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Stimmenfang am Stadion

Neonazis unterwandern die Fanszene des 1. FC Lokomotive Leipzig, rekrutieren dort Mitglieder und schöpfen Wählerstimmen für die NPD. Ein Hausverbot hält sie nicht ab – im Internet und per SMS organisieren sie sich ohnehin viel effizienter. Trägt dieses Klima dazu bei, dass sich rechtsextreme Einstellungen der Anhänger in Gewalt entladen?

Als Holger Apfel am Abend des 30. August 2009 durch die überfüllten Flure des Dresdner Landtages eilt, ist da immer ein Mann, der ihm eine Schneise durch die Menschen öffnet. Der schiebt und drückt und drängt. Entschlossen und mit ernstem Blick. Apfel ist Chef der sächsischen NPD, er freut sich an jenem Sonntag über den Wiedereinzug seiner Partei ins Parlament des Freistaates – nie zuvor war das einer NPD-Fraktion in Deutschland gelungen. 5,6 Prozent der Wähler haben den Rechtsextremen an diesem 30. August ihre Stimme gegeben. Nun baut sich Apfel vor immer neuen Fernsehkameras auf. Währenddessen wartet Marco Remmler, der Leibwächter, hinter einer Absperrung, breitbeinig, die Schultern nach vorn geschoben, die Hände vor dem schwarzen Sakko gefaltet. Nach jedem Interview muss Remmler für seinen Boss eine Schneise schlagen. Schneisen schlagen, das ist Remmlers Aufgabe, in der Politik, im Fußballmilieu. Doch eigentlich sind Politik und Fußball in Sachsen nicht mehr voneinander zu trennen. Vor allem in Leipzig.

Die NPD hat in Sachsen ihr größtes Stammwählerpotenzial, das hat sie auch ihrem Einfluss im Fußball zu verdanken. In keinem anderen Klub ist die NPD so nah an die Fans herangerückt wie beim 1. FC Lokomotive Leipzig. Einige Anhänger erleichtern der Partei die lokale Verankerung, den angestrebten Weg zu mehr Akzeptanz. Die NPD macht sich im Umfeld des 1. FC Lok einen rechten Grundtenor zunutze, den viele Fans im heimischen Bruno-Plache-Stadion teilen. Das Stadion liegt in Probstheida, im Südosten Leipzigs. Die neu erblühte Stadtmitte ist fünf Kilometer entfernt, doch hier draußen sind die Häuser unsaniert, die Straßen voller Schlaglöcher. Immer wieder brechen Einstellungen der Fans heraus: Im Februar 2006 stellen sich Lok-Fans während eines A-Jugend-Spiels im Stadion so auf, dass ein menschliches Hakenkreuz entsteht. Auf einem Transparent steht 2002: „Wir sind Lokisten, Mörder und Faschisten“. Regelmäßig beschmieren sie Wände mit fremdenfeindlichen Parolen. Aber das sind nur die sichtbaren Zeichen einer Bewegung, die immer seltener sichtbar wird. Doch wie genau verwandelt die NPD diese Ausbrüche in ein politisch messbares Ergebnis? Wie gewinnt sie aus dem diffusen Weltbild junger Fans, das sich oft in Diskriminierungen und Aggressionen erschöpft, ihre Wählerstimmen? Und wie rekrutiert sie im Fußball Nachwuchs für die Partei? In Leipzig lassen sich Antworten auf diese Fragen finden.

Der Reihe nach: Lokomotive Leipzig, Nachfolger des VfB Leipzig, des ersten Deutschen Meisters von 1903, zählt zu den erfolgreichsten Vereinen der DDR, steht 1987 im Finale des Europacups der Pokalsieger. Im Jahr 2003 geht der Klub zum zweiten Mal pleite – ihm droht die Abwicklung. Fans wollen den Verein wiederbeleben, in der elften Liga, ganz unten. Am 10. Dezember gründen 13 Mitglieder in der Leipziger Kneipe „Treibhaus“ den neuen 1. FC Lok. Den Vereinsvorsitz übernimmt der gelernte Koch Steffen Kubald, der lange als Fanbeauftragter tätig war. Ebenfalls am Tisch: der Maler und Lackierer Marco Remmler, der seinen wahren Namen nicht veröffentlicht sehen will. Kubald und Remmler waren früher Hooligans, sie haben sich für ihren Klub geprügelt. Dass Remmler in der rechtsextremen Szene unterwegs ist, scheint niemanden im „Treibhaus“ zu interessieren. Manche teilen seine Ansichten. Sie brauchen jede helfende Hand. Auf Politik wollen sie keine Rücksicht nehmen.

Marco Remmler, geboren 1977, will erfolgreichen Fußball sehen, doch er hat noch ein anderes Ziel: Er will ein Stadion ohne farbige Nachwuchsspieler, ohne Andersdenkende, ohne Homosexuelle. Lok soll ein „nationaler Familienverein werden“. An Spieltagen klemmt er einschlägige Flugblätter hinter die Scheibenwischer der Autos. Hilft beim Verkauf von Fanutensilien. Schwärmt von einem der meistverkauften Artikel: einem dunkelblauen T-Shirt, verziert mit dem Wappen von Lok, darauf der Reichsadler, umrahmt von altdeutscher Schrift: „Wir sind die Größten der Welt!“ An Wochenenden trifft Remmler Kinder und Jugendliche, die sich für den Fußballverein begeistern. Sie sehen Remmlers trainierte Schultern, seinen rasierten Schädel, seine Tätowierungen. Im Stadion kursieren Geschichten aus seiner Vergangenheit, Schlägereien mit gegnerischen Fans und Polizisten. Die Jungen schauen zu ihm auf. Remmler beschreibt seine Bewegung mit Worten, die den Jungs gefallen: unangepasst, rebellisch, heldenhaft.


Oben: Agitation mit Breitenwirkung: Marco Remmler ist Grün dungsmitglied von Lok und seit 2006 Mitarbeiter der NPD


Rechts: Begehrtes Kleidungsstück: Marco Remmler schwärmt von einem dunkelblauen T-Shirt, verziert mit dem Wappen von Lok, darauf der Reichsadler, umrahmt von altdeutscher „Wir sind die Größten der Welt!“

Lange darf der Neonazi Remmler schalten und walten. Das ändert sich mit dem sportlichen Erfolg. Lok spielt besser, als viele erwarten, stürmt von Aufstieg zu Aufstieg, vor tausenden Zuschauern. Damit steigt der Druck auf den Präsidenten Steffen Kubald, sich von rechtsextremen Anhängern zu distanzieren. Die Trennung von Remmler gipfelt im Februar 2007 in einem Hausverbot. „Eigentlich wollte ich niemanden aus der Familie ausschließen. Ich dachte, die kriegen sich alle wieder ein. Irgendwann“, sagt Kubald drei Jahre später, „doch das war falsch. Manche haben mir ins Gesicht gelächelt und hinter meinem Rücken über mich gelacht.“ Drei Jahre lang, seit der Wiedergründung 2003, hat Kubald alle reingelassen, die mitmachen wollten. Er brauchte die Eintrittsgelder, die Mitgliedsbeiträge. Ob er die verlorene Zeit aufholen kann?

