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Von Dänemark mit der Fähre nach Norwegen

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Kurz nach 6 Uhr ist für mich die Nacht vorbei. Mein Handywecker reißt mich mit durchdringendem Ton aus dem Schlaf. Ich weiß ja nicht, wie stark der Verkehr heute auf der Autobahn Richtung Norden sein wird. So mache ich mich lieber etwas eher auf den Weg, als dass ich noch die Fähre verpasse oder im ungünstigen Fall bis nach Hirtshals ziemlich zügig fahren muss.

Ich habe sehr unruhig geschlafen, denn es ist lange nicht finster geworden. Dafür wurde es aber heute früh schon wieder ziemlich zeitig hell.

In der kleinen Küche, die sich unmittelbar neben meinem Zimmer befindet, klappern schon die Teller und Kaffeeduft zieht langsam herüber. Meine Vermieterin ist also auch schon da und bereitet für mich das Frühstück vor. In der Zwischenzeit gehe ich mich erst einmal waschen. Dann bekomme ich das Essen sogar auch noch auf das Zimmer gebracht. Das ist vielleicht ein hervorragender Service!

Der einzige kleine Nachteil dieser Übernachtung war, dass sich das Bad und die Toilette für mein Zimmer über den Gang befunden haben. Da hier unten im Kellergeschoss aber nur ein Zimmer ist, kann man das auch eigentlich akzeptieren.

Ganz planmäßig beginne ich meine Fahrt nach Hirtshals. Bei der Abfahrt von der Pension scheint sogar schon die Sonne und der Freitagsverkehr in der Stadt lässt auch noch auf sich warten. Langsam fahre ich am Hafengelände und einem großen Park vorbei zur Autobahn E 45. Dort ist der Verkehr doch schon ziemlich stark. Viele Urlauber sind auf dem Weg in ihre Ferienhäuser bzw. zu Campingplätzen. Sehr viele große Autos ziehen noch größere Wohnwagen hinter sich her. Erst nach der Abfahrt zur Stadt Aarhus wird die Anzahl der Autos immer weniger. Vorbei an Randers und Hobro geht es jetzt ganz entspannt bis zur Abzweigung bei Aalborg. Hier teilt sich die Autobahn. Auf der Europastraße 45 kann man bis nach Frederikshavn und dann nach einer Fährüberfahrt auf dem Inlandsvägen quer durch Schweden fahren. In der anderen nördlichen Richtung führt die Europastraße 39 direkt bis in den Fährhafen von Hirtshals. Dort muss ich jetzt hin, um anschließend mit der Fähre nach Norwegen fahren zu können, Es ist nur schade, dass es an den dänischen Autobahnen kaum Rast-und Tankstätten gibt. So ist es auch auf meinem jetzigen Weg. Schließlich kommt doch noch eine kleine Raststätte. Hier halte ich an und trinke einen Kaffee. Eigentlich ist der Grund für die Pause ein ganz anderer. Ich habe nämlich Zuhause beim Durchstöbern der Unterlagen von früheren Reisen einen 50 Kronen-Schein gefunden. Jetzt möchte ich wissen, ob der überhaupt noch gültig ist. Und siehe da, er ist es! Ohne Problem wird er von der Bedienung angenommen und ich erhalte dafür meinen Kaffee. Das Wechselgeld besteht aus aktuellen Scheinen und Münzen.

Nach dieser kurzen Pause trete ich den letzten Teilabschnitt meiner heutigen Fahrt auf dänischem Boden an. Die Autobahn führt jetzt fast schurgerade nach Norden. Es gibt kaum noch größere Kurven. Kurz vor 10 Uhr habe ich das Ende der Autobahn erreicht und somit auch die Stadt Hirtshals. Eigentlich ist noch genügend Zeit, um einen kurzen Bummel durch den Ort machen zu können.

