Читать книгу Heilende Wildkräuter - Rosalee de la Foret - Страница 40
VERHALTEN SIE SICH UMSICHTIG
ОглавлениеDer Umgang mit der Natur löst bei vielen Menschen Ängste aus. Wenn Sie wenig oder keine Erfahrung mit Pflanzen und der Natur haben, ist es normal, vorsichtig zu sein. Sicherheit beginnt mit der Kenntnis der Gefahrenmöglichkeiten. Mit Wissen können Sie die Angst vor dem Unbekannten zerstreuen.
Das Wichtigste ist Ihre persönliche Sicherheit. Ob Sie sich in einem Stadtpark oder in der Wildnis befinden, seien Sie sich Ihrer Umgebung jederzeit bewusst. Es kann eine gute Idee sein, jemandem zu sagen, wohin Sie gehen und wie lange Sie voraussichtlich dortbleiben werden. Tragen Sie dem Wetter und dem Gelände angepasste Kleidung und Schuhe. Je nachdem, wohin Sie gehen, sollten Sie eventuell einen kleinen Rucksack mit Wasser und einem Erste-Hilfe-Set mitnehmen.
Informieren Sie sich über die potentiellen Gefahren in Ihrem Sammelgebiet und zeigen Sie die entsprechende Vorsicht. Dazu gehören z. B. aufziehende Stürme, rutschige Wege, giftige Pflanzen, größere Raubtiere, Giftschlangen oder Zecken. Achten Sie auch auf von Menschen verursachte Faktoren wie beispielsweise die Anwesenheit von Jägern.
Für einige Gemeinschaften kann der Aufenthalt in Wildgebieten unerwünscht sein oder sich unsicher anfühlen. Gruppen wie »Diversify Outdoors«, »Outdoor Afro«, »Latino Outdoors«, »Native Womens Wilderness« und »Pride Outside« sind einige gute Ansprechpartner, um Unterstützung zu finden und sozialen Wandel herbeizuführen. TrailLink.com listet rollstuhlgerechte Wanderwege in den Vereinigten Staaten auf. Auch viele Städte und Bundesstaaten haben solche Listen. In Deutschland informiert z. B. das Portal Barrierefreier Tourismus über rollstuhlgerechte Wanderwege (www.barrierefreier-tourismus.info, Anm. d. Verlags).
Prüfen Sie, ob das Gebiet sicher ist, um dort zu ernten, insbesondere im Hinblick auf die Bodenbeschaffenheit. Vermeiden Sie Gebiete, die regelmäßig mit Pestiziden oder Herbiziden besprüht werden, Gebiete, die von Abflüsse oder Abfälle aus landwirtschaftlichen oder Produktionsbetrieben betroffen sind, verschmutzte Wasserläufe und Überschwemmungsgebiete, ehemals erschlossene Industrieflächen (Brachflächen), mit bleihaltiger Farbe verseuchte Fundamente alter Gebäude sowie Orte mit hoher Tierzirkulation. Verdächtig sind Straßenränder, Gleisanlagen, Golfplätze und große landwirtschaftliche Betriebe. Lernen Sie, die Anzeichen zu erkennen, wenn Pflanzen vor kurzem mit Chemikalien besprüht wurden, wie z. B. seltsam gelbe oder deformierte Blätter und Stängel.
LERNEN SIE IHREN BODEN KENNEN
Allgemein betrachtet man bestimmte Landschaften, insbesondere städtische und industrialisierte, mit Argwohn. Doch Nance Klehm, Designerin von Ökosystemen und Begründerin der Sozialen Ökologie, plädiert dafür, sich stattdessen dem Boden mit Neugier und Staunen zu nähern. Als eines ihrer vielen Projekte unterstützt sie Gemeinden bei der Bodenbewertung und -sanierung, der »Hilfe zur Selbsthilfe für den Boden«, indem sie Mittel wie Pflanzen, Bakterien und Pilze einsetzt, um der Kontamination entgegenzuwirken.
»Es besteht viel Angst und Widerstand rund um die Bodensanierung, genau wie die Angst vor der Nahrungssuche«, sagt Nance. „Aber wir können uns darauf einlassen und neugierig auf etwas werden, das krank ist, und dem wir bei der Heilung helfen können.«
Um etwas über Ihren Boden zu erfahren, schlägt Nance vor, Ihre Sinne einzusetzen und sich Fragen zu stellen. Im Folgenden finden Sie einige Vorschläge, die Ihnen den Einstieg erleichtern sollen.*2
1. FÜHREN SIE EINE GRÜNDLICHE STANDORTBEWERTUNG DURCH.
Eine Standortbeurteilung ist sowohl ein sensorischer Prozess vor Ort als auch ein forschungsbasierter Vorgang. Beginnen Sie mit der Kartierung und Beschreibung der Strukturen und Merkmale des Standorts (Bäume, Gebäude, Wasserquellen usw.). Ziehen Sie einen breiteren Bogen, der angrenzende Grundstücke umfasst, und notieren Sie, wie sie den Standort beeinflussen.