Steffen Kubald, geboren 1962, wirkt wie aus einem Feld geschlagen, er hat Hände wie Schaufeln. Lange arbeitet er, morgens vier Stunden als Abteilungsleiter einer Gebäudereinigungsfirma, danach ist er bis zum späten Abend im Verein – ehrenamtlich. „Es gibt Fans im Stadion, die ihre Gesinnung verbergen“, sagt er, „aber ich kann am Eingang nicht jedes Parteibuch kontrollieren.“ Es gehört zu seinem Alltag, sich von Personen zu distanzieren, zu denen er keinen Kontakt pflegt. Zum Beispiel von der NPD, die im sächsischen Landtag über Sicherheit im Fußball diskutieren will, auf dem Rücken von Lok. Doch manchmal erzeugen Kubalds Worte auch Kritik und Ratlosigkeit. So wie im ARD-Magazin Kontraste, das am 8. März 2007 Antisemitismus unter Leipziger Fans thematisiert, zum Beispiele Gesänge wie „Juden Aue“. Kubald sagt in die Kamera: „Und hier muss ich auch sagen: Es gab schon zu DDR-Zeiten solche Sprüche, und ich denke schon, dass einige, die bisschen älter sind schon, das auch kennen.“


„Es gibt Fans im Stadion, die ihre Gesinnung verbergen, aber ich kann nicht jedes Parteibuch kontrollieren.“ Steffen Kubald, Lok-Chef von 2003 bis 2011.

Kubald würde lieber von der harmlosen Mehrheit sprechen, aber er wird nach der radikalen Minderheit gefragt. Ständig muss er Journalisten erklären, warum die Rechten sich seinen Verein ausgesucht haben. Einen Klub, der am Boden war, eine leichte Beute. Kubald spricht von 300 Mädchen und Jungen in seinem Verein. Aus 13 Nationen, wie er betont. Einigen hilft er, eine Lehrstelle zu finden, andere begleitet er bei Behördengängen. Dutzende Fans helfen bei der Sanierung des Stadions, schaufeln Sand, schleppen Steine, mähen Rasen. Sie bekommen bei Kubald ein Mittagessen, aber keinen Cent. „Wir holen die Kinder von der Straße“, sagt Kubald. Viele Stunden spricht er mit Sponsoren, um die Finanzierung zu sichern. Sponsoren mögen keine Nazi-Schlagzeilen. Nazi-Schlagzeilen können alles zunichte machen. Die bekommt Kubald mit keinem Behördengang mehr aus der Welt.

Steffen Kubald und Marco Remmler haben sich nichts mehr zu sagen. Remmler teilt die Menschen, die ihm begegnen, in Patrioten und Feinde ein. Während eines Interviews trägt er ein braunes T-Shirt, bedruckt mit dem Schriftzug „Königstiger“. Es ist der Name eines Panzers aus dem Zweiten Weltkrieg. Remmler schimpft auf den Staat, die Kapitalisten, die Ausländer, er scheint sich von allen verfolgt zu fühlen. Seit 2006 ist Remmler Mitarbeiter der sächsischen Landtagsfraktion der NPD, arbeitet als Leibwächter und Chauffeur der Abgeordneten – und soll, wie jeder Mitarbeiter, Parteimitglieder gewinnen. Dafür nutzt er weiter den Fußball, ohne ins Stadion zu dürfen: Am 17. August 2007, wenige Monate nachdem Remmler im Stadion Hausverbot erhalten hat, geht er mit dem rechtsextremen Aktivisten Henrik Ostendorf auf Deutschland-Tour. Sie steuern einen weißen Laster, auf dem ein großes Bild von Rudolf Heß prangt, daneben die Botschaft: „Mord verjährt nicht“. So begehen sie den 20. Todestag von Hitlers Stellvertreter. In Leipzig halten sie vor dem Völkerschlachtdenkmal und dem Bruno-Plache-Stadion. Sie stellen Fotos auf eine Internetseite und schildern ihren Weg in einem Video, unterlegt mit pathetischer Musik. Medien greifen die Aktion auf. Als gegen Remmler ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet wird, verklären ihn Neonazis zum Märtyrer. Im Internetforum Altermedia ruft jemand zu Spenden für ihn auf. Klubchef Kubald führt dutzende Telefonate, um sich von seinem einstigen Mitstreiter zu distanzieren. Remmler und Ostendorf werden später freigesprochen.


Gedenken für Hitlers Stellvertreter: Im August 2007 begehen Marco Remmler und der rechtsextreme Aktivist Henrik Ostendorf den 20. Todestag von Rudolf Heß, sie posieren vor dem Plache-Stadion und instrumentalisieren den 1. FC Lok für ihre Propaganda.

NPD-Treffen im Fanprojekt?

Es ist ein Vorstoß nach dem Geschmack von Enrico Böhm. Im Bruno-Plache-Stadion grölt er versteckt in der Masse seit Langem fremdenfeindliche Parolen. Nach der Neugründung des Vereins meldet er sich 2004 als ehrenamtlicher Helfer an, er erhält eine der ersten Mitgliedsnummern: die 101. Schleppt Bierfässer ins Stadion, beseitigt Unkraut, hilft beim Aufbau des Internetradios Lokruf. Böhm genießt Privilegien, darf Interviews mit Ehrengästen führen, mit Rekordnationsspieler Lothar Matthäus oder Trainer Udo Lattek. Böhm trifft sich mit Spielern. Er könnte es bei Lok zu etwas bringen. Wenn er sich an die Regeln hielte.

Böhm ist 24, als er Remmler kennenlernt. Böhm hat seine Lehre als Kfz-Mechatroniker abgeschlossen, trotz großer Probleme mit seinem Chef. Familiäre Schwierigkeiten kommen hinzu. In wenigen Monaten verliert er mehr als 30 Kilo. Böhm steckt in einer Krise, sucht Ablenkung und Arbeit – in beiden Fällen kann Remmler ihm helfen. Remmler geht mit Böhm Bier trinken, besorgt ihm Gelegenheitsjobs, lädt ihn zu Konzerten ein, wo Bands wie Endstufe spielen. Er empfiehlt ihm Vorträge von Kriegsveteranen, auch von dem einstigen Gefängniswärter von Rudolf Heß, dem Tunesier Abdallah Melaouhi, der die These vertritt, dass Heß 1987 im Kriegsverbrechergefängnis Spandau nicht Selbstmord begangen habe, sondern durch den englischen Geheimdienst ermordet worden sei.

