Читать книгу Das wundersame Seniorenheim - Teil 4: Lucia und Lukas in der Türkei - Rosemarie Knutzen - Страница 9
Die Hochzeit und der Flug in die Türkei
ОглавлениеMucksmäuschenstill war es in der Kirche, alle warteten gespannt auf die Braut. Sezer, der Bräutigam, wischte sich nervös übers Gesicht, er schaute ringsherum und alle lächelten ihm freundlich zu. Er sah toll aus in seinem edlen dunklen Anzug, mit dem schicken weißen Hemd und der hübsch gebundenen Fliege. Die Kirche war voll, denn alle Verwandten und Bekannten, türkische und deutsche, waren gekommen und saßen nun in ihrer festlichen Kleidung da. Da ging die Tür auf und Steffi kam herein.
Man hätte eine Stecknadel fallen hören, so still war es. Steffi sah zauberhaft aus in ihrem wunderschönen weißen Brautkleid. Die dunklen Haare hatte sie sich mit weißen Perlen hochgesteckt. Es war eine deutsch-türkische Hochzeit und der Pfarrer sprach für die Muslime und für die Christen, es war ergreifend schön.
Omi und Opa Kiesel, Lucia und Lukas mit ihren Eltern und Uropa Heinz saßen neben Ali und seiner Familie. Alle sangen gemeinsam und beteten. Omi Kiesel sagte, so ein schönes Brautpaar hätte sie noch nie gesehen und beide Religionen seien so schön vereint, und dabei wischte sie sich eine Träne, die an ihrer Wange runterkullerte, ab.
„Ob wir nun Gott oder Allah sagen, wir sind alle Menschen auf dieser schönen Erde, ein jeder mit seinem Glauben. Der ist sehr wichtig und jeder Mensch sollte seinen eigenen Glauben auch leben können“, sagte Omi Kiesel und alle waren ihrer Meinung.
Es waren sogar einige Bewohner des Seniorenheimes Lieblich extra nach Frankfurt in die Kirche am Zoo gekommen, um bei der Trauung dabei zu sein.
„Am meisten freue ich mich auf die Hochzeitsfeier in der Türkei“, flüsterte Lucia ihrem Bruder zu, der zustimmend nickte. Heute sollte nämlich nur eine ganz kleine Feier nach der Trauung stattfinden, aber morgen früh um sechs Uhr ging der Flieger in die Türkei. Dort wollten sie in das Hotel von Sezers Vater Mehmet in Side fahren und dort richtig groß feiern.
„Kinder, aufwachen“, rief die Mutter den Geschwistern zu, „marsch ins Bad und dann schnell in die Küche zum Frühstück. In einer Stunde steht das Taxi mit Omi und Opa vor der Tür.“ So schnell waren die beiden noch nie gewaschen und angezogen und das auch noch mit einem strahlenden Lächeln. Schnell wurde gefrühstückt und dann standen sie schon aufgeregt vor der Haustür. Ihr Vater konnte nicht mitfahren, er musste arbeiten und hatte keinen Urlaub bekommen, weil gerade so viele Kollegen krank waren. Aber vielleicht würde er für ein paar Tage nachkommen, hatte die Mutter gesagt.
Da kam auch schon das Taxi angefahren und Opa Kiesel winkte ihnen zu. Der Fahrer verstaute die Koffer und Lucia und Lukas stiegen mit ihrer Mutter ruckzuck ein. Die Fahrt zum Flughafen Frankfurt verging ganz schnell, da sich alle über die bevorstehenden Ereignisse unterhielten. Am Flughafen angekommen, wurden sie schon stürmisch von Ali begrüßt.
„Wir haben die Koffer schon abgegeben, dort am Schalter.“ Die ganze Familie Kiesel lief mit ihrem Gepäck hinter Ali her und checkte ein. Dann sahen sie die anderen Familienmitglieder: Tanten, Onkels, Uropa Heinz, Cousinen und Cousins, Nichten und Neffen und den kleinen Dennis. Der kam lachend auf Lucia und Lukas zugelaufen. „Da ist ja auch unser Goldschatz“, sagte Omi Kiesel und Dennis lachte übers ganze Gesicht. Lucia nahm Dennis auf den Arm und drückte ihn ganz fest an sich, und an Dennis’ Lachen konnte man sehen, dass er sich bei Lucia wohlfühlte.
„Ich glaube, wir haben den ganzen Flieger nur für uns“, sagte Opa Kiesel scherzend. „Das glaub ich auch“, kam es von allen Seiten und sie mussten herzhaft lachen. Der Flug nach Antalya wurde über den Lautsprecher aufgerufen, von dort ging es nach Side. „Es geht es los, Kinder“, sagte die Mutter, „beeilt euch.“ – „Was ein Glück“, sagte Lucia, „ich hätte es vor Aufregung bald nicht mehr ausgehalten.“ Endlich saßen alle im Flugzeug und der Kapitän steuerte auf die Abflugbahn.
Hinter Lucia und Lukas saßen Alis Kinder, die erzählten, wie schön es in der Türkei ist und dass sie sich freuten, endlich wieder ihre Verwandten zu sehen. „Am meisten freue ich mich aufs Meer“, sagte Lukas, „ich habe meine Taucherbrille und die Schwimmflossen eingepackt.“ – „Ach“, meinte Lucia träumerisch „ich freue mich auf die köstlichen Süßigkeiten mit Honig.“ – „Kinder“, sagte die Mutter, „ich habe das Gefühl, dass alles schön in der Türkei ist.“ Ob sie wohl damit recht behielt?
Der Servicewagen wurde vorgefahren und brachte etwas zum Trinken. Eine Stewardess verteilte Malstifte und Blätter und sogar kleine Spielzeuge. So verging die Zeit ganz schnell und ruckzuck kündigte der Kapitän durch den Lautsprecher an, dass sie nun den Flughafen Antalya anfliegen würden.
Lucia schaute mit Lukas aus dem Flugzeugfenster auf das weite Meer. Da ruckte es kurz und schon waren sie gelandet. Der Weg in die Ankunftshalle war so spannend, dass Lucia ständig an ihrem T-Shirt zubbelte. „Kind, was bist du denn so nervös?“ sagte die Mutter. „Ach, Mami, ich kann es halt nicht mehr abwarten, endlich das Hotel zu sehen, und den Strand!“ – „Mir geht es auch so“, meldete sich Lukas zu Wort, „ich gehe sofort ins Meer zum Schnorcheln.“ –
„Aber, Kinder, erst mal müssen wir ankommen, dann sehen wir weiter“, sagte die Mutter lächelnd.
Sie gingen zur Gepäckausgabe und holten ihre Koffer. Ali hob die Hand und sagte: „Liebe Verwandte und Freunde, Mehmet, der Vater von Sezer, hat für uns Taxis bestellt. Bitte wartet draußen, ich werde euch zu ihnen bringen.“
Und so geschah es, Ali verteilte alle Gäste auf die bereitstehenden Autos und dann fuhren sie im Konvoi zum Hotel.
„Wow, ist das schön warm hier“, freute sich Lukas, „das kann man ja gar nicht mit uns daheim vergleichen.“ – „Ja“, erklärte Omi Kiesel, „wir sind ja auch im Orient, hier lässt es sich aushalten, denn wir sind direkt am Meer und da geht immer eine kleine Brise.“