Hirtshals ist eine Hafenstadt im Nordwesten Jütlands. Sie wurde im 16. Jahrhundert erstmalig erwähnt. Heute leben hier etwa 6.000 Einwohner. Diese arbeiten fast ausschließlich in der Fischerei und im Tourismus. In Hirtshals ist der zweitgrößte Fischereihafen Dänemarks. Außerdem fahren von hier Fähren nach Norwegen, Island und zu den Färöer Inseln. Die Schiffe der „Color Line“ und der „Fjord Line“ bedienen dabei die Häfen in Larvik, Kristiansand, Stavanger und Bergen. Island kann man mit einer Fähre der „Smyril Line“ erreichen.

Hirtshals verfügt als Touristenattraktion über das Nordsee-Aquarium mit über 70 verschiedenen Fischarten, das nach einem Brand im Jahr 2003 schon zwei Jahre später wieder eröffnet wurden konnte.

Der Weg zum Color Line-Terminal ist von der Autobahn her sehr gut ausgeschildert. Man kann sich überhaupt nicht verfahren, wenn man zur Fähre will. Ich hoffe auf eine Abzweigung in die Stadt. Irgendwann muss sie noch kommen. Aber urplötzlich stehe ich dann vor der um diese Zeit noch geschlossenen Hafenzufahrt. Ein Umkehren ist nicht mehr möglich, da es sich um eine Einbahnstraße handelt. Also stelle ich mich zwangsläufig zu den wenigen, bereits um diese Zeit wartenden Fahrzeugen.

Die Wartezeit dauert überhaupt nicht lange. Schon 20 Minuten vor dem offiziellen Start wird mit dem völlig unkomplizierten Einchecken begonnen. Ich brauche am Schalter nur meinen Voucher für die Fährüberfahrt abzugeben und schon bekomme ich dafür eine Bordkarte ausgehändigt. Außerdem muss ich am Innenspiegel meines Autos noch einen grünen Zettel mit dem Hinweis „Kristiansand“ befestigen. Dann sagt mir die Mitarbeiterin der Color Line die Nummer der Spur, in der ich für die Auffahrt auf die Fähre warten muss. Nach einer weiteren kurzen Fahrstrecke heißt es jetzt nur noch warten, warten, warten.

Erst einmal schaue ich mir die Leute an, die in den Autos neben mir auch auf die Fähre warten. Es sind sowohl alle Altersstufen als auch alle Fahrzeuggrößen vertreten. In einigen Fahrzeugen ist man bemüht, den Kindern die Wartezeit durch Spiele oder Bücher zu verkürzen. Bei meiner Beobachtung fällt mir ein Auto auf, dessen Fahrer trotz der Wärme von immerhin 22 Grad mit einem Schal um den Hals herumläuft. Zu diesem Zeitpunkt ahne ich noch nicht, dass ich diesem Paar noch einige Male während meiner gesamten Rundreise begegnen werde.

Nachdem ich mir alles in meiner unmittelbaren Nähe genau angesehen habe, verlasse ich das Auto und mache mich auf, das Hafengelände zu Fuß zu erkunden. Bei meinem Rundgang stelle ich fest, dass die Autofahrer nicht nur auf die Fähre nach Kristiansand warten. An einer anderen Abfertigungsstelle stehen noch viele weitere Fahrzeuge, die auch nach Norwegen wollen. Ihr Zielhafen ist aber Larvik. Sie haben deshalb auch einen roten Zettel an der Scheibe. Die Fähre der Color Line für diese Strecke wird erst gegen 12 Uhr in Hirtshals ankommen. Ich gehe weiter bis an die Hafenkante. Einen Schritt weiter und ich kann ohne Auto nach Norwegen schwimmen. Einige ganz bequeme Wohnmobilisten haben ihre Fahrzeuge mit der Frontseite in Richtung Meer gestellt und können nun ohne Auszusteigen alles genau beobachten. Auch werden im hinteren Hafenbereich noch einmal Hunde aller Größen Gassi geführt. Dann kommt plötzlich ein Schiff um die Mole herum. Es ist eine Schnellfähre der „Fjord Line“, die gerade aus Kristiansand kommt. Dieses Schiff fährt so schnell, dass es für die Überfahrt von Dänemark nach Norwegen nur etwas mehr als 2,5 Stunden benötigt. Die Fähre der „Color Line“, mit der ich gleich fahren werde, benötigt für dieselbe Strecke genau eine Stunde mehr.