Langsam führt Marco Remmler Enrico Böhm, geboren 1982, aus dem Fanblock in die Politik, aus dem unorganisierten Spektrum hin zu den Strukturen der NPD. Remmler lässt seine einnehmende Art wirken. Mit den immergleichen Leitmotiven: Kameradschaft, Identifikation, Loyalität. Den Verein nutzt Remmler als Bindeglied, als gemeinsamen Nenner. „Ich habe Zugehörigkeit gefunden, die ich woanders nicht bekommen konnte“, sagt Böhm. „In der Gruppe fühle ich mich immer etwas größer.“ Es sind einfache Antworten auf eine komplexe Frage: Wie mutiert eine gemäßigte Einstellung zu einer radikalen Haltung? Überzeugt von sich wie der Eiferer Remmler wirkt Böhm nicht. Er ist ein unauffälliger Typ, blass. Er redet viel, aber wenig selbstsicher: „Wer weiß, was ohne Fußball aus mir geworden wäre?“

Remmler darf nicht mehr ins Stadion, nun wird Enrico Böhm im Umfeld von Lok aktiv. Er tritt einem Fanklub bei: den 2006 gegründeten Blue Caps, die aus einem Freundeskreis im Osten Leipzigs entstanden sind. Die Blue Caps unterscheiden sich nicht von anderen hartgesottenen Ultra-Gruppen im Stadion. Sie unterstützen ihre Mannschaft mit Gesängen, Spruchbändern, Choreografien. Sie provozieren, prügeln sich, zünden verbotene Knallkörper. Für Agitation mit Breitenwirkung fehlt ihnen die Organisation. Noch.


„Ich habe Zugehörigkeit gefunden, die ich woanders nicht bekommen konnte. In der Gruppe fühle ich mich immer etwas größer.“ Enrico Böhm, treibende Kraft der Lok-Ultras Blue Caps und NPD-Stadtratskandidat 2009.

Im Stadion stehen die Blue Caps unter Beobachtung der Vereinsführung. Nicht aber im Leipziger Fanprojekt, das eigentlich rechtsextremen Tendenzen im Fußball entgegenwirken soll. Die sozialpädagogische Einrichtung liegt im Stadtteil Stötteritz, in einer ehemaligen Firmenkantine mit vergitterten Fenstern, umwuchert von Unkraut. Am 19. November 2007 ruft Böhm im Internetforum des Vereins unter seinem Tarnnamen „Gegengerade“ zu einem Arbeitseinsatz und einer Spendenaktion auf. Geld, Möbel, Baumaterialien werden für das Fanprojekt bereitgestellt. 30 Fans helfen bei der Sanierung, darunter die rechten Blue Caps. Sie putzen, streichen Wände, schaufeln Gräben für die Stromkabel.

Böhm und seine Mitstreiter haben ihren Ort gefunden. Sie dürfen im Fanprojekt einen Raum gestalten, pinseln das Bild eines Faustkampfes an die Wand, auch das Logo des italienischen Spitzenklubs Lazio Rom, zu dem die Buchstabenkombination SS gehört: Società Sportiva. „Das SS hat uns gut in den Kram gepasst“, sagt Böhm. Die Blue Caps trainieren an Fitnessgeräten, spielen Billard, veranstalten Videoabende. Am 1. Februar 2008, sagt Böhm, habe er im Fanprojekt ein Treffen von 20 Rechtsextremen organisiert, darunter NPD-Funktionäre. Auch Marco Remmler ist einmal Gast des Hauses, liefert Jugendlichen auf Bestellung rechtsextreme Literatur – im Rahmen eines Präventionsprojekts, das öffentlich gefördert wird. Die Stadt Leipzig zahlt dafür 83.160 Euro im Jahr 2008. Den Rest, 41.580 Euro, übernimmt der DFB.

In Leipzig hatten sich die Verantwortlichen darauf geeinigt, rechtsextremen Jugendlichen eine pädagogische Betreuung zu verweigern. Ende der neunziger Jahre war ein Jugendhaus im Stadtteil Grünau von Neonazis unterwandert worden. Fast 50 Fanprojekte existieren in Deutschland, einige betreiben sogenannte akzeptierende Sozialarbeit, Integration statt Ausgrenzung – auch von Rechtsextremen. Die Pädagogen haben einen schwierigen Auftrag: Sie müssen Nähe suchen und zugleich Distanz wahren. Wer ist Verführer in der rechtsextremen Szene? Und wer Verführter? Doch wie weit soll diese Betreuung gehen? Wie weit darf sie dem Übel entgegenkommen? Bis hin zu Hinweisen auf die SS?

Udo Ueberschär, Leiter des Fanprojekts, hat darauf keine einfache Antwort. Er bestreitet, dass es zu einem Treffen von Rechtsextremen gekommen sei. In seinem ersten Leben als Pädagoge hatte er straffälligen Jugendlichen während ihrer Resozialisierung geholfen, seit 2000 betreut er Fußballfans. Bei Lok habe er nicht bei null angefangen, sagt er, sondern bei minus hundert. Lange war er auch für die Fans des FC Sachsen verantwortlich, er bewegte sich in einem Spannungsfeld zwischen unversöhnlichen Rivalen. Die große Mehrheit der Lok-Fans, die er unterstützt, sei ausschließlich an Fußball interessiert. Aber er spricht auch von den Wurzellosen, die für rechtes Gedankengut empfänglich seien. Ueberschär glaubt, wer verführt wird, könne zurückgeholt werden: „Einige Jungs werden zu Strohmännern und wissen nicht, dass sie verbrannt werden. Wir versuchen, ihnen ihre Zukunft aufzuzeigen, wir wollen sie mit Fußball für positive Ideen begeistern.“ Doch das ist nicht so einfach, einige seiner Stammgäste können sich nicht mal eine Monatskarte für die Straßenbahn leisten. „Da sind welche dabei, die politisch nie auffällig geworden sind. Aber weil sie Geld brauchen, lassen sie sich zu Dummheiten hinreißen, die sie später bereuen.“ Ueberschär ist ein Mann von mächtiger Statur, er spricht leise. Er beobachtet seine Klientel mit Empathie, will ihr Chancen eröffnen. Doch manchmal muss er die Notbremse ziehen.

Im Fall Enrico Böhm dauert es bis September 2008, ehe er im Fanprojekt zur unerwünschten Person erklärt wird. Böhm macht sich fortan immer wieder lustig über die Mitarbeiter des Projekts. Vor allem auf der Internetseite der Blue Caps, auf der er bunte Fankurvenfotos mit Propaganda mischt. Unter der Überschrift „Reizwort Böhm“ schreibt er über die frühere Beziehung zu den Sozialarbeitern: „Das Verhältnis war sehr gut und fast familiär. Man konnte tragen, was man wollte, und trank reichlich Alkohol mit dem Sozialarbeiter. Auch war es kein Problem, ein Treffen mit Vertretern der Nationalen Szene im Fanprojekt abzuhalten, natürlich gegen zwei Flaschen Goldkrone. Des Weiteren sagte keiner etwas, als man Bücher vom Mord am ehemaligen Reichsminister Rudolf Heß im Fanprojekt verkaufte.“ Das Fanprojekt stellt bald darauf Strafanzeige gegen Böhm und beschuldigt ihn der üblen Nachrede, Wochen später wird das Verfahren eingestellt.


Braune Choreografie: Während eines A-Jugend-Spiels formieren sich Fans von Lok Leipzig im Februar 2006 zu einem Hakenkreuz.


Provokation in der Kurve: Lok-Fans bekennen 2002 auf einem Transparent „Wir sind Lokisten – Mörder und Faschisten“.

Wo man in Leipzig auch fragt, beim verantwortlichen Jugendamt, beim Sportbürgermeister der Stadt: Rundum zufrieden scheinen mit dem Fanprojekt nur wenige zu sein. Daher begibt man sich auf die Suche nach einem neuen Träger, der das Projekt modernisieren soll. Aber auch der wird beim Kampf gegen die Neonazis in derselben Klemme stecken wie Vereinschef Steffen Kubald: Ruft er zu laut nach Hilfe, gilt er als überfordert. Benennt er offen den Ernst der Lage, gefährdet er womöglich die Existenz des Klubs. Greift er zu hart durch, verliert er viele Anhänger – und damit Geld, das der Verein zum Leben braucht.

