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Auf dem Weg nach Dänemark

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Heute ist Donnerstag. Jetzt geht es nun endlich los in Richtung Norden. Das Gepäck ist schon verladen und das Auto steht vollgetankt und abfahrbereit vor der Garage. Zunächst wird aber erst noch ausgiebig gemeinsam mit frischen Brötchen gefrühstückt und über die kommenden Tage gesprochen. Gegen 8:30 Uhr verlassen wir dann unsere Wohnung und fahren von nun an für eine gewisse Zeit getrennter Wege.

Vom Wetter her habe ich mir für meinen Start in den Urlaub keinen so schönen Tag ausgesucht. Es regnet mal wieder ziemlich stark. Eigentlich kann es nur noch besser werden. Aber trotz der Nässe lasse ich mir die Vorfreude auf die Reise nach Norwegen nicht verderben. Von Senftenbergaus geht es auf der Landstraße bis zur Anschlussstelle Klettwitz der Autobahn A 13. Mein nächstes Ziel ist das Schönefelder Kreuz. Ohne Staus oder sonstige Behinderungen komme ich ganz gut voran. Nur hinter der Anschlussstelle Bronkow muss ich verstärkt auf die Geschwindigkeit achten. Den Nachrichten zufolge soll hier irgendwo im Gebüsch ein gemeiner Blitzer stehen. Da ich mich aber fast immer an die vorgeschriebenen Geschwindigkeiten halte, komme ich ohne Foto an der Apparatur vorbei. Eng wird es dann aber in der langen Baustelle zwischen Lübbenau und Duben. Hier wird die Autobahn erweitert und mit neuem Belag versehen. Nach dem Passieren der Baustelle geht es zügig weiter und so erreiche ich schon nach etwa 50 Minuten das Schönefelder Kreuz. Hier muss ich mich entscheiden, ob ich meine Fahrt ab jetzt quer durch Berlin fortsetze oder ich die Stadt auf dem Berliner Ring, der Autobahn A 10, umfahren werde. Der Regen hat immer noch nicht nachgelassen und es sieht auch nicht so aus, als ob es in nächster Zeit passieren würde. Ich entschließe mich kurzentschlossen, meine Fahrt westwärts in Richtung Hannover fortzusetzen. Auf der östlichen Seite des Berliner Rings wird nämlich gegenwärtig das Autobahndreieck Schwanebeck total umgebaut. Es ist mit großer Sicherheit damit zu rechnen, dass es dort zu Staus im Bereich der Baustelle sowie schon bei der Anfahrt kommen wird. Meine Entscheidung über die westliche Fahrtrichtung war dann doch ganz gut. Denn je weiter ich mich von Zuhause entferne, desto mehr lässt der Regen ganz langsam nach und die Wolken reißen auch ab und zu mal kurz auf.

Auf dem westlichen Berliner Ring gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Dadurch wird das Fahren ganz entspannt, denn ich muss nicht immer in den Spiegel schauen, ob ein schnelleres Fahrzeug von hinten kommt. Natürlich gibt es immer Fahrer, für die Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht so richtig gelten. Einige von dieser Sorte überholen die Kolonne, mit der ich in Richtung Norden fahre.

Ab dem Dreieck Havelland, an dem ich den Berliner Ring verlasse und auf die Autobahn A 24 einbiege, ändert sich das Wetter urplötzlich. Der Regen hört völlig auf und die Sonne kommt sogar ab und zu kurz heraus und schaut, ob es sich überhaupt lohnt, heute noch länger zu scheinen.