Dann kommt sie endlich. Ganz majestätisch umrundet die große Color Line - Fähre „Super Speed 1“ die Mole an der Hafeneinfahrt von Hirtshals. Das Schiff ist auch bedeutend gewaltiger als die Fähre der Fjord Line.

Die „SuperSpeed 1“ ist eine Schnellfähre der norwegischen Reederei Color Line, die auf der Strecke zwischen Kristiansand in Norwegen und Hirtshals in Dänemark eingesetzt ist. Das Schwesterschiff „SuperSpeed 2“ verkehrt täglich zwischen Hirtshals und dem norwegischen Larvik.

Die „SuperSpeed 1“ wurde im Jahr 2008 in Dienst gestellt und 3 Jahre später zum ersten Mal umgebaut. Sie ist über 211 Meter lang und 25,8 Meter breit. Insgesamt 2.400 Passagiere und bis zu 750 Fahrzeuge können befördert werden. Die Motoren leisten insgesamt 51.408 PS und damit erreicht die Fähre eine Geschwindigkeit von 27 Knoten (ca. 48 km/h).

Seit dem Umbau im Jahr 2011 besitzt dieses Schiff auch die größte Pizzeria Europas mit insgesamt 484 Plätzen.


„SuperSpeed 1“ läuft in den Hafen von Hirtshals ein

Da die Fähre von der Hafeneinfahrt bis zur Anlagestelle noch einen sehr weiten Weg zurücklegen muss, bleiben wir alle an unseren bisherigen Standorten am Kai stehen. Wir lassen das große Schiff an uns vorbeifahren, bevor wir zu unseren Fahrzeugen gehen. Es dauert noch eine gewisse Zeit und dann hat das Schiff am Kai festgemacht. Innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit verlassen alle Fahrzeuge, die aus Norwegen kommen, das Schiff. Dann sind wir endlich an der Reihe. Während in den unteren Schiffsteil die LKW und Wohnmobile einfahren, müssen wir PKW über eine lange Rampe in den oberen Teil des Schiffsdecks fahren. Es ist schon beeindruckend, wenn man sieht, wie sich der ehemals volle Warteplatz im Hafen in rascher Zeit leert. Fast pünktlich verlassen wir kurz nach 12:15 Uhr den Hafen von Hirtshals und es beginnt unsere dreistündige Überfahrt nach Norwegen.

Mein Auto ist sicher abgestellt und ich habe bis kurz nach 15 Uhr Zeit, um das Schiff zu erkunden. Als erstes stelle ich fest, dass es an Bord nur 45 Kabinen gibt. Diese sind dann auch nur vorzugsweise für die Fahrer der schweren LKW bestimmt, die ihre gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten einhalten müssen. Dafür gibt es jede Menge an Sitzmöglichkeiten für die anderen Passagiere in allen Bereichen des Schiffes. Es ist das allererste Mal, dass ich auf so einer Schnellfähre der Color Line bin. Bisher fanden unsere Fahrten nach Norwegen stets mit den Schiffen „Color Fantasy“ bzw. „Color Magic“ ab Kiel statt.

In den Restaurants und Bistros der „SuperSpeed 1“ kann man sein Urlaubsgeld schon auf der Fahrt nach Norwegen loswerden. Wenn dann noch etwas übriggeblieben ist, so ist da noch ein riesiger Shoppingbereich, der neben Bekleidung und Parfüm auch über eine sehr große Lebensmittelabteilung verfügt.

Meinen Rundgang durch das Schiff nutze ich gleich noch zum Umtausch von EURO in norwegische Kronen. Ich schätze, dass eigentlich der Betrag von 2.500 Kronen für die gesamte Reise ausreichend sein müsste. Die Mautgebühren werden per Kreditkarte abgezogen, die Zimmer sind bezahlt und für die abendliche Verpflegung ist bis auf zwei Tage in Stavanger auch schon gesorgt.