Balancieren im Internet

Wie viel freier können da die Rechtsextremen agieren: Nach seinem Rauswurf aus dem Fanprojekt widmet sich Enrico Böhm dem Internet. Im Oktober 2008 ruft er in seinem Portal zu einer Demonstration der Jungen Nationaldemokraten auf, der Jugendorganisation der NPD. Motto: „Unser Volk stirbt! Volkstod aufhalten!“ Forderung: „Todesstrafe für Kinderschänder“. Kurz zuvor war in der Umgebung von Leipzig die geschändete Leiche der acht Jahre alten Michelle gefunden worden. Böhm wiederholt seinen Aufruf, meldet selbst eine Demonstration an, wirbt für ein Konzert der Rockgruppe Kategorie C, beliebt bei Hooligans und Neonazis. Böhm baut die Plattform aus. Er bittet um eine Probeabstimmung, fast 80 Prozent seiner Gäste im Forum würden NPD wählen. Zeitweilig ist auf seiner Seite das Bild eines Freundes zu sehen, der den Hitlergruß zeigt. Die Klickzahlen steigen von 120 auf über 1.000 pro Tag. Immer wieder gehen Beschwerden ein, mehrfach muss er den Internetanbieter wechseln.

Im selben Monat möchte Böhm auf der Vereinshomepage für eine rechte Demonstration werben. Vereinsboss Kubald lehnt ab – und nutzt die Gelegenheit, die Blue Caps im Stadion zu verbieten. Wer sich auf dem Vereinsgelände zu der Gruppe bekennt, durch Symbole oder Kleidung, wird rausgeworfen. Nur als Einzelpersonen sind die Mitglieder weiter willkommen. Bei Böhm ist Kubald konsequent: Er darf das Stadion nicht mehr betreten. Böhm orientiert sich stärker an der NPD. Die sächsische Landtagsfraktion hat ihm im September 2008 einen Posten als Mitarbeiter angeboten, als Partner seines Kumpels Marco Remmler. Böhm wertet das als Prämie für seine Leistungen. Als Karrieresprung.

Böhm lebt nun von der NPD, eine seiner Aufgaben ist die Rekrutierung von Nachwuchs. Er verschickt Handyvideos an Jugendliche, darin sind Szenen aus dem Stadion zu sehen, aggressive Fans, Polizisten oder Leuchtkugeln, die sich in Häuserfassaden fressen. Spektakuläre Bilder für den ersten Kontakt. An manchen Tagen sitzt er stundenlang vor seinem Computer, fahndet nach neuen Kräften. Im Fanforum des Vereins ist er anonym unterwegs und sucht Diskutanten, von denen er hofft, sie könnten seine Ansichten teilen. Zunächst, auf der öffentlichen Ebene des Forums, belässt er es bei belanglosen Beiträgen. Auf der zweiten Ebene, den persönlichen Nachrichten unter Mitgliedern, verschärft er den Ton. Nach einem Small Talk, einem Witz über den Teamkapitän oder einem Ausblick auf das nächste Spiel, versteckt er Hetze in seichten Formulierungen, balanciert an der Grenze zur strafrechtlichen Relevanz. Farbige sind bei ihm „maximal pigmentierte Ortsunkundige“. Über einen jüdischen Spieler schreibt Böhm: „Personen mit langen Nasen sind unerwünscht.“ Einmal entdeckt ihn der Betreiber des Forums und löscht seinen Zugang – Böhm meldet sich mit einem neuen Namen wieder an. Und er weicht in die sozialen Netzwerke aus. Bei StudiVZ und Facebook haben die Blue Caps ihre eigene Diskussionsgruppe – aus Datenschutzgründen dürfen die Unternehmen nur bei einem begründeten Verdacht Nachrichten einsehen.


Aufruf im Netz: Enrico Böhm wirbt auf seiner Internetseite für rechtsextreme Demonstrationen.

Am liebsten mag es Böhm, wenn er nicht suchen muss, sondern gefunden wird. Wie im Fall des jungen Tobias Zilke, der in Wahrheit anders heißt. Auch Zilke ist Fan von Lokomotive Leipzig, er hat unzählige Heimspiele besucht. Zilke ist ein schmächtiger Junge, trägt eine Brille, in seinem Gesicht wuchert Akne. Er sagt, seine Mutter habe vier Kinder allein groß gezogen, das müsse man erstmal schaffen. Im Frühjahr 2008 schreibt er Böhm in einem Fanforum zum ersten Mal an, er ist beeindruckt von den Blue Caps, er möchte zu ihnen gehören. Fast täglich schicken sich Böhm und Zilke in jener Zeit Nachrichten. Hat Zilke Potenzial für die Partei? Kann man ihn zum Wahlkämpfer ausbilden? Hin und wieder sendet Böhm ihm persönliche Fotos, auch von seinem neugeborenen Sohn. Das schafft Vertrauen. Böhm besorgt ihm Musik von rechtsextremen Bands, die in keinem CD-Laden angeboten wird, Bands wie Landser, Blitzkrieg, Zillertaler Türkenjäger. Die Liedtexte hätten ihm „die Augen geöffnet“, sagt Zilke. Er trägt ein T-Shirt in Schwarz-Weiß-Rot, den Farben der Reichskriegsflagge, darauf die Zeile: „So sind wir!“ Zilke sagt: „Die Deutschen haben ein gestörtes Nationalbewusstsein. Bei Lok darf ich stolz sein.“

Bei den Wahlen 3,7 Prozent

Zilke passt sich Böhmes Weltsicht an, hat schnell die Arbeitslosenquote unter Leipziger Ausländern parat, er kann hundert angebliche Argumente gegen eine multikulturelle Gesellschaft aufsagen. Im Juni 2008, da ist Zilke 16, bestellt ihn Böhme auf den Lindenauer Markt, einen belebten Kiez am westlichen Rand des Leipziger Stadtzentrums. Sie gehen gemeinsam in die Odermannstraße, wo der sächsische Landtagsabgeordnete Winfried Petzold ein Büro der NPD errichten lässt. Sofort wird Zilke eingespannt, verbringt seine Ferien als Helfer auf dem Bau. Die JN, die Jungen Nationaldemokraten, nehmen ihn als loses Mitglied auf. Alle zwei Monate erhält er von seinem Gruppenführer einen Plan mit Aufgaben: Sticker verteilen, Freunde gewinnen. Zeit hat Zilke im Überfluss. In diesem Sommer hat er die Realschule abgeschlossen, Notendurchschnitt 3,2. Er sucht nach einer Lehrstelle, er will zur Bundeswehr oder sich zum Gießer ausbilden lassen, vielleicht zum Berufskraftfahrer – einen Job findet er nicht. Nun plant er ein Berufsgrundbildungsjahr, eine schulische Überbrückung für Leute ohne Job. „Er wird seinen Weg gehen“, sagt Böhm. In seiner Stimme schwingt der Stolz eines großen Bruders mit.

