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DIE SCHATTENSEITEN DES WILDSAMMELNS

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Das Wildsammeln kann für Sie, Ihre Familie, Ihre Gemeinde und das Gebiet, in dem Sie ernten, enormen Nutzen bringen. Wenn jemand allerdings bei der Ernte nur seine eigenen Interessen im Sinn hat, geschieht leider oft eine Katastrophe. Pflanzen wie der Purpur-Sonnenhut, die Kanadische Gelbwurz und das Falsche Einhorn sind in der Wildnis so gut wie verloren gegangen. Durch den Trend zum Wildsammeln gibt es viele Beispiele von Köchen, Floristen und sogar Kräuterkundlern die in ihrem Verlangen, alles zu ernten, was sie finden können, Ökosysteme verwüstet haben. Dieser kurzsichtige Ansatz zerstört lokale Gebiete, schadet einzelnen Pflanzenpopulationen und zementiert in den Köpfen der Menschen die Idee, dass Mensch und Natur sich nicht vermischen sollten.

Als ethische Wildsammler müssen wir Verantwortung dafür übernehmen, wie wir das Bild vom Wildsammeln in die Welt tragen. Überlegen Sie zum Beispiel beim Teilen von Aktivitäten und Fotos im Internet, ob Sie die Ernte von Pflanzen verherrlichen, ohne die damit verbundenen Prinzipien und ethischen Grundsätze mitzudiskutieren.

Es gibt zwar viele Beispiele dafür, wie sich das menschliche Handeln negativ auf die Pflanzenwelt ausgewirkt hat, aber die Lösung liegt nicht in einem »Hände weg«-Ansatz. Wenn unsere Interaktionen mit Pflanzen sich lediglich auf den Nahrungsaspekt beschränken oder auf stark gepflegte öffentliche Räume, können unsere Wildpflanzen leicht aus den Augen, aus dem Sinn geraten und verloren gehen. Darüber hinaus haben sich viele Pflanzen zusammen mit menschlichen und nichtmenschlichen Lebewesen entwickelt. So wie blühende Pflanzen zur Bestäubung auf Insekten angewiesen sind, sind Wurzelpflanzen darauf angewiesen, dass der Boden umgegraben wird, damit er belüftet wird und Lücken für die Samen entstehen. Wenn diese Verantwortung zur Pflege der Pflanzen nicht erfüllt wird, kann dies zu einem Rückgang ihrer Populationen führen. Tiefere Verbindungen werden durch persönliche, enge Beziehungen hergestellt. Die Ernte von Pflanzen und ihre Verarbeitung zu heilenden Nahrungsmitteln und pflanzlichen Heilmitteln gehören zu den intimsten Beziehungen, die wir mit der Pflanzenwelt haben können.


Geschichte aus der Community

DAS BESPRÜHEN DER STRAßENRÄNDER MIT HERBIZIDEN REDUZIEREN

Autobahnen sind für engagierte, einheimische Freiwillige, die etwas bewegen wollen, besonders geeignet. In vielen ländlichen Gebieten werden Straßenränder regelmäßig mit Chemikalien besprüht, um die Ausbreitung von »schädlichem« Unkraut zu stoppen. Freiwillige Helfer können helfen, das Besprühen zu verhindern, indem sie diese Pflanzen manuell entfernen und ein einheimisches Pflanzenökosystem wiederaufbauen. Dies war der Fall bei einer kleinen Gruppe von Mitgliedern des Okanogan Ortsverbands der Washington Native Plant Society, die seit 2008 einen viel befahrenen Highway umgestaltet haben. Sie treffen sich im Frühling und Herbst, bei Regen oder Sonnenschein, um Unkraut zu jäten und einheimische Samen zu säen. Jedes Jahr unterzeichnen sie zusammen mit dem Verkehrsministerium des Bundesstaates Washington ein Spritzverbot-Abkommen, das sicherstellt, dass ihr Autobahnabschnitt frei von Herbiziden bleibt.