Im Selbstbedienungsrestaurant leiste ich mir nach dem Geldumtausch ein großes Sandwich mit Lachs und einen Pott Kaffee. Zur Bezahlung nutze ich schon die eingetauschten Kronen. Dann ziehe ich mich auf einen freien Sitzplatz nahe der Rezeption in der Mitte des Schiffes zurück. Von hier aus beobachte ich das teilweise hektische Treiben der Passagiere. Dabei sind mir doch ganz plötzlich und auch nur ganz kurz die Augen zugefallen. Ich hoffe nur, dass ich während meines kleinen Nickerchens nicht allzu heftig geschnarcht habe.

Eine laute Durchsage reißt mich dann aus den Träumen. Leider wird aber nur norwegisch gesprochen. Ich kratze alle meine gelernten Vokabeln zusammen, um mitzubekommen, worum es geht. Soweit ich verstanden habe, kann unser Schiff wegen eines technischen Defektes nicht mit voller Kraft fahren. Wir werden deshalb Kristiansand erst mit einer halben Stunde Verspätung erreichen. Das stört mich aber nicht im Geringsten. Ich brauche vom Hafen aus nur noch etwa 50 Kilometer bis zu meinem Hotel in Mandal zurücklegen. Die Hauptsache ist, dass wir überhaupt noch heute in Norwegen ankommen.

Nach einer weiteren halben Stunde verlasse ich meinen Sitzplatz und mache mich auf den Weg zum Außendeck. Wir haben nämlich schon die Schären vor Kristiansand erreicht und fahren jetzt langsam zwischen den Felsen hindurch. Viele Passagiere sind nun auf das Deck hinausgegangen und genießen in der Sonne die letzten Minuten der Überfahrt. Immer wieder muss das Schiff kleinen und großen Inseln ausweichen. So kann man vom Schiff aus immer wieder auf die Stadt Kristiansand, die mit über 84.000 Einwohnern fünftgrößte Stadt des Landes, blicken. Auf den Inselhäusern wehen norwegische Flaggen in allen Größen. Da wir uns nur mit langsamer Geschwindigkeit dem Color Line Terminal nähern, bleibt genügend Zeit, um die Einfahrt in den Hafen zu genießen. Die Fähre gleitet gemächlich an dem markanten Gebäude des neuen „Kilden - Theater- und Konzerthaus“ vorbei.

Während der Wartezeit auf dem Schiff habe ich mich mit einem Prospekt von Kristiansand beschäftigt. Darin habe ich auch gelesen, dass die Kronprinzessin Mette-Marit aus dieser Stadt stammt. Dann macht die Fähre am Pier fest und wenige Minuten später kann ich an Land fahren. Dort geht es nun sehr, sehr langsam voran. Aus den drei Spuren, die aus dem Inneren des Schiffes kommen, wird nach wenigen Metern nur noch eine. Das Einordnen dauert ganz schön lange. Auch müssen wir erst einmal uns alle Bereiche des Hafengeländes bei der Ausfahrt ansehen. Die Autokolonne rückt nur langsam weiter. Unmittelbar nach dem Hafen komme ich an einen Kreisverkehr. Hier teilen sich die Fahrzeuge, die aus Dänemark kommen, einigermaßen schnell auf. Die meisten von ihnen fahren in Richtung Larvik und Oslo nach Osten. Nur wenige wollen, so wie ich, nach Westen.


Kilden - Theater- und Konzerthaus in Kristiansand

Auf der Europastraße 39 geht meine Fahrt nun in Richtung Mandal weiter. Aber schon bald stecke ich wieder im Stau. Am Ortsausgang von Kristiansand werden gerade umfangreiche Straßenbauarbeiten durchgeführt. Die bereits vorhandene Straße wird auf vier Fahrbahnen erweitert. Da heute Freitag und außerdem gerade Feierabend ist, hat sich ein Stau gebildet, der sich am Ende auf über 10 Kilometer hinzieht. Erst danach wird der Verkehr wieder flüssiger und ich kann endlich mal wieder 80 Stundenkilometer schnell fahren. Mit genügend Ausdauer und Geduld erreiche ich kurz vor halb sechs Uhr mein erstes norwegisches Ziel, die Kleinstadt Mandal.