Anfragen aus dem Umfeld des Fußballs erhält Böhm oft. Ein 15-Jähriger, der sich Bad Boy nennt, schreibt ihm: „Ich kämpfe für mein Vaterland und will noch mehr für mein Vaterland tun.“ Ein 14-Jähriger, der keinen Namen angibt, meldet sich mit den Worten: „Ich bin Patriot.“ Er zweifelt jedoch, für die JN geeignet zu sein. Mit seinen weiten Hosen und langen Haaren, schreibt er, wirke er eher wie ein Hip-Hopper. Es sind kurze Mitteilungen, schlichte Botschaften. Puzzlestücke, die Böhm zu einem Ganzen zusammenlegen will.

Wie soll der Fußball Rechtsextreme bekämpfen, die öffentlich kaum mehr auftreten? „Da sind wir überfordert“, sagt der Rechtsanwalt Klaus Reichenbach, seit Anfang der neunziger Jahre Präsident des Sächsischen Fußball-Verbandes. Im Februar 2007 muss er einen ganzen Spieltag absagen, weil Fans von Lokomotive Leipzig nach einem Pokalspiel 39 Polizisten verletzt haben. Damals organisiert Reichenbach Pressekonferenzen, lässt Plakate kleben, bezahlt Fortbildungen für Funktionäre. Und nun? „Was im Verborgenen geschieht, können wir als kleiner Verband mit ehrenamtlichen Kräften schwer beeinflussen.“ Früher, als die Rechtsextremen noch sichtbar waren, konnte man die Nazis von der Tribüne verbannen – aber aus dem Internet? Reichenbach spricht von der Verantwortung der Eltern, ihren Fehlern in der Erziehung. „Die Politik muss helfen, sonst wird der gesamte Sport gefährdet.“


Offensive gegen Rechts: Die linksalternative Fangruppe Diablos des Vereins BSG Chemie entwirft Choreografien, organisiert Ausstellungen, Lesungen, Konzerte.

An den Sport denken Remmler und Böhm kaum noch, er ist für sie Mittel zum Zweck. Sie wollen ihre Anhänger bei Laune halten. Am Nachmittag des 30. Mai 2009, einem Samstag, verschickt Böhm von einem Mobiltelefon ohne Vertragsbindung eine Sammel-SMS. „Wir wollen eine Rockallianz bilden und im Großraum Leipzig das System rocken“, schreibt er. Dazu eine Uhrzeit und einen Treffpunkt. Am Abend sammeln sich 300 Rechtsextreme aus Leipzig und Umgebung an einer Tankstelle an der Riesaer Straße, Stadtteil Paunsdorf. Auch die Polizei ist vor Ort, und so belässt es Böhm bei wenigen Worten. Er verteilt kleine Zettel mit einer Wegbeschreibung. Seine Gäste fahren los, zeitversetzt, auf verschiedenen Routen. Böhm wartet eine Weile, verschwindet dann in einer verwinkelten Kleingartenanlage. Bis er sich nach einer Stunde sicher ist, dass ihm niemand folgt.

Auf einem Privatgrundstück in Hohenmölsen, einer Kleinstadt am südlichen Zipfel Sachsen-Anhalts, treffen sie sich wieder, 40 Autominuten von Leipzig entfernt. Böhm veranstaltet ein Konzert mit rechtsextremen Bands. Ohne Anmeldung, ohne Gewerbeschein, ohne Brandschutzvorkehrungen. Nur der Vermieter der Halle kennt den Plan seit Tagen, als Tickets gelten die versandten SMS. Böhms Freundin betreut die Musiker, die Blue Caps übernehmen den Sicherheitsdienst und den Bierausschank. „Konzerte gehören zur Rekrutierungsarbeit“, sagt Böhm. „Und zum Wahlkampf.“ Tage später verschickt Böhm wieder eine SMS, diesmal mit Werbung. Er tritt Ende Juni 2009 zur Stadtratswahl in Leipzig an, die NPD hatte in Leipzig aus Mangel an Personal nie kandidiert. Den Gewinn des Konzerts in Hohenmölsen, rund 2.500 Euro, steckt Böhm in den Wahlkampf. Auf einem Girokonto würde er das Geld nicht ablegen, sagt er, niemand solle etwas über seine Finanzen wissen. Böhm bestellt Plakate und Aufkleber, in Blau und Gelb, den Farben des Fußballvereins. Auf der Internetseite der NPD preist er sich als potenzieller Retter der verblassenden Sportstadt Leipzig, und in seinem Wahlkreis erhält Böhm 1.466 Stimmen. Das hat es in Deutschland noch nicht gegeben: ein rechtsextremer Fußballfan, ohne Erfahrungen in öffentlichen Ämtern, erreicht aus dem Stand 3,7 Prozent.

Den Fanklub Blue Caps hat Böhm binnen zwei Jahren in eine rechtsextreme Bruderschaft verwandelt. Wieder zeigt sich, dass eine homogene, hierarchische Gruppe leicht durch Einzelne beeinflusst werden kann. Geschult werden ihre Mitglieder im Leipziger NPD-Quartier, einem Haus mit heruntergelassenen Rollläden, umgeben von einem zwei Meter hohen Blechzaun, ohne Klingel und Türschild. Böhm nennt das Quartier „das Objekt“. Ein Anruf von Mitarbeitern des sächsischen Fraktionsvorsitzenden Holger Apfel genüge, sagt Böhm, um die Blue Caps in Stellung zu bringen. Sie streifen sich ihre dunkelblauen Kapuzenpullover über, auf deren Rückseite eine Hyäne die Zähne fletscht. Sie nehmen an Demonstrationen teil, treten als Ordner bei Veranstaltungen auf, als Sammler von Spenden. Gern zeigen sie ihr Transparent: „Lok-Fans gegen Links“. Die Blue Caps und ihre Sympathisanten erhöhen das Mobilisierungspotenzial der NPD in Leipzig um mehr als ein Drittel. In wenigen Stunden können rund 300 Neonazis für Kundgebungen und Aufmärsche zusammengezogen werden. Der größte NPD-Kreisverband Sachsens ist in Leipzig zu Hause. Entlohnt werden die Blue Caps für ihre Dienste nicht, die meisten Mitglieder gehen gewöhnlichen Berufen nach. Auf dem Bau, im Büro, in der Bundeswehr. Die Arbeitgeber ahnen nichts. Aber die Polizei beobachtet sie genau. Ein Ausflug der Blue Caps über die Elbe nach Pirna wird von einem Hubschrauber und dutzenden Polizisten begleitet.


„Die Deutschen haben ein gestörtes National-bewusstsein. Bei Lok darf ich stolz sein.“ Der Jugendliche Tobias Zilke lernt die Blue Caps im Internet kennen und übernimmt ihre dumpfen Parolen.


Fußball unter Polizeischutz: Regelmäßig werden Lok-Partien zu sogenannten Risikospielen.