Auf allen bisherigen Autobahnabschnitten ist heute nur mäßiger Verkehr, so dass ich problemlos bisher durchgekommen bin. Auch auf dem jetzigen Teilstück der A 24, die nach Hamburg und nach Rostock führt, rollt der Verkehr. Kurz vor der Abfahrt Fehrbellin kommt die Raststätte „Linumer Bruch“. Hier mache ich erst einmal eine kleine Pause, um schnell einen Kaffee zu trinken. Jetzt am Vormittag ist hier noch ziemlich wenig los. Es ist nur schade, dass man nicht im Sommergarten sitzen kann. Der Regen hat zwar aufgehört, aber es ist einfach noch zu kalt. Mein nächstes Ziel ist jetzt das Autobahndreieck Wittstock an der Dosse, an dem ich heute in Richtung Hamburg abbiege. Immer, wenn ich in Richtung Norden fahre, muss ich erst einmal bis hierher fahren. Am Dreieck entscheidet sich, ob es über Kiel oder über Rostock nach Skandinavien geht. In diesem Jahr fahre ich weiter in Richtung Westen. Die Mehrheit der Fahrzeuge folgt meinem Beispiel und so fahren wir gemeinsam in Richtung Hamburg weiter.

Bald habe ich die Grenze zwischen den Ländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern passiert. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zur ehemaligen innerdeutschen Grenze. Dort, wo sich heute die Raststätte „Schaalsee“ und große Lager von bekannten Firmen befinden, war früher die Grenzübergangsstelle Marienborn. Jetzt sind es nur noch Hinweistafeln an der Autobahn, die an die ehemalige Grenze erinnern. Eigentlich machen wir bei unseren Fahrten nach Kiel oder Hamburg immer Pause an der Raststätte „Gudow“. Heute fahre ich aber weiter, da ich ja noch bis nach Dänemark will.

Gut 20 Kilometer vor dem Autobahnkreuz Hamburg-Ost verlasse ich an der Ausfahrt Schwarzenbeck/Grande die Autobahn A 24 und fahre auf Bundesstraße 404 weiter in Richtung Kiel. Auf dieser Straße ist immer sehr viel Verkehr. Da hier in der Vergangenheit sehr viele Unfälle passiert sind, hat man die Geschwindigkeit auf 70 Stundenkilometer reduziert. Auch das Überholen ist verboten. So schleiche ich in einer ziemlich langen Kolonne hinter einem schweren LKW hinterher. Erst am Kreuz Bargteheide wird aus der Bundesstraße die Autobahn A 21. Jetzt können wir an dem langsamen Brummi vorbei. Bald macht sich Hunger bemerkbar. Ich müsste mal etwas essen. Hinter Bad Segeberg gibt es die Raststätte „Schackendorf“. Dort werde ich meine Mittagspause machen. Zuallererst aber betanke ich mein Auto. Anschließend führt mein Weg mich in die Gaststätte. Im Restaurant ist heute auch sehr wenig Betrieb. Nur eine Familie mit zwei kleinen Kindern ist mit dem Essen beschäftigt. Aus der Speisenkarte wähle ich mir ein kleines Bauernfrühstück aus. Ich brauche nicht lange auf mein Essen zu warten und nehme zum Abschluss noch einen Cappuccino.

Nach der Pause fahre ich auf der Autobahn A 21 und der Bundesstraße 404 bis zu der kleinen Ortschaft Nettelsee und von dort aus weiter auf einer Landstraße bis nach Bordersholm. Hier komme ich dann auf die Autobahn A 7, die von Hamburg kommend über Flensburg bis nach Dänemark führt. Auch auf dieser Strecke fahren heute nicht viele Fahrzeuge. In den vergangenen Jahren habe ich während der Urlaubszeit schon ganz anderen Verkehr erlebt. Es war also doch von mir ganz gut gedacht, den diesjährigen Urlaub schon am Donnerstag beginnen zu lassen. So ist meine Rechnung bisher aufgegangen und ich bis jetzt keine Staus und Unfälle erlebt habe.

Eigentlich sind die Europäische Union und auch das Schengener Abkommen eine unwahrscheinliche Erleichterung vor allem für Urlauber. An den Ländergrenzen gibt es jetzt kein Anhalten und keine Ausweiskontrollen mehr. Ich kann mich noch sehr gut an die langen Fahrzeugschlangen an der Grenzstation bei unserer ersten Fahrt ins dänische Ferienhaus erinnern. Damals musste man schon viel Zeit für die Abfertigung mitbringen. Als ich heute an den Grenzübergang bei Flensburg komme, muss ich nur mal kurz die Geschwindigkeit verringern und schon bin ich in Dänemark.

