagte sie.

„Na perfekt. Jetzt habe ich den Salat, fristlose Kündigung.“ Das war sein Gedanke, als er Herrn Schneiders Büro betrat.

„Ah, Herr Grosser, welch eine Freude, sind Sie doch schon heute zurück? Wir haben Sie erst morgen oder übermorgen erwartet. Nehmen Sie doch bitte Platz. Möchten Sie Kaffee oder Tee?“

Karl war verzweifelt. Sein schleimiger Vorgesetzter, dieser Stinksack, machte sich auch noch lustig über seine schmachvolle Kündigung. Aber jetzt war es zu spät, er musste alles über sich ergehen lassen.

„Ich war schon etwas überrascht, als der Vorstand persönlich mich darüber informierte, dass Sie, mein lieber Herr Grosser, nun einen Großkunden der Bank ausschließlich betreuen. Er hat mir mitgeteilt, dass Sie ab sofort von allen sonstigen Aufgaben befreit sind und keiner Arbeitszeitkontrolle mehr unterliegen. Zusätzlich ist Ihr Gehalt vom Vorstand verdoppelt und ein ordentliches Bewirtungsbudget für Sie eingerichtet worden. Da müssen Sie aber einen großen Fisch an Land gezogen haben. Wer hätte das gedacht!“ Bei seiner Ansprache runzelte Herrn Schneiders gleichzeitig etwas ungläubig die Stirn.

Karl traute seinen Ohren nicht, als er seinen Vorgesetzten vernahm. Also keine Kündigung, nein, eine Beförderung. In den siebten Himmel gelobt. Er konnte es noch gar nicht fassen. Wollte aber seine neue Rolle so selbstverständlich spielen, dass auch bei niemandem der geringste Zweifel aufkommen konnte. Gehaltsverdopplung, Bewirtungsbudget, Freistellung von Arbeits- und Anwesenheitszeiten. Das alles war nun Herr Karl Grosser. Vormals, ein kleiner Organisationsleiter, der für die Anschaffung eines neuen Stuhls fast einen Kniefall bei Herrn Schneider machen musste. Er der persönliche Berater eines Großkunden? Obwohl es doch deutlich fachkundigere Berater in der Bank gab und er eigentlich Organisationsleiter und kein Berater war. Welch ein rasanter Aufstieg!

„Nun, dann möchte ich mich sofort wieder an die Arbeit für meinen Kunden machen!“, verabschiedete sich Karl höflich, aber bestimmt von Herrn Schneider und machte sich auf den Weg, das Büro zu verlassen. „Selbst verständlich Herr Grosser, und wenn Sie etwas benötigen, wenden Sie sich jederzeit vertrauensvoll an mich“, rief ihm Herr Schneider noch hinterher.

Das alles war berauschende Musik in Karls Ohren. Er begab sich über den Flur zu seinem Büro. Dort empfing ihn seine Assistentin: „Herr Grosser, gut, dass Sie kommen! Eine Frau Rosso ist am Apparat. Soll ich sie in Ihr Büro durchstellen?“ Im Vorbeigehen rief Karl: „Ja, und Tee bitte.“ „Sofort Herr Grosser!“

Karl nahm den Hörer seines Telefons und vernahm Marians Stimme: „Hallo mein Liebster, ich bin schon gelandet. Wie läuft es bei dir? Ich vermisse dich schon.“

„Alles super, ich kann es gar nicht beschreiben, ich bin ganz durcheinander. Gerade habe ich eine Gehaltserhöhung bekommen und bin von meinem Arbeitsplatz freigestellt, um dich zu beraten. Natürlich Tag und Nacht, meine Liebste. Marian, ich schwebe im siebten Himmel. Und ganz liebe Grüße und unbekannter Weise herzlichen Dank an deinen Herrn Vater. Ich hoffe, dass ich ihn bald einmal persönlich kennenlernen werde. Ich küsse dich.“ Karl war vollkommen überschwänglich.

„Ich dich auch, mein liebster. Es war ein wunderschöner Abend und eine tolle Nacht. Ich möchte keine Sekunde missen. Bis ich meinen Vater treffe, habe ich noch etwas Zeit und möchte dir noch ein kleines Geschenk kaufen. Ja, ich richte meinem Vater gerne deine Grüße aus. Also bis später und passe auf dich auf. Kuss!“

Karl trank genüsslich seinen Tee und ließ in aller Ruhe das Ganze noch einmal Revue passieren. Dann verließ er die Bank und begab sich zu dem Fahrer auf dem Parkplatz. „Fahren Sie mich bitte in meine Wohnung, ich möchte meine Kleidung wechseln.“

Die Wohnungstüre schloss sich und Karl sank mit einem tiefen Seufzer auf sein Bett. Nur 5 Minuten Ruhe, einfach nur Ruhe. Es verging einige Zeit, dann ging er ins Bad, um endlich eine Dusche zu nehmen und sich zu rasieren. Anschließend schlüpfte er in ein neues Hemd und Anzug. Er ging pfeifend zum Blumengeschäft, um seine offene Rechnung zu begleichen und sich wieder mit einem bunten Blumenstrauß für seine Geliebte einzudecken.

„Ah, der Gentleman von gestern! Jetzt besuchen Sie uns täglich?“, begrüßte ihn die hübsche Blumenverkäuferin. Karl hatte in seiner Eile am Vortag nicht bemerkt, dass sie eine jugendliche Schönheit war, die sich mit ihren langen schwarzen Haaren sehr wohl in Szene setzten konnte.

Karl antwortete: „Ich benötigte einen bunten Strauß, aber etwas größer als gestern, nein, doppelt so groß.“ „Gerne mein Herr“, sagte die Blumenverkäuferin und warf ihre lange Haarpracht gekonnt und sexy nach hinten.

Es fiel ihm auf, dass dieses jugendliche Fräulein ein wenig mit ihm flirtete. Das war früher nie der Fall gewesen. Möglicherweise machte Liebe sexy oder es lag daran, dass er wohl früher stets mürrisch und unfreundlich auf andere gewirkt hatte. Es missfiel ihm nicht, dass diese junge Frau ihn wohl attraktiv fand. Karl war erstaunt, wie schnell sich die Dinge doch ändern können. Gestern war er noch die Pech Marie und heute schon die Goldmarie.

Marian war etwas früher als geplant in Paris angekommen und schlenderte über die berühmte Avenue des Champs Élysées. Eine prachtvolle Straße mit allen erdenklichen Luxusgeschäften. Die Sonne richtete ihre wärmenden Strahlen auf die Einkaufsmeile und die Menschen liefen fröhlich über die Promenaden. Zwischenzeitlich hatte Marian eine kleine, aber feine Goldkette mit einem Herz als Anhänger für ihren liebsten Karl erworben.

Ihr Ziel war nun, das exklusive Kaffee und Restaurant an der Ecke. Dort konnte man an schönen Tagen draußen sitzen und dem bunten Menschengewirr zuschauen konnte. Genau wie ihr Vater liebte sie es, dort einfach zu sitzen und die Seele baumeln zu lassen. Auch ansonsten hatten sie und ihr Vater sehr viele Gemeinsamkeiten.

Das Ende der Weltmafia

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