Ein rechtsextremer Fanklub, dessen Mitgliederzahl zwischen 20 und 30 schwankt, wird durch solche Aktionen zu einem regelmäßigen Gesprächsthema in der Stadt – und darüber hinaus. „Im Kern geht es Neonazis darum, Präsenz zu zeigen und Angst zu schüren, auf diesem Weg kann eine kleine Gruppe dominant in eine große Szene hineinwirken“, sagt die Erziehungswissenschaftlerin Berit Lahm, die in der 1999 eröffneten Leipziger Fachstelle Extremismus tätig ist. „Eine kleine Gruppe kann langfristig eine Grundstimmung erzeugen, die es erschwert, aufgeklärte humanistische Werte einzufordern. So wird die Eroberung des öffentlichen Raums für Neonazis einfacher“, ergänzt der Politikwissenschaftler Adam Bednarsky. „Im nächsten Schritt schaffen sie sich mit Gewalt ihre Aktionsräume.“ Gemeinsam mit der Politikwissenschaftlerin Ulrike Fabich hatte Bednarsky 2008 die Studie „Fußball und Diskriminierung“ veröffentlicht – die bislang tiefgründigste Publikation über die Politisierung des Leipziger Fußballs. In ihrer „Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport Fußball“, kurz IVF, setzen sich Fabich und Bednarsky gegen Rechtsextremismus ein.

Die Liste der Gewalttaten

Die Blue Caps prägen ein Klima. Tragen sie auch dazu bei, dass sich rechtsextreme Einstellungen in Gewalt entladen? Wie weit gehen Böhms Blue Caps tatsächlich?

Dezember 2007: Weihnachtsfeier der Diablos, einer studentisch geprägten Fangruppe des Leipziger Klubs BSG Chemie, in einer Kneipe. Plötzlich knallt es, 40 Vermummte stürmen die Räume, werfen Rauchbomben, bedrohen Frauen und Kinder mit Baseballschlägern und Gaspistolen.

November 2008: Im Leipziger Stadtteil Grünau wird nachts ein Kulturzentrum in Brand gesteckt, Betreiber ist der Schatzmeister der BSG Chemie.

Januar 2009: 50 Angreifer mit Totenkopfmasken überfallen die Diablos auf ihrem Weg zu einem Hallenfußballturnier. „Töten!“, schreien die Angreifer. „Juden!“ Ein Jugendlicher muss ins Krankenhaus gebracht werden, bewusstlos, Verdacht auf Schädelbruch.

Oktober 2009: An einer Tankstelle kommt es nach einem Kreisklassespiel der BSG Chemie zu einem Zusammenstoß von Chemie-Fans und rund 20 Neonazis, darunter Enrico Böhm und andere Lok-Fans. Ein Chemie-Anhänger wird von einem Auto angefahren und muss operiert werden.

Oktober 2009: Während des Bezirksklassespiels beim FSV Brandis werden Spieler und Fans des antirassistischen Vereins Roter Stern Leipzig von rund 50 Neonazis überfallen, mit Holzlatten, Eisenstangen und Steinen. Ein Fan des Roten Sterns wird schwer verletzt und verliert fast sein Augenlicht.


NPD-Versammlung im Fanprojekt? Die sozialpädagogische Einrichtung im Stadtteil Stötteritz, die rechtsextremen Tendenzen entgegenwirken soll, steht in der Kritik.

Die Beweislage ist immer dünn, die Opfer haben Angst vor einer Anzeige, wie so oft. Doch einige Begriffe fallen in den Antworten auf die Fragen der Ermittler immer wieder: Blue Caps. Neonazis. Fans aus dem Umfeld des 1. FC Lok.

Wer den Blue Caps bei einem Treffen in Böhms Wohnung eine Weile zuhört, gewinnt den Eindruck, Gewalt sei die Voraussetzung für ein sorgloses Leben. „Natürlich müssen sich unsere Jungs hauen können“, sagt Jörn Zabel, Mitte zwanzig, der ebenfalls anders heißt. Manchmal hilft er auf dem Wahlkampfmobil der NPD, obwohl er nicht deren Mitglied ist. Er trägt Tätowierungen an Armen und Beinen, sein T-Shirt ist mit dem Namenszug einer faschistischen Fangruppe aus Rom bedruckt: „Irriducibili“, die Unbeugsamen. Er berichtet von seiner Jugend, in der ein falscher Blick oft mit einer blutigen Nase bezahlt wurde. „Mit zwölf hatte ich zum ersten Mal eine Waffe am Hals.“ Nach der Hauptschule bricht er die Schule ab, die Baufirma seines Vaters ist insolvent, er soll endlich Geld verdienen. Zabel sagt, er habe sich immer behaupten müssen. Er wird Stammgast des Kampfsportclubs Germania. Trainiert mit Türstehern und Leuten aus dem Rotlichtmilieu. „Fußball ist wie Politik“, sagt er. „Es zählt das Gesetz des Stärkeren.“ Dieses Motto wollen die Blue Caps weitertragen. Zum Beispiel an ihre Nachwuchsgruppe, die Crime Boys. Im September 2009 erteilt der 1. FC Lok auch dieser Gruppe Hausverbot.

Die Worte von Jörn Zabel machen deutlich: Der Fußball spiegelt die verschwimmenden Grenzen zwischen Gewalt und Rechtsextremismus. „Viele Fans suchen in der Bindung zur NPD einen Vorwand zum Prügeln“, sagt Zabel. Seine Abneigung richtet sich gegen die linksalternativen Diablos. Ihre Anhänger sind in den Stadteilen Connewitz und Südvorstadt unterwegs, sie engagieren sich gegen Rassismus, in Lesungen, Konzerten, Ausstellungen. Die Blue Caps betrachten die Diablos als Feinde. In Fußball – und Politik. Sie wissen, dass zu ihrem Freundeskreis der Rote Stern Leipzig gehört, deren Spieler sich fast an jedem Spieltag Beleidigungen und Provokationen anhören müssen. Auch ein Stadtratsmitglied der SPD, ein langjähriger Landtagsabgeordneter der Partei Die Linke und der Mitarbeiter eines grünen Bundestagsmitglieds sind im Umfeld der Diablos aktiv. Zabel schimpft. Ob er auch seine Fäuste sprechen lässt? Er grinst und sagt, von Überfällen und Drohungen habe er nur gehört. Beschreiben kann er diese Taten, als sei er selbst dabei gewesen.

Enrico Böhm sitzt neben ihm, er gibt sich ahnungslos. Geht nur auf abgeschlossene Fälle ein. Sechs Ordner stehen im Regal über seinem Fernseher, er präsentiert sie stolz wie Urkunden: Post seines Anwalts, Anordnungen des Gerichts, Meldeauflagen. Elf Einträge sind zu diesem Zeitpunkt über ihn im Bundeszentralregister verzeichnet, Körperverletzung, Volksverhetzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz, Urkundenfälschung, Hausfriedensbruch, Landfriedensbruch, Unterschlagung oder Diebstahl. Zweimal wird seine Wohnung von der Polizei durchsucht.