Das Autofahren ist in Dänemark viel erholsamer als in Deutschland. Die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen beträgt nur zwischen 110 und 130 km/h. Somit kommt kein Stress auf und letztendlich kann man auch noch Sprit sparen, was bei den heutigen Preisen ja von Vorteil ist. Da ich erst vor kurzem gut und ausreichend gegessen habe, brauche ich jetzt auch keine weiteren Pausen zu machen. So fahre ich auf der Europastraße 45 an den größeren Städten Aabenraa und Haderslev vorbei und komme meinem heutigen Übernachtungsort immer näher.

Ohne Behinderungen und Staus erlebt zu haben, verlasse ich nach über 7 Stunden Autofahrt schließlich kurz vor 16 Uhr die Autobahn und fahre auf einer Landstraße direkt in die Stadt Kolding hinein. Ich habe somit schon das erste Ziel auf meiner diesjährigen Nordlandreise erreicht.

Kolding ist eine Hafenstadt im südlichen Dänemark, die am Koldingfjord gelegen ist. Neben dem Güterumschlag ist sie ebenfalls ein Zentrum der Metall- und der Textilindustrie.

Der Ort wurde bereits im 12. Jahrhundert als Handelsplatz gegründet und hat heute etwa 57.500 Einwohner.

In der Stadt befindet sich der größte Holzimporthafen Dänemarks. Auch eine Universität ist in Kolding angesiedelt.

Sehenswürdigkeiten sind unter anderem das im 13. Jahrhundert erbaute Schloss Koldinghus, in dem heute ein Museum beheimatet ist. Aber auch die sehr gut erhaltenen Bürgerhäuser aus dem 17. Jahrhundert im Stadtzentrum sind eine Augenweide.

Ohne Probleme finde ich meine Übernachtungsstätte, das „Kolding Bed_& Breakfast“, da sich die Pension direkt an der Hauptstraße und in unmittelbarer Nähe des Hafens befindet. Nach einer Fahrstrecke von 697 Kilometern stelle ich mein Auto auf dem Parkplatz im Hinterhof des Gebäudes ab. Jetzt möchte ich nur noch mein per Internet bestelltes Zimmer beziehen. Leider ist aber die Tür zur Pension zu und auf mein mehrfaches Klingeln reagiert niemand. Manchmal hat man ja Glück und es kommt gerade ein Gast heraus - aber hier passiert nichts. Was kann ich jetzt tun? Da entdecke ich an der Eingangstür ein Schild, auf dem neben der Bezeichnung der Pension auch eine Telefonnummer steht. Per Handy versuche ich, die Nummer anzurufen. Aber wie oft in solchen Situationen habe ich vergessen, die Vorwahl von Dänemark zu wählen. Also versuche ich es gleich noch einmal und schnell habe ich auch eine Person am anderen Ende. Auf Deutsch begrüßt mich die Vermieterin und erklärt mir, wie ich in das Haus komme und wo ich dann mein Zimmer finde. Dazu gibt sie mir auch noch die Geheimzahl, die ich an der Schließanlage der Tür eingeben muss, damit ich das Haus betreten kann. Gleichzeitig will sie noch wissen, wann ich denn morgen mein Frühstück haben möchte. Da ich die Abfahrtszeit der Fähre in Hirtshals ja unbedingt einhalten muss, will ich spätestens um 8 Uhr von Kolding abfahren. Deshalb möchte ich ungefähr eine halbe Stunde vorher noch in aller Ruhe frühstücken.

Nach dem Telefonat nehme ich mein Gepäck auf und gebe die PIN-Zahl an der Tür ein. Und siehe da, die Tür lässt sich öffnen! Mein Weg im Haus führt mich jetzt hinunter in das Kellergeschoß. Hier befindet sich mein sehr schönes und helles Zimmer. Nachdem ich mich von dem Staub und Dreck des heutigen Tages befreit habe, mache ich erst einmal eine kurze Erholungspause und muss natürlich dabei auch das Bett mal schnell ausprobieren.