Mandal ist die südlichste Stadt Norwegens und liegt in der Provinz Vest-Agder. Sie hat rund 15.260 Einwohner. Der Ort wurde um 1500 als Verladestation für Holz gegründet. Heute befinden sich hier noch Werftanlagen und die Redaktionen von verschiedenen lokalen Zeitungen. Erst im Jahr 1921 erhielt Mandal das Stadtrecht.

Der bekannte norwegische Bildhauer Gustav Vigeland wurde in Mandal am 11.04.1869 geboren. Im Jahr 1902 hat er die Medaille für den jährlich in Oslo vergebenen Friedens-Nobelpreis entworfen. Sein umfangreiches Werk kann man im Frognerpark in Oslo bewundern.

Charakteristisch für Mandal sind die vielen weißen Holzhäuser. Die im Jahr 1821 erbaute Kirche mit 1.800 Sitzplätzen ist das zweitgrößte sakrale Bauwerk Norwegens.

Dank meiner intensiven Reisevorbereitungen ist es kein Problem, das „First-Hotel Solborg“ zu finden. Es befindet sich in einer ruhigen Nebenstraße etwas abseits vom Zentrum. Von außen macht es einen nicht gerade Vertrauen erweckenden Eindruck. Die Fassade ist dringend renovierungsbedürftig. Dafür ist der Empfangschef umso freundlicher. Von ihm erhalte ich an der Rezeption nach Vorlage des Vouchers den Zimmerschlüssel und die Information, dass ich heute der einzige Gast mit Halbpension bin und mein Abendessen deshalb nicht im Hotel einnehmen kann. Damit ich aber nicht verhungern muss, hat man für mich einen Platz in einem der besten Restaurants in der Stadt reserviert. Der Mitarbeiter möchte von mir nur noch wissen, wann ich zu speisen gedenke. Auf einem Stadtplan zeigt er mir den Weg zu dem Restaurant „Hr. Redaktör“. Es ist nicht weit vom Hotel entfernt und in etwa 10 Minuten Fußmarsch zu erreichen. Ich entscheide mich für 19 Uhr. So habe ich noch genügend Zeit, um mein Zimmer zu beziehen und mich etwas frisch zu machen.

Dann starte ich den Weg zur Gaststätte. Sie befindet sich direkt im Zentrum der fast nur aus weißen Holzhäusern bestehenden Kleinstadt. Dank der guten Wegbeschreibung finde ich das Restaurant ganz schnell und werde auch freundlich begrüßt. Die Kellnerin führt mich zu einem für mich reservierten Platz. Als erstes leiste ich mir zum Abschluss des heutigen Tages ein großes Bier. Mein Abendessen besteht aus einer Vorspeise, Hühnchen auf Nudeln mit Gemüse und anschließend noch Joghurtspeise mit frischen Erdbeeren. Ganz zum Abschluss gibt es noch einen Kaffee. An einem der Nachbartische haben während meines Essens drei ältere und gutgekleidete Damen Platz genommen. Sie scheinen sich sehr viel zu erzählen zu haben. Während sie aufeinander einreden isst jede einen Hamburger. Gemeinsam trinken sie dazu eine ganze Flasche Rotwein aus.

Das Restaurant ist in dem Gebäude untergebracht, in dem sich auch die Redaktionen lokaler Tageszeitungen befinden. Deshalb hat es den für mich etwas ungewöhnlichen Namen. Während ich auf die einzelnen Gänge des Essens warte, schaue ich mich etwas im Raum um. An den Wänden sind Titel von Zeitungen aus der ganzen Welt aufgehängt. Darunter finde ich auch den des „Neuen Deutschlands“ aus dem Jahr 2008.


Zeitungstitel im Restaurant „Hr. Redaktör“

Nach dem Essen brauche ich nur mein Bier zu bezahlen und dann verlasse ich das Lokal. Ich schlendere noch etwas durch die Innenstadt.