Ziehen Sie, falls vorhanden, historische Aufzeichnungen und Fotos hinzu. Diese können ein Licht auf langfristige Entwicklungen am Standort werfen, die sonst unbemerkt bleiben könnten.
Wenn Sie können, setzen Sie sich mit einem langjährigen Anwohner oder Geschäftsmann zusammen. Wenn Sie diese Person zu einer Tasse Tee oder einem Mittagessen einladen und ihr ein paar Fragen stellen, können Ereignisse oder Entwicklungen aufgezeigt werden, von denen Sie sonst unmöglich erfahren würden. Diese »In-Perts« (oder lokale Experten) können Hinweise auf die soziale und kulturelle Nutzung des Landes und auf Dinge geben, die die Unversehrtheit des Landes beeinträchtigt haben könnten (Abbruch, Wiederaufbau, Autoreparatur, Gemüseanbau usw.). Vergessen Sie nicht zu fragen, mit wem Sie sonst noch sprechen sollten!
2. ERKUNDEN SIE DIE BIOLOGISCHEN VORAUSSETZUNGEN DES STANDORTES
Um die Beeinträchtigungen und die Fruchtbarkeit des Bodens zu verstehen, versuchen Sie als nächstes, die Besonderheiten und die Gesundheit der kultivierten und spontanen Vegetation vor Ort zu identifizieren. Welche Arten gibt es dort und wo? Welche Arten oder Bereiche der Landschaft scheinen gesund zu sein oder haben zu kämpfen, und auf welche Weise?
Nehmen Sie etwas Erde in die Hand und riechen Sie daran, sehen Sie sich ihre Farbe und Dichte an, fühlen Sie ihre Textur zwischen Ihren Fingern und markieren Sie die Stelle, von der Sie sie genommen haben, mit einer Schnur. Tun Sie dies in mehreren verschiedenen Bereichen.
Welche Tierspuren – von Wild- oder Haustieren – sehen Sie?
Wie fließt Wasser durch das Gelände?
Gibt es offensichtliche Anzeichen von Verschmutzung? Wie stark oder weit verbreitet ist sie? Was ist die Ursache? Ist sie aktuell oder alt, kommt sie wiederholt vor oder rührt sie von einem einzelnen Ereignis her? Können Sie die Art der Verschmutzung genau bestimmen?
Graben Sie mit Handschuhen mehrere Testlöcher, jeweils 30 cm tief, und betrachten Sie die Bodenhorizonte. Führen Sie einen Rüttel- und einen Perkolationstest durch, um die Bodenstruktur und -zusammensetzung zu bestimmen. Sammeln Sie genügend Boden, um auch einen chemischen Bodentest in einem örtlichen Labor durchführen zu lassen. (Mehr über diese Bodentests erfahren Sie in Nance Klehms Handbuch The Ground Rules).
3. ENTWICKELN SIE EINE STRATEGIE FÜR DIE LANGFRISTIGE GESUNDHEIT DES BODENS IN IHRER NACHBARSCHAFT
Setzen Sie sich mit einigen Entscheidungsträgern aus der Gemeinde zusammen, um Ihre Ergebnisse zu besprechen, Ihre Ziele zu bestimmen und eine realistische und realisierbare Strategie für die Fortführung Ihres Plans zur Bodensanierung zu entwickeln. Um erfolgreich zu sein, müssen Sie im Rahmen Ihrer gemeinschaftlichen Leistungskapazitäten arbeiten!
4. LAST BUT NOT LEAST – GEHEN SIE HINAUS UND BEGINNEN SIE ZU GRABEN!
Vorsicht:
VERBREITETE GIFTPFLANZEN
Viele Pflanzen sind sicher zu handhaben und zu konsumieren, einige können jedoch tödlich sein oder zumindest starke Beschwerden verursachen. Mit Ausnahme der unten erwähnten giftigen Pflanzen werden alle Pflanzen in diesem Buch schon seit langem sicher verwendet. Wenn Sie eine neue Pflanze finden, müssen Sie sich zu 100 Prozent sicher sein, also konsultieren Sie zusätzlich zu diesem Buch weitere Bestimmungsbücher für heimische Pflanzen. Informieren Sie sich über eventuelle giftige Doppelgänger, die mit der von Ihnen gesuchten Pflanze verwechselt werden könnten. Bitten Sie im Zweifelsfall jemanden, der sich mit lokalen Pflanzen auskennt, Ihren Fund zu prüfen. Organisationen, die sich für einheimische Pflanzen einsetzen, existieren an vielen Orten und bieten oft kostenlose Treffen, Exkursionen oder Online-Foren, bei denen Sie um Hilfe bitten können. Wir empfehlen auch, Kurse bei lokalen Kräuterkundlern, Pädagogen, Naturheilkundlern und Botanikern zu besuchen.