Wer ins Stadion will, muss an den Nazis vorbei

Ob seine Wähler davon wissen? Die NPD distanziert sich von Gewalt, offiziell. Nachdem Mitglieder der Blue Caps während ihrer Weihnachtsfeier am 20. Dezember 2008 Polizisten mit Flaschen beworfen haben, lässt Helmut Herrmann, der Leipziger NPD-Kreisvorsitzende, auf der Internetseite der Partei mitteilen: „Wir distanzieren uns von den Tätern, die aus der Anhängerschaft des Fußballvereins Lok Leipzig sowie möglicherweise auch von auswärts kommen und mit der Leipziger NPD nichts zu tun haben.“ Böhm sagt, er habe das geschrieben. „Ich wollte den Schaden von der Partei abwenden und der Vereinsführung von Lok eins auswischen.“ Böhm wird auch nach dem Vorfall von der NPD bezahlt. Er wird von einem Szeneanwalt vertreten, der ihm einen Teil seiner Kosten erlässt. Böhm gibt das NPD-Quartier in der Odermannstraße im Impressum seiner Internetseite an – aus Angst vor Angriffen in seiner Wohnung.


Harmlose Mehrheit, radikale Minderheit: Tausende Fans stützen den sportlichen Aufstieg von Lok Leipzig.

2009 braucht die NPD in Sachsen jede helfende Hand. Die Landtagswahlen stehen an, nur der erneute Einzug ins Parlament würde der klammen Partei staatliche Einnahmen in Millionenhöhe garantieren. 2004 hatte sie in Sachsen 9,2 Prozent der Stimmen erhalten, mehr als die FDP (5,9 Prozent), mehr als die Grünen (5,1), fast so viel wie die SPD (9,8). Allein im ersten Jahr der Legislaturperiode erhielt die NPD-Fraktion 1,3 Millionen Euro an Parteienfinanzierung.

Enrico Böhm und Marco Remmler sind im Sommer 2009 jeden Tag unterwegs. Plakate kleben, Veranstaltungen sichern, Wahlprogramme und Parteizeitungen verteilen. Am 25. Juli 2009 verrichten sie ihren Dienst vor dem Bruno-Plache-Stadion. Es ist ein Nachmittag, an dem der 1. FC Lok ein Familienfest für seine Fans ausrichtet, mit Buden, Hüpfburg, Bratwurstgrill. Ein Nachmittag, an dem sich Klubchef Steffen Kubald wieder besorgt fragen muss: Wie viele sind es dieses Mal? Was haben sie vor? Draußen vor dem Stadion warten die Nazis, sprechen Besucher an. Kubald läuft über das Gelände, bittet Freunde um Rat, spricht mit Sponsoren. Wie soll sich ein Amateurklub in der fünften Liga verhalten, wenn ihn Rechtsextreme vereinnahmen wollen? Kubald ruft die Polizei. Sicherheitshalber.


Geschäftsfeld Fußball: Fans von Lok Leipzig posieren vermummt an einem Bahngleis, schnell verbreitet sich der Aufkleber in der Stadt.

Draußen vor dem Stadion mit seinen Holztribünen und verrosteten Zäunen freuen sich Remmler und Böhm darüber, wie die Nervosität da drinnen den Frohsinn erstickt. „Das war unser Ziel“, sagt Böhm, „wir sind Gesprächsthema.“ Er trägt eine rote Windjacke, darauf der Schriftzug „Sozial geht nur national“. Hinter ihm steht ein altes Wohnmobil, dunkelgrün. Das Wahlkampfauto der NPD. „Lok ist unsere Zielgruppe“, sagt Remmler.

„Ich möchte euch hier nicht sehen“, erklärt Steffen Kubald, als er mit raumgreifenden Schritten vor dem Stadiontor auf sie trifft. Er bemüht sich, ruhig zu bleiben. Remmler und Böhm geben sich verständnisvoll, sie sind nicht so dumm, fremdes Hausrecht zu verletzen. Ihr Wahlprogramm verteilen sie in einer Parkbucht an der Connewitzer Straße, auf öffentlichem Grund. Doch wer ins Stadion will, muss an den Nazis vorbei. Fans bleiben stehen, greifen nach Aufklebern, Kugelschreibern, Feuerzeugen der NPD. Ein älterer Mann nimmt seinen Mut zusammen und brüllt die Rechtsextremen an: „Soll ich eure Scheiben einschmeißen? Was soll dieses hässliche Grün?“ Ihm missfällt die Farbe des Autos. Es ist die Farbe des FC Sachsen, des großen Rivalen.


Kubald sieht Remmler während der Saisoneröffnung zum ersten Mal seit Langem. Er muss erfahren, wie die Polizei, die er gerufen hat, nach einer formalen Kontrolle wieder davonfährt. Und er muss beobachten, wie drei Jugendliche ohne Hemmungen auf das Fahrzeug der NPD zusteuern. Sie sind 14, vielleicht 15, tragen Schal und Trikot des 1. FC Lok. „Habt ihr Aufkleber für uns?“, fragt einer der Jungen, als würde die NPD zum Fußball gehören wie Fahne oder Torschrei. Remmler und Böhm freuen sich, Kubald ist fassungslos. Wie soll er reagieren? Wie kann er unnachgiebig wirken und doch gelassen? Er zögert, stellt die Jugendlichen vor die Wahl: Sticker oder Stadion. Sie entscheiden sich für Lok, gehen durchs Tor, sammeln Autogramme der Spieler. Bald darauf stehen sie wieder an der Straße. Kubald ist beschäftigt, kann sie nicht länger kontrollieren. Remmler und Böhm unterhalten sich mit den Jugendlichen, ungestört, ungefiltert. Auf einem Schulhof hätten sie es schwerer gehabt.

Eine Woche vor den Landtagswahlen: Das Stadtderby steht an, Lok gegen den FC Sachsen, nicht im Plache-Stadion, sondern im sicheren Zentralstadion, dem schmucken Leipziger Spielort der WM 2006. Nach der torlosen Partie gibt es Ausschreitungen und Verletzte, tausende Lok-Fans schieben sich auf der Jahnallee Richtung Hauptbahnhof. Mittendrin fährt ein acht Meter langer Truck, darauf ist die Parole zu lesen: „Arbeit zuerst für Deutsche“. An Bord sind Holger Apfel, Chef der NPD-Landtagsfraktion, und seine Gehilfen, auch Enrico Böhm. Er reißt die Tür des Fahrzeugs auf, das er Flaggschiff nennt, wirft Aufkleber und Kugelschreiber in die Massen, auch die sogenannten Schulhof-CDs. Die Szene erinnert an einen Karnevalsumzug. Niemand protestiert, niemand. Einige Fans brüllen: „Hier regiert die NPD!“, Oder: „Nationaler Widerstand!“ Andere Parteien sind nicht unterwegs.

