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Marrakech/Marrakesch

August 1963

Eine Reise nach Istanbul, das prächtige Byzanz, das sagenhafte Konstantinopel und danach Badeferien am Meer. An der Uni ist ein Dorf ausgeschrieben mit Hütten und Badegelegenheit:

Selim Pasa am Marmarameer zwischen Istanbul und Silivri. Der Vater ist entsetzt: „Du wirst im Harem landen.“ Die Mutter erklärt, dass seit Atatürk, dem Vater der Türken, die Einehe gesetzlich vorgeschrieben ist und 1924 bereits das Wahlrecht für Frauen eingeführt wurde, wovon die moderne Schweiz noch meilenweit entfernt ist. „Nun, das Gesetz ist eine Sache, die Durchführung vielleicht die andere.“ Der Skeptiker streicht ihr sicherheitshalber den Zuschuss zum Studium.

Sie arbeitet an den Wochenenden. Man kann ja vorher die Kultur des Orients an einem etwas näheren Ziel erkunden. Go west! Auf nach Marrakesch per Autostopp! Zwei weitere Studenten sind begeistert. Man setzt sich in Bewegung. München, der Genfer See, die Rhône hinunter, durch Montélimar, die nach Nougat duftende Stadt.

Da, ein Kastenwagen: Zwei policiers! „Bloß höflich!“ „Oui, Monsieur, bien sûr, Monsieur.“ Die französische Polizei duldet noch weniger Widerspruch als die deutsche. Und ja nicht von flics sprechen, ein Schimpfwort. Wie lässt sich auch ein Volk im Zaum halten und regieren, das 360 Käsesorten kennt, so ihr großer General de Gaulle.

Die Polizisten überprüfen die Ausweise, telefonieren nach Paris, wohl mit Interpol. Vielleicht suchen sie Ausreißer. Sie lassen warten. Endlich Freigabe!

Ein Stierzüchter, der Stiere zur Corrida nach Spanien bringen will, erzählt, dass unter Franco in Spanien Autostopp verboten ist, sogar unter Androhung von Haftstrafe.

Danach nimmt sie ein Matador mit. Sie ist begeistert. Er verspricht ein Plakat von sich. Er hat es in einer Kabine am Meer. Die Studenten folgen misstrauisch. Falls wirklich Gefahr in Verzug ist, soll sie klopfen. Er hat tatsächlich ein Plakat. Aber vorher möchte er ihr noch seine heldenhaft errungenen Narben am Körper zeigen. Er zieht sein Hemd aus. Sie soll die Wunden begutachten und natürlich sind das noch nicht alle. Sie klopft. Die Studenten schreien und klopfen. Er entlässt sie ohne Plakat.

Ankunft in Barcelona. Jetzt heißt es den Geldbeutel öffnen. Sie finden ein Zimmer in einer einfachen Pension, beschließen zu schlafen und danach das Weitere zu überdenken. Es ist brütend heiß. Die Pensionswirtin lugt herein. Ménage à trois. So züchtig, seltsam!

Weiter geht es an die Costa Brava. In einem Rohbau in Lloret de Mar wird zum halben Preis Quartier bezogen.

Das Geld nach Marrakesch hätte nie gereicht.

Wann wird man je verstehn?

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