Machen Sie sich, zusätzlich zu den folgenden verbreiteten Giftpflanzen, auch mit allen anderen Giftpflanzen vertraut, die in Ihrer Gegend vorkommen. Naturführer, Bücher zum Thema Nahrungssuche, Gruppen, die sich für einheimische Pflanzen einsetzen, sowie staatliche Beratungsstellen sind gute Informationsquellen.
GEFLECKTER SCHIERLING (Conium maculatum) ist hochgiftig. Verschlucken führt in der Regel zum Tod, manche Menschen bekommen durch bloße Berührung eine allergische Kontaktdermatitis. Diese Pflanze aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae) wächst auf Ruderalflächen wie Schuttplätzen oder Brachen und an Ufergebieten. Sie hat hohe, hohle Stängel mit violetten Flecken, Blätter, die wie Karottengrün aussehen, und schirmförmige Büschel mit winzigen, fünfblättrigen weißen Blüten.
WASSERSCHIERLING (Cicuta spp.) gilt als giftigste Pflanze Nordamerikas. Verschlucken kann Erbrechen, Delirium, Krampfanfälle und den Tod verursachen. Diese in feuchten Gebieten vorkommende hochwachsende Pflanze der Familie der Doldenblütler (Apiaceae) hat Blätter und Blüten, die denen des Gefleckten Schierlings (Conium maculatum) ähneln, sowie eine knollenartige, gekammerte Wurzel, die einen öligen gelben Saft enthält.
ROTER FINGERHUT (Digitalis purpurea) kann bei Einnahme zu schwerer Krankheit und Tod führen. Diese häufig vorkommende Zier- und Wildpflanze hat eine grundständige Blattrosette aus einfachen, groben Blättern und einen aufrechten Stängel mit auffälligen, glockenförmigen Blüten, die gewöhnlich violett oder rosafarben sind. Sie kann mit Pflanzen wie Beinwell und Königskerze verwechselt werden.
JOCHLILIE (Zigadenus spp.) ist eine giftige Pflanze, die Erbrechen, Krämpfe und Tod verursachen kann. Sie wird häufig mit einem Zwiebelgewächs verwechselt, da sie aus einer zwiebelartigen Knolle herauswächst. Sie hat kleine weiße Blüten; die Blätter ähneln Gräsern. Der Lebensraum erstreckt sich von feuchten Tälern bis zu sandigen Ebenen (Verbreitung nur in den USA und in Kanada, Anm. d. Verlags).
RIESEN-BÄRENKLAU (Heracleum mantegazzianum) enthält einen Saft, der bei Kontakt mit der Haut zu einer Reaktion namens Wiesengräserdermatitis (Phytophotodermatitis) führt, bei der Blasen und Hautausschläge entstehen, wenn die Haut dem Sonnenlicht ausgesetzt ist. Diese hoch aufragende (bis zu 4,5 m hohe) Pflanze aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae) wächst in Feuchtgebieten. Sie hat weiße, schirmförmige Blütenbüschel und dicke, leicht geriffelte Stängel mit violetten Flecken. Ihr Verwandter, der Wiesen-Bärklau (Heracleum maximum), kann ebenfalls Hautreizungen verursachen.
KLETTERNDER GIFTSUMACH, EICHENBLÄTTRIGER GIFTSUMACH UND GIFTSUMACH (Toxicodendron radicans, T. diversilobum, T. vernix) sind Pflanzen der Familie der Sumach-Gewächse (Anacardiaceae), die einen chemischen Stoff namens Urushiol enthalten, der Hautausschläge und Blasen verursachen kann. Kletternder Giftsumach und Eichenblättriger Giftsumach wachsen typischerweise als Sträucher oder Reben in bewaldeten Gebieten und haben dreiblättrige Büschel. Giftsumach ist ein großer Strauch oder Baum, der in feuchten Gebieten vorkommt und an roten Stängeln gefiederte zusammengesetzte Blätter hat.