Auf der Internetseite der NPD bilanziert Holger Apfel: „Unser heutiger Besuch beim Lokalderby sollte vor allem aber auch ein Bekenntnis zur sächsischen Fußballkultur und den sächsischen Traditionsvereinen sein. Dieses Zeichen ist mir besonders wichtig angesichts des Einstiegs des Getränkeherstellers Red Bull beim SSV Markranstädt und dem Eintrag von RB Leipzig ins Vereinsregister, denn der Einstieg von Red Bull wird in den kommenden Jahren unter Umständen gravierende Auswirkungen auf den Fußballsport im Freistaat haben. Für die Traditionsvereine im Freistaat wird es in Zukunft jedenfalls nicht leichter werden. Wir werben dafür, daß es in Sachsen auch künftig nicht nur durchkommerzialisierten Retorten-Fußball gibt, bei dem die Fans nur noch zu einer identitätslosen Masse von Konsumenten degradiert werden.“ Apfel berichtet gern von seiner Leidenschaft für Eintracht Braunschweig. Eine Interview-Anfrage lehnt er ab. Der Journalist Christoph Ruf zitiert ihn 2008 in seinem Buch „Ist doch ein geiler Verein – Reisen in die Fußballprovinz“: „Es geht mir darum, die NPD in der Mitte der Gesellschaft zu etablieren. Da ist Dynamo Dresden ein gutes Beispiel, auch Erzgebirge Aue und Lokomotive Leipzig. Das sind Vereine mit einem großen Potenzial, mit großer Akzeptanz im Volk. Deren Anhänger versuchen wir an die Partei heranzuführen.“ Und: „Natürlich ist mir – wie vielen Fans – zuwider, dass nur noch 45 Prozent der eingesetzten Fußballspieler Deutsche sind. Aber auch die Kritik der Fans an der Kommerzialisierung des Fußballs passt gut mit unserer Globalisierungskritik zusammen. Es geht uns um das Anliegen der Fans.“

Drohungen in der Nacht

Die NPD schafft am 30. August 2009 in Sachsen den Wiedereinzug in den Landtag. Wenige Tage später schildert der Autor dieses Buches in der Wochenzeitung „Die Zeit“ die Strategie von Marco Remmler und Enrico Böhm. Der Arbeitsvertrag Böhms mit der NPD wird auch wegen seiner Interview-Bereitschaft mit einem Journalisten nicht verlängert, er will sich nun mit einem Versandhandel selbstständig machen, doch das Projekt kommt nicht in Fahrt. Viele Mitglieder der Blue Caps kennen ein Gefängnis von innen. Böhm sagt: „Wenn jemand in den Knast muss, unterstützen wir ihn.“ Der Mitgliedsbeitrag in der Gruppe liegt bei fünf Euro im Monat. Bar zu zahlen beim Schatzmeister. Die Gruppe sammelt Spenden, besorgt Verpflegung. Auf seiner Internetseite richtet Böhm einen Gruß an die inhaftierten Mitglieder: „Die Staatsmacht versucht weiterhin, jede Gelegenheit zu nutzen, um uns knechten zu können. Doch wir bleiben standhaft!“


Derbyzeit ist Wahlkampfzeit: Eine Woche vor der Landtagswahl 2009 geht die NPD in der Nähe des Leipziger Zentralstadions auf Tour.

Nicht am 1. Mai 2010. Nach einer Demonstration in Berlin landet Böhm in der Gefangenensammelstelle Moabit. Da er mit der Zahlung einer Geldstrafe wegen Körperverletzung aus dem Jahr 2009 im Verzug ist, muss er drei Tage in der Justizvollzugsanstalt Plötzensee verbringen. Erst als seine Freundin sich in Leipzig einen vierstelligen Betrag geliehen hat, wird Böhm freigelassen. Er bittet beim Landeskriminalamt Sachsen um eine Bilanz seiner Straftaten, er erhält ein Dossier von 16 Seiten. Böhm lebt nun von staatlicher Unterstützung. Seinen Passat-Kombi mit dem Kennzeichen L-EB 1488 braucht er nicht mehr. Vier Zahlen: Zufall oder Botschaft? Mit der 14 verknüpfen viele Rechtsextreme die Aussage des amerikanischen Rechtsterroristen David Eden Lane, die aus 14 Worten besteht: „We must secure the existence of our people and a future for white children.“ Zu Deutsch: „Wir müssen die Existenz unseres Volkes und eine Zukunft für unsere weißen Kinder sichern.“ Die 88 ist ein Code für den Hitlergruß, das zweimalige „H“, der achte Buchstabe ist das.

Böhm hat wieder Zeit, um sich der Fanszene von Lok Leipzig zu widmen. Er organisiert einen Fototermin am S-Bahnhof Anger-Crottendorf, im Osten Leipzigs. Auf einem stillgelegten Bahnsteig posieren fast 80 Fans mit schwarzen Sturmhauben, es sind Mitglieder der Fangruppen Blue Caps, Blue Side Lok und Scenario. Im Winter 2010 entwickelt er mit Freunden ein 16 Seiten starkes Heft über die Fanszene. Er schreibt über angebliche Polizeiwillkür und bezeichnet die Arbeit des Klubchefs Steffen Kubald als Diktatur. Wie immer lässt er seinen Anwalt über die Texte schauen. Er besorgt einen Sponsor. Für das Lektorat des Hefts gewinnt er einen Autor, der es in der rechtsextremen Szene zu einer gewissen Bekanntheit gebracht hat. Im Gegenzug hilft Böhm bei der Renovierung von dessen Wohnung. Im Impressum tauchen beide nicht auf, das Heft soll ein kommerzieller Erfolg werden. Böhm lässt einen Sticker über die Blue Caps entwerfen, „Pyro im Bruno“, Stückpreis: zehn Cent. Ab einer Bestellung von 100 Aufklebern packt er ein Fanszeneheft dazu, kostenlos.

2010 wächst die Kritik an Steffen Kubald, sein Rücktritt auf der Mitgliederversammlung am 5. Februar 2011 ist beschlossene Sache. An jenem Samstag sitzt Enrico Böhm an seinem Wohnzimmertisch und schreibt auf seiner Internetseite eine Chronik der Versammlung, ihrer Anträge und Wortmeldungen. Informationen erhält er per SMS von drei Freunden, die am Versammlungsort sind. Zeitgleich verfolgen bis zu 160 Personen Böhms Schilderungen im Internet. Ebenfalls im Februar üben Bekannte Böhms Druck auf die Ultra-Gruppe Blue Side Lok aus, die noch am ehesten an der ursprünglichen Unterstützung ihrer Mannschaft interessiert ist. Zum Derby gegen den FC Sachsen werden die Mitglieder der Blue Side nicht mehr im Stadion gesehen, auch ihre Internetseite ist abgeschaltet. Haben die Neonazis die aktive Fanszene damit gewaltsam auf ihre rechte Linie gebracht?

Auch Steffen Kubald verfolgt diese Entwicklung mit Skepsis. Nach seinem Rücktritt strebt er den Posten als Sicherheitsbeauftragter des Vereins an. In diesem Punkt wird sich seine Arbeit nicht ändern. Er informiert sich beim Staatsschutz, was er gegen die Neonazis tun kann. Während der Spiele mustert er Zuschauer, sucht nach verfassungsfeindlichen Symbolen. „Das ist unser Verein!“, sagt er. „Bevor wir ihn den Nazis überlassen, kommt ans Stadiontor ein großes Schloss.“ Oft haben fremde Leute bei ihm zu Hause angerufen, meist in der Nacht. „Wir kriegen dich!“, haben sie gesagt und aufgelegt.

Die nächsten Landtagswahlen in Sachsen sind 2014. Die NPD ist aus seinem Blickfeld verschwunden, vorerst, doch er weiß, das hat nichts zu bedeuten. Die Angriffe aus dem Hinterhalt, die er nicht sieht, von denen er nichts hört, auf die er nicht reagieren kann, diese Angriffe bereiten ihm viel größere Sorgen.

Angriff von Rechtsaußen

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