Mehr als ein Jahrzehnt später ist dieser Autobahnabschnitt das Zeugnis einer aktiven pflanzenliebenden Gemeinschaft! Im Gegensatz zu anderen Straßenabschnitten, die regelmäßig mit Herbiziden besprüht werden, ist ihre Fläche voller farbenfroher Tupfer von einheimischen Pflanzen. Es hat sich ein selbst erhaltendes Ökosystem gebildet, in das der Mensch bisher kaum oder gar nicht eingreifen musste.

Werden bei Ihnen die Straßen mit Herbiziden besprüht? Möchten Sie ein ähnliches Projekt starten? Joyce Bergen, die ehrenamtliche Organisatorin dieses Projekts, hat folgende Empfehlungen:

Arbeiten Sie mit lokalen Gärtnereien für einheimische Pflanzen zusammen, die möglicherweise über Fachwissen verfügen sowie Samen- und Pflanzenspenden anbieten.

Suchen Sie nach lokalen Experten für einheimische Pflanzen, die als Berater fungieren und den Prozess beaufsichtigen.

Vergewissern Sie sich, dass Sie eine ausreichende Menge an Freiwilligen haben, bevor Sie diese Aufgabe übernehmen. Das Jäten von Unkraut entlang einer Autobahn ist harte Arbeit. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn die Zahl der Beteiligten etwas abnimmt. Überlegen Sie, ob Sie sich auf eine begrenzte Anzahl von Jahren festlegen oder ob Sie es zu einem fortlaufenden Projekt machen wollen.

Wenn Sie in den USA leben, müssen Sie sich mit Ihrem regionalen Verkehrsministerium abstimmen, bevor Sie mit der Arbeit beginnen. Wenn Sie Ihren Standort mit einem Schild kennzeichnen möchten, kann das US-Verkehrsministerium Parameter für die Anbringung eines Schildes festlegen, damit es legal und sicher steht. Möglicherweise kann es Ihnen auch Sicherheitswesten und Warnschilder zur Verfügung stellen, um die Autofahrer auf Ihre Anwesenheit aufmerksam zu machen.

Zeigen Sie zu Beginn jedes Arbeitseinsatzes jeweils ein Exemplar der Unkräuter, die dieses Mal entfernt werden sollen. Denn nicht jeder Freiwillige ist mit jedem Unkraut vertraut. Ein gutes Motto ist: »Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie, bevor Sie es herausziehen!« Am besten ist es, eine Person zu benennen, die den Freiwilligen bei der Identifizierung hilft.

Machen Sie zum Vergleich Fotos von der Stelle, die Sie bearbeiten wollen, gleich zu Beginn und danach in regelmäßigen Abständen.

Machen Sie jeden Herbst Aufzeichnungen über die Samen und Pflanzen, die gesetzt wurden, damit Sie den Erfolg im folgenden Jahr beurteilen können.

Journal:

REFLEXION

In diesem Kapitel haben wir über unsere ethische Grundhaltung und unsere Prinzipien im Zusammenhang mit dem Wildsammeln berichtet. Was ist Ihre persönliche ethische Haltung und welche Verantwortung empfinden Sie in Bezug auf das Sammeln von Wildpflanzen? Welche Bedenken und Ängste haben Sie diesbezüglich? Wie können Sie bestehende Gruppen ausfindig machen, die Sie beraten und Ihre Untersuchung zu lokalen Nachhaltigkeitsfragen unterstützen können? Wie können Sie das, was Sie lernen, mit anderen teilen?

1 * Dem Bundesamt für Naturschutz (BFN) zufolge sind in Deutschland über 30 Prozent der Wildpflanzen bestandsgefährdet. Das BFN stellt regelmäßig Rote Listen für in Deutschland einheimische Pflanzen vor. Weitere Informationen finden Sie unter www.bfn.de (Anm. d. Verlags).

Heilende Wildkräuter

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