Die gesamte Stadt besteht wirklich aus mit weißer Farbe gestrichenen Holzhäusern. Im Stadtzentrum sind in diesen Häusern meistens im Untergeschoß Geschäfte untergebracht. Auf großen Plakaten kann ich trotz meiner noch mangelhaften Kenntnisse der norwegischen Sprache lesen, dass an diesem Wochenende das alljährliche Sommerfest stattfindet. An verschiedenen Stellen sind auch schon kleine Bühnen aufgebaut, auf denen in der nächsten Zeit laut Programm verschiedene Künstler und Musikgruppen auftreten werden. Die Geschäfte haben heute bis 22 Uhr geöffnet. Viele Familien spazieren durch die schmalen Gassen zwischen den Holzhäusern. Auf dem winzigen Platz vor dem Restaurant „Hr. Redaktör“ kommen gerade alte amerikanische Straßenkreuzer an, die liebevoll gepflegt sind. Sie formieren sich und fahren dann im Korso durch die Stadt. An verschiedenen Stellen in der Innenstadt werden auch Spiele für und mit Kindern durchgeführt. Hinter dem Restaurant, das ich erst vor kurzem verlassen habe, spielt jetzt gerade eine Country Band. Es ist stellenweise sehr laut, da viele Gaststätten Sommergärten eingerichtet haben, wo die Gäste im Freien sitzen können.

Aber all diese vielseitigen kulturellen und sportlichen Angebote können mich jedoch nicht davon abhalten, Mandal noch ein wenig zu erkunden. Die kleinen und großen Holzhäuschen in den engen Kopfsteinpflasterstraßen sind super in Ordnung und fast alle mit Blumen geschmückt.


Gepflegte Holzhäuser in Mandal

Ich schlendere noch eine ganze Weile abseits des Zentrums durch die Stadt. Dabei entdecke ich ein ganz originelles Parkhaus. Wahrscheinlich hatte man innerhalb der Stadt nicht genügend Platz für Parkflächen. So wurde einfach eine große Höhle in den Hausberg geschlagen und schon waren genügend Parkmöglichkeiten vorhanden. Während ich noch dabei bin, die Stadt zu erkunden, beginnt es ganz sacht zu regnen. Deshalb mache ich mich gezwungenermaßen auf den Weg zurück zum Hotel. Bei einem Blick auf die Uhr erschrecke ich mich. Es ist schon weit nach 22 Uhr. Dadurch, dass es auch im Süden Norwegens während des Sommers nicht so richtig finster wird, ist mir ein bisschen das Zeitgefühl verloren gegangen. Auf dem Weg zum Hotel mache ich dann doch noch eine Entdeckung. Ein weißes Holzhaus mit einem kleinen Garten an der Ecke Grensegata/ Gustav Vigelands vei ist das Geburtshaus von Gustav Vigeland (1869–1943). So steht es jedenfalls auf einer kleinen Tafel an dem weißen Gartenzaun. Heute ist dieses Haus bewohnt und kann leider nicht besichtigt werden.

Zurückgekehrt im Hotel stelle ich fest, dass ich trotz des langen Tages überhaupt nicht müde bin. So setze ich mich noch eine Weile auf den kleinen überdachten Balkon meines Zimmers. Von hier aus kann ich beobachten, wie zwei Busfahrer bemüht sind, ihre Fahrzeuge zwischen den inzwischen vier bereits abgestellten Omnibussen zu parken. Das ist nicht so einfach, da ja auch noch eine Durchfahrtsmöglichkeit für den übrigen Verkehr gelassen werden muss. Aber gemeinsam beenden sie erfolgreich ihr Vorhaben und können in das Hotel zurückkehren. Außerdem habe ich festgestellt, dass vor einem Haus gegenüber dem Hotel ein ständiges Kommen und Gehen ist. Ich mache mir die Mühe und entziffere die Beschriftung an der Hausfront. Es ist eine Kirche der Zeugen Jehovas. Ausschließlich ältere Menschen kommen aus diesem Gebäude und steigen in PKW bzw. gehen zu Fuß in Richtung des Stadtzentrums.

Ich setze mich noch eine kleine Weile an den Schreibtisch und schreibe die Erlebnisse des heutigen Tages in das Reisetagebuch. Dann werde ich doch ganz langsam müde und ziehe mich in das Bett zurück. Hoffentlich hat sich morgen das Wetter gebessert. Der Regen muss unbedingt aufhören. Mit diesem Gedanken schlafe ich ein.

Von der Südküste in das Fjordland: Norwegen, eine Reisebeschreibung

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