Aber schon bald treibt mich die Neugierde wieder aus dem Haus. Da ich noch nie in Kolding war, möchte ich mir unbedingt wenigstens einen kleinen Teil der Stadt ansehen. Der Spaziergang führt mich von der Pension aus durch einen Teil der Innenstadt bis hin zum berühmten Schloss Koldinghus. Um dorthin zu gelangen, muss ich einen kleinen Hügel erklimmen. Von hier oben kann ich mir einen allgemeinen Überblick über die Stadt verschaffen. Nach einem Rundgang um das Schloss herum, das leider schon verschlossen ist, steige ich wieder hinunter in den Ort. Anschließend bummle ich noch ein bisschen durch die ziemlich lange Fußgängerzone mit sehr vielen verschiedenen Geschäften und urigen Lokalen. Eine Seifenblasenmaschine vor einem Spielwarengeschäft ist ein Anziehungspunkt für zahlreiche Kinder. Eine Mutter hat es ganz besonders schwer, ihre vier Sprösslinge zum Weitergehen zu bringen. Wenn sie einen von ihnen überzeugt hat, steht ein anderer vor dem Automaten und pustet Blasen in die Luft. Nachdem ich eine ganze Weile diesem Schauspiel zugesehen habe, setze ich meinen Spaziergang fort.

In der Helligkorsgade 18 fällt mir ein uraltes, aber recht gut erhaltenes rotes Fachwerkhaus ins Auge. Ich schaue mal kurz in die Stadtbeschreibung und erfahre so, dass dieses Haus schon im Jahr 1598 erbaut wurde und somit das älteste Bauwerk in Kolding ist. Am guten Zustand des Gebäudes ist unschwer zu erkennen, dass man sich sehr viel Mühe gegeben und wahrscheinlich auch reichlich Geld in die Renovierung und Erhaltung dieses Hauses gesteckt hat.

Bei meiner kurzen Stadterkundung fällt mir auf, dass ich immer wieder auf viele Menschen aus südlichen und afrikanischen Ländern treffe, die ebenfalls mit Kind und Kegel bummeln gehen.

Gegen 19 Uhr bin ich dann wieder zurück in meinem Zimmer in der Pension. Ich mache mir erst einmal etwas zu essen. Brot, Butter und Wurst reichen heute vollkommen aus. Nach dem Essen, bei dem ich mir sehr viel Zeit lasse und noch einige Prospekte zu der bevorstehenden Reise lese, ist es noch viel zu zeitig, um ins Bett zu gehen. Also starte ich noch einmal durch, um jetzt die nähere Umgebung um die Pension herum und den Hafen zu erkunden.

Besonders der nahe Hafen lockt mich zu einem etwas längeren Spaziergang. Um auf das Gelände zu kommen, brauche ich nicht einmal ein Tor zu passieren. Am Pier haben drei größere Schiffe aus verschiedenen Ländern festgemacht und warten auf das Be- oder Entladen. Ich gehe an ihnen vorbei bis an die Spitze der Hafenmole. Dabei kann ich mir die Schiffe mal aus unmittelbarer Nähe ansehen. Während das Schiff, das aus Singapur kommt, einen ziemlich gepflegten Eindruck macht, sehen die beiden Frachter aus Russland doch schon ganz schön mitgenommen aus. Pflege und Wartung scheinen nicht so das Ding von deren Besatzungen zu sein. Ein bisschen Farbe könnte hier vielleicht wahre Wunder bewirken.

An einem großen Segelschiff sind viele Leute dabei, an den Masten und auf Deck Ausbesserungsarbeiten durchzuführen. Ich verstehe zwar nicht, was gesprochen wird, aber am andauernden Lachen erkenne ich, dass es bei Arbeit ziemlich locker zugeht.

Nach dem Abstecher in den Hafen wird es nun doch langsam Zeit, um zur Pension zurückzukehren. Morgen muss ich ausgeschlafen sein, denn erst sind es rund 250 Kilometer bis zum Fährhafen nach Hirtshals. Dann werde ich mit der Fähre in etwa drei Stunden nach Kristiansand übersetzen und schließlich muss ich noch einmal rund 50 Kilometer bis in die Kleinstadt Mandal im südlichen Norwegen zurücklegen.

Von der Südküste in das Fjordland: Norwegen, eine Reisebeschreibung

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